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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2022

Toll erzählt, hat gewisse Längen

Die Mauersegler
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Toni, Philosophielehrer in Madrid, beschließt, dass das Leben für ihn nun genug hatte und er sterben kann. Allerdings will er das erst in 365 Tagen und bis dahin jeden Tag in tagebuchartigen Beiträgen ...

Toni, Philosophielehrer in Madrid, beschließt, dass das Leben für ihn nun genug hatte und er sterben kann. Allerdings will er das erst in 365 Tagen und bis dahin jeden Tag in tagebuchartigen Beiträgen festhalten.
Darin sinniert er über seine Kindheit, das belastete Verhältnis zu seinem Bruder, das eher schwierige Verhältnis zu seinem Vater und über seine Ehe - die schließlich gescheitert ist, weil seine Frau Amalia sich in eine Frau verliebte und das Leben von nun an mit ihr an der Seite erleben möchte. Die Ehe brachte den gemeinsamen Sohn Nikita hervor, der für Toni eher enttäuschend ist und auch nicht unbedingt Produkt tiefgehender Liebe.

Insgesamt wählt Fernando Aramburu einen eher negativen, pessimistischen Ton. Es ist, als würde Toni eine Abrechnung über sein bisheriges Leben erstellen, Beziehungen bewerten, aufwiegen und zu keinem richtigen Schluss kommen. Ein starkes Sozialleben hat er nicht, einzig Freund Humpel (den er wegen eines verlorenen Beins so nennt, dies jedoch auch nie offen thematisiert) und sein Hund Pepa sind konstante Weggefährten.

Den Grundgedanken des Romans finde ich sehr spannend und die Umsetzung auch gelungen. Ich habe zwar nicht mit Toni sympathisiert, fand seine Gedanken und Schlussfolgerungen jedoch interessant. Außerdem erfuhr ich durch die Lektüre einige Aspekte der Politik und gesellschaftlichen Aspekte Madrids. Es gibt einige Längen und oftmals sehr detaillierte Ausführungen, die für mich nicht unbedingt einen Mehrwert hatten und auf die meines Erachtens nach auch gut hätte verzichtet werden können.

Dennoch ein bewegender Roman, der mich einige Zeit beschäftigt hat.

Veröffentlicht am 11.12.2022

Gelungener Polarkreis-Krimi

Kalt und still
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Hanna Ahlander ist Polizistin in Stockholm. Als sie sich ejdoch weigert, einen kriminellen Kollegen zu decken und andere Vorgehensweisen fordert, stellt sich die Stockholmer Polizei gegen sie und ihr Vorgesetzter ...

Hanna Ahlander ist Polizistin in Stockholm. Als sie sich ejdoch weigert, einen kriminellen Kollegen zu decken und andere Vorgehensweisen fordert, stellt sich die Stockholmer Polizei gegen sie und ihr Vorgesetzter legt ihr nahe, dass sie ihren Dienst dort quittiert. Als wäre das nicht genug, offenbart ihr Partner ihr auch noch, dass er eine andere Frau kennengelernt hat und sie sobald wie möglich aus der gemeinsamen Wohnung - die eigentlich seine sei - auszuziehen hat. Ihre ältere Schwester bringt Hanna zunächst in ihrem Ferienhaus in Åre unter, damit sie sich etwas erholt und neue Entscheidungen fällen kann.
Hanna ist noch nicht ganz angekommen, da erschüttert die Gemeinschaft das Verschwinden eines jungen Mädchens, Amanda, das nach einer Party nicht nach Hause gekommen ist. Einzige Spur ist ihr Schal, der nahe der Straße gefunden wurde. Aufgrund der eisigen Temperaturen kommt es auf jede Stunde an und Hanna schließt sich dem Suchtrupp an, wo sie nähere Infos über Amanda bekommt.

Viveca Sten hat sich im ersten Teil sehr auf die Privatleben von Hanna und Amanda fokussiert, hat den Fokus im Verlauf jedoch verstärkt auf die Ermittlungen und die damit zusammenhängenden Ereignisse verschoben. Generell hat mir die Ausgewogenheit zwischen Infos über Privatleben und Ermitlungsarbeit sehr gut gefallen. Auch die Art, wie Hanna Ahlander Teil des Polizeiteams in Åre geworden ist, fand ich nachvollziehbar.
Viveca Sten legt einige Fährten und baut immer wieder Spannung auf. Die Auflösung war in sich schlüssig.
Hanna Ahlander hat mich überzeugt, weshalb ich mich auf den hoffentlich ich in Deutschland erscheinenden zweiten Band freue.

Veröffentlicht am 01.12.2022

Ein solider Poznanski

Stille blutet
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Die Wiener Fernsehmoderatorin liest wie immer vom Teleprompter - diesmal allerdings die Ankündigung ihrer eigenen Ermordung. Bevor jemand eingreifen kann, sind die Worte bereits live gesendet. Zwei Stunden ...

Die Wiener Fernsehmoderatorin liest wie immer vom Teleprompter - diesmal allerdings die Ankündigung ihrer eigenen Ermordung. Bevor jemand eingreifen kann, sind die Worte bereits live gesendet. Zwei Stunden später wird Nora tot aufgefunden. Ähnlich geht es dem Blogger Gunther Marzik, der seinen Tod auf ähnliche Art verkündet. Schnell entwickelt sich der Hashtag #inkürzetod zum Trend und regiert die österreichischen Medien. Währenddessen versucht die Ermittlerin Fina Plank in ihrem Team der Mordgruppe herauszufinden, was dahintersteckt und wer für diese grausamen Morde verantwortlich ist.

"Stille blutet" ist nicht mein erster Poznanski, allerdings ist seit meinem letzten schon eine Weile her. Ich mag den flüssigen und leichten Schreibstil der Autorin sehr gern, da sich ihre Bücher so in einem Rutsch lesen lassen. Die wechselnden Perspektiven - auch die Einsicht in die Tätersicht - gefallen mir sehr, allerdings gibt es auch einige Längen. Und das Auftreten sowie die Ausgestaltung von Fina Planks Kollegen, Oliver Homburg, ist sehr plakativ und geht wirklich gar nicht. Da hätte mir eine andere Kombination besser gefallen.
Dennoch handelt es sich um einen spannenden Auftakt und ich bin gespannt, was um Fina Plank noch alles passieren wird.

Veröffentlicht am 28.11.2022

Kurzweilig und unterhaltsam

Liebe machen
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Susanne Fröhlich und Constanze Kleis haben schon einige Bücher geschrieben und landen in regelmäßigen Abständen auf der Spiegel Bestsellerliste. In "Liebe machen" widmen sie sich auf unterhaltsame und ...

Susanne Fröhlich und Constanze Kleis haben schon einige Bücher geschrieben und landen in regelmäßigen Abständen auf der Spiegel Bestsellerliste. In "Liebe machen" widmen sie sich auf unterhaltsame und ironische Art und Weise dem Thema Liebe. Sie erzählen von ihren eigenen Erfahrungen mit Liebschaften, Liebe und Dating sowie von Geschichten aus ihrem Bekanntinnen- und Freundinnenkreis.
Auch wenn gegenwärtige (problematische bzw. gesellschaftskritische) Themen angesprochen werden, sollte das Buch in jedem Fall mit einem Augenzwinkern und unter dem Aspekt der Unterhaltung gelesen werden. Sicherlich kann der*die eine oder andere hier etwas mitnehmen, aber es handelt sich keineswegs um einen Ratgeber oder ein Sachbuch - eher um ein Sammelsurium an Liebes-Erfahrungen.
Dennoch sehr erfrischend für zwischendurch!

Veröffentlicht am 23.11.2022

Tragisch-komischer Roman über Familienbeziehungen

Meine bessere Schwester
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"Meine bessere Schwester" beginnt mit der Beerdigung der Tante Katy und kommt sarkastisch, bissig und humorvoll daher. Recht schnell ändert sich jedoch der Erzählton und nimmt eine stärkere Ernsthaftigkeit ...

"Meine bessere Schwester" beginnt mit der Beerdigung der Tante Katy und kommt sarkastisch, bissig und humorvoll daher. Recht schnell ändert sich jedoch der Erzählton und nimmt eine stärkere Ernsthaftigkeit und Tiefe an. Hanna und Alice sind als Zwillingsschwestern sehr unterschiedlich, haben sich vier Jahre lang nicht gesehen und jeweils ein belastendes Verhältnis zu der dominanten Mutter und dem Bruder Michael, der immer bevorzugt wurde.
Im Laufe des Romans werden die einzelnen Beziehungen, psychische Erkrankungen und deren Weitergaben thematisiert, die einzelnen Verhältnisse entblättert und Schicht für Schicht sichtbar gemacht. Obwohl die beiden Schwestern unterschiedliche Lebenswege eingeschlagen haben und entsprechend andere Erfahrungen machen, verbindet sie ihre Kindheit und frühe Jugend sehr - das Unausgesprochene, die anhaltende Spannung und die zerrüttete Beziehung zueinander.

Tragisch, komisch und im Grunde die langsame Annäherung aneinander und die stückweise Aufarbeitung von familiären Beziehungen - ein Buch, das ich aufgrund der guten Umsetzung und Tiefe gern gelesen habe.