Cover-Bild Bruder
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Kjona Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 20.03.2023
  • ISBN: 9783910372030
Zain Khalid

Bruder

Roman. »Ein aufregendes Debüt über verschiedenste Formen von Macht, das viel über unsere moderne Welt offenbart.« The New York Times
Eva Regul (Übersetzer)

Über der Moschee auf Staten Island wachsen drei Adoptivbrüder auf, die sehr unterschiedlich sind und einander doch innigst lieben. Dayo stammt aus Nigeria, Iseul aus Korea. Nur Youssef, der jüngste, weiß nichts von seiner Herkunft. Er sucht die Nähe ihres Ziehvaters Salim, doch der charismatische Mann steckt voller Rätsel. Während die Brüder in die Glitzerwelt Manhattans eintauchen, hält Salim anti-westliche Reden in der Moschee. Als er eines Nachts nach Saudi-Arabien aufbricht, folgen die Brüder ihm und begeben sich auf einen Weg der Erkenntnis und der Verstörung. Sie erleben, was geschieht, wenn sich Religion und Kapitalismus als Machtinstrumente kaum noch voneinander unterscheiden lassen. Und sie erfahren endlich, wer sie wirklich sind.

»Wenn es zu Ende ist, falls wir tatsächlich an unser Ende gelangen, hast du vielleicht eines Tages die Chance zu erkennen, wer wir gewesen sind. Und doch wird die Qual mich immer begleitet haben, und ich werde mich ewig fragen: Hätte ich dir noch mehr erzählen müssen?« Zain Khalid, ›Bruder‹

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2023

Starkes Debüt

0

Über der Moschee auf Staten Island wachsen drei Brüder auf, die sehr unterschiedlich sind und einander doch innigst lieben. Dayo stammt aus Nigeria, Iseul aus Korea. Nur Youssef, der jüngste Bruder, weiß ...

Über der Moschee auf Staten Island wachsen drei Brüder auf, die sehr unterschiedlich sind und einander doch innigst lieben. Dayo stammt aus Nigeria, Iseul aus Korea. Nur Youssef, der jüngste Bruder, weiß nichts von seiner Herkunft. Er sucht die Nähe ihres Adoptivvaters Salim, doch der charismatische Mann steckt voller Rätsel. Während die Brüder in die Glitzerwelt Manhattans eintauchen, hält Salim antiwestliche Reden in der Moschee. Als er eines Nachts nach Saudi-Arabien aufbricht, folgen Youssef und seine Brüder ihm und begeben sich auf einen Weg der Erkenntnis wie der Verstörung. Sie werden Zeuge, was geschieht, wenn sich Religion und Kapitalismus als Machtinstrumente kaum noch voneinander unterscheiden lassen. Und sie erfahren endlich, wer sie wirklich sind. »Wenn es zu Ende ist, falls wir tatsächlich an unser Ende gelangen, hast du vielleicht eines Tages die Chance zu erkennen, wer wir gewesen sind. Und doch wird die Qual mich immer begleitet haben, und ich werde mich ewig fragen: Hätte ich dir noch mehr erzählen müssen?« Zain Khalid, Bruder

Wie so oft wusste ich nicht, worauf ich mich bei diesem Roman einlasse. Jedoch wusste ich bereits nach den ersten Seiten es würde mich sehr berühren. Zain Khalid schreibt überaus arabisch – also poetisch und existentiell. Da ich selbst aus diesen Teilen der Welt komme, habe ich von Anfang an eine besondere Verbindung zu diesem Buch gespürt. Die Beschreibungen der Moschee und des Gebets, der so leicht im Alltag verwoben wurde, waren sehr berührend. Die Atmosphäre war zu Beginn eher ruhig und von der kindlichen Leichtigkeit der Protagonisten geprägt. Dennoch konnte man eine tiefsitzende Narbe, auf jeden Fall einen starken Drang zu etwas Unbestimmten bemerken.

Leider wurde diese Ruhe und diese Beobachtungskraft, die in Khalids Schreibstil zu erkennen waren, von einem lauten Plot erdrückt. Gegen Mitte hin stieg der Spannungsbogen exponentiell und plötzlich waren wir inmitten eines Hollywood-Films. Auch wenn mir ein aufregender Plot und dem Kampf um Leben und Tod nichts ausmacht, ja sogar manchmal gefällt, fand ich sie in diesem Roman fehl am Platz.

Außerdem, und das fand ich wirklich Schade, gefiel mir die Richtung nicht, in der die Geschichte ging (auch wenn ich sie hätte vorhersagen können, hätte ich mehr als die beiden ersten Sätze der Zusammenfassung gelesen.). Es war klischeebehaftet. Jedes Mal – so fühlt es sich für mich, einer Muslima, die in Deutschland wohnt, an – muss der Islam mit etwas Radikalem und Bedingungslosem verbunden werden, etwas Gewalttätigem. Natürlich gibt es diese Gewalt im Islam, aber wird sie verhältnismäßig zu oft thematisiert im Gegenzug zum Frieden des Islams. Ich hätte mir gewünscht, wenn endlich mal nicht von dieser Seite gesprochen würde. Aber wie gesagt – hätte ich die Zusammenfassung aufmerksamer gelesen, hätte ich mich darauf vorbereiten können.

Nun gut, nichtsdestoweniger hab ich das Lesen genossen. Die Charaktere und ihr Zusammenspiel, besonders das der Brüder, war sehr harmonisch und echt. Außerdem sind die Perspektivenwechsel des Erzählers, besonders zum Ende hin sehr interessant und haben mir eine Gänsehaut verpasst.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2023

Debütroman zwischen Familiengeschichte und Thriller

0

In Zain Khalids Debutroman „Bruder“ geht es ziemlich drunter und drüber, es ist ein sehr vielschichtiges Buch. Zunächst zeigt sich der Roman als Familienroman, fast schon als Familiensaga. Drei adoptierte ...

In Zain Khalids Debutroman „Bruder“ geht es ziemlich drunter und drüber, es ist ein sehr vielschichtiges Buch. Zunächst zeigt sich der Roman als Familienroman, fast schon als Familiensaga. Drei adoptierte Kinder, von Imam Salim in New York erzogen, stehen im Zentrum.

Es sind drei ganz unterschiedliche Geschwister: Dayo, der von nigerianischen Vorfahren abstammt, Iseul mit koreanischen Wurzeln und Youssef, dessen Herkunft nicht geklärt ist. Alle drei sind im gleichen Jahr geboren, 1990. Wer ihre Eltern sind, warum sie adoptiert werden mussten und warum ausgerechnet ein Imam sie bei sich aufnimmt, bleibt lange ungeklärt.

Im ersten Teil des Romans lesen wir von ihrem Aufwachsen in einer Sozialbausiedlung, die Familie wohnt über einer heruntergekommenen Moschee, in der Imam Salim predigt. An manchen Stellen erweist sich das Buch dabei auch als Sozialroman, der nach den Chancen von „Benachteiligten“ fragt. Vor allem an Iseuls Sportkarriere wird das deutlich.

Imam Salim bleibt anfangs eine sehr rätselhafte Figur. Bei ihm knüpft ein weiteres Thema an: die Religion. Dabei geht es weniger um die Religionsausübung, sondern vielmehr darüber, wie viel Macht Religion hat. Das ist vor allem im mittleren Teil des Buches Thema, der in Saudi-Arabien spielt. Dabei begegnen die drei Brüder einer modernen Form des Islam, den man gelinde gesagt als „radikale Toleranz“ umschreiben kann.

Und hier geht es schließlich auch um die Versuchung der Macht. Ist Toleranz noch gut, wenn sie auf radikalem Wege erreicht wird? Die drei Brüder werden in einer neu erschaffenen Megastadt zu Managern gemacht und die Frage stellt sich (bis zum letzten Teil des Buches), ob sie der Versuchung der Macht anheimfallen.

Zu guter Letzt ist „Bruder“ auch ein Thriller. Denn weshalb Imam Salim die drei Kinder adoptierte, hat tiefe Gründe. So schließt sich im letzten Teil des Buches ein Rachefeldzug an, der zu einem überraschenden Ende übergeht – das für mich aber etwas unverständlich blieb. Überhaupt ist in diesem Teil sehr vieles doch auch abwegig, sodass zwar Spannung aufgebaut wird, aber aus dem realitätsbezogenen Anfang ein sehr fiktionaler zweiter Teil wird.

Was den Lesefluss ebenfalls etwas stört, ist der Erzähler. Das Buch ist verfasst als eine Art Rechtfertigungsschreiben an Ya Ruhi, die Tochter von Iseul. Verfasser ist niemand anderes als Youssef. Ein subjektiver, unzuverlässiger Erzähler. Ausgerechnet Youssef, den von Kindesbeinen an ein nervliches Leiden begleitet, denn ihn begleitet ein wandelbares Wesen, das er „Bruder“ nennt, das ihn Dinge sehen lässt, die es nicht gibt, das ihm aber auch beim Aufarbeiten von Erlebtem hilft, denn Youssef kann „Bruder“ auch „füttern“. Aber es besteht eben auch gleichermaßen die Gefahr, dass „Bruder“ übermächtig wird und Youssef übernimmt.

Sehr widersprüchlich, aber dadurch auch sehr spannend, ist die Figur des Imam Salim. Er ist ein konservativer Imam, lebt aber heimlich eine homosexuelle Beziehung. Obwohl er die westliche Welt ablehnt, hat er sehr ehrgeizige Pläne für seine Kinder, was die Schul- und Universitätsbildung betrifft. Die Nähe zu seinen Adoptivkindern vermeidet er. Salim ist als Figur schwer greifbar, weil viele Widersprüche in ihr zu finden sind. Das macht sie sehr reizvoll.

„Bruder“ bietet eine komplexe Themenvielfalt, die einen beim Lesen an manchen Stellen etwas überfordert.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere