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Veröffentlicht am 06.10.2017

Ein Buch, das alles gibt und alles verlangt.- Zu Recht!

Und es schmilzt
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INHALT:
Ein Buch, das alles gibt und alles verlangt.
Mit geschlossenen Augen hätte Eva damals den Weg zu Pims Bauernhof radeln können. Sie könnte es heute noch, obwohl sie viele Jahre nicht in Bovenmeer ...

INHALT:
Ein Buch, das alles gibt und alles verlangt.
Mit geschlossenen Augen hätte Eva damals den Weg zu Pims Bauernhof radeln können. Sie könnte es heute noch, obwohl sie viele Jahre nicht in Bovenmeer gewesen ist. Hier wurde sie zwischen Rapsfeldern und Pferdekoppeln erwachsen. Hier liegt auch die Wurzel all ihrer aufgestauten Traurigkeit. Dreizehn Jahre nach dem Sommer, an den sie nie wieder zu denken wagte, kehrt Eva zurück in ihr Dorf – mit einem großen Eisblock im Kofferraum.

MEINUNG:
Ein Buch, das alles gibt und alles verlangt. Mit diesem Spruch auf dem Schutzumschlag wird das Buch beworben. Häufig ist ein solcher Aufkleber einerseits ein Kaufanreiz und andererseits häufig völlig übertrieben. Bei Und es schmilzt trifft er (leider) komplett zu. Mich hat das Buch genau deswegen und wegen des relativ wenig aussagekräftigen Klappentext neugierig gemacht. Um es gleich vorweg zu nehmen, dass Buch ist nichts für Zartbesaitete. Da man es nicht sofort erahnt, möchte ich das als Warnung mitgeben.
Ich habe das Buch mit Unterstützung des Hörbuchs gelesen, was wirklich ganz gut war, denn in der Geschichte passiert lange nicht wirklich etwas. Man muss hier wirklich Durchhaltevermögen beweisen. Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen aus der Sicht von Eva. Mir fiel es anfangs schwer da richtig durchzusehen, denn es gibt Kapitelüberschriften und innerhalb dessen gibt es Uhrzeiten, die die Gegenwart signalisieren und Daten, die die Vergangenheit darstellen. Innerhalb der Gegenwart blickt Eva aber immer auch noch ab und an in die Vergangenheit. Es hat ein wenig gedauert bis ich mich zurecht fand.
Auch wenn Lize Spits Erzählweise sehr nüchtern ist, schließt man Eva und auch ihre Geschwister schnell in Herz, denn ihre familiäre Situation ist ziemlich schwierig. Besonders die Mutter hat starke Alkoholprobleme und der Vater denkt an Selbstmord, was Eva auch wissen lässt. Beide sind mehr mit sich und dem Tod von Evas Zwillingsschwester beschäftigt als mit ihren noch lebenden Kindern. Besonders an Evas jüngerer Schwester geht das nicht spurlos vorüber, die immer mehr starke Neurosen entwickelt und an einer Essstörung leidet. Das Schlimme ist, dass einige Leute im Dorf etwas ahnen, aber nicht unternehmen, damit die Kinder aus dieser Situation heraus kommen. Das Wegschauen ist in meinen Augen ein zentrales Thema in diesem Buch.
Eva hat zwei Freunde, Pim und Laurens, mit denen sie immer abhängt. Zwei Jungs, die mir von Anfang an wenig sympathisch waren. Eva erschien mir immer eher wie ein Anhängsel der beiden. Sie wollte irgendwo dazugehören. Das ist für mich auch am Ende die einzige Erklärung, um die Katastrophe ganz am Schluss ansatzweise verstehen zu können. Im Sommer 2002 erfinden sie zusammen ein Spiel. Eva denkt sich ein Rätsel aus und die Jungs laden Mädchen nach einem selbsterdachten Bewertungssystem ein, welche dann das Rätsel lösen sollen. Tun sie dies nicht, müssen sie tun, was die Jungs von ihnen verlangen. Nun sind Pim und Laurens aber keine kleinen Jungen mehr, sondern befinden mitten in der Phase ihrer beginnenden Sexualität. Eva spielt bei dem Ganzen solange mit, bis es ihr zum Verhängnis wird.

Dieser Moment kommt relativ spät im Buch, hat mir aber innerliche Schmerzen verursacht, weil ich es in der Grausamkeit nicht erahnt habe. Ich weiß gar nicht, ob die Tat an sich oder das Danach schlimmer waren, denn wieder wird weg gesehen und verschwiegen. Mal abgesehen davon, dass es mir bis heute schwer fällt zu verstehen, warum Eva das hat mit sich machen lassen, ist die Hilflosigkeit das Schlimmste. Am liebsten wollte ich sie in die Arme nehmen und nicht wieder los lassen. Doch niemand ist für sie da, obwohl es offensichtlich ist, dass sie Hilfe braucht.

Die Sache mit dem Eisblock habe ich auch noch nicht gekannt und erst spät erkannt, was es damit auf sich hat. Als mir dann ein Licht aufging, war ich dann nochmals schockiert. Der Eisblock hat auch direkt etwas mit dem Ende des Buches zu tun. Es machte mich sehr traurig, aber es war gut gewählt. Der Ausgang ist relativ offensichtlich, aber ein minimaler Spielraum bleibt für Spekulation.

FAZIT:
Und es schmilzt ist ein Buch, was einem viel abverlangt, auch noch lange nachdem man es beendet hat. Ein Buch über dessen Botschaft man sprechen sollte. Es lässt einen fassungslos, verstört und mit einem schalen Nachgeschmack zurück, in dem Wissen, dass solche Geschichten nicht weit von der Realität entfernt sind. Eine Empfehlung spreche ich nur mit der Warnung aus, dass man vorher wissen sollte, worauf man sich einlässt.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Süß und bitter kann das Leben sein

Sweetbitter
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INHALT:
Eigentlich wollte Tess nicht Kellnerin werden. Sie wollte ihrer provinziellen Herkunft entkommen, in die Großstadt eintauchen und endlich herausfinden, wofür sie geschaffen ist. Doch dann landet ...

INHALT:
Eigentlich wollte Tess nicht Kellnerin werden. Sie wollte ihrer provinziellen Herkunft entkommen, in die Großstadt eintauchen und endlich herausfinden, wofür sie geschaffen ist. Doch dann landet sie in einem edlen New Yorker Restaurant und es ist wie der Eintritt in ein neues Universum, in dem ganz eigene Regeln und Gesetze herrschen, in dem der falsche Wein im falschen Moment zum Verhängnis werden kann. Oder die Ignoranz gegenüber der Einzigartigkeit einer Auster.

Sweetbitter ist ein großer Roman über den Genuss und die Obsession – darüber, dass man manchmal besessen sein muss, um wirklich genießen zu können.

MEINUNG:
Ich habe mich auf das Buch sehr gefreut, denn ich mag gutes Essen und alle kulinarischen Genüsse, die darum tummeln und ich mag New York, wo ich auch schon einmal gewesen bin. Als das Buch erschienen ist, ist es tatsächlich gefühlt wie eine Bombe eingeschlagen, allerdings wie eine ziemlich schlechte. Ich war erschrocken über die vielen wirklich sehr schlechten Bemerkungen. Natürlich tendiere ich auch dazu, mich davon beeinflussen zu lassen und so lag das Buch erstmal ein wenig bei mir rum, bis ich mich jetzt endlich dazu entschließen konnte es endlich zu lesen.
Der Roman wird aus der Sicht von Tess erzählt, die ich zunächst fast als namenslos wahrgenommen hatte, weil ihr Name so selten in dem Buch fällt. Tess ist 22 Jahre alt, mit dem Studium fertig und möchte nun in der großen Stadt New York Kellnerin werden. Für mich ist das ein ganz normaler Schritt in diesem Alter. Häufig weiß man auch nach dem Studium noch nicht, was man eigentlich möchte und was das richtige für einen ist. Tess landet zunächst als Hilfskellnerin in einen New Yorker Edelrestaurant.

Der Start ist nicht leicht für sie und schnell stellt sich raus, dass die Gastronomie ein echter Knochenjob ist, bei dem man genau dann arbeitet, wenn andere häufig schon im Bett liegen. Tess schließt dort schnell auch, wenn auch relativ lose, Freundschaften. Es gibt relativ viele Personen, so dass ich zunächst Probleme hatte diese immer genau einzuordnen, aber die Autorin liefert einem eigentlich genug Erkennungsmerkmale. Nach Feierabend verschlägt es die zumeist jungen Leute häufig noch in eine Bar, wo auch Alkohol in Massen und auch Drogen konsumiert werden. Ich will das noch nicht mal alles schön heißen, aber auch das sind Sachen, die für mich in diesem Alter dazu gehören (obwohl ich von Drogen nichts halte). Die Gastronomie ist ein Berufsfeld, wo man ständig unter Anspannung und Stress steht. Der Konsum von diversen Genussmitteln ist wohl auch Teil davon, um mal runterzukommen. Die Autorin schildert das alles sehr realistisch, auch was die Konsequenzen angeht. Wenn man dann durchhängt und einen Kater hat, muss man nächsten trotzdem wieder seinen Job machen. Auch Tess muss das lernen.

Die Autorin unterbricht den normalen Romanverlauf immer wieder mit gedichtartigen, fragmentarischen Gesprächsfetzen aus dem Restaurant und anfänglich auch mit Beschreibungen von Geschmacksrichtungen. Kulinarisch gesehen wird oft auf Wein, dessen Geschmack und Herkunft eingegangen. Die Schilderungen des Restaurantablaufs sind sehr ausführlich und auch augenöffnend. Man bekommt einen sehr guten Eindruck, wie hart das Personal dort arbeiten muss.

Tess‘ Geschichte erstreckt sich ungefähr über den Zeitraum von einem Jahr. Das Buch ist dazu in die bekannten Jahreszeiten, Frühling, Sommer, Herbst und Winter eingeteilt. Mir hat gut gefallen, dass Tess in der Zeit auch gewissen Ehrgeiz entwickelt und von der Hilfskellnerin zu einer richtigen Kellnerin werden möchte. Ein bisschen problematisch fand ich ihre für mich fast an Besessenheit grenzende Bewunderung für Simone, die sagen wir mal Oberkellnerin im Restaurant. Gleichzeitig ist Tess in Jake verliebt, der aber auch mit Simone relativ eng ist. Das führt bei Tess zu regelmäßiger Eifersucht und eskaliert dann schließlich auch. Jake ist aber ungefähr so der typische Mann, von dem man sich gerne mal angezogen fühlt, der aber am Ende nicht gut für sie ist. Selbst Simone warnt sie vor ihm.

Am Ende greift Tess zu einem Mittel, um endlich die Position als Kellnerin zu bekommen, welches ich von ihr nicht gedacht hätte. Vermutlich hat sie da verstanden wie das Gefüge tickt und was dafür tun muss. Tess war mir rückblickend eigentlich schon sympathisch und ich konnte in vielen Momentan auch mich selbst in diesem Alter wiederfinden. Mir hat gut gefallen, dass sie sich entwickelt hat, dass sie gelernt hat auch Konsequenzen zu tragen und dass sie trotz wohl schwieriger Kindheit (welche immer nur mal angedeutet wird), doch relativ normal ist. Da habe ich schon viel schlimmere Bücher gelesen, in denen die Protagonistin völlig planlos durchs Leben gewandelt ist und sich diese Leere mit Drogen, Alkohol und zwanglosem Sex aufgefüllt und am Ende sich auch nicht wirklich entwickelt hat.

FAZIT:
Ich kann mich den vielen schlechten Meinungen zu dem Buch nicht anschließen. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die versucht ihren Platz zu finden und erwachsen zu werden. Die Einblicke in die Abläufe eines renommierten Restaurants sind interessant und öffnen einem als Gast auch mal die Augen, was hier geleistet wird. Die kulinarischen Eindrücke hätte ruhig noch etwas umfangreicher sein können. Es beschränkt sich hier sehr auf Spirituosen, besonders Wein. Vielleicht sollte man an das Buch nicht mit falschen Erwartungen ran gehen. Eine gewisse Handlungsarmut lässt sich nicht absprechen, aber ansonsten hat mir das Buch gut gefallen.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 04.08.2017

Mitreißend und unterhaltsam

Auf ewig dein
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INHALT:
Anna und Sebastiano sind zurück! Das Traumpaar der Zeitenzauber-Trilogie ist nach vielen bestandenen Abenteuern zu Zeitreiseprofis gereift. Grund genug, um eine eigene Zeitreiseschule in Venedig ...

INHALT:
Anna und Sebastiano sind zurück! Das Traumpaar der Zeitenzauber-Trilogie ist nach vielen bestandenen Abenteuern zu Zeitreiseprofis gereift. Grund genug, um eine eigene Zeitreiseschule in Venedig zu gründen. Dem Ort, wo die Liebe und die Reisen durch die Zeit ihren Anfang fanden.
Ihre ersten beiden Novizen sind die verführerische Fatima, ein Haremsmädchen aus dem 13. Jahrhundert, und der draufgängerische Ole, Sohn eines Wikingerhäuptlings. Die erste gemeinsame Mission zum Hofe Heinrichs des Achten gerät aber zum Debakel. Anna und Sebastiano haben alle Hände voll zu tun, ihre Zöglinge zu bändigen, als ein unerwarteter Besucher aus der Zukunft auftaucht und einen grausamen Tribut von Anna fordert: »Opfere deine große Liebe, damit die Zukunft fortbestehen kann!«

COVER:
Das Cover in Türkis gehalten ist ein Traum, aber noch schöner ist das Papier aus dem es gemacht ist. Dieses erinnert mich an eine edle Strukturtapete.

MEINUNG:
Auf ewig dein ist der erste Teil der Time School Trilogie und ist ein Spin Off zur Zeitenzauber Trilogie von Eva Völler, die vorher nicht komplett gelesen habe. Man muss diese Reihe nicht vorher gelesen haben. Es wurde einige Ereignisse erwähnt, die sicherlich in der Zeitenzauber Trilogie vorgekommen sind, aber ich habe diese nicht als Spoiler wahrgenommen.
Zu Einstimmung auf das Buch, habe ich bereits die Kurzgeschichte Der Anfang gelesen. In dieser Geschichte rekrutieren Anna und Sebastiano Ole, den Wikinger. Auch diese Short Story ist kein Muss vorher.
Ich bin großer Fan von Zeitreise-Geschichten. Generell birgt dieses Konzept aber immer ein großes Diskussionspotential hinsichtlich der Gestaltung und der Regeln, sodass es auch nachvollziehbar und in irgendeiner Art und Weise vorstellbar erscheint. Eva Völler hat dies in meinen Augen alles sehr gut erläutert. Besonders den intergalaktischen Translator fand ich klasse, welche sie mehrmals erwähnte, auch wenn ich es mir seltsam vorstelle, dass sich dadurch alle in ihrer Muttersprache unterhalten können. Besonders zwischen Anna und Sebastiano als Paar stelle ich mir das seltsam vor.

Anna und Sebastiano mochte ich gern, besonders Anna, aus deren Sicht das Buch geschrieben ist. Ich habe mich manchmal gefragt, wie alt die beiden wohl sein mögen, wenn sie vorhaben zu heiraten. 18 Jahre alt müssten sie mindestens sein. Manchmal fiel es mir schwer, dass in Einklang mit dem Jugendbuch zu bringen als das es einkategorisiert worden ist. Sebastiano habe ich manchmal als ein wenig verbissen und zu ernst wahrgenommen, der scheinbar auch wenig Spaß versteht, besonders wenn es um Anna geht.

Fatima und Ole fand ich wirklich klasse, weil sie beide einen ungeheuren Unterhaltungsfaktor in das Geschehen bringen. Das ist sehr angenehm gewesen, da Anna und Sebastiano mit anderen Problem zu kämpfen haben, die ihre Liebe auf eine harte Probe stellen. Besonders gut gefielen mir die Beschreibungen, wie sich Fatima und Ole, die aus einer anderen Zeit stammen, in unserer Gegenwart zurecht finden und welche Spleens sie entwickeln. Eva Völlers Schreib- und Erzählstil ich dahin gehend leicht, humorvoll und macht ein Spaß zu lesen.

FAZIT:
Ein gelungener Auftakt in eine neue Trilogie, die auf jeden Fall weiter verfolgen möchte. Das Buch kann für alle Fans der Zeitenzauber Reihe als auch für alle, die gerne Zeitreise-Romane lesen, nur empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Handlung
Veröffentlicht am 02.08.2017

Besser als der 1. Band!

True North - Schon immer nur wir
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INHALT:
Als Jude in seinen Heimatort in Vermont zurückkehrt, will er nicht mehr daran denken, was vor drei Jahren geschehen ist, als er alles verloren hat: seinen guten Ruf, seine Chance auf eine Zukunft ...

INHALT:
Als Jude in seinen Heimatort in Vermont zurückkehrt, will er nicht mehr daran denken, was vor drei Jahren geschehen ist, als er alles verloren hat: seinen guten Ruf, seine Chance auf eine Zukunft - und Sophie. Seine große Liebe, deren Leben er in einer einzigen tragischen Nacht zerstört hat. Sophie ist geschockt von Judes Rückkehr, denn der Mann, der für den Tod ihres Bruders verantwortlich ist, bringt ihr Herz auch nach all den Jahren noch gefährlich aus dem Takt. Und so sehr sie sich dagegen wehrt, spürt sie bald, dass diese Liebe keine Gesetze kennt…

MEINUNG:
Der erste Teil der True-North-Reihe hatte mir schon recht gut gefallen. Jude lernt man dort bereits kennen und weiß, dass er drogenabhängig war und im Gefängnis gesessen hat. Die Hintergründe wurden allerdings nicht offen gelegt. Umso mehr war ich gespannt auf Jude und seine Geschichte.
Die Geschichte setzt zeitlich genau an den ersten Teil an. Jude verlässt die Shipley Farm und kehrt in seine Heimatstadt zu seinem Vater zurück, aber es gibt immer wieder Szene mit den Shipleys, was mich sehr gefreut hat. Jude plagt sich unterbewusst in meinen Augen immer noch mit Schuldgefühlen und denkt er hat nachdem was vorgefallen ist, gar nichts mehr verdient. Außerdem leidet er jeden Tag unter Entzugserscheinungen nach jahrelanger Abhängigkeit von Drogen und anderen Betäubungsmittel. Sarina Bowen muss diesen Part sehr gut recherchiert haben, denn ihre Beschreibungen wirken sehr realistisch, fast schon schonungslos. Sie lässt Jude leiden. Manchmal erschien er mir fast wie ein Märtyrer. Ihm fällt es schwer zu akzeptieren, dass Menschen nun mal Fehler machen und dass sie nicht ihr Leben lang daran gemessen werden. Viele Menschen um ihn herum, z.B. die Shipleys und auch Sophie geben ihm deutlich eine zweite Chance bzw. akzeptieren seine Vergangenheit. In meinen Augen hat Jude ein großes Herz und ist auch psychisch stark.
Die Sichten in dem Buch wechseln immer zwischen Sophie und Jude. Auch Sophie führt nicht das Leben, was sie sich erträumt hat, sondern muss mit dem Scherbenhaufen, der sich einst ihre Familie genannt hat leben. Zwischen Jude und Sophie hätte ich etwas mehr Reibung erwartet, nachdem was vorgefallen ist. Sophie macht Jude zu keiner Minute einen Vorwurf wegen des Todes ihre Bruders, was mich manchmal verwundert hat und was ebenso bewundernswert fand. Sie fühlte sich mehr allein gelassen, weil Jude im Gefängnis keinen Kontakt zu ihr wünschte. Beide kommen sich relativ schnell wieder nah. Die erotischen Szenen waren heiß, aber geschmackvoll und das Buch war davon auch nicht überladen, wie ich es im ersten Teil empfand. Wirklich interessant wurde es als Sophie anfing rumzuschnüffeln, um herauszufinden, was damals wirklich vorgefallen ist. Außerdem war toll zu sehen, wie die beiden dann langsam die Vorstellung einer Zukunft bekommen.
Das Ende fand spannend, aber dann auch relativ überstürzt und alles war wieder super und rosarot. Zu dieser Art Büchern gehört natürlich ein Happy End, aber auch wie bereits auch im ersten Teil finde ich es immer etwas übertrieben und flach, quasi von 0 auf 100. Jude und Sophie war aber trotzdem von Herzen vergönnt. Positiv möchte ich auch anmerken, dass wie von mir erwartet, dieser zweite Band deutlich mehr Tiefgang hatte als der erste Teil.
Die Reihe:
1) True North – Wo auch immer du bist
2) True North – Schon immer nur wir
3) True North – Du bist alles für immer (erscheint am 29. September 2017)

FAZIT:
Ein wirklich herzergreifende Liebesgeschichte mit Spannung, Liebe und Einblick in das Leben eines ehemaligen Drogenabhängigen. Freue mich auf Band 3!

Veröffentlicht am 12.07.2017

Ein Roman, der Mut macht

Nachtblumen
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INHALT:
Auf jede Nacht folgt ein Tag

Das Leben könnte so einfach sein. Wäre es manchmal nicht so verdammt schwer. Jana schläft am liebsten unter dem Bett. Collin friert gerne. Jana wünscht sich vertraute ...

INHALT:
Auf jede Nacht folgt ein Tag

Das Leben könnte so einfach sein. Wäre es manchmal nicht so verdammt schwer. Jana schläft am liebsten unter dem Bett. Collin friert gerne. Jana wünscht sich vertraute Menschen um sich herum. Collin möchte mit anderen Leuten nichts zu tun haben. Auf Sylt begegnen sich die beiden in einem Wohnprojekt und leben für die nächsten zwei Jahre Zimmer an Zimmer. Da ist eine Mauer, die sie trennt. Und eine Tür, die sie verbindet.

MEINUNG:
Von Carina Bartsch habe ich bereits die allseits beliebt und bekannte Dilogie, Kirschroter Sommer und Türkisgrüner Winter, vor Jahren gelesen. Ich fand die beiden Bücher gut (Band 1 mehr als Band 2), aber ich bin war nicht restlos begeistert davon. Das lag nicht Carina Bartsch‘ Schreibstil, sondern an den Charakteren. Ich schätze an Carina Bartsch, dass sie ihre Bücher auch ihrer Heimat Deutschland spielen lässt und nicht in Amerika, wie viele ihrer Kolleginnen im Bereich Liebesromane. Nachtblumen ist nicht so locker, leicht wie die bereits erwähnten beiden Bücher, aber das habe ich auch nicht angenommen.
Der Roman ist komplett aus der Sicht von Jana geschrieben. Jana zieht in eine Wohngruppe auf Sylt und beginnt dort eine Ausbildung als Bauchzeichnerin, mehr wird erstmal nicht verraten, aber natürlich entspinnen sich schon die ersten Fragen. Abgeholt wird sie von ihrer Therapeutin. Dieser Fakt und die Tatsache der Wohngruppe schließen gleich darauf, dass in Janas Leben etwas nicht in Ordnung ist und das ihre Vergangenheit womöglich durch einige traumatische Erlebnisse geprägt sein könnte. Dieser Verdacht bestätigt sich auch durch das Verhalten von Jana. Sie ist 19 Jahre alt, erschien mir aber oft deutlich jünger, was vielleicht an ihren Lebensumständen liegt. Jana ist sehr zurückgezogen, lässt nur schwer jemand an sich heran und fasst nur schwer Vertrauen, besonders mit den Menschen, die es wirklich gut mit ihr meinen. Ständig hinterfragt sie deren Hilfsbereitschaft, besonders die von Klaas und Anke, bei denen sie wohnt. Sie möchte immer alles zurückzahlen und -geben. Ich konnte das nur zum Teil verstehen, weil ich nicht wusste vorher diese enorme Vorsicht kommt und es auch kein Ereignis gab, dass ein solches Verhalten rechtfertigte. Jana kam mir immer vor wie ein scheues Reh. Dennoch blüht sie ganz langsam auf.

Im ersten Teil des Buches passiert eigentlich noch nicht besonders viel. Jana lebt sich so langsam in der Wohngruppe ein und versuchte sich in der Berufsschule durchzuboxen. Nebenbei macht sie eine Therapie bei Dr. Thea Flick, die ich sehr gerne mochte. Die Therapiegespräche müssen von Carina Bartsch sehr gut recherchiert worden sein, denn ich fand sie sehr authentisch. So nach und nach kommt auch immer weiter ans Licht, was Jana passiert ist. Das geht alles nur in kleinen Stücken. Einerseits ist das realistisch dargestellt, aber manchmal ging es mir auch ein wenig zu langsam. Das Buch zieht sich etwas, da auch nicht viel Spannendes passiert.

Das ändert sich dann in der zweiten Hälfte. Hier kommt Jana Collin näher, der ebenfalls Bauchzeichner lernt und das Zimmer nebenan hat. Collin konnte ich nur schwer greifen. Er ist sehr schweigsam, meistens lieber allein und zeichnet. Jana sucht immer wieder das Gespräch und so entwickelt sich langsam eine Verbindung zwischen den beiden. Die Gespräche mochte ich sehr, weil sie tiefgründig waren und zu beiden passten. Hier sucht man langweiligen Smalltalk vergebens. Auch Collin hat keine einfache Kindheit/ Jugend, aber was es wirklich war erfährt Jana durch einen dummen Zufall. Im Gegensatz zu Jana öffnet sich Collin bis ganz zum Schluss nicht wirklich. Als sie sich dann näher kommen, geht alles ganz schnell, was zum Rhythmus des Buches irgendwie nicht ganz passt. Collin bleibt aber weiterhin verschlossen, auch wenn Jana und Tom sich körperlich sehr nahe sind. Jana öffnet sich mehr und mehr, merkt aber das etwas nicht stimmt und verhält sich das wie jede Frau, wenn sie merkt, dass der Mann sich ihr entzieht. Das empfinde ich als durchaus normal, aber mir tat es leid, dass Jana so unglücklich darüber wird und ich hätte sie am liebsten aufgefordert die Finger von ihm zu lassen. Es kommt wie üblich in Liebesgeschichten zu einem großen Knall und Collin verschwindet. Über vier Jahre lässt er nichts von sich hören. In diesen Jahren kann Jana ihn nicht loslassen und schreibt immer wieder Liebesbriefe auf ihrem Blog an ihn. Anfangs mag das ja noch süß sein, obwohl ich sowas nie öffentlich machen würde, aber irgendwann habe ich es nicht mehr verstanden, wie sie solange daran festhalten kann und sich damit jegliche Möglichkeit gibt mit jemanden anderen glücklich zu sein. Das ist einfach unrealistisch. Hätte sie ihm wirklich was bedeutet, hätte er sich längst mal gemeldet und im Rahmen was mit ihm passiert ist. Das Ende des Buches finde ich daher etwas zu sehr romantisiert und verleiht meiner Meinung nach eine falsche Botschaft an Mädchen und junge Frauen.

Zuallerletzt noch ein paar Worte zum Setting des Romans: Der Roman spielt auf Sylt und Sylt ist auch auf jeder Seite spürbar. Carina Bartsch beschreibt das Leben und die Insel so bildhaft schön, dass ich sofort Lust hatte dort hinzufahren. Den Eindruck von Sonne, Strand und Meer werde ich für immer mit diesem Buch verbinden. Auch wenn das Buch über viele Jahre spielt, bleibt es für eine absolute Empfehlung für den Sommer.

FAZIT:
Nachtblumen ist ein leises und dennoch sehr tiefgründiges und vor allem realistisches Buch in Bezug auf den Umgang mit Traumata. Es macht Hoffnung, dass man aus schweren Lebenssituationen wieder herausfinden kann, wenn man es möchte. Bis auf einige Längen und dem Ausgang der Liebesgeschichte ist es für mich ein besonderes Buch, welches mir im Gedächtnis bleiben wird.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.