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Veröffentlicht am 30.11.2022

Mehr als ein Ausflugsziel und Badevergnügen

Der Starnberger See
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Gerade einmal 25 km von München entfernt, hat sich der Starnberger See im Verlauf der Zeit zu einem echten Magneten für Ausflügler:innen, Wassersportler:innen und Erholungssuchende gemausert. Er ist aber ...

Gerade einmal 25 km von München entfernt, hat sich der Starnberger See im Verlauf der Zeit zu einem echten Magneten für Ausflügler:innen, Wassersportler:innen und Erholungssuchende gemausert. Er ist aber auch gar so schön anzuschauen, wie er, eingebettet zwischen Bergen und idyllischer Landschaft, bei strahlend blauem Himmel für echte Postkartenmotive verantwortlich ist.

Der Starnberger See kann aber auch Geschichten erzählen und genau um die geht es im Buch. 60 Autor:innen haben Wissenswertes, Historisches und Beeindruckendes rund um, auf und in dem Gewässer zusammengetragen und für die Leser:innen ansprechend und informativ aufbereitet.

"Die Ente bleibt draußen"...ob sie wirklich nicht den Weg in die Badewanne von Loriots "Zwei Herren im Bad" gefunden hat? Da hilft wohl nur ein Ausflug nach Münsing, um die Skulptur ein wenig genauer in Augenschein zu nehmen und auf "Entenjagd" zu gehen :) Natürlich finden Schloss Possenhofen und Kaiserin Elisabeth ebenso Erwähnung wie die Roseninsel und das berühmte Gedenkkreuz im See für den Kini, aber auch eindrucksvollen Villen, die Volkssternwarte und Tradition und Brauchtum geben sich ein Stelldichein in diesem Buch.

Das Leben am Wasser, mit dem See und seiner einzigartigen Landschaft wird beleuchtet, ein zeitgeschichtlicher Exkurs und eine spannende geologische Spurensuche machen das Ganze komplett. Informative Schaubilder, gelungene fotografische Ansichten, Abdrucke von prächtigen Gemälden und eine wundervolle Sammlung historischer Postkarten zeigen, wie vielschichtig der See wirklich ist und daher mehr zu bieten hat, um als reines Ausflugsziel mit Badevergnügen zu gelten.

Was mich persönlich unglaublich stört sind zwei gravierende Druckfehler im Kapitel um Kaiserin Elisabeth auf S. 194/195, denn dort werden die Ereignisse kurzerhand um einhundert Jahre verschoben und finden somit im 20. Jahrhundert statt.

Ansonsten eine wunderschöne Kombination aus Bildband und Sachbuch, die den See unter blau-weißem Himmel richtig schön in Szene setzt.

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Veröffentlicht am 27.11.2022

Bun dì!

Secret Places Südtirol
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Eingefasst von glitzernden Seen, majestätischen Bergen und Naturlandschaften, die die Seele berühren liegt Südtirol. Ein Land, in dem Geschichte zum Greifen nah ist, Tradition und Brauchtum noch mit Herz ...

Eingefasst von glitzernden Seen, majestätischen Bergen und Naturlandschaften, die die Seele berühren liegt Südtirol. Ein Land, in dem Geschichte zum Greifen nah ist, Tradition und Brauchtum noch mit Herz gelebt und gepflegt wird und trotzdem der Spagat zwischen dem Gestern und dem Heute wunderbar gelingt.

In "Secret Places Südtirol" entführen die Autor:innen an 55 Sehnsuchtsorte, die zwar nicht immer wirklich top secret, aber trotzdem traumhaft schön und sehenswert sind. Es ist die Mischung aus Alpinem und Mediterranem, die Südtirol so unverwechselbar macht und die immer wieder aufs Neue begeistert. Rätselhaftes verbindet sich mit Spektakulärem, Genuss und Adrenalinkicks vereinen sich zu Eindrücken, die einen festen Platz im Album der Erinnerungen einnehmen.

Vom Vinschgau bis in die Dolomiten zeigt sich Südtirol von seinen schönsten Seiten, um bei einer Wanderung entlang der Waale, beeindruckenden Naturbildern im Knottenkino oder in der fantastischen Kulisse der Erdpyramiden sein Herz an Land und Leute zu verlieren. Die Sachtexte sind informativ und mit ganz viel Liebe zusammengestellt und werden von eindrucksvollen Aufnahmen begleitet, die die Reiselust und die Neugier auf Südtirol noch mehr schüren.

A s’udëi in Südtirol...hoffentlich bald :)

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Naturkundeunterricht vom Allerfeinsten

Vogelwelten
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Irgendwie habe ich beim Lesen des Buches das Gefühl, ein Teil von "Nachts im Museum" zu sein, denn Klaus Nigge öffnet nicht nur Türen und Schubladen, sondern auch echte Schatzkammern in den Museen, um ...

Irgendwie habe ich beim Lesen des Buches das Gefühl, ein Teil von "Nachts im Museum" zu sein, denn Klaus Nigge öffnet nicht nur Türen und Schubladen, sondern auch echte Schatzkammern in den Museen, um seinen Leser:innen einen mehr als interessante Einblick zu ermöglichen.

Es sind Geschichten und Geschichtliches, vereint mit sehr fundiertem Fachwissen, die dieses Buch so einzigartig machen - der Autor weiß das Interesse immer wieder neu zu entfachen und entführt in die Anfänge der Vogelsammlungen, zeigt die Arbeit von Präparator:innen und trägt so dazu bei, dass anhand von ausgewählten Exponaten die Vielfalt der Vogelwelt zugänglich wird.

Die Sachtexte sind sehr gut ausformuliert und sind für Vogelkundler:innen sehr gut zu erfassen. Für Leser;innen, die sich noch nicht ganz so tief in der Materie befinden, wird es manchmal etwas zu fachlich. Es sollte hier Jede/r selbst entscheiden, in wieweit dieses Kriterium den Lesefluss beeinflusst.

Faszinierend sind die Fotografien, an denen ich mich teilweise nicht satt sehen kann - gerade die Detailaufnahmen der Gefieder versetzen mich immer wieder in Erstaunen. Prachtvolle Farben schillern und glänzen, der Flaum ist duftig und flauschig, die einzelnen Federäste sind in der Kontur gestochen scharf und die Federstruktur breitet sich wie ein Fächer aus.

Manchmal überkommt mich ein kalter Schauer, wenn ich in die weißen leeren Augen der Vogelpräparate blicke, unzählige Vogelskelette vor mir ausgebreitet liegen oder ein im Glas konserviertes Tüpfelsumpfhuhn betrachte. Hat schon ein bisschen was von Gruselkabinett...Dafür liebe ich die wunderschönen Aufnahmen der Pfauen, die Möglichkeit Silberreiher, Rosaflaminge und Purpurhuhn "aus dem Fenster" zu betrachten, staune über die bunte Einfärbung der Gelege und blättere immer wieder zur mehr als gelungenen Doppelseite 52/53 zurück - sie dient zum einen als Cover und zum anderen zeigt sie, wie facettenreich und bunt die Welt der Vögel ist.

Ein sehr lesenswertes, abwechslungsreiches und lehrreiches Buch .

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Veröffentlicht am 22.11.2022

Von Zweien, die auszogen, um den Balkan zu entdecken

Balkan Express
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Es gibt sie noch, die echten Abenteuer, die nur darauf warten, von zwei Freunden entdeckt zu werden. Und genau so liest sich auch das Buch "Balkan Express" -wie ein einzig großer Abenteuerbericht, der ...

Es gibt sie noch, die echten Abenteuer, die nur darauf warten, von zwei Freunden entdeckt zu werden. Und genau so liest sich auch das Buch "Balkan Express" -wie ein einzig großer Abenteuerbericht, der ein bisschen "Durchgeknallt sein", Erlebnishunger und Entdeckerlust auf die Leser:innen überträgt.

Mit Skiern und Drahtesel erkunden Max Kroneck und Jochen Mesle u. a Griechenland, Albanien, Kroatien und Slowenien und stellen sich dabei den Strapazen, die quasi an jeder nächsten Wegbiegung warten. Das Buch liest sich lässig und locker aus dem Handgelenk, obwohl die Tour keineswegs so locker flockig zu fahren ist. Aber die beiden Abenteurer treffen genau den richtigen Ton, um auf Missstände, Herausforderungen und imposante Eindrücke aufmerksam zu machen.

Die Aufnahmen im Buch zeigen ein großes Spektrum an gesammelten Erfahrungen, fangen Stimmungen ein und ermöglichen den Lesenden, die aufregende Tour mitzuerleben. Besonders gut gefallen mir die Sportfotografien , denn sie drücken Lebensfreude und Action pur aus.

Leider sind die Bilder nicht auf Fotopapier gedruckt, sodass ihnen die Farbintensität etwas verloren geht. Gerade bei den Winterlandschaften ist das unglaublich schade, denn hier müsste das Weiß sich gestochen scharf vom Hintergrund abheben.

Das Buch ist für Weltentdecker:innen, Freunde:innen fürs Leben und Menschen mit ungebremster Abenteuerlust empfehlenswert !

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Veröffentlicht am 16.11.2022

Wieviel kann ein Mensch ertragen ?

Das letzte Versprechen
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Hera Lind erzählt in "Das letzte Versprechen" die Lebensgeschichte von Anni Eckhardt und deren Kindheit Weihnachten 1944 ein jähes Ende findet. Was dann folgt, ist an Brutalität, Grausamkeit und entmenschlichtem ...

Hera Lind erzählt in "Das letzte Versprechen" die Lebensgeschichte von Anni Eckhardt und deren Kindheit Weihnachten 1944 ein jähes Ende findet. Was dann folgt, ist an Brutalität, Grausamkeit und entmenschlichtem Verhalten fast nicht zu ertragen und ich lese tränenblind und völlig schockiert die Kapitel.

Immer wieder stelle ich mir die Frage, wieviel ein Mensch ertragen kann, bevor er endgültig zerbricht und bewundere Anni und ganz besonders ihre Großmutter, dass sie inmitten von Barbaren und menschgewordenen Bestien die Hoffnung auf ein Wiedersehen nicht aufgegeben haben. Die Verbindung zwischen Enkelin und Großmutter ist so unglaublich stark, dass dieses Band nichts beschneiden kann.

Ich lese von Misshandlungen und Folter, kann die Tortur noch nicht einmal ansatzweise nachvollziehen, die die Menschen damals erlitten haben. Und doch haben sie nie den Glauben an das Gute im Menschen verloren.

Es bricht mir das Herz, wenn ich lesen muss, wie Anni regelrecht dazu gezwungen wird, sich mit einer ihr vollkommen fremden Person, die ihre Mutter ist, anzunähern. Was die Behörden damals alles zum Wohl des Kindes entschieden habe - da stehen mir heute die Haare zu Berge.

Die Lebensgeschichte von Anni Eckhardt geht tief unter die Haut und hinterlässt nachhaltige Spuren, aber manchmal schafft es Hera Lind leider nicht, die enge Bindung zwischen den Figuren in Buch und ihren Leser:innen zu halten. Die Personen wirken dann plötzlich unnahbar und entgleiten mit ihrem Tun und Handeln den Lesenden und es ist nur schwer nachzuvollziehen, warum diese oder jene Entscheidung getroffen worden ist.

Gerade jetzt, wo mitten in Europa wieder ein Krieg wütet, vermischen die sich entsetzlichen Bilder des Tagesgeschehens mit den mehr als plakativen Schilderungen des Buches. Es ist richtig und wichtig, dass Hera Lind hier nichts beschönigt und die Grausamkeiten ans Tageslicht bringt. Aber manchmal ist mir das einfach zu viel und ich muss das Buch zu Seite legen und einmal tief durchatmen, bevor ich wieder weiterlesen kann.

Ein Buch, das über Hoffnung, Mut und Zuversicht erzählt, aber auch den Schattenseiten des Krieges und den unbarmherzigen Schicksalsschlägen des Leben sehr viel Aufmerksamkeit schenkt.

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