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Veröffentlicht am 12.12.2022

Eine Geschichte, die unter die Haut geht

Die Schatten über uns
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Darum geht‘s:
Mia und Finn sind dabei eine Familie zu gründen und haben sich dafür ein Haus gekauft, das sie renovieren möchten. Während der Sanierungsarbeiten entdeckt Mia eine Nachricht, die in eine ...

Darum geht‘s:
Mia und Finn sind dabei eine Familie zu gründen und haben sich dafür ein Haus gekauft, das sie renovieren möchten. Während der Sanierungsarbeiten entdeckt Mia eine Nachricht, die in eine Fußleiste eingeritzt worden war: „Ich werde sie vom Dachboden retten“. Trotz böser Vorahnungen untersuchen sie daraufhin den Dachboden gründlich und machen eine furchtbare Entdeckung, die es ihnen unmöglich macht, im Haus zu bleiben.

Das junge Paar kommt bei Finns Eltern unter. Doch Mia lässt den grausigen Fund einfach nicht los und sie beginnt nachzuforschen, was in dem Haus damals passiert ist. Was sie herausfindet, bringt ihre ganze Welt ins Wanken. Doch das wahre Ausmaß des Grauens kann sie vorerst nur erahnen…

So fand ich‘s:
Das Buch fängt recht gelassen an: ein junges Paar, das bald ein Kind bekommt, sucht sich ein Zuhause und da es nicht zu viel kosten darf, entscheiden sie sich für ein renovierungsbedürftiges Haus. Schon bald entdeckt man die starken Charaktere, mit denen der Autor seine Figuren ausgestattet hat und man spürt in der Familie eine gewisse Anspannung – vor allem zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter. Diese Anspannung steigert sich nach der grausigen Entdeckung, die sie auf dem Dachboden des neu erstandenen Hauses machen.

Als ich anfange zu erahnen, in welche Richtung die grausamen Taten, die in dieser Geschichte den Grundstein bilden, gehen, haderte ich mit mir, ob ich das Buch weiterlesen sollte. Ich befürchtete, dass mir das alles persönlich zu nahe gehen könnte. Aber inzwischen hatte mich der Autor so sehr am Haken, dass ich dann doch nicht aufhören konnte mit lesen. Ich finde es faszinierend, wie er es schafft, mich mit der Entwicklung der Geschichte abzuschrecken, mich aber gleichzeitig so zu fesseln, dass ich es nicht schaffe, das Buch wegzulegen. Zwischenzeitlich fühlte ich mich förmlich wie das berühmte Kaninchen, das von der Schlange hypnotisiert wird.

Und immer wenn ich meinte zu wissen, was „damals“ wirklich passiert war, wurde ich durch eine überraschende Wendung eines besseren gelehrt. Mir blieb mehr als einmal die Spucke weg.
Dieses Buch ist alles andere als ein klassischer Psychothriller. Und der Autor versteht es ausgezeichnet, nicht nur mit der Psyche seiner Figuren sondern auch mit der seiner Leser zu spielen. Und das macht für mich gerade den Reiz dieses Buches aus.

Als ich die letzte Seite umgeblättert hatte, musste ich erstmal tief durchatmen und eine Weile innehalten. Die Geschichte hat es wirklich in sich. Und wenn es ein Buch gibt zu dem der Ausdruck „unter die Haut gehen“ passt, dann ist es dieses hier.

Es war mein erstes Buch von John Marrs und hat meiner zarten Seele einiges abverlangt. Aber die Faszination ist dann doch größer und ich werde mir seine anderen Bücher noch genauer anschauen. Aber jetzt brauche ich erstmal ein Wohlfühlbuch…

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.12.2022

Spannende Familiensaga

Das Geheimnis des Orangengartens
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Darum geht’s:
Leandra, eine junge Frau im heutigen Berlin, arbeitet als Übersetzerin. Ihr neuer Auftrag gibt ihr schon von Beginn an Rätsel auf. Warum möchte ihr Auftraggeber, der Schmuckhersteller Rufin, ...

Darum geht’s:
Leandra, eine junge Frau im heutigen Berlin, arbeitet als Übersetzerin. Ihr neuer Auftrag gibt ihr schon von Beginn an Rätsel auf. Warum möchte ihr Auftraggeber, der Schmuckhersteller Rufin, unbedingt, dass sie auf seinem Familienanwesen wohnt? Und was sind das für mysteriöse Geräusche, die sie nachts wahrnimmt? Selbst als man versucht sie zu vergiften, ahnt sie noch nicht, wie das Schicksal der Familie Rufin mit ihrer eigenen Familie und insbesondere mit ihrer Vorfahrin Emilia zusammenhängt.

Ende des 19. Jahrhunderts wird Emilia mit dem Schmuckhersteller Witt zwangsverheiratet und wohnt fortan in einem goldenen Käfig. Sie leidet sehr unter dem Jähzorn ihres Ehemannes. Als seine Spielsucht die Existenz der ganzen Familie bedroht, wird Emilias Situation noch schlimmer und sie droht daran zu zerbrechen. Das ungewöhnliche Angebot von Emanuel Rufin, einem Gläubiger ihres Mannes, scheint der einzige Ausweg für sie zu sein.

So fand ich’s:
Ich habe die Autorin Reena Browne erst kürzlich durch ihre “Aubreys End”-Reihe für mich selbst entdeckt. Mir gefällt ihr Erzählstil außerordentlich gut, mit dem sie es schafft, mein Kopfkino auf vollen Touren laufen zu lassen. Es wundert also nicht, dass mich dieses Cover und die Kurzbeschreibung schon fast magisch angezogen haben. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Bereits auf den ersten Seiten zeigt sich auch hier wieder das Erzähltalent der Autorin. Sie überzeugt mich, mit der Darstellung der beiden verschiedenen Zeitebenen: die Abschnitte, die im 19. Jahrhundert spielen, lassen sofort ein “Downton”-Abbey-Feeling aufkommen, ohne zu klischeebehaftet zu sein. Und die Teile aus unserer Zeit kommen sprachlich passend lockerer und moderner rüber.

Den Plot-Aufbau finde ich sehr gelungen – fast ein bisschen wie ein Puzzle. Als Leser entdecke ich immer wieder interessante Details, die zum Gesamtbild beitragen und so auch zum Spekulieren einladen. Teilweise liest sich dieses Buch wie ein Krimi, dann wieder wie ein historischer Roman, teils wie eine Liebesgeschichte – es ist einfach alles drin, was mein Leserherz begehrt.

Der einzige Wermutstropfen ist für mich die relativ kleine Seitenzahl. Ein paar zusätzliche Kapitel hätten der Geschichte auf jeden Fall gut getan. So kam einiges ein wenig zu kurz – z.B. ging mir die Liebesgeschichte etwas zu holterdiepolter und die Romantik konnte nur ein bisschen aufblitzen.

Alles in allem hat mich „Das Geheimnis des Orangengartens“ bestens unterhalten. Besonders gut gefallen haben mir auch die wohldosierten mystischen Elemente. Sie sind sehr glaubhaft eingebaut und wirken nie übertrieben. Gleichzeitig versprühen sie einen kleinen Hauch von Mystik über der ganzen Geschichte – Verbindungen, die von Herzen kommen. Einfach schön… Und sehr gerne mehr davon.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 12.11.2022

Wichtiges zwischenmenschliches Thema

Mehr als ein Wunsch
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Darum geht‘s:
Sunny befürchtet, dass Weihnachten wieder so traurig wird wie letztes Jahr. Seit seine Mutter verstorben ist, ist einfach nichts mehr wie es war. So hofft er, dass das Fest durch seine Weihnachtswünsche ...

Darum geht‘s:
Sunny befürchtet, dass Weihnachten wieder so traurig wird wie letztes Jahr. Seit seine Mutter verstorben ist, ist einfach nichts mehr wie es war. So hofft er, dass das Fest durch seine Weihnachtswünsche wieder zu etwas Besonderem werden kann. Doch sein Vater erklärt ihm, dass sein Wunschzettel viel zu lange ist und er ihm niemals alle Wünsche erfüllen kann. Sunny soll sich bis Weihnachten entscheiden, welcher Wunsch ihm am wichtigsten ist. Aber es ist so eine verzwickte Sache mit dem Wünschen. Und da wäre ja auch noch die Idee, die er zusammen mit seiner Schwester ausheckt, den Vater mit der Postbotin zu verkuppeln, damit dieser wieder fröhlicher wird. Für welchen Wunsch Sunny sich wohl entscheiden wird?

So fand ich‘s:
Zugegeben: ich liebe Weihnachtsgeschichten und sobald die Tage kürzer werden, gehören solche Bücher bei mir einfach dazu. Umso mehr freute ich mich über ein neues Weihnachtsbuch, das ein Landsmann von mir geschrieben hat. Man kann das auch etwas aus der Sprache des Autors rauslesen, was es nochmals sympathischer macht. Für mich war es ein bisschen wie „heimkommen“ wenn ich beispielsweise von der Bestnote 6 gelesen habe. Ich bin begeistert, dass der Verlag das so übernommen hat. Und diese Details werden in Fußnoten erklärt, so dass keine Irritationen aufkommen können. Auch sonst hat mir die Erzählweise von Werner Rohner gut gefallen. Er hat Sunny eine kindgerechte Stimme verliehen und ich hatte das Gefühl, dass der kleine Junge mir seine Geschichte ganz persönlich erzählt. Seine Gedankengänge schlagen öfter Mal Purzelbäume, was ihn noch lebendiger erscheinen lässt.

Die wertvollen Grundgedanken rund um das Thema „Wünsche“, welche der Autor uns hier auf den Weg mitgeben möchte, finde ich wunderbar dargestellt. Diese dann noch durch Kinderaugen zu sehen, macht es noch intensiver.

Zwischenzeitlich hatte mich die Melancholie der Geschichte etwas überrumpelt. Von der Kurzbeschreibung her war es ja grundsätzlich keine Überraschung, dass im Buch auch traurige Momente möglich sind. In einer solchen Intensität hatte ich das jedoch nicht erwartet. Es gibt durchaus recht beklemmende Situationen – sehr lebensnah und realistisch, aber eben auch sehr bewegend. Daher würde ich empfehlen, dieses Buch gerade mit jüngeren Kindern zusammen zu lesen und die einzelnen Kapitel gemeinsam Revue passieren zu lassen.

Auch die Illustrationen lohnen sich gemeinsam betrachtet zu werden. Gareth Ryans hat sich für Schwarz-Weiß-Zeichnungen entschieden, was den wehmütigen Charakter der Geschichte zwar unterstreicht. Aber mit den liebevoll gestalteten Figuren und der Farbe Rot, die punktuell als Hoffnungsschimmer eingesetzt wurde, wirken die Bilder nicht wirklich schwer und passen für mich wunderbar zu diesem Buch.

Alles in allem habe ich das Buch gerne gelesen. Sunny ist aber auch einfach ein Junge, den man gern haben muss. Und was das Thema „Wünsche“ betrifft, bin ich da voll und ganz beim Autor und ich bin sehr angetan darüber, wie einfühlsam und dennoch vollkommen nachvollziehbar er darstellt, wie wertvoll es ist, sich auch für andere Schönes zu wünschen - ein wichtiges zwischenmenschliches Thema und nicht nur an Weihnachten. Daher hat für mich das Buch das Prädikat „pädagogisch wertvoll“ absolut verdient.

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Für mich eine Autorenentdeckung :-)

Ancora
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Darum geht’s:
Das Talent Gedichte zu schreiben hat Romy von ihrer Mutter geerbt. Sie liebt es auch, immer wieder in den alten Gedichten ihrer Mutter zu stöbern. Das entsprechende Heft nimmt sie auch mit, ...

Darum geht’s:
Das Talent Gedichte zu schreiben hat Romy von ihrer Mutter geerbt. Sie liebt es auch, immer wieder in den alten Gedichten ihrer Mutter zu stöbern. Das entsprechende Heft nimmt sie auch mit, als sie mit ihren Freunden Aurel und Jannis in das abgeschiedene Dorf Ancora fährt, in dem sie einen unbeschwerten Sommer im Einklang mit der Natur und ganz ohne Handy und Verbindung zur Außenwelt verbringen möchte. Für die jungen Stadtmenschen ist bereits die Anreise eine Herausforderung. Und als sich immer mehr seltsame Ereignisse ereignen, die zu Romys Entsetzen genauso in den Gedichten ihrer Mutter beschrieben sind, setzt Romy alles daran herauszufinden, was in dem mysteriösen Dorf vor sich geht, nicht ahnend, in was für eine Gefahr sie sich selbst damit begibt.

So fand ich‘s:
Schon nach wenigen Absätzen war ich nicht nur mittten drin in der Geschichte, sondern auch begeistert von Colin Hadlers Erzählstil. Seine Art zu schreiben ist jung, frisch und schnörkellos. Er schafft es, mit wenigen Worten eine dichte Atmosphäre zu schaffen und lebendige Bilder vor dem inneren Auge entstehen zu lassen.

Die Geschichte ist von Anfang an wirklich spannend, bleibt aber durchweg ohne Hektik und ohne Effekthascherei und ist daher dem empfohlenen Lesealter absolut angemessen. Es gibt einzelne Abschnitte, bei denen für meinen Geschmack das Tempo doch etwas höher hätte sein dürfen. Aber immer wenn ich merkte, dass ich ungeduldig werde, hat mich der Autor mit einem neuen unerwarteten Detail oder einer unverhofften Wendung überrascht.

Je länger man liest, umso mehr beginnt man das eine oder andere zu erahnen, ohne aber auf die vollständige Auflösung zu kommen. Bis zum Schluss hin gibt es immer wieder Twists, die die Spannung hochhalten. Die Mysteryelemente sind gekonnt dosiert und so in den Plot verpackt, dass man dem Autor die Geschichte abnimmt.

Für mich ist Colin Hadler eine tolle Autorenentdeckung. In seiner Danksagung, die auch seine phantasievolle Art zu schreiben widerspiegelt, verspricht er ein „Wiederlesen“ in einem nächsten Buch. Da nehme ich ihn gerne beim Wort und freue mich auf neuen Lesestoff von ihm.

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Veröffentlicht am 15.10.2022

Zwei Frauen aus zwei Welten - Spannung im alten England

Aubreys End - Folge 1: Hoffnung auf ein neues Leben
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Darum geht’s:
Die junge Sienna schlägt sich 1819 in London mit Diebstählen gerade so durchs Leben. Als ihr herzloser Ziehvater sie als Prostituierte verkaufen will, entscheidet sie sich zur Flucht in einer ...

Darum geht’s:
Die junge Sienna schlägt sich 1819 in London mit Diebstählen gerade so durchs Leben. Als ihr herzloser Ziehvater sie als Prostituierte verkaufen will, entscheidet sie sich zur Flucht in einer Kutsche. Außerhalb von London kommt es zu einem tragischen Unfall und Sienna gehört zu den wenigen Überlebenden. Durch ein Missverständnis wird Sienna für die verunglückte Magd Tess gehalten. Sienna sieht darin ihre Chance ein neues Leben mit einer neuen Identität zu beginnen und tritt als Dienstmädchen ihren Dienst bei Lord Kilcane in Aubreys End an. Die harte Arbeit und insbesondere die jähzornige Lady Celia verlangen ihr einiges ab. Sienna hatte sich ihr neues Leben doch etwas einfacher erhofft, setzt dennoch alles daran, nicht als Betrügerin aufzufliegen.

So fand ich’s:
Zugegeben: ab und an tut mir leichtere Lektüre einfach gut. Dazu gibt es gerade im Bereich der historischen Romane richtige Wohlfühlbücher, in die ich gerne versinke. So wundert es auch nicht, dass mir Reena Brownes Reihe „Aubreys End“ mit seinen für das Genre typischen und farbenfrohen Covers direkt ins Auge gestochen ist. Die sechs Bände der Reihe haben auch nur jeweils knapp über 100 Seiten, so dass man die Geschichte wie eine Fernsehserie anhand einer Folge nach der anderen genießen kann.

Ganz so kuschelig beginnt die Geschichte dann allerdings nicht. Als Leser erlebt man mit, unter welchen dramatischen Umständen Sienna die Flucht ergreift. Und auch auf dem Herrensitz Aubreys End herrscht nach einem Schicksalsschlag alles andere als Eitel Sonnenschein. Und besonders die cholerische und hitzköpfige Lady Celia macht allen das Leben schwer. So scheint es fast, dass Sienna vom Regen in die Traufe geraten ist. Aber die patente junge Frau lässt sich nicht so schnell unterkriegen.

Ich war schnell in der Geschichte drin und habe genau das bekommen, was ich mir gewünscht habe. Ich wurde bestens auf eine leichte und unkomplizierte Art unterhalten. Da die Reihe aus sechs Bänden besteht, hatte ich etwas die Befürchtung, die Geschichte könnte sich hinziehen. Aber bis jetzt war es sehr kurzweilig und die Spannung hatte nicht lange auf sich warten lassen. Der Erzählstil ist flüssig und meiner Meinung nach der damaligen Zeit absolut angepasst, so dass ich mich tatsächlich ins 19. Jahrhundert zurückversetzt fühlte.

Auch wenn für mich dieser erste Band ein Buch „für zwischendurch“ war, wäre es unfair es nur als solches zu sehen. Die Figuren sind durchaus tiefgründiger als erwartet und die Spannung wie es mit Sienna, sprich Tess und Lady Celia weitergeht hat mich auf jeden Fall gepackt und ich freue mich auf Band zwei.

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