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Veröffentlicht am 30.11.2022

Der Alptraum jeder Mutter

Denk an mich, wenn du stirbst
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Marin Machado ist mit ihrem 4-jährigen Sohn Sebastian, den sie liebevoll "Bash" nennt, in den Markthallen von Seattle für Weihnachtseinkäufe unterwegs. Es ist hektisch, laut und voller Menschen und plötzlich ...

Marin Machado ist mit ihrem 4-jährigen Sohn Sebastian, den sie liebevoll "Bash" nennt, in den Markthallen von Seattle für Weihnachtseinkäufe unterwegs. Es ist hektisch, laut und voller Menschen und plötzlich ist die kleine Hand, die sie bisher gehalten hat, weg. Sebastian ist weg und er bleibt verschwunden. Ein Überwachungsvideo, das ihn an der Hand einer fremden Person zeigt, ist das letzte Lebenszeichen – für 16 lange Monate. Bash ist immer noch nicht wieder aufgetaucht und Marin mit den Nerven am Ende. Sie heuert eine Privatdetektivin an, die zwar ihren Sohn nicht findet, aber ihren Mann Derek mit seiner Affäre entlarvt. Diese junge Frau muss weg, beschließt Marin...


Gut, Kindesentführung ist nicht neu, aber wie sie hier aufgearbeitet wird, das hat mich schon erstaunt und dann absolut fasziniert.


Das Buch beginnt mit der Entführung des kleinen Sebastian, mit dem Schmerz von Marin und Derek, mit ihrer Hilflosigkeit und dem langsamen Entfremden der beiden. Marin, eigentlich eine Powerfrau mit eigenen Frisiersalon, schließt sich einer Selbsthilfegruppe an und trifft sich immer wieder mit ihrem besten Freund Sal. Nachdem sich Marin in ihrer Trauer vollkommen verschließt, sucht Derek seine Bestätigung bei einer anderen Frau, der 24-jährigen Kenzie. Eine Affäre, die unverhofft durch die Privatdetektivin, die Marin angeheuert hat, aufgedeckt wird.

Ab hier geht die Geschichte in eine ganz andere Richtung, wie ich sie erwartet hatte.

Ich lerne Kenzie kennen, erfahren mehr über ihren Hintergrund und wie sie mit Derek zusammen gekommen ist. Diesen Teil fand ich etwas langatmig. Hier hat die Spannung für mich etwas verloren.

Richtig Fahrt nimmt sie allerdings im dritten Teil der Geschichte wieder auf. Nur wäre ich nie darauf gekommen, wohin mich das noch führt. Ich habe zwar immer noch gehofft, dass Sebastian gefunden wird, war mir dessen aber absolut nicht sicher. Bei der Auflösung des ganzen war ich dann total baff. Habe aber im Nachhinein auch Anzeichen gesehen, die mich hätten stutzig werden lassen müssen.


Jennifer Hillier schlägt bei ihrer Geschichte eher die leisen Töne an, was mir sehr gut gefallen hat. Trotzdem wächst die Spannung, hält sich im Hintergrund um dann dramatisch zuzuschlagen. Jedoch ohne viel Blutvergießen, was meinem Lesegeschmack sehr entgegen kommt.


"Denk an mich, wenn du stirbst" ist eine spannend konstruierte Geschichte über Liebe, Verlust, Rache, Habgier und Eifersucht, ausgelöst durch die Entführung eines kleinen Jungen. Mich hat dieses Buch berührt und durch eine für mich überraschende Wendung gefesselt. Ein mitreißender, packender Thriller, der durch die leisen Töne punktet und den ich nur empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

"Folge Deiner inneren Sehnsucht"

Der kleine Wintermarkt am Meer
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Diesen Spruch ihrer verstorbenen Oma beherzigt Josephine "Josi" als sie von Weihnachten mit ihrem Bruder Daniel und vor allem dessen Frau Felicitas die Nase voll hat. Der Anruf ihrer Freundin Linnea, die ...

Diesen Spruch ihrer verstorbenen Oma beherzigt Josephine "Josi" als sie von Weihnachten mit ihrem Bruder Daniel und vor allem dessen Frau Felicitas die Nase voll hat. Der Anruf ihrer Freundin Linnea, die auf Sylt das Café Friesenstübchen betreibt und Hilfe braucht, kommt da gerade recht. Josi packt ein paar Sachen und los geht die Reise. Nicht nur über Weihnachten zu ihrer Freundin...

Schon als ich das Buch das erste Mal in der Hand hielt und die Schneeflocken auf dem Cover gespürt habe, war ich in Winterlaune. Für Josi ist es ja der erste Winter, den sie nun auf Sylt verbringt. Und auch ich möchte dieser Atmosphäre irgendwann mal nachspüren.

Mit Autorin Julia Rogasch habe ich eine für mich neue Autorin kennengelernt, die es sofort auf meine Liste mit für mich lesenswerten deutschsprchigen Autorinnen geschafft hat. Mit ihrem einnehmenden, lebensechten Schreibstil hat sie mich sofort mitgenommen auf die Insel im Norden, wo auch ich mich so wohl gefühlt habe. Ich habe mich hier in der Geschichte mit Josi und Linnea richtig gut aufgehoben gefühlt.
Die Menschen, die ich hier kennenlerne haben ihre Ecken und Kanten und kommen sehr echt rüber, was sie mir sofort sympathisch macht. Josi, die nun im Café mitarbeitet, und Erik, ein guter Freund von Linnea, der auf der Insel ein Restaurant führt, erzählen die Geschichte jeweils aus ihrer Sicht. So bin ich ihnen durch ihre Gedanken noch viel näher. In einem anderen Erzählstrang geht es um Linnea und Niklas, einen Freund von Erik. Es ist so schön zu lesen, wie hier die Herzen alle ihren richtigen Platz finden.

Der Schauplatz Sylt übt auf mich immer einen ganz besonderen Reiz und Zauber aus. Ich habe die Strandspaziergänge und die kleinen edlen Geschäfte dort direkt vor Augen. Auf dem Weihnachtsmarkt habe ich die angenehmer, behaglicher Stimmung so genossen.

@juliarogasch hat einen wundervollen winterlich-weihnachtlichen Wohlfühlroman mit ganz viel Liebe geschrieben, der ans Herz geht. Ich habe immer wieder geschmunzelt und auch ein paar Tränchen verdrückt. Es geht natürlich um Liebe, aber auch um Vertrauen, Freundschaft, einen Neuanfang, glücklich sein, Trennung und Trauer. Und dass man immer miteinander reden sollte. Es hat mich bewegt, wie Josi immer wieder an ihre Oma denkt, die den Winter auf Sylt leider nicht mehr miterlebt hat.
Ich hatte einige sehr angenehme, entspannte Lesestunden mit vielen tollen Bildern im Kopf von einer Insel, die mich nun wieder magisch anzieht.

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Veröffentlicht am 27.11.2022

Ein zauberhaftes Vorlesebuch

Hamsi Hamster
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Das Dach von Hamsi Hamsters Steinpilzhaus ist löchrig geworden und so macht er sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Die Igel würden ihn gerne aufnehmen, aber dort ist es Hamsi zu luftig. Bei der ...

Das Dach von Hamsi Hamsters Steinpilzhaus ist löchrig geworden und so macht er sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Die Igel würden ihn gerne aufnehmen, aber dort ist es Hamsi zu luftig. Bei der Seemöwe kann er auch nicht wohnen. Da würde er ins Wasser kullern. Mit wem er dann eine WG gründet, das lest ihr in diesem wunderschönen kleinen Buch von Katja Richter, die auch die niedlichen, detailreichen Illustrationen dazu kreiert hat.
"Hamsi Hamster zieht um" erzählt eine liebevolle Geschichte von Hilfsbereitschaft, Freundschaft und Zusammenhalt. Unsere beiden Enkel finden es richtig spannend mit Hamsi auf Wohnungssuche zu gehen und mit zu erleben, was ihm dabei so alles widerfährt.
Mit dem dicken Cover und den stabilen Seiten macht das Buch einen hochwertigen Eindruck. Das Verhältnis der Illustrationen zum Text finde ich für Kinder ab 4 Jahren ideal. Wobei auch unser 2 1/2-jähriger schon gebannt zuhört. Sie werden nicht überladen und schauen sich die Bilder immer wieder an.
Ein wundervolles Vorlesebuch bei dem einem das Herz aufgeht. Wir hoffen auf weitere Abenteuer mit Hamsi Hamster.

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Veröffentlicht am 26.11.2022

Ganz anders als erwartet – aber wunderschön

Die Katze, die von Büchern träumte
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Als kleiner Junge kommt Rintarõ Natsuki zu seinem Großvater, der irgendwo in Japan ein kleines Antiquariat betreibt, wächst bei ihm auf und lernt die verschiedensten Bücher kennen und lieben. Als sein ...

Als kleiner Junge kommt Rintarõ Natsuki zu seinem Großvater, der irgendwo in Japan ein kleines Antiquariat betreibt, wächst bei ihm auf und lernt die verschiedensten Bücher kennen und lieben. Als sein Opa stirbt, steht für ihn die Erde still. Er kapselt sich ab, geht nicht mehr zur Schule, wird immer eigenbrötlerischer und zum Stubenhocker. Seine Klassensprecherin Sayo Yuzuki versucht ihn aus seiner Lethargie zu reißen. Das gelingt auf wundersame Weise schließlich Toraneko, kurz Tora, der Tabby-Katze. Sie kann sich mit Rintarõ unterhalten, er versteht sie und sie versteht ihn. Tora fordert ihn auf ihr zu folgen. Es gibt Bücher zu retten. In 4 Labyrinthen, in denen es nur um zu rettende Bücher geht, wird Rintarõ in absurde Abenteuer verwickelt und findet dann zu seiner Bestimmung.

Endlich mal wieder ein Buch bei dem mir das Cover und die Umschlagseiten vorn und hinten auf den ersten Blick sehr gut gefallen. Es verheißt schon, wie ich finde, dass ich es hier mit einem modernen Märchen zu tun bekomme. Und dieses Märchen habe ich so genossen, obwohl ich mir etwas ganz anderes darunter vorgestellt hatte. Nicht nur, weil es um Bücher geht. Auch weil darin eine Katze eine nicht unerhebliche Rolle spielt.

Dies ist das erste japanische Buch, das ich gelesen habe. Aber den Namen Sôsuke Natsukawa werde ich mir merken. Der Autor versteht es, mir Gedanken in den Kopf zu setzen, auf die ich nie gekommen wäre. Er verleitet mich zum nachdenken und philosophieren. Ich sehe plötzlich die Welt durch die Augen der Bücher und versuche sie zu verstehen.

Eine zauberhafte, fantasievolle Liebeserklärung an alle Bücher dieser Welt, kurios und herzerwärmend zugleich. Eine echte Perle auf dem Büchermarkt.

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Veröffentlicht am 25.11.2022

Eine Geschichte, die nachwirkt

Wenn die Hoffnung erwacht
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Nora Längfeld lebt mit ihrer Familie in Regensburg. Ihr sehr strenger Vater leitet eine Apotheke und Nora arbeitet dort als Apothekenhelferin. Die Famiie leidet zwar keine Not, doch es fehlt an allen Ecken ...

Nora Längfeld lebt mit ihrer Familie in Regensburg. Ihr sehr strenger Vater leitet eine Apotheke und Nora arbeitet dort als Apothekenhelferin. Die Famiie leidet zwar keine Not, doch es fehlt an allen Ecken und Enden. Silvester 1947 nimmt ihre Freundin Hedi Nora mit zu einer Silvesterparty, wo sie sich mal richtig satt essen will. Hier begegnet sie William Bowman, einem Captain der US Force und beide verlieben sich ineinander. Ihre Liebe muss im Dunkeln bleiben, da Vater Längfeld absolut nichts von den amerikanischen Besatzern hält. Ihre Liebe bleibt aber nicht ohne Folgen. William wird versetzt und schwört Nora, dass er zurück kommen und für sie und ihr gemeinsames Kind sorgen wird. Die Zeit vergeht und Nora kann die Schwangerschaft nicht mehr verstecken. Ihr Vater ist ausser sich vor Ärger und will Nora nach der Geburt des kleinen William an einen Geschäftsfreund verschachern, der ein Auge auf die junge Frau geworfen hat. Nora flieht mit dem Baby nach München...
Was sie dann noch alles erlebt und wie es mit ihr weiter geht, das lest ihr in dem sehr emotionalen Roman "Wenn die Hoffnung erwacht" von Autorin Lilli Beck.

Wow, ich bin immer noch ganz hin und weg von dieser so berührenden Geschichte. Ich tauche schnell in die Zeit ab 1947 ein und lerne nach und nach die Menschen kennen, die Lilli Beck für diese Geschichte kreiert hat.
Mit Nora habe ich mich ab unserem Kennenlernen am Silvesterabend 1947 sehr gut verstanden. Sie war mir in ihrem Wesen gleich so vertraut, wie eine kleine Schwester. Ich habe so mit ihr mit gefühlt, gebangt, gelitten, mit ihr geweint und getrauert und mich mit ihr gefreut. Ich habe sie für ihre Willensstärke und ihren Mut bewundert; fand es sehr unterhaltsam und auch spannend, wie sie sich mit ihrem Baby durchschlägt und sich ganz langsam eine neue Existenz aufbaut. Und wie ich es vermutet hatte, gibt es auch eine romantische Wendung. Mehr wird aber nicht verraten.
Lilli Beck hat aber nicht nur Nora einen unverwechselbaren Charakter gegeben. Auch den anderen Menschen hat sie ein solches Eigenleben verpasst, dass ich sie mir sehr gut vorstellen und mich auch in sie hinein versetzen kann. Sehr sympathisch und liebenswert fand ich den Neffen des Hauses Wagner, Luis Doll. Ganz im Gegensatz zu Hanno Gollnik, einem Ekelpaket, dem ich nicht auf der Straße begegnen möchte.

Ganz wie ich es mag, habe ich hier einiges über die damalige, bestimmt nicht einfache Zeit erfahren. Bedrückend fand ich wie immer bei Geschichten aus dieser Zeit, dass einige Menschen von den Nachkriegswehen verschont wurden, und andere daran fast zugrunde gegangen sind.
Durch die Familie Wagner komme ich mit dem neu zu gründenden Verlagswesen und der Herausgabe einer neuen Zeitschrift in Berührung. Durch Luis Doll erfahre ich etwas über die Fotografie in der damaligen Zeit.

Ich habe den Ausflug in die Nachkriegsjahre hier in München sehr genossen. Und ich bin froh, dass sich gerade die Stellung der Frau doch sehr zum positiven gewandelt hat.
Ein großartiger Roman, der mir einige sehr interessante, spannende und nachdenkliche Lesestunden geschenkt hat. Ein paar Taschentücher habe ich auch verbraucht.

Ein absolutes Lesevergnügen, dem ich gerne meine Leseempfehlung ausspreche.

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