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Veröffentlicht am 17.10.2022

Der Preis der Freiheit

Die Entführung
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Da der Pharmaunternehmer Ernest Whitfield seine Tochter Sandra ständig überwacht und sie von Leibwächtern beschützen lässt, entschließt sich Sandra eines Tages, zusammen mit ihrem heimlichen Geliebten ...

Da der Pharmaunternehmer Ernest Whitfield seine Tochter Sandra ständig überwacht und sie von Leibwächtern beschützen lässt, entschließt sich Sandra eines Tages, zusammen mit ihrem heimlichen Geliebten Carlos Bardon, ihre eigene Entführung vorzutäuschen. Leider werden nach einigen Tagen ganz in der Nähe von Sandras Versteck zufällig zwei Mitarbeiter ihres Vaters ermordet und Sandra wird tatsächlich entführt. Sowohl für die von Whitfield beauftragten Privatdetektive Karneth & Hobes als auch für Chief Inspector Henry Taylor beginnt daher ein Wettlauf gegen die Zeit.
Das Gelände eines Industriehafens, eine Spritze und einige Blutstropfen auf dem Cover; mehr braucht es nicht, um auf den Krimi einzustimmen. Das Buch ist in kurze Kapitel unterteilt, die jeweils präzise mit Ort und Datum betitelt sind. Durch die häufigen Schauplatzwechsel ist der Leser über fast alle Geschehnisse des Krimis informiert. Die Dialoge sind lebhaft, die Beschreibungen detailliert und auch die handelnden Personen sind genau charakterisiert.
Die Geschichte ist spannend aufgebaut, und auch wenn manches vorhersehbar scheint, sind die Verdächtigen nicht sofort feststellbar. Den Ermittlungsarbeiten der Polizei, aber auch der Privatdetektive, wird viel Platz eingeräumt. An manchen Stellen weiß der Leser wirklich über fast jeden einzelnen Schritt der Handelnden Bescheid. Dennoch bleibt das Buch abwechslungsreich und spannend. Nicht nur die Arbeit der Ermittler, auch deren Privatleben wird realistisch dargestellt. Am meisten lernt man hier über die Familie und auch das Verhalten des Chief Inspectors. Selbst wenn einige Stellen klischeehaft erscheinen – einige Stunden unterhaltsamen Nervenkitzel bietet dieses Buch auf jeden Fall.

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Veröffentlicht am 08.10.2022

Zum Sparverein mit Zwischengas

Kalamitäten im Sparverein
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Der beschauliche Ort Gramakirchen hat alle, was eine Dorfgemeinschaft braucht: Wirtshaus, Kirchenchor, Tennisclub und einen Sparverein. Mit der Ruhe ist es allerdings zu Ende, als der eingeheiratete Schwiegersohn ...

Der beschauliche Ort Gramakirchen hat alle, was eine Dorfgemeinschaft braucht: Wirtshaus, Kirchenchor, Tennisclub und einen Sparverein. Mit der Ruhe ist es allerdings zu Ende, als der eingeheiratete Schwiegersohn des verstorbenen Altbürgermeisters Kassier des Sparvereins wird; und plötzlich sogar mit der Sparvereinskasse und dem alten Tanklöschfahrzeug der freiwilligen Feuerwehr verschwindet ...
Kleine, nummerierte Fächer mit Schlitzen für den Geldeinwurf des Sparvereins greifen auf dem Cover bereits das Thema dieser amüsanten Geschichte auf. Der Sprachstil ist locker und die Dialoge sehr lebensnah. Auch die Charaktere der wichtigsten Persönlichkeiten des Ortes sind recht detailreich beschrieben. Etwas überspitzt zwar; aber jeder der solche Dorfgemeinschaften kennt, wird sicher den ein oder anderen Chorleiter, Feuerwehrler, Bau- oder Bürgermeister darin wiederfinden. Dem Autor gelingt mit dieser Geschichte ein humorvoller Querschnitt derartiger Persönlichkeiten.
Die Geschichte ist sicher weniger als Krimi zu sehen, sondern vielmehr eine teils vorhersehbare Gaunerei mit humorvollen Einblicken. Das Buch gipfelt in einem Roadtrip, der in überschaubarem Tempo vor sich geht, dem es aber dennoch nicht an Spannung fehlt. Und das überschaubare Tempo sollte man durchaus auch beim Lesen anwenden. Ansonsten könnte man die wunderbaren kleinen Anspielungen und Spitzen versäumen, die das Buch zu einer runden Geschichte machen. Alles in allem bescheren diese Kalamitäten eine schöne Ablenkung vom Alltag und ereignisreiche Lesestunden.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Sorge oder Sorglosigkeit

halbtote schmetterlinge
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Ambühl ist noch nicht ganz fünfzig, als er die Diagnose Prostatakrebs erhält. Sein Fall wird als unheilbar eingestuft und bringt dadurch sein gesamtes Leben durcheinander. Nicht nur der Körper, auch seine ...

Ambühl ist noch nicht ganz fünfzig, als er die Diagnose Prostatakrebs erhält. Sein Fall wird als unheilbar eingestuft und bringt dadurch sein gesamtes Leben durcheinander. Nicht nur der Körper, auch seine Psyche wird vor Herausforderungen gestellt. Und natürlich erstrecken sich die Auswirkungen der Krankheit auch auf sein Privat- und Berufsleben.
Das Cover ist in auffälligem Rot und Gelb gehalten, schemenhaft erkennt man in der unteren Hälfte drei Personen am Strand. Eine von ihnen mag der Protagonist Ambühl sein, dessen Leben in diesem Buch aus der Perspektive eines Erzählers wiedergegeben wird. Der Sprachstil ist nüchtern, erscheint teils wie ein Bericht und vermittelt unerwartet ein hohes Maß an Gefühl. Die Sätze sind oft lang und verschachtelt, sind aber überaus verständlich, was die Wortwahl und auch den Sinn des Geschriebenen betrifft.
Der Einstieg ins Buch ist recht stark und macht betroffen. Eine rasante Fahrt im Ferrari endet für einen Mann tödlich und der Leser erkennt darin den Suizid eines Verzweifelten. Die Geschichte um Ambühl selbst gibt einen Rückblick auf seine Kindheit, seine Beziehungen zu Frauen, seinen Beruf und vor allem auch auf seine Perspektiven nach der Krebsdiagnose. Es ist ein Nachdenken über Sein und Schein, über Sorgen und Sorglosigkeit. Das Ende der Geschichte überrascht.
Dieses Buch ist keine leichte Kost, aber dennoch nicht schwermütig. Es macht betroffen und hinterlässt im Leser doch kein Gefühl der Schwere. Es vermittelt die Gedanken und Gefühle des Protagonisten auf eindrückliche Weise, ohne ihn selber direkt zu Wort kommen zu lassen.

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Veröffentlicht am 26.09.2022

Die Kunst und ihr Preis

Das neunte Gemälde
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Kunsthistoriker Lennard Lomberg erhält einen rätselhaften Anruf vom einem Mann namens Dupret. Dieser fordert Lomberg auf, die Rückgabe eines verschollenen Gemäldes zu organisieren, wird aber kurz darauf ...

Kunsthistoriker Lennard Lomberg erhält einen rätselhaften Anruf vom einem Mann namens Dupret. Dieser fordert Lomberg auf, die Rückgabe eines verschollenen Gemäldes zu organisieren, wird aber kurz darauf ermordet. Kriminalrätin Sina Röhm ermittelt daher auch gegen Lomberg und findet heraus, dass sein Vater in Zusammenhang mit einem von den Nazis geraubten Gemäldes steht. Lomberg senior war schließlich Leutnant für Kunstschutz im besetzten Paris der 1940er Jahre. Sein Sohn beschließt daraufhin selber zu ermitteln und das Gemälde zu finden. Dabei dringt er nicht nur immer tiefer in die Geschichte seiner Familie ein, sondern wird sogar selbst zur Zielscheibe.
Das Cover zeigt einen Mann allein am Bahnsteig, das Bild ist einfarbig in Orangetönen gehalten, die Lettern des Titels scheinen durch ihre unterschiedliche Größe auf dem Umschlag zu tanzen. Die vordere Klappenbroschur beinhaltet einen Pariser Stadtplan von 1943, die hintere einen Plan von Ceret aus dem Jahr 2016, in dem die Geschichte beginnt. Sie wird in zwei Erzählsträngen wiedergegeben. In der Handlung von 2016 sind Lennard Lombergs Erlebnisse festgehalten; der zweite Erzählstrang vermittelt Ernst Lombergs Leben. Zur Unterstreichung der Glaubwürdigkeit sind in beiden Geschichten jeweils Wochentag und Datum der Geschehnisse vermerkt.
Lennard Lomberg und sein Umkreis sind sympathische Charaktere, sehr lebensnah gezeichnet, die neugierig auf weitere Geschichten rund um den Kunsthistoriker machen. Der Roman bildet eine sehr gut recherchierte Sicht auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs und seiner Altlasten. Der Autor verwebt historische Gegebenheiten und kunsthistorische Themen, und schafft daraus eine packende und lebhaft geschilderte Handlung. Immer wieder tauchen kleine Episoden auf, deren Sinn sich oft erst im Verlauf der Handlung erschließt.
Andreas Storm ist mit diesem Buch ein lesenswertes Debüt gelungen. Mit Hintergrundwissen und großem Sprachgefühl erschafft er aus vielen Teilchen eine runde Geschichte, auf die man sich gern einlässt und in der man von etlichen Aha-Effekten überrascht wird.

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Mit dem fliegenden Teppich durch unsere Gesellschaft

Der marokkanische Teppich
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Eigentlich will Mike Graufeder exotische Gewürze kaufen, erwirbt dann aber überraschend einen fliegenden Teppich. Damit startet er seine Reise in bizarre Welten …

Der Hintergrund des Covers zeigt einen ...

Eigentlich will Mike Graufeder exotische Gewürze kaufen, erwirbt dann aber überraschend einen fliegenden Teppich. Damit startet er seine Reise in bizarre Welten …

Der Hintergrund des Covers zeigt einen Teppich, auf einem hellen Rechteck heben sich der Name des Autors, der Titel sowie ein Strichmännchen auf einem fliegenden Teppich hervor. Dieses Strichmännchen verkörpert den unbedarften Protagonisten Mike Graufeder recht gut. Das keine Büchlein beinhaltet seine eigentlichen Erlebnisse und enthält im Anhang noch einige Geschichten vergessener Schicksale. Die Sprache ist einfach, dann wieder sehr rasant, teils mit langen, verschachtelten Sätzen; auch blitzen etliche Gedichte hervor und ab und zu überrascht der Autor sogar mit neuen Wortschöpfungen.

Der Protagonist besucht bei seiner Reise drei verschiedene Gegenden mit kriegerischem, vergnügungssüchtigem und industriellem Charakter. Die Beschreibung dieser Orte ist sehr detailliert; bei aller Fantasie des Buches - schließlich erinnert ein fliegender Teppich eher an ein Märchen - verfügt die Geschichte aber doch über einen erheblichen Wahrheitsgehalt. Die Wahrnehmung liegt dabei aber zum großen Teil im Auge der Leser*innen. Man kann die Lektüre daher durchaus zur Zerstreuung als erfundene Geschichte sehen, oder aber die unterschiedlichen Themen mit unserer heutigen Gesellschaft vergleichen.

Die darauffolgenden kurzen Erzählungen der vergessenen Schicksale heben sich vollkommen vom eigentlichen Buch ab. Zu realistisch erscheinen die Geschehnisse, und ich wünschte, ich hätte diese Erlebnisse erst mit etwas zeitlichem Abstand zur Geschichte mit dem fliegenden Teppich gelesen. Diese wahren Ereignisse haben mich sehr abrupt vom Teppich auf den Boden der Tatsachen geworfen. Gut, dass es am Ende des Büchleins noch einige leere Seiten zum Festhalten eigener Gedanken gibt.

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