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Veröffentlicht am 24.10.2022

Wie ein Tagebuch von Fremden

Die Vögel sangen ihre letzten Lieder
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„Heute ist alles anders. Es ist der wundersame Marvel-Abend.“ (S. 137)

Ich hatte keine Erwartungen an dieses Buch, welches in drei Abschnitte geteilt ist. Im ersten Teil erzählt Ottie Lee, eine rothaarige ...

„Heute ist alles anders. Es ist der wundersame Marvel-Abend.“ (S. 137)

Ich hatte keine Erwartungen an dieses Buch, welches in drei Abschnitte geteilt ist. Im ersten Teil erzählt Ottie Lee, eine rothaarige Maishaarfrau, ihre Erlebnisse am Tag, als drei schwarze Jungs gelyncht werden sollen. „Ein paar Maisblätter haben ein Maishaar erschossen, und dann haben sie haufenweise Häuser in Brand gesteckt und randaliert. Sie sitzen alle im Knast, aber da werden sie nicht lang bleiben. Ein paar Jungs wollen sie mit dem Vorschlaghammer rausholen, wenn der Sheriff nicht von selbst aufschließt.“ (S. 10)
Schnell wird ersichtlich, daß „Maisblätter“ schwarze Menschen und „Maiswurzeln“ ein schwarzes Elternteil haben, wohingegen Weiße als „Maishaare“ bezeichnet werden.
Ottie Lee Henshaw ist mit ihrem grapschenden Chef Bud Lancer und ihrem Mann Hale, sowie einem älteren Nachbarn namens Pops unterwegs nach Marvel. Obwohl sie recht früh aufbrechen, um ganz vorne einen guten Platz zu bekommen, und die Strecke nur ein Katzensprung entfernt ist, kommen sie nicht in Marvel an. Erst machen sie Halt in Ryansville, um etwas zu Essen. Dort lernen sie den Redner Homer Hale kennen, der Busse für die Gemeinde organisiert hat. Dann bleibt ihr Auto liegen und sie werden von Sally statt nach Marvel zu einer Quäker-Andacht mitgenommen. Und anschließend leihen sie sich ein Eselgefährt. Es ist eine wahre Odyssee. Ottie erzählt die Geschichte aus ihrer Perspektive, mit langen Schachtelsätzen und vielen Gedankensprüngen.

Im zweiten Teil geht es um Calla Destry, eine Maisblattfrau. Sie hatte eine Verabredung am Fluß mit ihrem Liebsten Leander, doch er ist nicht erschienen. Als sie wieder nach Hause kam, waren ihre Pflegeeltern Onkel D und Tante V bereits weg. Also hat sie kurzentschloßen deren Auto genommen, denn sie ist die einzige, die Auto fahren kann in der Familie. „Du bist die Fahrerin, Calla Dsestry. Dafür haben wir dich aufgenommen.“ (S. 158) Obwohl sie eigentlich ihre Pflegeeltern suchen sollte, macht sie sich zunächst auf die Suche nach ihrem Leander. In Ryansville trifft sie auf eine Meute, die einem Redner zuhört, der Busse versprochen hat und die Meute aufheizt.
Während Ottie viel indirekte Rede verwendet hat, nutzt Calla, die ebenfalls aus der Ich-Perspektive erzählt, kurze Sätze und vermehrt direkte Rede. Ihre Reise ist ebenso eine Odyssee, nur richtet sie viel mehr Schaden an.

Zuletzt kommt die Engelsbotin zu Wort, die für die gesamte Geschichte einen runden Abschluß bildet; dieser Teil umfasst nur knappe 15 Seiten.

Am Ende von Die Vögel sangen ihre letzten Lieder habe ich mich gefragt, warum ich Zeit in dieses Buch investiert habe. Ich habe nichts gelernt, ich wurde nicht zum Nachdenken angeregt, es ist nichts weltbewegendes oder überraschendes passiert. Es sind einfach drei Frauen, die in der selben heißen Augustnacht unterwegs in die gleiche Richtung sind, aber mit unterschiedlichen Zielen. Diese Frauen sind nicht bemerkenswert oder auffällig, es sind ganz normale Frauen. Als hätte ich das Tagebuch von Fremden gelesen.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

mir zu modern

Kitty Carter – Dämonenkuss
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„Menschen können keine Engel werden, denn im Leben begeht jeder mindestens eine Sünde.“ (S.33)

Ich lerne immer auf die harte Tour, daß ich Bücher und Autoren genauer recherchieren sollte, bevor ich nach ...

„Menschen können keine Engel werden, denn im Leben begeht jeder mindestens eine Sünde.“ (S.33)

Ich lerne immer auf die harte Tour, daß ich Bücher und Autoren genauer recherchieren sollte, bevor ich nach einem Rezensionsexemplar frage. In der Buchvorstellung, die mir dieses Exemplar schmackhaft gemacht hatte, stand nichts vom „erotischen Begehren“ (Klappentext oben), das mich eher zögern ließe. Doch moderne Urban-Fantasy verbunden mit einem historischen Krimi im viktorianischen England spricht mich sehr an. Und so ist Kitty Carter bei mir eingezogen und ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut.

Nach 182 Seiten der Geschichte und dem Abschlußwort der Autorin habe ich das Buch abgebrochen. Ich war schon nach der Hälfte des Buches geneigt, es beiseite zu legen, doch dieses letzte Kapitel war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hat. Doch ich beginne lieber am Anfang.

Kitty Carter ist 49 Jahre alt und hilft der Londoner Polizei mit ihrem Bauchgefühl und ihren Vorahnungen zu einer außergewöhnlich hohen Aufklärungsrate. Trotz all ihrer Selbstständigkeit, so ganz ohne eigene Familie, ist sie immer noch nur eine Frau in den Augen der Constables und ihres Chefs Patt Wallet.
Im ersten Kapitel wird nicht nur ein detailliertes Bild von Kitty gezeichnet, sondern auch von der Welt, in der sie lebt. „Eine Frau, die einem Beruf nachging, war zwar nichts gänzlich Exotisches, aber eben auch nichts, was von der dominierenden Männerwelt beklatscht wurde.“ (S. 13) Die Autorin wird nicht müde zu betonen, wie dominant diese Männerwelt ist und wie unterdrückt Kitty als Frau ist. „Sie hatte viele Entbehrungen erduldet, weil die Gesellschaft es so verlangt hatte. Oder besser gesagt, weil sie sich diesen gesellschaftlichen Normen unterworfen hatte. […] Wie ein ewiges Theaterstück, bei dem Frauen in alte vorgefertigte Rollen schlüpften, die viele von ihnen überhaupt nicht spielen wollten.“ (S. 167) „Ihre Freundin war zu sehr in ihrer antrainierten Geschlechterrolle gefangen, um sich an Kittys Seite gegen zwei Männer in Amt und Würden zu stemmen.“ (S. 177)
Wenn man bedenkt, daß Kitty ihr Leben alleine bestreiten möchte und dafür bei der Polizei arbeitet, und betont, wie unabhängig sie von dieser Konventionen ist, kommt mir nur eine Frage auf: Warum bezahlt ihr Vater ihr dann immer noch eine Wohnung inklusive Dienstmädchen? Das ist nicht sehr unabhängig. Aber das ist vielleicht auch nebensächlich. Viel störender finde ich das Verhalten dieser 49jährigen Frau. Nach ihrem Unfall und einem Gespräch mit Gott, kommt Kitty als sogenannter Dämon zurück auf die Erde und weiß nichts über ihr neues Leben. Sie weiß nicht, ob und von was sie sich ernähren muß, ob es bestimmte Verhaltensregeln gibt und ob noch mehr Dämonen in London existieren, außer dem, den sie suchen soll. Alles in meinen Augen essentielle Dinge.
Ihre erste Aktion gilt ihrer Leiche. Da sie nun wieder unter den Lebenden wandelt, muß sie den Beweis ihres Todes verheimlichen. Völlig ungeplant bricht sie in die Leichenhalle ein. Keine Ahnung, wie sie den Körper weg bringen soll, geschweige denn, wohin. Dies ist kein Einzelfall; Kitty kommt eine Idee und sie stürmt sofort los. Soetwas erwarte ich von Jugendlichen, nicht von Frauen, die schon einiges erlebt haben sollten.
Als Dämon treten Gefühle leichter an die Oberfläche. Bei Kitty ist das eine Begierde gegenüber ihres Chefs Patt Wallet und ständig kommen ihr erotische Phantasien in den Sinn. Doch bei einem ihrer ungeplanten Abenteuer in den Untergrund verfällt sie durch die Gefühle der umstehenden Leute in einen Rausch und erkennt plötzlich, daß sie diesen Mann, von dem sie zahlreiche Phantasien hatte, gar nicht will. Sie begehrt eine völlig Fremde, mit der sie einmal nicht so nett aneinandergeraten ist. Zack! Kitty ist lesbisch?!
Zumindest suggeriert dieses „Ein Wort zum Schluß“ der Autorin, daß sie genau das für Kitty im Sinn hatte. Laut der Autorin wurde sie zu einem Roman inspiriert, in dem „[…] eine divers angelegte Frau mit neunundvierzig Jahren die Hauptrolle spielt.“ (S.309)

Laut Wikipedia (01.09.2022 gegen 18:30 Uhr) bezieht sich divers auf einen Geschlechtseintrag, der auf die biologische Intergeschlechtlichkeit zurückzuführen ist. Ob dies auch auf eine nichtbinäre Geschlechtsidentität bezogen werden kann, unabhängig vom biologischen Geschlecht, ist rechtlich noch ungeklärt.

Kitty Carter macht auf 182 Seiten nicht den Anschein, als wäre sie nicht weiblich trotz ihres weiblichen Körpers. Demnach ist sie nicht divers, sondern eindeutig eine Frau. Vielleicht steht sie auf Frauen, wobei ich die Szene eher einem Rausch als einer Lebensentscheidung zugeordnet habe, vor allem nach diesen ganzen erotischen Begierden ihrem Chef gegenüber. Aber wer weiß, was sich auf den letzten 120 Seiten zugetragen hat. Vielleicht hat sie ja tatsächlich nicht nur die Liebe ihres Lebens im Körper einer Frau gefunden, sondern hat sich nach ihrem Auftrag in einen männlichen Körper transferieren lassen, da sie doch divers ist.

So oder so kommt mir dieses ganze diverse Zeug ebenso künstlich vor, wie der feministische Gedanke von Kitty Carter. Es passt einfach alles nicht in ein London von 1862, wo alles sehr viel strenger und konventioneller war. Leider hat die aktuelle Politik sich in dieses Buch eingeschlichen und mich damit rausgeworfen. Diese moderne Urban-Fantasy ist mir zu modern. Ich mag die viktorianische Zeit in Büchern, vor allem in Zusammenhang mit Steampunk.
Obwohl die Autorin im ersten Kapitel einen tollen Start hingelegt und die Atmosphäre ganz gut eingefangen hat, war der Rest einfach nur oberflächlich, Kitty zu ungestüm und das ganze enervierend.
Ich hatte große Hoffnungen in dieses Buch, die Aufmachung ist gelungen und die Grundidee spannend. Und dann kam das Moderne und Kitty Carter ist zu einem Teenager verkommen. Wenigstens passt der Name besser als zu einer 49jährigen, deren Vater sich Sorgen um den Ruf der Familie macht.

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Abgebrochen wegen fehlender Seiten und vulgärer Sprache

Seelenbinder
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Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, weil es so spannend klingt und in Berlin spielt. Aber selbst wenn es nicht in Berlin spielen würde, hat der Klappentext mich neugierig gemacht.
Im ersten Kapitel ...

Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, weil es so spannend klingt und in Berlin spielt. Aber selbst wenn es nicht in Berlin spielen würde, hat der Klappentext mich neugierig gemacht.
Im ersten Kapitel darf Thomas, der Protagonist, Eichenprozessionsspinner aus einem Baum entfernen. Sein Onkel und Geschäftsführer der Firma, unterstützt ihn dabei. Thomas wirkt sehr ungeduldig und genervt von seinem Onkel, und nutzt die Chance einer Pause auf einem verwilderten Grundstück. Dort findet er nicht nur aufgespießte Vögel, sondern auch ein verfallenes Haus. Danach geht es ziemlich zur Sache und Thomas flucht innerlich sehr viel.
Das zweite Kapitel spielt 1789 in Haiti und ich war sehr gespannt, was dort passiert. Doch leider fehlen sechs Seiten der Handlung (S.61-66) und es ging sofort wieder zurück zu Thomas. Mitten im Satz.
Obwohl ich nach diesem Sprung ziemlich demotiviert war, das Buch überhaupt weiter zu lesen, habe ich mir einen Ruck gegeben. Auf den nächsten drei Seiten ist Thomas so abfällig und vulgär, daß ich beschlossen habe, das Buch auf Seite 70 abzubrechen.

Veröffentlicht am 18.05.2022

Nach 67 Seiten abgebrochen

Litiotopia
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67 Seiten habe ich geschafft, etwas mehr als zwei Kapitel. Es war nicht leicht, denn mein Gehirn ist immer eingeschlafen, weil ich der Handlung überhaupt nicht folgen konnte. Das erste Kapitel endet auf ...

67 Seiten habe ich geschafft, etwas mehr als zwei Kapitel. Es war nicht leicht, denn mein Gehirn ist immer eingeschlafen, weil ich der Handlung überhaupt nicht folgen konnte. Das erste Kapitel endet auf Seite 34 und ist eine Beschreibung eines sieben Tage andauernden Traums. Es war unmöglich, zwischen Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden.
Anschließend kam ein ganzes Kapitel mit einem Monolog der anderen Person in diesem Buch. Der Leser lernt so einige Hintergründe der beiden Protagonisten.
Im dritten Kapitel bin ich wieder komplett verloren gegangen. Die Person aus dem ersten Kapitel ist in La Paz angekommen und macht irgendwas. Vielleicht im Rausch. Ich kann es nicht genau sagen.

Es werden hauptsächlich kurze Hauptsätze benutzt, was eher wie eine Aufzählung als eine Geschichte anmutet. Mich hat das erste Kapitel so sehr abgeschreckt, daß ich überhaupt nicht in das Buch hineingefunden habe. Da hilft die hübsche Aufmachung auch kein Stück.

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Veröffentlicht am 22.04.2022

Ungünstiges Format...

Starry Night, Blurry Dreams - Sternenklare Nacht, wundersame Träume
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Wer kommt auf die Idee, ein grellpinkes Vorsatzpapier in einem Buch zu verwenden, was aus Schwarz, Weiß und einigen Grautönen besteht? Ich habe einen richtigen Schreck beim Öffnen bekommen. Fast wie bei ...

Wer kommt auf die Idee, ein grellpinkes Vorsatzpapier in einem Buch zu verwenden, was aus Schwarz, Weiß und einigen Grautönen besteht? Ich habe einen richtigen Schreck beim Öffnen bekommen. Fast wie bei dem grellpinken Aufkleber auf dem Cover, welcher zum Glück leicht zu entfernen war.

Das Buch ist gebunden und hat mit 18cm x 19cm ein ungewöhnliches Format. Nachdem man den pinken Vorsatz überwunden hat, erwarten den Betrachter schwarz/weiß-Zeichnungen auf der einen Seite und gegenüber ein Wort, ein Satz oder eine Redewendung. Es ist zweisprachig, Deutsch in schwarz gedruckt und Englisch schräg darunter in grau, alles klein geschrieben.
Bereits auf der vierten Doppelseite nach dem Titel findet sich eine Zeichnung mit einer Frau in einem Teeglas, an deren Haaren sich ein Teebeutel-Zettel befindet. Der Titel lautet „tea time“, keine deutsche Übersetzung. Da kommt die Frage auf, warum es denn überhaupt in schwarz und grau da steht, anstatt auf eines von beidem zu verzichten. Es gibt weitere Beispiele, die Anspielungen auf Lieder (girls just wanna have fun), Bands (radiohead) oder Redewendungen sind und nicht übersetzt wurden. Wer mit den englischen Redewendungen nicht vertraut ist, versteht „sunny side up“ und ein dazugehöriger Spiegelei-förmiger Sonnenhut nicht. Für „knives to meet you“ fällt mir auch kein deutsches Äquivalent ein, daß einen ähnlichen Sinn zu dem Bild ergibt.

Kunst ist immer eine Geschmackssache. Mir sind die Bilder zu sauber, Bleistiftzeichnungen finde ich ansprechender. Außerdem frage ich mich, warum die Frauen meistens nur Unterwäsche tragen und die Männer voll bekleidet sind.
An diesem Buch stört aber vor allem das Format. Ein Wochenkalender zum Abreißen und auf der Rückseite die Sprüche dazu wäre wesentlich ansprechender als ein Buch.

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