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Veröffentlicht am 27.10.2022

Abgebrochen.

Die Meerjungfrau von Black Conch
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David ist ein junger Seemann, der es liebt, mit seiner Gitarre aufs Meer hinauszufahren und seine Lieder zu singen. Eines Tages lernte er dabei ein sonderbares Wesen, eine Meerjungfrau - nicht ...

David ist ein junger Seemann, der es liebt, mit seiner Gitarre aufs Meer hinauszufahren und seine Lieder zu singen. Eines Tages lernte er dabei ein sonderbares Wesen, eine Meerjungfrau - nicht ganz Fisch, nicht ganz Mensch - kennen, die ihn von da an auf seinen Fahrten begleitete und seinem Spiel und Gesang lauschte: Aycacia. Geflohen vor gewalttätigen Männern, den bösen Zungen der Frauen, suchte sie im Meer ihre Freiheit. Doch als sie eines Tages von einer Gruppe junger Fischer gefangen wird, wird ihr auch diese Flucht entsagt. Als David von den geflügelten Worten der Betrunkenen hört, macht er sich sofort auf den Weg, seine große Liebe zu retten. Aber wird sie im niedrigen Wasser seiner Badewanne, in seinem kleinen Haus glücklich werden?

Was soll ich sagen. Ich hatte so Lust auf dieses Buch, endlich mal ein wenig davonträumen, weg von der harten Belletristik, den schweren Themen, ein wenig fantastisch denken. Aber das Buch bereitete mir eine harte Zeit: Bereits auf den ersten fünfzig Seiten häuften sich rassistische Formulierungen und Ausdrucke, die Sprache der Menschen und ihre Handlungen stießen mir unangenehm auf. Dadurch entschloss ich mich schweren Herzens, das Buch nach fünfzig Seiten abzubrechen. Es hat nicht sollen sein...

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Große Enttäuschung

Die Ewigkeit ist ein guter Ort
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Gemeinsam mit ihrem Freund Jan wohnt die Pfarrerstochter Elke in Köln. Sie studierte Theologie und arbeitet im Hubertusstift, begleitet Menschen auf ihrem letzten Weg an der Hand Gottes; später ...

Gemeinsam mit ihrem Freund Jan wohnt die Pfarrerstochter Elke in Köln. Sie studierte Theologie und arbeitet im Hubertusstift, begleitet Menschen auf ihrem letzten Weg an der Hand Gottes; später soll sie einmal die Gemeinde ihres Vaters übernehmen. Für Jan, Atheist durch und durch, eine lapidare Freizeitbeschäftigung, ein Aufschub, bis Elke etwas „Richtiges“ gefunden hätte. Da scheint es fast ein böses Omen, als Elke am Karnevalsdienstag einer alten Dame am Sterbebett das Vaterunser sprechen soll – doch nach drei Zeilen bar jeder Worte ist. Irgendwas mit Brot, Himmel, Schuld; es will ihr nicht mehr einfallen. Sämtliche Gebete, alles weg. Als habe sie plötzlich Demenz. Gottesdemenz? Sie wird vom Leiter der Gemeinde suspendiert und versucht, durch eine Reise an den Ort ihrer Heimat, im Haus ihrer Eltern, Klarheit zu erlangen. Aber alles erinnert sie an früher, nichts ist mehr so, wie es mal war. Der vierte Stuhl am Tisch wird immer leer bleiben, da, wo ihr Bruder immer saß. Und dann trifft sie Lukas, einen Motoradkünstler. Er ist Teil einer Gruppe von Steilwandfahrer, schwebt täglich mit seinem Motorrad zwischen Himmel und Erde. Plötzlich findet sie sich als Ansagerin im Ring – und innerhalb eines Sekundenbruchteils fällt ihr Leben auseinander.

"In meinem Kopf geriet alles durcheinander. Erinnerungen wandelten sich in Fantasien, Gebete deformierten sich zu Beschimpfungen, Worte, die mir lieb
waren, verschwanden. Als würden die schönen Dinge sich von mir abwenden und dabei ihre hässlichen Rückseiten offenbaren."
.
Was für eine spannende Idee: Gottesdemenz. Kann man eine Lebenseinstellung, das, wonach man sein Leben lang gelebt hat, einfach vergessen? In ihrem Debütroman „Die Ewigkeit ist ein guter Ort“, für welchen sie in Auszügen bereits 2019 den Hamburger Literaturpreis gewann, ergründet Tamar Noort, was es zwischen Himmel und Erde braucht, um glücklich zu sein, sich angekommen zu fühlen, abzuschließen und nach vorne zu schauen. Meine anfängliche Begeisterung legte sich leider sehr schnell. Bereits nach einer Handvoll Seiten wurde mir die Protagonistin zunehmend unsympathisch; sie nervte mich regelrecht mit ihren unüberlegten, fragwürdigen Handlungen, ihrer Verschlossenheit gegenüber ihrem Partner und der mangelnden Selbstreflexion, fügte sich nicht ins große Bild ein. Insgesamt wirkte der Handlungsverlauf sehr konstruiert und langatmig, überraschte ab und an mit ausgefallenen Ideen – Motorrad, Steilwand, Gottesbezug? –, doch auch hier verlor es sich schnell ins Voraussehbare. Sprachlich hingegen: richtig gut. Die Autorin schreibt leicht und lautmalerisch, lässt immer wieder humorvolle und nachdenkliche Nuancen einfließen und lässt so auch eine gewisse Tiefe durchblicken, die sich im Zusammenspiel mit den Protagonisten und der Handlung leider nicht manifestieren konnte. Schade, das hatte wirklich Potential! Macht aber dennoch gespannt auf alles, was von Tamar Noort noch kommt.

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Veröffentlicht am 06.08.2020

Leider enttäuschend

Asymmetrie
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Asymmetrie ist der Debütroman von Lisa Halliday und wurde mit dem Whiting Award ausgezeichnet. Das Buch beginnt mit der Geschichte von Alice, einer 25jährigen Lektorin, die sich in den 70jährigen Schriftsteller ...

Asymmetrie ist der Debütroman von Lisa Halliday und wurde mit dem Whiting Award ausgezeichnet. Das Buch beginnt mit der Geschichte von Alice, einer 25jährigen Lektorin, die sich in den 70jährigen Schriftsteller Ezra Blazer verliebt. Sie führen eine absurde, erotische Beziehung, von der niemand wissen darf, was sie sehr belastet. Gemeinsam verbringen sie ihre Zeit mit Essen, Baseball gucken oder in seinem Landhaus, doch Ezras Alter bringt auch einige Alterungserscheinungen mit sich und oftmals muss er zu Ärzten oder ins Krankenhaus; auch Sex ist wegen seiner Rückenbeschwerden nur selten möglich.
Im zweiten Abschnitt geht es um den amerikanisch-irakischen Doktoranden Amar, der am Flughafen in London in Gewahrsam genommen wird und sich zahlreichen Befragungen unterziehen muss, während das Buch im letzten Teil mit einem Interview von Ezra Blazer abgeschlossen wird.

Die Autorin hat es geschafft, mit ihrem Debüt bewusst zu provozieren, indem sie die Themen der Age Gap Rassismus ins Zentrum der jeweiligen Handlungen stellt. Der Schreibstil ist abwechslungsreich, denn so wechselt sie oftmals zwischen schnellen Dialogen ohne große Erklärung und langatmigen Erzählungen und Auflistungen. Zu Beginn hat mir dieser Wechsel gut gefallen, denn er hat Spannung und Tempo optimal transportiert, doch je länger die eintönigen Beschreibungen wurden und sich thematisch immer häufiger einzig um Baseball drehten, desto mehr distanzierte ich mich von meiner anfänglichen Begeisterung. Das mündete darin, dass ich das Buch nach ca. 150 Seiten abgebrochen habe, war ich doch nur noch genervt von den mir sinnlos erscheinenden Passagen.
Die Idee und der Aufbau sind wirklich interessant, und die Umsetzung eigenwillig und erfrischend, aber mich konnte sie damit einfach nicht abholen.

Herzlichen Dank an den btb-Verlag für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 25.10.2019

Leider sehr enttäuschend

Koala
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Koala von Lukas Bärfuss ist 2014 bei btb erschienen. Es ist eine Geschichte über Selbstmord, Heimat und Familienbande, die in vier Teilen erzählt wird. Zu Beginn wird in der Ich-Perspektive vom Selbstmord ...

Koala von Lukas Bärfuss ist 2014 bei btb erschienen. Es ist eine Geschichte über Selbstmord, Heimat und Familienbande, die in vier Teilen erzählt wird. Zu Beginn wird in der Ich-Perspektive vom Selbstmord des Bruders des Erzählers berichtet, die es sich zugetragen hat und welche Beweggründe dahinter stehen könnten. Er versucht, durch bekannte und historische Ereignisse Gründe anderer Persönlichkeiten zu finden und diese mit der hier erlebten zu vergleichen. Im zweiten Teil wird die Jugend des verstorbenen Bruders aufbereitet, seine Zeit bei den Pfadfindern und wie er zu seinem Spitznamen Koala kam. Im Folgenden wird die Entwicklungsgeschichte dieses Tieres im Verlauf der Jahrhunderte beschrieben bis zur heutigen Zeit, übergehend in einen abschließenden, an den Beginn der Geschichte anknüpfenden Teil, in dem der Erzähler mit dem Ereignis abschließt.



Der Schreibstil des Autors ist sehr ausführlich, langatmig und detailliert. Gemeinsam mit der tiefgründigen Thematik wird so das Lesen zusätzlich erschwert. In jeweils kurzen Passagen springt der Erzähler zwischen unterschiedlichen Handlungen, verfolgt dabei jedoch einen hintergründig laufenden roten Faden.

Insbesondere ab dem ersten Bruch der Erzählung fiel es mir zunehmend schwer, der Geschichte zu folgen. Ohne Vorbereitung wird der Leser in eine komplett andere Erzählwelt geworfen, die für die Gesamterfahrung zwar wichtig ist, aber doch auch fehlplatziert wirkt.



Insgesamt hat mir das Buch leider nicht gefallen, da der schwerfällige Schreibstil mir nur geringe Freude beim Lesen bereitet hat, obgleich der Hintergrund und die behandelten Themen durchaus wichtig und interessant sind.

Veröffentlicht am 12.06.2019

Gute Idee, aber ungenügende Umsetzung

Das kleine Café im Gutshaus
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Das kleine Café im Gutshaus ist ein Roman von Julie Shackman und im Mai 2019 als Paperback im Forever by Ullstein-Verlag erschienen.

Lara ist gelernt PR-Journalistin und kehrt nach Schottland zurück, ...

Das kleine Café im Gutshaus ist ein Roman von Julie Shackman und im Mai 2019 als Paperback im Forever by Ullstein-Verlag erschienen.

Lara ist gelernt PR-Journalistin und kehrt nach Schottland zurück, als sie in Malta von ihrem Freund betrogen wird. Hier möchte sie nun neu starten, doch Jobs sind begehrt und so arbeitet sie zunächst in einem Café als Barista. Doch ihre Leidenschaft schlägt für das Backen, was ihrer Chefin überhaupt nicht gefällt. Als sie dann eines Tages einen alteren Mann kennenlernt, dem das Glenlovatt Manor gehört und er sie nach seinem Tod in seinem Testament bedenkt, dort ein Café zu betreiben, um dem Anwesen finanziell zu helfen, geht für sie ein Traum in Erfüllung. Wäre da nur nicht Vaughan, der griesgrämige Sohn des Gutsherrn Gordon...

Der Schreibstil der Autorin war angenehm zu lesen und definitiv einer der besten Aspekte des Buches. Leider verliert sie sich häufig in Umschreibungen, die nicht wichtig sind und mich langfristig genervt haben.

Lara war eine durchsetzungsfähige, wenn auch zeitweise nervige Protagonistin. Sie ist sich ihrer Stärken bewusst und versucht, ihren Weg zu gehen. Doch was die Avancen von Vaughan angeht, verhält sie sich äußert merkwürdig, denn sie haben sich noch nicht einmal geküsst oder dergleichen, und trotzdem tut sie schon so, als kannten sie sich bereits seit vielen Jahren und er würde ihr schon immer schöne Augen machen und nun den Streit des Jahrhunderts führen, weil er anscheinend eine andere Frau heiraten wird. Bei Vaughan ging es mir leider ähnlich, doch ihm muss seine positive Entwicklung zugute gehalten werden.

Der Verlauf der Geschichte war leider arg vorhersehbar und hat dadurch wenig Spannung bereitgehalten. Ich habe mir aus der Idee sehr viel mehr versprochen. Genervt hat mich besonders, dass dauernd Zeilenweise Gebäck und Kuchen beschrieben wurden, die gebacken werden könnten, in der nächsten Zeile dann jedoch wieder beschrieben wurde, dass etwas ganz anderes in der Auslage liege, und nie Bezug zueinander genommen wurde. Viele lose Fäden ohne Verbindung!

Insgesamt leider ein sehr enttäuschendes Buch mit einer guten Grundidee, aber leider ungenügender Umsetzung.