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Veröffentlicht am 27.09.2017

Einblick in die 70er Jahre

Die Geschichte der getrennt Wege
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Der 3. Band erzählt nun die Geschichte der zwei Freundinnen in den 70er Jahren. Elena hat inzwischen ihr Buch veröffentlicht, das ihr viel Ruhm eingebracht hat. Und sie heiratet Pietro.
Lila hingegegen ...

Der 3. Band erzählt nun die Geschichte der zwei Freundinnen in den 70er Jahren. Elena hat inzwischen ihr Buch veröffentlicht, das ihr viel Ruhm eingebracht hat. Und sie heiratet Pietro.
Lila hingegegen gelingt es sich von ihrem Mann zu trennen. Sie, die mit ihm dem Rione zumindest wohnlich entfliehen konnte, zieht mit ihrem Sohn Gennaro zu Enzo, sie arbeitet unter schlimmen Bedingungen in einer Wurstfabrik und reibt sich immer mehr auf.

Doch nichts bleibt wie es ist. Die Lebensläufe der zwei Frauen verändert sich kontinuierlich und immer irgendwie konträr. Mal geht es der einen besser, mal der anderen. Es ist ein auf und ab.
Der dritte Band lässt den Leser einen tiefen Einblick in die italienischen Verhältnisse, was Arbeit, Politik, Lebensumstände betrifft, zu.

Da ich zur Zeit Augenprobleme habe und nicht viel lesen durfte, habe ich mir das Hörbuch gekauft und mir von Eva Mattes die Geschichte vorlesen lassen. Mattes hat eine angenehme Stimme, die mit guter Betonung und Nuancierung dem Roman die Tiefe gegeben hat, die mich fesseln konnte. Dazu kommt natürlich auch, dass mich der Roman packen konnte. Gerade deshalb vielleicht auch, weil meine Mutter im selben Jahr wie Elena und Lila
geboren worden ist und ich fast im selben Jahr wie Elenas älteste Tochter. Irgendwie lässt die Geschichte eine Generation wieder aufleben und auch wenn die Erlebnisse, die Umgebung, die Erfahrungen, die Konstellationen so ganz anders sind als bei uns, so interessieren sie mich doch besonders.
Durch die zwei Frauen erhält man Einblick in eine Epoche, die nicht so lang zurück liegt und dennoch (z.B. Arbeitswelt, aufkeimende Computerbranche etc.) so fern anmutet.

Die Sprache, die Erzählweise von Elena Ferrante gefällt mir, die Protagonisten erscheinen real - so als würde es sie tatsächlich geben. Daher möchte man immer mehr erfahren wie es mit ihnen weitergeht und daher ist auch der vierte Band für mich Pflicht.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Eine fesselnde Geschichte für Leseanfänger

Ein Torwart zu viel
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"Ein Torwart zu viel" handelt von den Freunden Lukas und Finn. Lukas spielt schon länger als Torwart in der Jugendmannschaft, er überredet seinen Freund Finn zum Training mitzukommen. Finn ist begeistert ...

"Ein Torwart zu viel" handelt von den Freunden Lukas und Finn. Lukas spielt schon länger als Torwart in der Jugendmannschaft, er überredet seinen Freund Finn zum Training mitzukommen. Finn ist begeistert und möchte auch Fußball spielen. Kurz darauf erkrankt Lukas vor einem Spiel. Wer geht nun für ihn ins Tor ? Keiner der Spieler traut sich, nur Finn ist mutig und bereit es zu wagen. Und er macht seine Sache gut. So gut, dass Trainer Jan ihn auch beim nächsten Spiel ins Tor stellen möchte um zukünftig zwei Torwarte zu haben. Doch Lukas ist nicht nur enttäuscht, sondern auch die Freundschaft mit Finn steht auf dem Spiel.
Eine Geschichte, bei der es kindgerecht um Freundschaft, Eifersucht, aber auch um den christlichen Glauben geht, der hier - wie auch in den anderen Büchern von Bettina Wendland, die wir gelesen haben - sehr gut mit eingeflochten worden ist.

Das Buch ist so konzepiert, dass es einen geübten Vorleser gibt, der die längeren Passagen vorliest und einen Leseanfänger, der den fettgedruckten und großgeschriebenen Satz auf jeder Seite liest.
Da ich aber wegen einer Augenerkrankung längere Zeit nicht lesen durfte, hat mir mein 9jähriger Sohn fast die gesamte Geschichte vorgelesen, was uns beiden sehr viel Freude gemacht hat.
Er - der normalerweise eher ein Lesemuffel ist, hat nicht nur durch das mir vorlesen Spaß an der Geschichte gehabt, nein, ihm hat die Geschichte sogar so gut gefallen, dass er hinterher die letzten Kapitel aus Neugier und Spannung alleine in einem Schwung noch selbstständig gelesen hat.

Die Geschichte ist fesselnd, es werden wichtige Themen angesprochen, die die Kinder in ihrem Alltag auch kennen. Im Vordergrund steht die Freundschaft, die Gefahr läuft durch Eifersucht und Rivalität zu zerbrechen. Es geht um Gefühle, um Wünsche, aber auch um den christlichen Glauben.
Alles wird so in das Buch verpackt, dass Kinder gerne zuhören oder eben auch selber lesen - und was sehr schön ist, auch der Humor kommt bei der Geschichte nicht zu kurz.
Uns hat das Buch sehr gefallen und wir möchten es sehr gerne weiterempfehlen !

Veröffentlicht am 07.08.2017

Fantasievoll, kurzweilig, interessant - sehr zu empfehlen !

Das Haus der Geschichten
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Marvin ist 30, mit einem Job hat es bisher nicht so richtig geklappt, am liebsten würde er nur Geschichten schreiben, aber davon kann man nicht leben. Ein erneuter Gang zum Arbeitsamt offenbart ihm aber ...

Marvin ist 30, mit einem Job hat es bisher nicht so richtig geklappt, am liebsten würde er nur Geschichten schreiben, aber davon kann man nicht leben. Ein erneuter Gang zum Arbeitsamt offenbart ihm aber ein unerwartetes und sonderbares Jobangebot: Ein Antiquariat mit "narratorische Apotheke" sucht einen Mitarbeiter. Neugierig geworden macht sich der etwas chaotische Marvin auf den Weg dorthin. Er lernt den betagten Besitzer Rasmus kennen und seine Enkelin Linnéa, lernt, dass es sich bei der "narratorischen Apotheke" um eine Geschichtensammlung hält, die Menschen in Not Anreize zum Nachdenken schafft und dadurch zum Überdenken der eigenen Situation.

Immer wieder werden in die eigentliche Geschichte solche Geschichten integriert. Der Hauptprotagonist ist Marvin, aus seiner Sicht wird in der 3. Person erzählt. MIt ihm machen wir uns auf in zu diesem interessanten Antiquariat, erleben durch ihn auch diese kleineren Geschichten mit, lernen durch ihn die anderen Protagonisten kennen. Thomas Franke spart in diesem Erzählstrang auch nicht mit Humor. Wir erleben den Wandel von Marvin mit, der nicht nur Arbeit findet, sondern sich auch auf die Suche nach Gott begibt.

Die Highlights des Romans sind die fantasievollen Geschichten in der Geschichte. Jede anders als die vorherige, alle mit "doppeltem Boden" - mit einer Botschaft - für den Zuhörer im Roman und dem Leser des Buches. Dabei schafft es der Autor die Geschichten so in den eigentlichen Erzählstrang zu verweben, dass sie zusammen ein wunderbares Buch, einen abwechslungsreichen, wunderbaren, christlichen Roman ergeben.

Ich jedenfalls habe dadurch nicht nur kurzweilige, spannende, interessante und humorvolle Lesestunden verbracht, sondern auch selbst genug Stoff zum Nachdenken erhalten. Dieses Buch stärkt den christlichen Glauben und ich kann es allen, die christliche Literatur mögen, von ganzem Herzen empfehlen.

Veröffentlicht am 17.07.2017

Zu Recht ein vielgelesener Klassiker

Stolz und Vorurteil
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Am 18.7.1817 starb Jane Austen - vor 200 Jahren. Ihr meist gelesenes, bekanntestes Werk, ist "Stolz und Vorurteil" - immer wieder neu aufgelegt und bereits mehrfach verfilmt, Vorlage für zahlreiche Adaptionen.
Der ...

Am 18.7.1817 starb Jane Austen - vor 200 Jahren. Ihr meist gelesenes, bekanntestes Werk, ist "Stolz und Vorurteil" - immer wieder neu aufgelegt und bereits mehrfach verfilmt, Vorlage für zahlreiche Adaptionen.
Der Roman in der Übersetzung von Andrea Ott erschien nun im Mai 2017 in einer Taschenbuchausgabe im Penguin Verlag. Nachdem mich die Übersetzung von Andrea Ott bereits mit "Vernunft und Gefühl" begeistern konnte, war für mich klar, dass ich auch unbedingt "Stolz und Vorurteil" in ihrer Übersetzung lesen wollte.
Das Cover der neuen Taschenbuchausgabe mit seinen frischen Farben gefällt mir sehr gut.


Jane Austen brilliert mit dieser Geschichte, die gespickt ist mit vielen abwechslungsreichen, sehr gut dargestellten Dialogen, mit beißender Satire, feinem Humor, mit Liebe, Leid und Veränderungen.
Es geht um die Familie Bennet und ihre fünf Töchter im heiratsfähigem Alter - alle sollen versorgt werden, heißt unter die Haube kommen, denn wenn eines Tages der Vater sterben sollte, würde sein ganzes Erbe an seinen Neffen fallen, da die Töchter nicht erben können. Mrs. Bennet, die Mutter, ist erfreut, als in einem Nachbargut ein Junggeselle einzieht, nach dem Motto " Es ist eine anerkannte Wahrheit, daß ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau. "(Zitat, S. 5). Sie versucht mit allen Mitteln, die meist sehr peinlich und nicht standesgemäß sind, das Ziel der Verheiratung ihrer Töchter zu erreichen. Der reiche Junggeselle ist Mr. Bingley, aber es gibt auch noch weitere junge Herren, wie den Cousin mit der Pfarrstelle, Mr. Collins, den stolzen Mr. Darcy und den einnehmenden Mr. Wickham.

Die Geschichte wird aus Sicht eines Erzählers erzählt, der aber meist die Sicht und Gefühle von Elizabeth darstellt, hinzu kommen kleinere Rückblenden und Nebenbemerkungen zu den anderen Charakteren .
Elizabeth, die zweitälteste Tochter, ist - im Gegensatz zu ihrer Mutter - gebildet und vernünftig und weiß sich in Gesellschaft zu benehmen. Auf Mr. Darcy trifft sie das erste Mal bei einem Ball. Doch diese Begegnung, bei der sie eine abfällige Bemerkung von ihm über sich selbst hört, bekräftigt ihren ersten Eindruck von seinem Stolz und ihre Meinung über ihn steht fest, ein Heiratskandidat ist er somit ebensowenig wie ihr Cousin Mr. Collins. Der gefällige Mr. Wickham könnte ihr da schon eher zusagen....denn für Elizabeht steht fest, dass sie keinen Man heiraten wird, dem sie nicht in Liebe zugetan ist.

MIr haben die spritzigen Dialoge gefallen, die wunderbar ausgefeilten Charaktere der Handlung, die sich wandeln, deren Schein anfangs nicht nur die Protagonisten auf die falschen Fährten lockt. Aber vor allem die peinlichen Auftritte von Mrs. Bennett, die klugen Gedanken von Elizabeth und dazu die Handlung, die, auch wenn man durch Film und Bekanntheitsgrad des Romans schon einiges Vorwissen hat, dennoch immer spannend und abwechslungsreich bleibt.

FAZIT:
Man muss - gerade bei der Übersetzung von Andrea Ott - keine Angst haben so einen Klassiker zu lesen. Die etwa 600 Seiten des Romans flogen bei mir nur so dahin, ich habe mich in diese Zeit zurück versetzt gefühlt und auch wenn Jane Austen die Personen äußerlich nicht groß beschreibt, reicht es mir, dass sie die Charaktere so gekonnt, so brilliant, humorvoll und teils sarkastisch darstellen kann. Dazu gehört vor allem, dass die Dialoge und die Wesenszüge der Protagonisten so lebendig wirken. Austen gelingt es wunderbar die Entwicklung der Figuren über einen Zeitraum eines Jahres darzustellen, ihre Veränderungen, die Ereignisse, die dazu führen, in eine Handlung einzubauen, die einer wahrlich meisterhaften Kompostion gleicht.
Ein Roman, der es zu Recht verdient hat, ein vielgelesener Klassiker zu sein.

Veröffentlicht am 14.06.2017

Eine Geschichte mit Tiefgang

Everland
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"Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen" (S. 170)

2 Expeditionen, die nach Everland, einer kleinen Insel in der Antarktis führen. Hundert Jahre, die dazwischen liegen. Auf den ersten Blick ...

"Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen" (S. 170)

2 Expeditionen, die nach Everland, einer kleinen Insel in der Antarktis führen. Hundert Jahre, die dazwischen liegen. Auf den ersten Blick scheinen die Bedingungen komplett anders zu sein, doch im Laufe der Geschichte zeigt sich eines, die Menschen, die gezwungen sind auf engstem Raum zusammen zu leben, fangen an sich zu verändern. Abgeschiedenheit, Einsamkeit, Gefahren ..... am Ende zeigt sich, wie weit der Einzelne bereit ist sich für die anderen einzusetzen oder das eigenen Leben zu schützen.

1913 erkunden drei Männer die Insel, Napps, Millet-Bass und Dinners. Schon nach dem Verlassen des Mutterschiffes geraten die drei mit ihrem Boot in einen Sturm, der sie entkräftet. Sie schaffen es aber dennoch bis nach Everland. Doch das Schiff, dass sie verlassen haben, muss nach dem Sturm zur Reparatur und kommt erst nach vielen Wochen wieder. Den Überlebungskampf, den die drei führen werden, wird sie herausfordern, sie an alle Grenzen führen und als endlich das ersehnte Schiff wieder kommt, wird nur noch einer der Männer gefunden werden.
2012 sind es zwei Frauen, Jess und Brix, und ein Mann, Decker, die Everland für zwei Monate erkunden werden. Der Aufenthalt läuft geplanter ab, mit vielem technischem Equipment und mit Funkverbindung. MIt der Möglichkeit jederzeit zurück zu kehren. Im Kopf haben sie die Geschichten des Kapitäns des damaligen Mutterschiffes, der die Geschichte der drei Männer auf Everland überliefert hat und dessen Logbuch und Buch zu etlichen weiteren Büchern und Filmen als Vorlagen gedient haben.
Doch auch diese drei stoßen bald an ihre Grenzen und dann zeigt sich, wer wie reagiert.

"Er war wild, optimistisch und unbesiegbar gewesen, und er hatte nicht geahnt, dass diese sonnigen Tage...mit zu den glücklichsten seines Lebens gehören würden.Er hatte ihnen keinen Wert beigemessen. Andere Tage würden kommen, unzählige andere mehr. Er hatte nicht gewusst, dass alles, was man geben und nehmen konnte, einen Wert hatte, so wie die eigene Kraft oder das Versprechen auf Zeit." (S. 324f)

Die Männer der ersten Expedition sind sich schnell im Klaren, dass sie in diesem Überlebungskampf nur minimale Chancen haben. Diese Gewissheit fordert sie nicht nur körperlich heraus, sondern auch ihre Gedanken, Gefühle und ihr Miteinander. Diesen Kampf als Leser mitzuerleben, ist nicht immer leicht, die Geschichte berührt.


Abwechselnd erzählt die Autorin die Geschichte der beiden Expeditionen. Nach und nach enfaltet sich der gesamte Hintergrund. Der Überlebungskampf der ersten Expeditionen, die zwischenmenschlichen Reibereien und Probleme, aber auch die Hintergründe der Konstellationen beider Gruppen. Unterschwellig ist immer eine Spannung spürbar. Die Protagonisten sind psychologisch sehr gut angelegt worden, man fühlt und leidet mit ihnen. Man fragt sich automatisch, wie weit wäre man selbst gegangen ?

Einerseits ist die Geschichte sehr faszinierend, andereseits aber auch beklemmend. Grandios erzählt die Autorin, zeigt, dass vieles nichts so ist wie es scheint.
Das Buch hat mich gepackt, durch die wechslenden Erzählstränge bleibt es immer abwechslungsreich. Die vorhandenen Parallelen kristallisieren sich erst nach und nach heraus.

"Die Schwachen werden nicht von den Starken getragen, sondern reißen sie mit in die Tiefe" (S. 68),
aber manchmal entwickeln die Schwachen eine ungeahnte Stärke und die Starken zeigen Schwäche. Dies darzustellen - und zwar glaubhaft- ist eine Kunst, die die Autorin beherrscht.

Durch viele Dialoge und beschriebenen Aktionen entsteht ein flüssiger Erzählstil, der mich gepackt hat, so dass ich die über 400 Seiten schnell gelesen hatte.

Fazit:
Der Roman ist tiefgründig, spannend, facettenreich, überraschend, unterhaltsam, fesselnd und fordert auch den Leser heraus über so einiges Nachzudenken. Für mich ist das Buch eines meiner Lesehighlights 2017!