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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2017

Starker Anfang, starkes Ende und etwas zu viel Drama dazwischen

Nothing Like Us
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Worum geht's?

Lena (20) hofft sich ihrem großen Berufstraum einen Schritt näher: Ihr Praktikum in der Küche des WEST Hotel & Residences in New York soll ihr die ersten Türen öffnen.
Dass sie dann erst ...

Worum geht's?

Lena (20) hofft sich ihrem großen Berufstraum einen Schritt näher: Ihr Praktikum in der Küche des WEST Hotel & Residences in New York soll ihr die ersten Türen öffnen.
Dass sie dann erst mal gar nicht in der Küche eingesetzt wird, sondern fegen und Wäschekammern aufräumen soll, passt ihr gar nicht. Kein Wunder, dass sie keinen Nerv für den allem Anschein nach ziemlich faulen, wenn auch attraktiven Praktikanten hat, mit dem sie zusammenarbeiten soll.
Was sie nicht weiß: In Wahrheit ist es niemand anderes als Sander Nicolas West, der Sohn des Hotelbesitzers, den sie da herumkommandiert. Und der findet das so amüsant und erfrischend, dass er sie nicht über die Verwechslung aufklärt. Schon bald kommen die beiden sich näher. Doch wird sie ihm jemals verzeihen können, wenn sie es herausfindet? Und wie könnten ihre Träume jemals zu seiner Zukunft passen?

Was mich neugierig gemacht hat:

Meine Neugier hat hier zuerst das Setting mit dem Luxushotel geweckt, zu dem auch das Cover mit dem edlen Türschild sehr gut passt. Obwohl es eigentlich sehr schlicht und thematisch naheliegend ist, fand ich es gleich sehr ansprechend und wollte wissen, worum es hier wohl gehen würde.
Der Titel lässt zwar darauf schließen, dass es sich um eine Liebesgeschichte handelt, hebt sich aber davon abgesehen nicht wirklich von der breiten Masse ab und kommt damit ein bisschen willkürlich und fast schon nichtssagend daher. Über den Hinweis auf das Genre hinaus vermittelt er nicht das Besondere an der Geschichte.

Wie es mir gefallen hat:

"Nothing Like Us" lässt mich ein wenig zwiespältig zurück. In einigen Punkten ist es sehr gut umgesetzt, in anderen dagegen ausbaufähig. Die positiven und negativen Aspekte halten sich die Waage und führen insgesamt zu einem Gesamtbild aus verschiedenen, einander entgegenstehenden Eindrücken.

Würde ich mein Gefühl beim Lesen in einem Kurvendiagramm darstellen, würde die Linie weit oben starten, dann mit einer leichten Abwärtstendenz verlaufen, im letzten Drittel ihren Tiefpunkt erreichen und zum Ende hin wieder stark ansteigen.
Der Anfangsteil mit dem Praktikumsbeginn und Lenas und Sanders Kennenlernen ist besonders gut gelungen und das zuckersüß arrangierte Ende hat mich wieder ein wenig mit den kleinen Schwächen und Längen auf dem Weg dahin versöhnen können.

In gewisser Weise ist die Grundsituation, dass Lena nicht über Sanders Identität Bescheid weiß, der Leser sich aber darüber im Klaren ist, ein Problem der Geschichte.
Zwar besteht ein bestimmtes Maß an Spannung darin, mitzuverfolgen, wie Sander die Enthüllung hinauszögert und man doch weiß, dass Lena irgendwann dahinterkommen wird. Doch dies wird zu sehr ausgereizt. Es dauert lang, bis es endlich zur Konfrontation kommt. Im Verhältnis verdaut Lena das Ganze dann unerwartet schnell.
Auch weitere Konflikte im Verlauf ziehen sich etwas zu sehr in die Länge, sodass der doch recht große Umfang des Buches ruhig ein bisschen hätte gestrafft werden dürfen.

Der Perspektivwechsel zwischen Ich-Erzählerin Lena und Ich-Erzähler Sander ist gut umgesetzt, wobei der Part Letzterens gerne noch ein bisschen stärker hätte ausfallen können.
Die Art des Erzählens ist sehr nah an den Figuren und selbst in dramatischen Situationen noch humorvoll und selbstironisch.
Besonders über Lena hätte ich gerne noch das eine oder andere aus ihrem Leben vor New York erfahren - es kommt schon fast so rüber, als hätte sie alle Zelte abgebrochen und bis auf Pflichttelefonate mit ihrer Mutter keinen Kontakt mehr nach Deutschland.

Die Liebesgeschichte entwickelt sich im Großen und Ganzen gut; nur einzelne Elemente haben mich gestört (wie z.B. Sätze à la "Ich glaube, ich verliebe mich gerade", nachdem die beiden schon zusammen waren - sollte das nicht passieren, bevor man etwas miteinander anfängt?)

Manchmal entstehen kleine Irritationen durch die Sprache - zumal die Dialoge natürlich Deutsch sind, in Wirklichkeit aber auf Englisch stattfinden. So habe ich mich z.B. darüber gewundert, dass manchmal von der "Sie"-Anrede die Rede war, die es im Amerikanischen ja gar nicht gibt. Was mir sprachlich wiederholt aufgefallen ist, ist außerdem, dass Verben falsch kombiniert worden sind (z.B. "in mein Zimmer gestürmt und mich (...) gezwungen hatte", "meine Taschen abgestellt und verschwunden war", "an dem Sander im Club aufgetaucht und mich ins Hotel gebracht hatte") - das aber nur am Rande.

Insgesamt gab es also sowohl Momente, in denen ich das Buch toll fand, als auch solche, in denen ich ein wenig genervt war.
Ich bin jedenfalls gespannt, worum es wohl in der Fortsetzung gehen wird, und werde die Upper-East-Side-Reihe mal im Auge behalten.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer Liebesgeschichten mit viel Gefühlswirrwarr und Hin und her mag und die altbewährte Problematik von Schichtunterschieden, bekommt hier eine kurzweilige Geschichte geboten.
Man sollte aber auf viel Hin und Her vorbereitet sein und auch ein bisschen Geduld dafür aufbringen können, wenn Konflikte nicht unbedingt begründet ein wenig in die Länge gezogen werden.

In einem Satz:

"Nothing Like Us" ist gut geschrieben, sehr unterhaltsam und trotz ein paar Klischees und Längen ein empfehlenswerter Liebesroman.


Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an den Verlag und an Vorablesen!

Veröffentlicht am 14.03.2024

Ein Hotel, das seinem Namen alle Ehre macht ...

Arctic Mirage
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Man hätte keinen passenderen Titel für dieses Buch wählen können. Es ist sowohl in seinem Setting als auch in seinem Ton arktisch kalt und durch und durch „mirage"; das gleichnamige Hotel macht seinem ...

Man hätte keinen passenderen Titel für dieses Buch wählen können. Es ist sowohl in seinem Setting als auch in seinem Ton arktisch kalt und durch und durch „mirage"; das gleichnamige Hotel macht seinem Namen alle Ehre: Alles hier scheint Illusion, Fata Morgana, Trugbild zu sein.
Daneben sind es vor allem Adjektive, die den Gesamteindruck treffend beschreiben: trostlos, lieblos, roh.
Das Arctic Mirage wird geradezu zum Sinnbild scheiternder Beziehungen und mangelnder Mitmenschlichkeit. Alles dreht sich um Abhängigkeiten, Machtspiele, Gewalt in verschiedenen Formen, soziale Ungerechtigkeit und um verzerrte Wahrnehmung. Doch man macht die Themen eher verschwommen unter der gefrorenen Oberfläche der Erzählung aus, als dass die Autorin einem gute Gedanken dazu mit auf den Weg geben würde. Der Schreibstil an sich ist unaufgeregt und, zumindest für mich, nicht sehr zugänglich.

Einigen Nebencharakteren wie insbesondere dem Arzt vor Ort und der jungen Dame vom Empfang (die letztlich für den vielleicht einzigen Hoffnungsschimmer im Buch sorgt) wird für den geringen Umfang des Buches überraschend viel Raum gegeben. Nicht immer erschließt sich dabei, warum erzählt wird, was erzählt wird. Und nicht alles ist wirklich interessant.
Die ebenfalls überraschend ausführlichen Rückblenden in Karos Vergangenheit haben mich dagegen mehr beschäftigt und einige wesentliche Dinge über die Protagonistin offenbart.

Die Auflösung wie im Werbetext des Verlags als „dunkles Geheimnis" zu betiteln, finde ich etwas unpassend. Am Ende gibt es eine kleine Enthüllung, die man vorhersehen könnte und die selbst, falls man das nicht tut, nicht wirklich einen großen Aha-Moment beschert.
Geschickt konzipiert ist allerdings, wie man das Grundthema zwischen Karo und Risto im Laufe des Leseprozesses immer stärker erahnt und schließlich Gewissheit darüber bekommt.
Zudem zweifelt man bis zum Schluss, ob sich das der Geschichte vorangestellte Ende bewahrheiten wird. Die letzte Szene im Buch ist sehr dynamisch und besonders „komponiert", lässt einen aber dennoch oder gerade deswegen mit dem beklommenen Gefühl zurück, das einen über das ganze Buch hinweg bereits begleitet hat.

In einem Satz:

Ich vergebe gute drei Sterne für „Arctic Mirage", weil es durchaus faszinierend ist und viel Spielraum für Interpretationen der Details bietet, es gleichzeitig aber kaum schafft, Emotionen auszulösen und mehr aufzubauen als eine stetige Untergrundspannung, die sich im zu Beginn platzierten Ende entlädt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2021

Gut geschrieben, scharf beobachtet, aber teils an der Vielfalt der Menschen vorbei

Generation Z
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Wie es mir gefallen hat:

Ein bisschen macht dieses Buch den Eindruck auf mich, als habe der Verlag es aus Pflichtgefühl veröffentlicht. Der U4-Text wirkt lobend-distanziert; unwillkürlich habe ich mich ...

Wie es mir gefallen hat:

Ein bisschen macht dieses Buch den Eindruck auf mich, als habe der Verlag es aus Pflichtgefühl veröffentlicht. Der U4-Text wirkt lobend-distanziert; unwillkürlich habe ich mich gefragt, ob Valentina Vapaux das Projekt auch ohne ihre Reichweite (die mir zunächst gar nicht bewusst war, da ich ihren Namen noch nie gehört hatte) hätte verwirklichen können. Das Cover ist nahezu identisch mit dem von "Was fange ich bloß mit guten weißen Menschen an?" von Brit Bennett und die Innengestaltung merklich sparsam gewählt.
Doch so oder so, in meinen Augen hat die Autorin die Chance im Großen und Ganzen gut genutzt.

In fünf thematischen Oberkategorien (Internet, Influencer:innen, Sex und Liebe, Politik und Aktivismus, Freiheit und Sinn) hat Valentina Vapaux Verschiedenes zusammengetragen: Ketten in poetische Worte gefasster Momentaufnahmen persönlicher Erfahrungen, Beobachtungen, wissenschaftliche Erkenntnisse. Sie argumentiert meist nachvollziehbar, und ihre kluge, selbstkritische Art hat mir gefallen. Immer, wenn ich an einer Stelle dachte „Ist das ihr Ernst?", hinterfragte sie genau das im nächsten Atemzug.
Dennoch merkt man, dass ihr hier und da eine gewisse Objektivität fehlt und sie die Texte doch als Podium der Selbstdarstellung mitnutzt. Während sie deutlich aufzeigt, wie sehr sie ein Kind ihrer Zeit ist, wird oft außen vor gelassen, dass nicht alle jungen Menschen gleich sind. Selbst, wenn sie einen Großteil mit ihren Beschreibungen treffen sollte, vermittelt sie gewissermaßen das Bild, Drogen wären im Leben eines jeden zentral und z. B. das Thema Glaube offiziell überholt.
Gerade das letzte Kapitel konzentriert sich sehr auf ihre persönliche Prägung und verschenkt das Potenzial, die Sinnsuche der Generation Z genauer unter die Lupe zu nehmen.

Das Buch macht nachdenklich, es bündelt gut beobachtete Fakten mitsamt passender Belege und deckt trotz des geringeren Umfangs eine große Bandbreite an inhaltlichen Aspekten ab. Valentina Vapaux schreibt unterhaltsam, souverän, wortspielerisch und pointiert. Gefehlt hat mir der Blick für den „weiteren Horizont" und in dem Zusammenhang die wirkliche Diversität der Generation Z.

In einem Satz:

„Generation Z" ist ein Kaleidoskop aus Einblicken – in verschiedene Lebensbereiche, von Trends bis hin zu den existenziellen Fragen, in die Gedankenwelt der Autorin; es liefert viel Stoff zum Nachdenken, bleibt aber in manchen Punkten zu einseitig.

Veröffentlicht am 01.09.2019

Kompakte Basiskenntnisse, aber trocken und teils lückenhaft vermittelt

Romane schreiben
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Wie es mir gefallen hat:

Mein Ziel war es, mit diesem Ratgeber noch mal das eine oder andere aufzufrischen beziehungsweise in Bezug auf meine eigenen Texte zu reflektieren. Diese Erwartung hat sich zumindest ...

Wie es mir gefallen hat:

Mein Ziel war es, mit diesem Ratgeber noch mal das eine oder andere aufzufrischen beziehungsweise in Bezug auf meine eigenen Texte zu reflektieren. Diese Erwartung hat sich zumindest teilweise erfüllt: Gerade das Kapitel zur Dramaturgie fand ich zu diesem Zweck hilfreich (auch wenn der Ratschlag, die entsprechenden Regeln beim Schreiben selbst nicht zu sehr präsent zu haben, auf jeden Fall wichtig ist).
Davon abgesehen habe ich aber festgestellt, dass es wirklich um absolute Grundkenntnisse geht, die teilweise dennoch überflüssig erscheinen. Einiges müsste längst selbstverständlich sein, wenn man sich auch nur ein bisschen für das Schreiben interessiert (z. B. die Passagen über schlechtes Deutsch oder die korrekten Zeitformen). Wer dieses Handwerk nicht mal ansatzweise beherrscht, wird noch einen weiten Weg vor sich haben bis zu einem auch nur halbwegs gut lesbaren Roman.

Das Wissen wird in sehr gebündelter und zudem nüchterner Form präsentiert; zudem entsteht an vielen Stellen der Eindruck, dass sich das Buch vordergründig an Verfasserinnen anspruchsvoller Literatur richtet.
Leider muss ich auch sagen, dass ich als Autorin mit inzwischen immerhin vier Verlagsveröffentlichungen einige der getroffenen Aussagen nicht bestätigen kann. Man muss dem Autorenduo allerdings zugutehalten, dass sie selbst feststellen, dass sich fast für jeden geschilderten Fall ein Gegenbeispiel finden lassen kann. Doch auch einige der allgemeinen Dinge sehe ich persönlich ganz anders.
Aufgefallen ist mir auch, dass bei dem Abschnitt zur Erzählperspektive nicht auf die Ansätze/Begrifflichkeiten der aktuellen Narratologie, sondern das alte Schulmuster personal/auktorial/Ich-Erzähler/verschwundener Erzähler zurückgegriffen wird.

Schade ist, dass die Informationen zum Buchmarkt, zu Literaturagenturen und der Verlagssuche so knapp und ausschnitthaft gehalten sind. Auch zum Zeitmanagement beim Schreiben wird leider kaum etwas gesagt.
Für österreichische Autoren/
innen könnte interessant sein, dass die Besonderheiten ihres nationalen Marktes Erwähnung finden.

Angesichts der inhaltlichen Lücken und der teils nicht ganz optimalen Umsetzung halte ich den Preis des Buches für zu hoch angesetzt.

(Für wen) Lohnt es sich?

Schreibanfängerinnen oder Leserinnen, die sich gezielt mit bestimmten Aspekten wie Dramaturgischem oder Dialoggestaltung auseinandersetzen wollen, gibt das Buch ein paar solide Grundkenntnisse an die Hand. Für Fortgeschrittene erscheint vieles eher banal oder zu einschränkend.

In einem Satz:

Wer sich überhaupt nicht mit dem Schreiben und der Buchbranche auskennt, kann hier ein paar erste sachlich vermittelte Eindrücke gewinnen und kleinere Wissenslücken schließen; insgesamt erscheint vieles jedoch sehr einseitig und heruntergebrochen sowie wenig motivierend.

Veröffentlicht am 14.07.2019

Ein Fantasy-Märchen im Reich der Elfen

Verliebt, verflucht, verzaubert
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Worum geht's?

Julie hat die epische Elfen-Fantasy-Reihe ihres Onkels von der ersten Seite an geliebt und kann die Fortsetzung kaum erwarten. Onkel Edgar selbst ist allerdings kein ganz einfacher Mensch, ...

Worum geht's?

Julie hat die epische Elfen-Fantasy-Reihe ihres Onkels von der ersten Seite an geliebt und kann die Fortsetzung kaum erwarten. Onkel Edgar selbst ist allerdings kein ganz einfacher Mensch, unter anderem, weil er hin und wieder ohne ein Wort für längere Zeit spurlos verschwindet. Daher wundert es Julie auch nicht besonders, als eine Gruppe detailgetreu verkleideter, schon fast bedrohlich wirkender Fans eines Tages vor der Buchhandlung auftaucht, in der sie seit ihrem Schulabschluss mit ihrer Mutter arbeitet.
Doch ehe sie sich versieht, hat ihr Onkel Julie mit hineingezogen und es stellt sich heraus, dass alles real ist: Laledhros, das Reich der Elfen, die Königsfamilie Lindgeboren. Und vor allem: Prinz Leander, Julies Lieblingscharakter, für den sie seit Jahren schwärmt. Doch ihr strahlender Held scheint von einem Fluch belegt und hat nicht mehr viel von dem, der er einmal war. Warum glauben die Elfen, dass Julie ihm helfen kann, und noch viel wichtiger: Kann sie es?

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich muss zugeben, dass mich persönlich Titel und Cover wenig ansprechen (von der Typografie, der Farbwahl und dem Gesicht her). So ging es mir beim bookshouse-Verlag aber schon einmal – und dann wurde ich vom Inhalt positiv überrascht. Auch bei diesem Buch war es ganz klar die Story selbst, die mich angesprungen hat. Ich liebe Bücher, in denen wirkliche Welt und Fiktion ineinander übergehen!

Wie es mir gefallen hat:

Die Grundidee, die mich überhaupt erst richtig auf das Buch aufmerksam gemacht hat, ist seine große Stärke. Das Reich Laledhros und seine Bewohner sind mit vielen kreativen Einfällen erschaffen worden und der Spannungs-Strang um die Schattenhexe sorgt für temporeiche Verwicklungen, die in einem großen Showdown münden.

Man merkt deutlich, dass es der Autorin am Herzen gelegen hat, von altbekannten Mustern abzuweichen, ihre Protagonistin als toughe aber nicht perfekte Frau zu zeigen, die ihren Weg geht, und gerade auch hinsichtlich der Liebesbeziehungen weniger auf Hin und Her und Drama, sondern vielmehr auf ein gesundes Gleichgewicht und erwachsene Lösungen zu setzen.

Mein persönlicher Lieblingscharakter in der Geschichte war Maylea, eine alte Hexe im Körper eines Kindes.
Julie und Leander fand ich gut angelegt, konnte mich aber leider oft nicht wirklich in sie hineinfühlen.
Einige Nebencharaktere, allen voran Julies beste Freundin Kathy, hätten noch mehr Raum einnehmen dürfen. Allgemein hätte ich gern noch mehr Details aus Julies bisherigem Leben und zu den Menschen in ihrem Umfeld erfahren.

Ich habe den Text, unabhängig vom Inhalt, teilweise als stockend empfunden, nicht aufgrund des Schreibstils, aber durch einige erzähltechnische Dinge, die im Lektorat recht leicht hätten geglättet werden können. Es gibt zum Beispiel recht viele sperrige Formulierungen mit „diese", „scheinen" und „wirken". Zudem werden dem Leser oft Dinge erklärt, die er bereits weiß oder sich selbst erschließen kann. Gefühle der Figuren werden meist konkret benannnt, statt durch deren Verhalten gespiegelt zu werden.
Ich hätte mir hier noch deutlich mehr Feinschliff gewünscht, denn auch wenn es kein Beinbruch ist, wird auf dieser Ebene einiges an Potenzial verschenkt, um Spannung und Emotionen zu erzeugen.

Inhaltlich war vieles war für meinen Geschmack zu knapp gehalten; einzelne Szenen hätten noch ausgebaut werden können, auch zugunsten innerer Entwicklungen der Charaktere.
Im Großen und Ganzen ist es aber ein solide aufgebauter Plot, der immer wieder von innovativen Ideen der Autorin gewürzt wird.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer leichte und umfangmäßig kompakte Fantasy-Kost mit Liebesgeschichte sucht, in der alte Rollenverteilungen aufgebrochen werden, könnte mit „Verliebt, verflucht, verzaubert" eine gute Wahl treffen.

In einem Satz:

„Verliebt, verflucht, verzaubert" ist ein schönes Fantasy-Märchen voller fantasievoller Ideen, das allerdings auch gut und gerne noch ein paar Seiten mehr vertragen hätte und erzähltechnisch in einigen Punkten noch hätte verbessert werden können.