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Veröffentlicht am 15.01.2018

Max Hellers 2. Fall

Tausend Teufel
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Dresden, Februar 1947. Zwei Jahre sind vergangen seit der Bombennacht, in der Polizist Max Heller sein Zuhause verloren hat. Mit seiner Frau ist er bei einer Nachbarin untergekommen. Es ist eine harte, ...

Dresden, Februar 1947. Zwei Jahre sind vergangen seit der Bombennacht, in der Polizist Max Heller sein Zuhause verloren hat. Mit seiner Frau ist er bei einer Nachbarin untergekommen. Es ist eine harte, entbehrungsreiche Zeit. Die Alliierten haben Deutschland unter sich aufgeteilt, Dresden gehört zur sowjetischen Besatzungszone.
Als Kriminaloberkommissar der neu gegründeten Volkspolizei soll Max Heller im Fall zweier ermordeter Rotarmisten ermitteln und gerät dabei in einen gefährlichen Interessenskonflikt mit seinen sowjetischen Vorgesetzten. Denn bevor er die erste Leiche untersuchen kann, wird diese bereits von den Sowjets weggeschafft. Dann wird in einem herrenlosen Rucksack ein abgetrennter Kopf gefunden und Heller erwischt ein junges Mädchen dabei, wie sie mit dem Rucksack abhauen will. Hängen die Fälle zusammen?
Trotz der Umstände versucht Heller, seinen Prinzipien treu zu bleiben und möglichst neutral zu ermitteln.
Zwischendurch plagt ihn allerdings auch das schlechte Gewissen, da er aufgrund seiner vielen Arbeit seine Frau ziemlich allein lässt mit den Problemen in der Nachkriegszeit und in diesem eiskalten Winter. Außerdem warten sie immer noch auf Nachricht ihres Sohnes, der auf dem Weg von Russland nach Hause sein müsste.

"Tausend Teufel" ist nach "Der Angstmann" der zweite Fall für Max Heller. Wie schon im ersten Band, der 1945 in Dresden spielt, ist auch diese Geschichte spannend, sehr lebendig und realistisch geschrieben. Das zerstörte Dresden, die Trümmerwüste konnte ich beim Lesen direkt vor mir sehen, die klirrende Kälte fast fühlen. Auch die Verzweiflung der Menschen ist greifbar und nachvollziehbar. Neben der Handlung, in der es um die Ermittlung in den Mordfällen geht, gibt es auch sehr emotionale Momente. Ich habe gemerkt, dass ich manchmal eine Pause brauchte, da einige Szenen ziemlich deprimierend waren, um so mehr, da es damals wirklich so gewesen ist.
Max Heller ist und bleibt ein prinzipientreuer Mann, der versucht, sich in seiner Arbeit nicht beeinflussen zu lassen. Auf die Frage, ob er denn nun ein Nazi oder ein Kommunist sei, sagt er: "Ich bin Max Heller".
Zum Ende wird es noch einmal richtig spannend und ich muss sagen, diesen Täter hatte ich nicht auf dem Schirm.

Fazit: Ein fesselnder Krimi vor dem Hintergrund des zerstörten Dresden im klirrend kalten Nachkriegswinter mit einem sympathischen Helden, der gar keiner sein will. Ich freue mich schon auf Teil 3.

Veröffentlicht am 15.01.2018

Ein wunderbarer Roman

Der Fluch der Sommervögel
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Frankfurt am Main, 17. Jahrhundert. Die junge Maria Sibylla Merian lebt mit ihrer Mutter und ihren beiden Halbbrüdern Matthäus und Caspar bei ihrem Stiefvater Jacob Marrell, einem Künstler und Maler. Auch ...

Frankfurt am Main, 17. Jahrhundert. Die junge Maria Sibylla Merian lebt mit ihrer Mutter und ihren beiden Halbbrüdern Matthäus und Caspar bei ihrem Stiefvater Jacob Marrell, einem Künstler und Maler. Auch sie selbst zeichnet und mal für ihr Leben gern, am liebsten Schmetterlinge. Aber ihre Leidenschaft für die "Sommervögel", wie sie sie liebevoll nennt, stößt nicht bei jedem auf Verständnis. Zur damaligen Zeit nennt man Schmetterlinge Butterfliegen. Sie gelten als Unheilsbringer und Vorboten des Todes. Man glaubt sogar, es seien verwandelte Hexen, die so den Rahm und die Butter stehlen. Über ein Mädchen, das sich für Raupen und ihre Verwandlung interessiert, sie studiert und zeichnet, redet man natürlich. Aber Maria lässt sich dadurch nicht beirren.
Einzig der Totengräber Christian scheint sie zu verstehen. Er meißelt auf dem Friedhof Sommervögel in die Grabsteine und sieht Schmetterlinge nicht als "Teufelsgeziefer" und Unglücksboten, sondern als Symbol für die Freiheit der Seele, die sich aus der sterblichen Hülle des Menschen befreit. Aber er scheint ein dunkles Geheimnis zu haben und als ihn seine Vergangenheit einholt, gerät auch Maria in Gefahr...

Ich habe mich schon immer gefragt, warum Schmetterlinge in der englischen Sprache Butterfly heißen, also Butterfliege. Nun weiß ich es. Der Begriff Sommervogel gefällt mir aber auch.
Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen, die Geschichte über die Schmetterlingsmalerin Maria Sibylla Merian fand ich sehr interessant. Der Schreibstil ist sehr anschaulich und bildhaft, das damalige Frankfurt mit der geschäftigen Atmosphäre in den Straßen und Gassen wird beim Lesen regelrecht lebendig.
Die Figuren, allen voran Maria, sind wunderbar gezeichnet. Bis in die Nebenfiguren bleibt keine farblos, jede bekommt eine kleine Geschichte, es gibt nicht nur Gut und nur Böse.
Maria mochte ich gleich, eine mutige junge Frau für die damalige Zeit, die sich nicht vorschreiben lassen wollte, wie sie zu leben hat.
Auch Christian war mir gleich sympathisch, ebenso wie der Buchhändler Valentin. Auch wenn die Autorin im Nachwort schreibt, dass beide von ihr erfunden sind, wäre es schön, wenn Maria Menschen wie sie um sich gehabt hätte.

Fazit: Ein wunderbar geschriebener, historischer Roman über die frühen Jahre einer interessanten Frau, über die ich bisher leider kaum etwas wusste. Und von nun an, werde ich Schmetterlinge mit anderen Augen sehen....oder Sommervögel, wie Maria Sibylla Merian sie nannte.

Veröffentlicht am 15.01.2018

David Hunters 5. Fall

Totenfang
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Der forensische Anthropologe Dr. David Hunter ist zur Zeit nach seinem letzten Fall nicht gerade die erste Wahl der Polizei in Sachen Beratung. Auch sein Vertrag an der Uni ist nur befristet. Da kommt ...

Der forensische Anthropologe Dr. David Hunter ist zur Zeit nach seinem letzten Fall nicht gerade die erste Wahl der Polizei in Sachen Beratung. Auch sein Vertrag an der Uni ist nur befristet. Da kommt ihm ein Anruf von Detective Lundy aus Essex gerade recht. In den unwirtlichen Backwaters wurde in der Marsch eine gefunden, deren Identifizierung aufgrund ihres stark verwesten Zustands die Kenntnisse eines forensischen Anthropologen benötigt.
Es besteht die Möglichkeit, dass es sich hierbei um den seit vier Wochen verschwundenen Leo Villiers handelt, Sohn einer in der Gegend sehr einflussreichen Familie. Hat er die ebenfalls vermisste Emma Darby ermordet und dann sich selbst getötet? David untersucht die Leiche und es kommen ihm Zweifel, auch wenn der wenig erschütterte Vater darauf besteht, dass es sich bei dem Toten um seinen Sohn handelt.
Da sich die Untersuchungen hinziehen, erhält David eine Unterkunft im Bootshaus von Andrew Trask. Er und seine Familie verhalten sich zunächst sehr ablehnend David gegenüber und als Detective Lundy ihm die ganze Geschichte um das Verschwinden von Leo Villiers erzählt, versteht er auch, warum.
Dann wird eine weitere Leiche in den Backwaters gefunden...

"Totenfang" ist der 5. Fall für den forensischen Anthropologen David Hunter, der als Berater schon an den unterschiedlichsten Orten für die Polizei tätig war.
Ich habe extra gewartet, bis das Taschenbuch auf den Markt kam und ich muss sagen, das Warten hat sich gelohnt. Aus der Reihe gefällt es mir zusammen mit "Die Chemie des Todes" am besten.
Was ich an der Figur des David Hunter mag, ist, dass er kein Superheld ist, sondern trotz seiner fachlichen Kenntnisse auch nur ein Mensch, der in gefährlichen Situationen auch Angst hat und nicht selten mit Verletzungen daraus hervorgeht.
Was ich an den Büchern auch gut finde: Es wird zwar einiges erklärt, was die berufliche Tätigkeit Hunters angeht, aber der Autor wirft nicht Fachbegriffen und Abkürzungen um sich, so dass man irgendwann den Überblick verliert. Alles ist interessant geschrieben und man lernt auch noch etwas. Also wenn man Näheres über den Zustand von Wasserleichen wissen möchte.
Auch wenn es keine große Action gibt, gelingt es Simon Beckett von Anfang an, die Spannung aufzubauen und auch bis zum Ende zu halten. Es gibt immer wieder Wendungen und Überraschungen in der Handlung und der Schreibstil ist anschaulich und lebendig. Ich hatte das Gefühl, mich selbst in den unwirtlichen Salzmarschen zu befinden und war direkt in der Handlung.

Das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen und ich würde mich freuen, wenn es dieses Mal nicht so lange dauern würde, bis ich etwas Neues von David Hunter lesen kann.

Da es hier ein paar Erklärungen zu Hunters Vorgeschichte gibt, ist es kein Muss, die ersten vier Bände gelesen zu haben, um "Totenfang" zu verstehen. Aber empfehlen würde ich es trotzdem....weil ihr sonst einfach etwas verpasst.

Veröffentlicht am 03.08.2017

Kate Burkholder undercover

Böse Seelen
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Kate Burkholder, Polizeichefin von Painters Mill in Ohio, ermittelt dieses Mal Undercover in einer Amisch-Gemeinde im Staat New York. Dort ist ein fünfzehnjähriges Mädchen im Wald erfroren aufgefunden ...

Kate Burkholder, Polizeichefin von Painters Mill in Ohio, ermittelt dieses Mal Undercover in einer Amisch-Gemeinde im Staat New York. Dort ist ein fünfzehnjähriges Mädchen im Wald erfroren aufgefunden worden und es sieht nach Mord aus. Der zuständige Sheriff kommt nicht weiter, denn die eingeschworene Gemeinde mauert und ist nicht bereit der "Englischen Polizei" zu helfen. Aber es kursieren einige Gerüchte, dass dort böse Dinge geschehen.
Als ehemalige Angehörige der Amisch-Gemeinde in Painters Mill scheint Kate perfekt für eine verdeckte Ermittlung und der Sheriff bittet um ihre Hilfe. Also schlüpft Kate in die Rolle einer trauernden Witwe, die nach dem Tod ihres Mannes eine neue Gemeinde sucht, die streng nach den alten Regeln der "Ordnung" lebt. Ganz auf sich allein gestellt, versucht sie hinter die Geheimnisse der Amischen Gemeinschaft zu kommen. Schon bald hat sie den charismatischen, aber zwielichtigen Bischof Schrock in Verdacht, denn er scheint ein sehr strenges Regiment zu führen und nimmt die Regeln der Amischen Ordnung oft allzu ernst. Aber ihre Vergangenheit hilft ihr, das Vertrauen einiger Frauen der Gemeinde zu gewinnen und nach und nach tun sich immer mehr Abgründe auf. Und schließlich ist auch ihr eigenes Leben in Gefahr...

Dies ist der 8. Fall für Kate Burkholder und er hat mich wieder von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten. Der Schauplatz ist dieses Mal nicht Painters Mill, was sicher auch für ein wenig Abwechslung sorgt. Obwohl ich dadurch ihr eigentliches Team bei der Polizei ein wenig vermisst habe.
Wie immer wird in der Ich-Perspektive von Kate erzählt, was die Bücher persönlicher macht. Man ist hautnah dabei und erlebt mit, wie erstaunt sie selbst darüber ist, dass es ihr relativ leicht fällt wieder in ihr "altes Leben" als Amische hineinzuschlüpfen. Fast ist sie manchmal ein bisschen wehmütig, denn es war ja nicht alles nur schlecht damals.

Die Spannung wird im Laufe der Geschichte immer mehr aufgebaut, bis es am Ende zum rasanten Showdown kommt. Der Schreibstil ist gewohnt lebendig und es gibt auch witzige und emotionale Momente. Da Kate dieses Mal weit weg von Painters Mill ist, ist Tomasetti nicht unmittelbar dabei und so steht hier der Fall etwas mehr im Vordergrund und nicht so sehr die Beziehung der beiden. Obwohl es hier meiner Meinung nach doch einen entscheidenden Fortschritt gibt.

Fazit: Für Fans der Reihe ist es natürlich ein Muss, auch diesen Teil zu lesen. Ich war jedenfalls nicht enttäuscht und fand "Böse Seelen" bis zum Ende spannend und gut geschrieben. Es ist auf jeden Fall ein sehr persönlicher Fall für Kate Burkholder.
Wer Kate noch nicht kennt, dem würde ich aber auf jeden Fall empfehlen, zumindest den ersten Teil "Die Zahlen der Toten" vorab zu lesen, da man sie dann besser versteht und nachvollziehen kann, wieso sie damals das "schlichte Leben" hinter sich gelassen hat.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Sommer in Irland

Ein Sommer in Irland
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Im Auftrag ihres Chefs reist die New Yorker Kunsthändlerin Caroline nach Irland, um dort ein altes und sehr wertvolles Buch bei einer Auktion zu ersteigern. Caroline, die in Waisenhäusern und Pflegefamilien ...

Im Auftrag ihres Chefs reist die New Yorker Kunsthändlerin Caroline nach Irland, um dort ein altes und sehr wertvolles Buch bei einer Auktion zu ersteigern. Caroline, die in Waisenhäusern und Pflegefamilien aufwuchs, weiß nicht mehr über ihre Familie, als dass ihre Vorfahren aus Irland in die USA einwanderten. Zusammen mit ihrer sechzehnjährigen Tochter Kim, die wenig begeistert ist, dass ihre Mutter sie auf eine kleine, verregnete Insel schleppt, auf der es "mehr Schafe als Einwohner gibt", bezieht sie ein gemütliches Cottage unweit der Kleinstadt Tralee.
Während ihrer Nachforschungen zu dem geheimnisvollen Buch stößt sie immer wieder auf negative Reaktionen der Dorfbewohner, wenn es um das alte Schloss Cardew Castle geht, in dem die Auktion angeblich stattfinden soll. Und auch der Verwalter will sie nicht dort sehen. Welches Geheimnis umgibt die alten Gemäuer? Und was hat es mit dem Wappen an der Eingangstür auf sich, das Caroline so bekannt vorkommt?
Während Caroline bald nicht nur auf der Suche nach dem Buch den Westen Irlands durchstreift, sondern auch auf der nach ihren eigenen Wurzeln, verliert sie ihr Herz an die Grüne Insel. Und als ein Buchhändler ihr den Roman eines irischen Schriftstellers schenkt, dessen Geschichte mit Cardew Castle zu tun hat, ist sie fest entschlossen, das Geheimnis des alten Schlosses zu lüften.´

"Ein Sommer in Irland" hat mich von der ersten Seite gleich gefangen genommen. Ich war noch nie in Irland, möchte aber unbedingt mal dorthin und das Buch hat mich wieder darin bestärkt.
Man begleitet Caroline durch die irische Landschaft und sieht alles lebendig vor sich, das Meer, die tosenden Wellen, die wilden Klippen, die grünen Wiesen und eben die alten Schlösser und Burgen.
Es sind aber nicht nur die anschaulichen Beschreibungen der Landschaft und der Menschen, der gesamte Erzählstil hat mir sehr gut gefallen. Überwiegend spielt das Ganze in der Gegenwart. Dann gibt es Ausschnitte aus dem alten Roman des irischen Schriftstellers und man erfährt viel über die Vergangenheit einer Amy Sheridan, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelebt hat und einiges durchmachen musste.
Zum Ende laufen die Fäden dann zusammen und es entsteht ein stimmiges Gesamtbild.

Zu den Charakteren kann ich sagen, dass ich Caroline gleich mochte, obwohl ich manchmal fand, dass sie ein wenig überreagiert in Bezug auf ihre Tochter. Aber das sieht sie ja später dann auch selbst ein.
Kim ist am Anfang ein nerviger Teenager, macht aber dann eine positive Entwicklung durch.
Amys Geschichte hat mich sehr berührt. Es ist heute kaum vorstellbar, dass eine Frau so etwas durchleben und durchleiden muss, aber es waren andere Zeiten und Irland ist auch selbst heute noch ein streng katholisches Land mit teilweise altmodischen Moralvorstellungen. Das erklärt die Autorin auch im Nachwort.

Fazit: Eine wunderbar erzählte Geschichte, die mich durchweg gut unterhalten hat und die ich jedem Irlandfan und denen, die es werden wollen, empfehlen kann.