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Veröffentlicht am 28.04.2023

Der Teufel trägt Soutane

Teufelskreuz
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„Teufelskreuz“ von Joesi Prokopetz ist kein Krimi im langläufigen Sinn, wo die Mörderjagd bzw. die Ermittlungsarbeit im Vordergrund stehen, sondern eine mit Leichen gepflasterte Milieustudie, abgründig, ...

„Teufelskreuz“ von Joesi Prokopetz ist kein Krimi im langläufigen Sinn, wo die Mörderjagd bzw. die Ermittlungsarbeit im Vordergrund stehen, sondern eine mit Leichen gepflasterte Milieustudie, abgründig, schräg und auf eine makabere Art und Weise sowohl spannend als auch unterhaltsam.

Klappentext:
Der Teufel ruft und wen er einmal gerufen hat, den holt er sich auch, der Teufel. Das weiß Pater Mano Urian genau – schließlich kennt er sich aus mit den Kräften zwischen Himmel und Hölle. Daher wenden sich seine Schäfchen der Katastralgemeinde Ursprung auch vertrauensvoll in allen Belangen an den „Gottesmann“. Dass dieser ein seltsam anderes Verständnis von Seelenheil an den Tag legt, stört dabei niemanden. Mit ungeahnten Konsequenzen für das verschlafene Dorf im Dunkelsteinerwald …

Rein optisch ist das Buch sehr ansprechend gestaltet. Das Cover wirkt hell und freundlich. Ein kleines Kirchlein, von Bäumen umgeben, der Pfarrer steht rauchend davor. Doch es lodert auch ein rotes Feuer, aus dem ein Teufel hervor lugt, und ein schwarzer heulender Wolf mit glühendroten Augen stört die Idylle, nicht zu übersehen das Pentagramm, auch Drudenstern genannt, das Symbol des Teufels, das der Lektüre quasi den Stempel aufdrückt. Wie auch der Titel deutlich darauf hinweist. Das auf den Kopf gestellte Kreuz, das Antikreuz bzw. Teufelskreuz, gilt als Zeichen der Satanisten. Schlägt man die beiden Klappen des Umschlags gleichzeitig auf, reitet der Pater hinein ins Buch, ins Dorf, am Ende wieder hinaus.

Der Roman ist – möglicherweise ebenfalls ans Pentagramm angelehnt - in fünf Teile unterteilt, die Titelblätter jeweils mit einer der schon vom Cover bekannten Zeichnungen versehen. Zwischen den einzelnen Szenen und bei Fußnoten wird stets ein verkehrtes Kreuz verwendet.
Das Buch erschien 2023 und spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart in dem fiktiven niederösterreichischen Dörfchen Ursprung.

Joesi Prokopetz‘ Schreibstil ist sprachlich facettenreich, ironisch, witzig, bildhaft. Er beschreibt sehr anschaulich Menschen wie Szenerie, teils authentisch, teils skurril; natürlich ist da auch manches wie aus dem Leben gegriffen politisch inkorrekt, gruselig oder ekelig, derb und ordinär. Das Amüsement liegt oft im Detail, z.B. welche Musikstücke bei den jeweiligen Begräbnissen gespielt werden. Was ich besonders mag, sind die zahlreichen typisch österreichischen Ausdrücke. Für Nicht-Österreicher wäre wohl ein Glossar recht hilfreich. Recht herausfordernd fand ich diverse kryptische Fremdworte bzw. Fachausdrücke, die in die Kabbala, die jüdische Geheimlehre und Mystik hineinspielen.

In die Geschichte kommt man grundsätzlich leicht hinein. Nach und nach werden die handelnden Personen vorgestellt, wobei der Vielzahl wegen wohl ein Personenverzeichnis angebracht wäre. Die diversen Szenen- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung zwar abwechslungsreich, doch verliert man manchmal die Übersicht über den Personenkreis, die genaue Zusammengehörigkeit. Die Atmosphäre im Ort ist generell trist, freud- und lieblos, die Menschen sind in unglücklichen Beziehungen gefangen. Es scheint, als wüsste jeder alles über jeden, dennoch haben alle so ihre Geheimnisse, die sie dem Pater beichten. Statt sie zu mahnen, animiert der Pater sie, ihre sündigen Gedanken in die Tat umzusetzen, wodurch die Katastrophe ihren Lauf nimmt.

Da es keine übliche Krimihandlung gibt, kreiert sich auch die Spannung auf andere Art und Weise. Man ahnt das kommende Unheil, weiß aber nicht, wie und wann es wen ereilen wird. Und der Variantenreichtum, wie man in diesem Buch zu Tode kommen kann, ist faszinierend. Es häufen sich natürliche Tode, Unfälle, Selbstmorde und Morde. Von dem Moment an, wo jener teuflisch anmutende Pater im Ort eintrifft, sind die Totengräber beinahe im Dauereinsatz. Von Abschnitt zu Abschnitt steigert sich die Dramatik, werden immer mehr Dorfbewohner Opfer ihrer Verfehlungen bzw. der Manipulationen des Paters. Er ist wie ein Trojaner im PC, seit er ins Dorfleben eingeschleust wurde, herrscht das Chaos – Yalbaoth, wie Hildegard ihn nennt, die einzige, die ihn durchschaut, aber nichts gegen ihn ausrichten kann. Es ist letztlich, als hätte ein Hurrikan eine Schneise durch den Ort gezogen, dem eben einige zum Opfer fielen, vor allem die Haute•volee von Ursprung. Sobald der Pater verschwunden ist, nimmt das Leben, der eintönige Alltag wieder seinen Lauf, allerdings trostloser als zuvor, Infrastruktur und Personal ist verloren gegangen. Ein Ende, das mich persönlich ein wenig verloren zurückgelassen hat. Cui bono?
Die Charaktere sind wunderbar detailliert gezeichnet, nicht nur äußerlich markant, sondern es wird jeweils eine Vorgeschichte präsentiert, ein Werdegang, wie diese Menschen so wurden wie sie nun sind, wie sie in die teils ziemlich verfahrene Situation kamen. Die Figuren wirken dadurch lebendig und exzellent vorstellbar. Im Fokus stehen allerdings primär die negativen Angewohnheiten und Eigenschaften. Daher fand ich eigentlich keinen Sympathieträger, niemanden, mit dem ich mich irgendwie verbunden fühlte. Am unheimlichsten ist die Gestalt des Mano Urian, der rein äußerlich modern und weltaufgeschlossen erscheint, in Jeans und mit teurer Markenuhr, sich auf Du und Du mit der Bevölkerung fraternisiert, sie mit scheinbarer Freundlichkeit einlullt und manipuliert; die Männer vertrauen sich ihm an, suchen Rat, und die Frauen verfallen ihm sowieso, weil sie ihn als Mann attraktiv finden; beides nutzt er in bösartiger Weise aus.

Ich mag grundsätzlich den Stil bzw. Humor von Joesi Prokopetz, ob in seinen Liedern, Kabarettabenden oder in seinen Büchern. Daher hatte auch „Teufelskreuz“ so seinen Reiz für mich, sprachlich sowieso, inhaltlich auch weitgehend. Ich habe das Buch letztlich nicht als Krimi betrachtet, sondern als eine mit spitzer Feder verfasste Satire auf die Kirche, ihre Bedeutung gerade in kleinen Dorfgemeinschaften, aber auch als ein Spiegel-Vorhalten, was die Moral der Menschen anbelangt. Und der Teufel steckt, wie man so sagt, im Detail. Er erscheint nicht so offensichtlich als falscher Pfarrer. Und die Menschen verfallen ihm in vieler Hinsicht. Der Stoff kann somit auch nachdenklich machen. Wenn man sich auf dieses Buch einlassen kann, wird man es genießen wie ich.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Serienmorde in Ferlach

Kärntner Finale
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„Kärntner Finale“ von Andreas Pittler ist nach zahlreichen historischen Wien-Krimis der erste Kärnten-Krimi des Autors.

Klappentext:
In einem Wald bei Ferlach wird ein Stadtrat tot aufgefunden. Fiel er ...

„Kärntner Finale“ von Andreas Pittler ist nach zahlreichen historischen Wien-Krimis der erste Kärnten-Krimi des Autors.

Klappentext:
In einem Wald bei Ferlach wird ein Stadtrat tot aufgefunden. Fiel er einem Jagdunfall zum Opfer? Oder wurde ihm sein Ruf als Casanova zum Verhängnis? Hat sein Tod vielleicht gar einen politischen Hintergrund? Die beiden Ortspolizisten Obiltschnig und Popatnig haben eben erst mit ihren Ermittlungen begonnen, als ein zweiter Stadtrat das Zeitliche segnet. Führt jemand einen Privatkrieg gegen die Lokalpolitik? Doch warum muss dann auch noch eine dritte Person sterben, die mit dem Rathaus gar nichts zu tun hat? Die beiden Ermittler stehen vor einem Rätsel.

Das Cover mit der Wald-Gebirgslandschaft unterstreicht farbenfroh den Titel des Krimis. Das Buch erschien 2023. Die Handlung spielt in der nicht konkret festgelegten Gegenwart. Die einzelnen Kapitel sind angenehm kurz, sind weder mit Orts- noch Zeitangaben versehen. Dadurch ist nicht ohne Weiteres nachvollziehbar, über welchen Zeitraum sich die Ermittlungen erstrecken. Der Schreibstil ist flüssig, die humorvollen Dialoge sind unterhaltsam und Landschaft bzw. die Örtlichkeiten in und um Ferlach sind ausführlich und bildhaft beschrieben. Letzteres animiert zu einem Urlaubsaufenthalt im südlichen Kärnten. Wenn auch weniger authentisch, aber dafür besser verständlich sprechen die Protagonisten nicht den typischen Kärntner Dialekt, sondern österreichisch gefärbtes Hochdeutsch.

Bereits auf den ersten Seiten wird man in die Handlung hineingesogen, ist man doch Zeuge des ersten Mordes. Die Perspektivenwechsel zwischen den Ermittlern und dem Täter steigern die Spannung. Man fühlt sich mittendrin bei den Nachforschungen und Befragungen, die die beiden Ortspolizisten betreiben. Zwar hat man als LeserIn einen gewissen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei, jedoch nur im Hinblick auf den Tathergang. Die Motivation bleibt lange im Dunkeln, erst gegen Ende ahnte ich, wer dahinter stecken könnte. Das Buch endet nicht nur mit einer spannenden Verfolgungsjagd und Festnahme des Täters, sondern – was selten vorkommt bei Krimis – mit einer sehr humorvollen Abschlussszene.

Die Personen sind, angefangen von den Ortspolizisten, über den Täter bis zu den die Opfern und diversen Nebenfiguren, äußerlich sowie durch gewisse markante Merkmale ganz gut vorstellbar. Obiltschnig und Popatnig wirken sympathisch und bilden ein harmonisches Team, aber mir fehlten noch charakterliche Facetten, spürbare Emotionen, auch waren die Einblicke in ihr Privatleben noch zu spärlich.

„Kärntner Finale“ ist ein solider Regionalkrimi mit anschaulichem Lokalkolorit, einem engagierten Ermittler-Duo, das sich im Laufe der Serie wohl weiter entwickeln und profilieren wird. Ich bin auf jeden Fall schon neugierig auf den nächsten Fall.

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Veröffentlicht am 20.03.2023

Die ohnmächtige Wut des Verlassenseins

Abgelehnt
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„Abgelehnt“ von Dorothea Seckler ist ein spannender Roman, eher ein Krimi als ein Thriller, fokussiert auf die polizeilichen Ermittlungen, mit dem sehr interessanten Kernthema Adoptionen.

Klappentext:
Die ...

„Abgelehnt“ von Dorothea Seckler ist ein spannender Roman, eher ein Krimi als ein Thriller, fokussiert auf die polizeilichen Ermittlungen, mit dem sehr interessanten Kernthema Adoptionen.

Klappentext:
Die Leiterin der Adoptionsbehörde wurde brutal erschlagen. Jemand muss sie ungeheuer gehasst haben. Ihr Ex-Ehemann? Ihr Liebhaber, mit dem sie krumme Dinger drehte? Gescheiterte Adoptions-Kandidaten? Schlecht vermittelte Adoptierte? Kommissarin Patrizia Hölderlin kommt bei den Ermittlungen an ihre Grenzen – vor allem, weil sie selbst adoptiert ist …

Der Schreibstil ist flüssig. Die Kapitel angenehm kurz gehalten, ohne Orts- oder Zeitangaben, wodurch man chronologisch nicht ohne weiteres nachvollziehen kann, über wie viele Tage sich die Ermittlungen hinziehen. Das Buch erschien 2019, die Handlung ist in der nicht näher bestimmten Gegenwart angesiedelt. Es ist nach „Hubers Ende“ der 2. Band dieser Reihe. Jeder Fall steht aber für sich alleine. Man kommt problemlos in die Geschichte hinein, fühlt sich nach wenigen Seiten mitten in den Ermittlungen und überblickt auch den Personenkreis ohne Weiteres. Der hie und da eingeflochtene schwäbische Dialekt bringt eine humorvolle Note in die doch sehr ernste und zum Teil auch bedrückende Thematik.

Die drei Kommissare Patrizia Hölderlin, Hugo Wimmer und Markus Pfeile sehen sich einem umfangreichen Kreis von Verdächtigen gegenüber, der nicht nur aus persönlichen Beziehungen und Kollegen des Opfers besteht, sondern auch aus den Beteiligten der von ihr bearbeiteten Adoptionsfälle. Diese recht detailliert geschilderten Geschichten sind nicht nur interessant, sondern die mit Adoptionen verbundenen Schicksale sind bewegend und stimmen nachdenklich. Denn es wird verdeutlicht, dass sowohl auf Seiten der Menschen, die Kinder adoptieren möchten, als auch auf Seiten der Behörden, wenn sie zu wenig empathisch entscheiden, vieles falsch laufen kann, dass vor allem Kinder, die ins Ausland vermittelt werden, oft von Geschwistern getrennt werden, ihrer Identität beraubt werden. Auch für abgewiesene Adoptionswillige bricht oft die Welt zusammen.

Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel, auch wenn es dadurch, dass die langwierige und mühevolle Ermittlungsarbeit sehr realistisch dargestellt wird, einige Längen gibt. Umso überraschender kommt das abrupte Ende. Patrizia löst nicht wirklich nachvollziehbar den Fall. Das offene Ende lässt vermuten, dass es einen Folgeband geben wird.

Das Ermittlerteam wirkt sympathisch, arbeitet trotz Divergenzen harmonisch und wertschätzend zusammen. Die sehr verschiedenen Charaktere sind anschaulich dargestellt, wirken lebendig und authentisch, sie zeigen markante Wesenszüge, Emotionen, Stärken und Schwächen. Patrizia zeigt dadurch, dass sie selbst adoptiert wurde und unter diesem Umstand leidet, besonderes Einfühlungsvermögen in die Situation der Betroffenen.

„Abgelehnt“ hat mich vor allem ob seiner Thematik, all dieser tragischen Schicksale gepackt. Ich fand das Buch spannend, muss jedoch einräumen, dass es nicht jene Dramatik und prickelnde Spannung bietet, die man sich von einem Thriller erwartet.

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Beharrlichkeit führt zum wahren Mörder

Friesendämmerung
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„Friesendämmerung“ von Sandra Dünschede ist ein ruhiger, unblutiger Regionalkrimi.

Worum geht es?
Der Chef eines Entsorgungsunternehmens wird am Golfplatz ermordet aufgefunden. Je mehr Kommissar Thamsen ...

„Friesendämmerung“ von Sandra Dünschede ist ein ruhiger, unblutiger Regionalkrimi.

Worum geht es?
Der Chef eines Entsorgungsunternehmens wird am Golfplatz ermordet aufgefunden. Je mehr Kommissar Thamsen über das Opfer und sein Umfeld erfährt, desto mehr Verdächtige tauchen auf und umso undurchsichtiger wird das Motiv. Nicht nur, dass der Tote über seine Verhältnisse lebte, überschuldet war und seine Frau betrog, dürfte er auch in zweifelhafte Geschäfte verwickelt gewesen sein.

Der Schreibstil ist flüssig. Die Kapitel sind kurz, ohne Orts- und Zeitangaben versehen, wodurch man chronologisch nicht ohne weiteres nachvollziehen kann, über wie viele Tage sich die Ermittlungen hinziehen. Das Buch erschien 2023, die Handlung ist in der nicht näher bestimmten Gegenwart angesiedelt, Covid19 wird nicht erwähnt. Es ist dies bereits der 15. Band dieser Reihe. Auch ohne Kenntnisse der Vorgängerbände kam ich als Quereinsteigerin problemlos in die Geschichte hinein und überblickte auch den Personenkreis ohne weiteres. Die nordfriesische Atmosphäre wird anschaulich beschrieben, die Weite, Windkraftanlagen und Solarfelder. Unterstrichen wird das Lokalkolorit auch durch den hie und da in die Dialoge eingebauten friesischen Dialekt. En passant lernt man so einiges über den Golfsport.

„Friesendämmerung“ ist ein typischer Whodunit-Krimi, wodurch die Spannung vorwiegend auf der Suche nach dem Mörder und dessen Motiv basiert. Zahlreiche Verdächtige und Spuren animieren zum Miträtseln. Durch die Perspektivenwechsel zwischen den polizeilichen Ermittlungen und den inoffiziellen Nachforschungen des rüstigen Rentners Haie gestaltet sich die Handlung abwechslungsreich, bis sich letztlich in einem packenden Showdown alles schlüssig klärt.

Da ich die vorherigen Bände nicht kenne, fehlte mir natürlich die kontinuierliche Verfolgung des roten Fadens, die Geschehnisse der Vergangenheit, die die Protagonisten prägten. Dennoch konnte ich mir anhand diverser Anmerkungen ein vages Bild der Beziehungen und ihrer Lebensumstände machen. Die Charaktere, auch Nebenfiguren, wirken lebendig, zeigen gewisse Eigenheiten und markante Wesenszüge. Die Kommissare, Haie und ihr privates Umfeld wirken sympathisch. Meine Neugier auf die früheren Fälle wurde jedenfalls geweckt.

Auch wenn „Friesendämmerung“ nicht gerade der hochspannendste Kriminalroman ist, so hat mir das Buch dennoch kurzweilige Lesestunden beschert. Gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Punkten.

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Vom Glücksgefühl über eine neue Heimat

Danke
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In „Danke! Wie Österreich meine Heimat wurde“ gibt Omar Khir Alanam kurze Einblicke in sein Leben in Damaskus, schildert seine Flucht, die Gründe dafür und schließlich, wie es kam, dass er in Österreich ...

In „Danke! Wie Österreich meine Heimat wurde“ gibt Omar Khir Alanam kurze Einblicke in sein Leben in Damaskus, schildert seine Flucht, die Gründe dafür und schließlich, wie es kam, dass er in Österreich gelandet ist und wie es ihm hier anfangs ergangen ist.

Omar Khir Alanam wurde 1991 in Syrien geboren und flüchtete zunächst in den Libanon und dann nach Österreich. Nach Auftritten bei Poetry-Slams absolvierte er eine Ausbildung zum Fachsozialbetreuer mit Schwerpunkt Kulturvermittlung. Er lebt in Graz. „Danke“ ist sein erstes Buch.

In diesem Buch beschreibt er sein Leben in Damaskus, die schwierige Situation in Syrien und den Weg seiner 2jährigen Flucht. Es war ein entbehrungsreicher Weg, der ihn letztlich nach Österreich führte. Man erfährt von seinen Empfindungen, Ängsten wie auch von beglückenden Erlebnissen und Begegnungen.

Schon das Cover vermittelt Omars positive Einstellung zum Leben und seine sympathische Ausstrahlung. Der Schreibstil ist einfach und liest sich flüssig. Die Kapitel sind kurz, jeweils mit Überschriften versehen, die sich auf das Thema des jeweiligen Kapitels beziehen.

Omar Khir Alanam verkörpert in gewisser Weise ein Musterbeispiel eines Flüchtlings. Mit enormer Willenskraft und Disziplin, aber auch einem besonderen Sprachentalent erlernt er in Rekordzeit die deutsche Sprache. Er hatte bereits in Syrien Gedichte geschrieben. Sich sprachlich ausdrücken zu können, ist für ihn essentiell. Doch alle Eigeninitiative allein wäre zu wenig gewesen. Ohne Hilfe wäre es ihm schwerlich gelungen, sich in der Fremde so rasch zu integrieren. Zudem erweist Omar sich als sehr anpassungsfähig und anpassungswillig, und das ohne seine Religion, seine Kultur zu verleugnen. Man erfährt, wie viel Kraft, Einsatzwillen und Durchhaltevermögen Menschen abverlangt wird, die sich auf so eine Flucht begeben, aber auch mit welchen Schwierigkeiten sie bei ihrer Ankunft in der fremden Kultur zu kämpfen haben, mit Behörden und in Bezug auf Vorurteile.

Was mir an dem Buch besonders gefiel, war seine Sicht auf die Dinge. Einerseits klingt seine Liebe und Sehnsucht nach seiner ursprünglichen Heimat immer wieder durch. Nach den Schönheiten des Landes. Andererseits spürt man, wie glücklich er ist, nun in Österreich leben zu dürfen.

In einzelnen Kapiteln hebt er jene Menschen hervor, die ihm in Österreich geholfen haben, Fuß zu fassen, die Sprache zu erlernen, Anerkennung und Liebe zu erfahren, wieder Selbstbewusstsein zu erlangen. Er hatte Glück, an Menschen zu gelangen, die ihn akzeptierten, ihn unterstützten und förderten.

Die Geschichte hat mich berührt, mir auch Einblick in das Leben in Syrien gegeben, zum Verständnis beigetragen, warum die Menschen dieses Land verlassen (müssen). Als ich das Buch schloss, wünschte ich mir, dass es einerseits mehr Menschen gäbe, die so unvoreingenommen Flüchtlinge akzeptieren und ihnen über die Hürden in einer total anderen Weltanschauung hinweg helfen, und andererseits, dass auch mehr geflüchtete Menschen dieselbe Kraft, Ausdauer und Anpassungsfähigkeit hätten.

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