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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2023

Keine leichte Lektüre

Turmgold
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Inhalt: Zwei rechtsextreme Terroristen überfallen trotz extremer Sicherheitsvorkehrungen einen jüdischen Kindergarten, der sich in einem Hochsicherheitsbunker aus dem 2. Weltkrieg befindet. Ihr Plan ist ...

Inhalt: Zwei rechtsextreme Terroristen überfallen trotz extremer Sicherheitsvorkehrungen einen jüdischen Kindergarten, der sich in einem Hochsicherheitsbunker aus dem 2. Weltkrieg befindet. Ihr Plan ist es, die Kinder und deren Erzieherinnen sofort zu töten. Die beiden skrupellosen Männer halten ihre Idee für absolut glorreich, denn sie eifern dem norwegischen rechtsextremen Massenmörder Anders Behring Breivik nach, der mit seinen grausamen Taten 2011 für weltweites Aufsehen gesorgt hat. Doch den Erzieherinnen gelingt es zunächst, sich mit den Kindern innerhalb des Turms zu verbergen und ein atemraubendes Versteckspiel beginnt. Da die Polizei die Situation der Geiseln nicht kennt, ist ihnen das weitere Vorgehen noch unklar. Währenddessen stellt einer der Geiselnehmer eine Forderung: Die Herausgabe des Kameraden, der vor zehn Jahren gegen ihn ausgesagt hat und inzwischen im Zeugenschutzprogramm lebt.
Und keiner der Beteiligten ahnt, dass in den Katakomben des Turms etwas lagert, das schon seit einiger Zeit die Aufmerksamkeit anderer rücksichtsloser Menschen auf sich gezogen hat.


Meine Meinung: „Turmgold“ spielt im Jahr 2020 und damit zehn Jahre nach dem spannenden Erstlingsroman von Peter Grandl „Turmschatten“. Auch wenn es zum Verständnis nicht zwingend notwendig ist, würde ich doch empfehlen, Teil 1 zuerst zu lesen.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und Handlungssträngen erzählt und ähnelt im Aufbau „Turmschatten“. Diesmal fiel es mir etwas schwerer, in das Buch zu finden, denn gerade am Anfang werden viele Charaktere sehr ausführlich - manche auch zu ausführlich - vorgestellt. Erst als es zum Überfall auf den Turm kommt, steigt die Spannung ganz rasant. Die Terroristen sind absolut skrupellos und sehr brutal und nach einer bestimmten Szene musste ich das Buch erst einmal zur Seite legen. Das Buch ist keine leichte Kost und vor allem, wenn Kinder involviert sind, kann ich persönlich das nur sehr schwer ertragen. Ich bereue allerdings nicht, doch weitergelesen zu haben, denn gerade die Kapitel, die im Turm spielen, sind zwar bedrückend, aber auch unglaublich spannend und ich habe permanent mit den Kindern, sowie auch mit den Erzieherinnen mitgelitten und gebangt. Manchmal musste ich einfach vorblättern, weil ich die Spannung nicht mehr aushielt. Dagegen haben die vielen Nebenhandlungen meinen Lesefluss manchmal gebremst.
Der Schreibstil von Peter Grandl ist unglaublich mitreißend und er beschreibt seine Charaktere absolut glaubwürdig - was teilweise erschreckend ist.
Ich bin selber gelernte Erzieherin und war zuerst etwas verwirrt, weil der Kindergarten so stark gesichert ist, doch im Internet habe leider lesen müssen, dass jüdische Kindergärten in Deutschland tatsächlich ähnlich bewacht werden müssen. Unfassbar!

Fazit: Ein gut recherchierter, spannender und anspruchsvoller Thriller, der brisante aktuelle Ereignisse aus der radikal-politischen Szene aufgreift und Fiktion und Wirklichkeit geschickt verwebt. Für mich leider etwas schwächer als der Vorgänger, aber absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 14.12.2022

Ein neuer Lebensabschnitt beginnt für Hulda

Fräulein Gold: Die Rote Insel
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Inhalt: Berlin 1926: Nachdem ihr Verlobter Johann vor wenigen Monaten tödlich verunglückt ist, ist Hulda in einer schwierigen Situation. Sie ist schwanger, ledig und hat ihre Wohnung, sowie auch ihre Anstellung ...

Inhalt: Berlin 1926: Nachdem ihr Verlobter Johann vor wenigen Monaten tödlich verunglückt ist, ist Hulda in einer schwierigen Situation. Sie ist schwanger, ledig und hat ihre Wohnung, sowie auch ihre Anstellung als Hebamme in der Klinik verloren. Trotz Zukunftsängsten freut Hulda sich aber auf ihr Kind. Bei der jungen Ärztin Grete hat sie vorübergehend Unterkunft und eine Arbeit als Arzthelferin in deren Praxis auf der sogenannten Roten Insel bekommen. Hulda leidet darunter, nicht mehr als Hebamme arbeiten zu können und zudem ist das Verhältnis der beiden Frauen angespannt, denn Grete hat Kontakte zu einer radikalen kommunistischen Gruppe. Dann wird in der Nachbarschaft ein Kohlenhändler ermordet und die politischen Spannungen nehmen weiter zu. Auch Karl North, der inzwischen als Privatdetektiv arbeitet, interessiert sich für den Fall und wieder treffen sich die Wege von Karl und Hulda.

Meine Meinung: Ich mag die Hulda Gold Romane sehr und auch der 5. Teil hat mir wieder gut gefallen. Allerdings habe ich diesmal etwas länger gebraucht, um in die Geschichte zu finden. Das kann daran liegen, dass in den ersten Kapiteln nicht nur von Hulda erzählt wird, sondern auch ausführlich von Bert, Frau Wunderlich und Karl. Natürlich habe ich mich über ein Wiedersehen (bzw. -lesen) mit den inzwischen lieb gewonnenen Charakteren gefreut, aber gerade zu Beginn des Buches hätte ich mir mehr von Hulda gewünscht. Aber spätestens nach ca. hundert Seiten hatte mich das Buch dann doch gepackt und bis zum Ende gefesselt.
Der Erzählstil von Anne Stern ist wie gewohnt mitreißend, einfühlsam und bildhaft, so dass ich beim Lesen alles gut vor Augen hatte. Trotz ihrer Schwangerschaft ist Hulda nicht weniger engagiert als zuvor, forsch und mutig, was sie natürlich mal wieder in Gefahr bringt. Gut gefallen haben mir die Beschreibungen der Autorin von Huldas Gedanken und Gefühlen, sowie die vorsichtige Wiederannäherung von ihr und Karl. Aber besonders gut gelungen fand ich die sehr schöne und empathische Beschreibung der Geburt. Wirklich toll!
Auch die brisante politische Situation der damaligen Zeit und die Atmosphäre Berlins wird sehr anschaulich und interessant dargestellt. Und inzwischen mache ich mir schon große Sorgen, wie es mit der Jüdin Hulda Gold weitergeht …
Auf den letzten Seiten des Buches gibt es eine Leseprobe zum 6.Teil der Reihe: „Hulda Gold - Die Lichter der Stadt“ der im Jahr 1929 spielt und im Oktober 2023 erscheinen wird. Ich freue mich schon darauf!

Veröffentlicht am 28.11.2022

Unterhaltsamer Spannungsroman

Die Haushälterin
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Joy Fielding erzählt diese Geschichte aus der Sicht von Jodi. Auch wenn Jodi mir nicht besonders nah gekommen ist, fand ich sie absolut glaubwürdig beschrieben und konnte mich gut in sie hineinversetzen. ...

Joy Fielding erzählt diese Geschichte aus der Sicht von Jodi. Auch wenn Jodi mir nicht besonders nah gekommen ist, fand ich sie absolut glaubwürdig beschrieben und konnte mich gut in sie hineinversetzen. Obwohl sie kein sehr enges Verhältnis zu ihren Eltern hat, fühlt sie sich verantwortlich und misstraut Elyse immer mehr. Ihre Schwester Tracy, der Liebling der Eltern, überlässt gerne Jodi die unangenehmen Dinge und profitiert noch einige Zeit von ihrem guten Verhältnis zum Vater und zu Elyse. Harrison, Jodis Mann, ist der Meinung, Jodi mische sich zu sehr ein und investiere zu viel Zeit für ihre Eltern. Er war mir von Anfang an ziemlich unsympathisch.
„Die Haushälterin“ ist ein Roman, kein Thriller oder Krimi, hat aber trotzdem einen deutlich ansteigenden Spannungsbogen. Einiges kann man sicher schon früh vorausahnen, anderes hat mich völlig überrascht. Auch das Ende hatte ich so überhaupt nicht erwartet und es hat mir gut gefallen. Der Erzählstil ist flüssig und unkompliziert.
Bei Hörbüchern ist der Sprecher oder die Sprecherin für mich fast genauso wichtig, wie die Handlung und Ulrike C. Tscharre hat mir richtig gut gefallen.

Fazit: Ein Spannungsroman mit glaubwürdig ausgearbeiteten Charakteren, der mich gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 14.11.2022

Schöne Winter- und Weihnachtsgeschichte

Weihnachtsreise zum Nordlicht
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Wie in jedem ihrer Winter- und Weihnachtsromane beschreibt Sarah Morgan auch hier wieder ein wunderschönes Setting. Viel Schnee, gemütliche Cottages, Schlittenfahrten und Nordlichter erzeugen eine ganz ...

Wie in jedem ihrer Winter- und Weihnachtsromane beschreibt Sarah Morgan auch hier wieder ein wunderschönes Setting. Viel Schnee, gemütliche Cottages, Schlittenfahrten und Nordlichter erzeugen eine ganz besondere Atmosphäre. Auch der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und oft humorvoll. Die Autorin beschreibt ihre Charaktere sehr lebendig und lebensnah. Ich mochte sie alle gern, aber die kleine Holly habe ich direkt in mein Herz geschlossen. Holly ist eine äußerst lebhafte Vierjährige, die ungefiltert sagt, was sie denkt, was oft zu lustigen Situationen führt. Auch der Schlagabtausch zwischen Alix (Christys beste Freundin) und Zac (Sebs bester Freund) hat mir gut gefallen und mich oft zum Lachen gebracht. Doch wie in jedem von Sarah Morgans Romanen gibt es auch hier zwischen den Charakteren unaufgearbeitete Konflikte, die zu Unstimmigkeiten führen und in langen Gesprächen gelöst werden müssen. Das war mir insgesamt zu viel und trübte die Weihnachtsatmosphäre etwas.

Fazit: „Weihnachtsreise zum Nordlicht“ ist eine schöne und größtenteils humorvolle Winter- und Weihnachtsgeschichte, die leider gegen Ende wegen der (zu) vielen ernsten Gespräche einige Längen hat.

Veröffentlicht am 02.11.2022

Bewegend und melancholisch

Zur See
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Inhalt: Auf einer kleinen, weit entfernt vom Festland gelegenen Nordseeinsel, lebt seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Nach alter Tradition fahren die Männer der Familie zur See. Hanne und Jens Sander ...


Inhalt: Auf einer kleinen, weit entfernt vom Festland gelegenen Nordseeinsel, lebt seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Nach alter Tradition fahren die Männer der Familie zur See. Hanne und Jens Sander haben drei Kinder auf dieser Insel großgezogen. Hanne war oft allein mit den Kindern, während Jens auf einem Schiff unterwegs war. Und dann, vor etwa zwanzig Jahren, hat Jens seine Familie verlassen und auch die Seefahrt aufgegeben um ganz einsam als Vogelwart zu arbeiten, während Hanne mit den Kindern zurück blieb. Auch der älteste Sohn Ryckmer, inzwischen schon längst erwachsen, hat nach einem schlimmen Sturm auf See sein Kapitänspatent abgegeben. Er fürchtet sich vor einer großen Flutkatastrophe und sucht Trost im Alkohol. Seine Schwester Eske arbeitet im Seniorenheim und entspannt bei lauter Death und Heavy Metal Musik. Nur Henrik, der jüngste Bruder, scheint zufrieden zu sein. Er liebt das Meer und den Strand, sammelt Treibgut und baut daraus skurrile Kunstwerke. Keiner der Sanders schafft es, die Insel für längere Zeit zu verlassen.

Meine Meinung: Ein Jahr lang begleiten wir die Familie Sander, sowie den Inselpastor und einige andere etwas kauzige Inselbewohner. Der Erzählstil von Dörte Hansen ist sehr besonders. Poetisch, ruhig und unaufgeregt, dabei sehr eindringlich und bildgewaltig, erzählt sie aus der Sicht der Inselbewohner von dem steten Wandel des Lebens und der Traditionen auf der Insel. Auch die Einheimischen passen sich zwangsläufig der neuen Zeit an und verdienen ihr Geld mit den Touristen, die in der Urlaubssaison die Insel überschwemmen. Erst in den Wintermonaten kehrt wieder Ruhe ein und das Leben nimmt seinen „normalen“ Gang.
Die Autorin beschreibt ihre Charaktere sehr warmherzig, aber keiner von ihnen ist glücklich oder zufrieden mit seinem Leben und es entsteht eine bedrückende und melancholische Stimmung. Auch das Ende habe ich als sehr traurig empfunden.

Fazit: Eine großartig erzählte Geschichte, die genau die richtige Länge hat. Bewegend und melancholisch.