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Veröffentlicht am 03.09.2017

ein teilweise brutaler aber spannender Pageturner

Spectrum
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„Spectrum“ ist der erste Thriller, den ich von Ethan Cross gelesen habe, sein Schreibstil hat mich schon nach wenigen Kapiteln begeistert und in den Bann gezogen.
Mit diesem Titel startet Ethan Cross eine ...

„Spectrum“ ist der erste Thriller, den ich von Ethan Cross gelesen habe, sein Schreibstil hat mich schon nach wenigen Kapiteln begeistert und in den Bann gezogen.
Mit diesem Titel startet Ethan Cross eine neue Thrillerreihe um den FBI-Agenten Sam Carter, den Polizisten Nic Juliano und den externen Berater August Burke.
Das erste Kapitel spielt in Südafrika, der überwiegende Teil der Handlung findet jedoch in Amerika statt. Zu Beginn habe ich die Sprünge zwischen den Handlungsorten als verwirrend empfunden, nach und nach wurde die Verbindung jedoch deutlich. Der aus Südafrika stammende Söldner mit dem Pseudonym „Krüger“ wird für einen Auftrag in Amerika angeheuert, wo er gemeinsam mit Komplizen in Las Vegas eine Filiale von Go-Box überfällt und dort Kunden und Mitarbeiter als Geiseln festhält. Krüger geht mit außerordentlicher Brutalität vor und stellt die ermittelnden Beamten vor einige Herausforderungen. Bei dieser Geiselname, die nur den Beginn einer Reihe dramatischer Eriegnisse darstellt, kommt es zur Zusammenarbeit zwischen Nic Juliano vom örtlichen SWAT-Team sowie Carter und Burke als Vertreter des FBI. Sowohl Nic als auch Burke sind außergewöhnliche Charaktere: Nic stammt aus einer italienischen Mafia-Dynastie und hat in seiner Jugend aus nächster Nähe Erfahrungen mit der Skrupellosigkeit von Verbrechern gemacht. August Burke hat aufgrund seines Asperger-Syndroms Probleme im Umgang mit seinen Mitmenschen, sein außergewöhnliches analytisches Denkvermögen lässt ihn jedoch in rasantem Tempo Zusammenhänge erkennen, die anderen verborgen bleiben. Burke sorgt mit seinen verblüffenden Reaktionen und seinen unerwarteten Handlungen immer wieder für Überraschungen und wirkt ebenso sympathisch wie Nic und Agent Carter.
Die Brutalität in manchen Szenen und die Skrupellosigkeit einiger Charaktere sind in meinen Augen etwas überzogen und machen diese unglaubwürdig. Dafür ziehe ich in der Gesamtnote einen Punkt ab, ansonsten haben mich der durchweg spannende Handlungsaufbau und die lebendige Erzählweise, die immer mal wieder mit einer erfrischenden Prise Humor und intelligentem Wortwitz durchsetzt ist, so überzeugt, dass ich bei einer Fortsetzung der Reihe auf jeden Fall wieder zugreifen würde.

Veröffentlicht am 11.09.2017

ein Spion in den Wirren des spanischen Bürgerkrieges

Der Preis, den man zahlt
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Von mrs-lucky
„Der Preis, den man zahlt“ ist keine einfache Kost. Er spielt zu Beginn des spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) und behandelt damit ein geschichtliches Thema, das mir wenig vertraut ist, ...

Von mrs-lucky
„Der Preis, den man zahlt“ ist keine einfache Kost. Er spielt zu Beginn des spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) und behandelt damit ein geschichtliches Thema, das mir wenig vertraut ist, und in das ich mich etwas hineinlesen musste, um die Charaktere und politischen Gruppierungen innerhalb der Geschichte einsortieren zu können.
Hauptfigur des Romans ist der charismatische Spion und Lebenskünstler Falcó Lorenzo, der die verworrene politische Situation zu seinen Gunsten nutzt und dabei gegebenenfalls auch skrupellos über Leichen geht. Er erhält zu Beginn der Geschichte einen brisanten Auftrag, der ihn im Süden Spaniens in die sogenannte „rote Zone“ führt, in der die Kommunisten das Sagen haben. Dort soll er eine Operation leiten, während der ein hochrangiger Politiker aus dem Gefängnis in Alicante befreit und vor der Exekution bewahrt werden soll, um die Partei der Nationalisten zu stärken. Vor Ort wird Falcó von drei jungen Aktivisten unterstützt, unter anderem von Eva Rengel, deren entschlossene Art Falcó fasziniert. Er ist es gewohnt, sich bei seinen Einsätzen auf seine Instinkte und Menschenkenntnis zu verlassen, doch diesmal gerät er in ein gefährliches Spiel, in dem bald nichts mehr ist wie es scheint.
Falcó ist eine charismatische aber auch zwiespältige Hauptfigur. Er nutzt seine smarte Erscheinung und gute Ausbildung nicht nur für seine Geschäfte aus, sondern auch für zahlreiche Affären, bei denen sein Charme ihm meist spielend zu erfolgreichen Eroberungen verhilft. Seine Unabhängigkeit und seine scharfe Beobachtungsgabe haben ihm in seiner geschäftlichen Laufbahn neben seiner Skrupellosigkeit zu einigem Ruf verholfen, eine Portion Glück und die schützende Hand seines Chefs, dem „Admiral“ haben ihn bislang mit einer heilen Haut davonkommen lassen. In dieser Geschichte geht es aber um mehr, die politischen Entwicklungen sind brisant und führen geschürt durch den Bürgerkrieg dazu, dass auf beiden Seiten unklar ist, wer noch wem vertrauen kann. Den Einstieg in die Geschichte habe ich als schwierig empfunden, die vielen Personen und politischen Gruppierungen als verwirrend, es hat gut bis zur Hälfte gedauert, bis die Spannung zunahm und mich die Geschichte fesseln konnte. Sprachlich ist das Buch überzeugend und sehr pointiert, insbesondere wer sich für die spanische Geschichte interessiert, dem kann ich dieses Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 15.08.2017

interessanter Psychothriller mit mythischen Elementen

Kein guter Ort
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„Kein guter Ort“ ist bereits Bernhard Stäbers drittes Buch über den Psychologen Arne Eriksen und die Polizistin Kari Bergland, erreicht jedoch meiner Meinung nach nicht ganz die Spannungsdichte und Atmosphäre ...

„Kein guter Ort“ ist bereits Bernhard Stäbers drittes Buch über den Psychologen Arne Eriksen und die Polizistin Kari Bergland, erreicht jedoch meiner Meinung nach nicht ganz die Spannungsdichte und Atmosphäre des ersten Teils.
Arne Eriksen ist inzwischen in die Region Telemark gezogen, wo er eine Anstellung in einer psychiatrischen Klinik gefunden hat und unter anderem Suchtpatienten betreut. Zu der Bergener Polizistin Kari Bergland hat er nur noch wenig Kontakt, doch kurz nachdem er mal wieder an sie gedacht hat, kommt es zu einem unerwarteten Wiedersehen. Kari ist bei einer Festnahme auf Janne, die Tochter ihres Vorgesetzten gestoßen, die ein offensichtliches Drogenproblem hat. Mit Karis Vermittlung lässt sich Janne darauf ein, bei Arne eine Therapie zu beginnen. Dort wird Janne aufmerksam auf ein verlassenes Hotel in der sogenannten Rabenschlucht, in dem es nach einigen Todesfällen spuken soll, und dessen Geschichte um den ungeklärten Mordfall an einem jungen Mädchen sie so sehr in den Bann zieht, dass sie sich bei riskanten Alleingängen in Gefahr bringt.
Der Mordfall in der Rabenschlucht ist eher der Aufhänger der Geschichte, als das er im Mittelpunkt stünde. Es dreht sich viel um die Beziehungen der Hauptpersonen zu einander sowie um die persönliche Geschichte Arnes aber auch Jannes. Im ersten Band hat mir insbesondere die Mischung aus Psychothriller und mythischen Elementen gefallen, gerade letztere habe ich diesmal als zu konstruiert empfunden, während sie sich im ersten Band eher aus der Geschichte heraus ergeben haben. Sowohl Arnes als auch Jannes Motive, sich auf die Geschichte um den Todesfall zu stürzen, wirken mehr gewollt als schlüssig.
Ansonsten habe ich auch diesmal wieder Arne und Kari als sehr sympathische Hauptfiguren empfunden, obwohl ich Band zwei nicht kenne, wirkt ihre charakterliche Entwicklung glaubwürdig und authentisch. Mir gefällt, dass in dieser Reihe statt der klassischen Ermittlungsarbeit eher psychologische Ansätze im Mittelpunkt stehen und mit der Möglichkeit von übersinnlichen Einflüssen gespielt wird. Zudem ist der Kriminalfall insich schlüssig und führt zu einem nicht nur dramatischen sondern auch schlüssigen Finale.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Sensible Gesellschaftsstudie eines Dorfes im Ausnahmezustand

Eine von uns
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Der Roman „Eine von uns“ hat mich überrascht und zwar durchweg im positiven Sinne. Erwartet habe ich aufgrund des Klappentextes einen humorvollen Krimi über den skurril anmutenden Fall des sogenannten ...

Der Roman „Eine von uns“ hat mich überrascht und zwar durchweg im positiven Sinne. Erwartet habe ich aufgrund des Klappentextes einen humorvollen Krimi über den skurril anmutenden Fall des sogenannten „Fox“, der zu Beginn der 80er Jahre in einem Dorf nahe London für Unruhe sorgt, da er dort in die Häuser eindringt, aber eher Spuren hinterlässt statt Dinge zu entwenden.
Diese Geschichte ist jedoch mehr der Aufhänger oder die Rahmenhandlung des Romans, statt dessen stehen die Dorfbewohner im Mittelpunkt, sowie die Auswirkung der Ereignisse auf die Dynamik innerhalb dieser Gemeinschaft und auf die persönliche Geschichte einzelner Personen.
Eine der Hauptcharaktere ist die 24-jährige Deloris, die in London in eher einfachen Verhältnissen aufgewachsen ist und die durch die Heirat mit dem reichen Industriellensohn Harvey ihren Märchenprinzen gefunden zu haben glaubt. Statt dessen fühlt sie sich eher einsam und sieht in den Ereignissen um den Fox zunächst eine willkommene Abwechslung. Als sie sich selbst bedroht fühlt, sucht sie die Freundschaft zu der nur wenig älteren Anna, doch kaum sind sie sich etwas näher gekommen, als Anna plötzlich spurlos verschwindet. Wurde sie etwa Opfer des Foxes? Anna war mit ihrer hilfsbereiten und ruhigen Art beliebt im Dorf, sodass sich viele Bewohner Sorgen machen und sich an der Suche nach ihr beteiligen.
Diese Suche nach Anna bringt Dorfbewohner zusammen, die sonst kaum Kontakt miteinander haben und fördert das Gruppengefüge, gleichzeitig bringen Zweifel an der Integrität des Nachbarn und Verdächtigungen Unruhe in die Gemeinschaft und drohen immer wieder zu eskalieren.
Mir die Sprache des Buchs sehr gut gefallen, die sehr feinfühlig die Stimmungen und die zwiespältigen Gefühle der Hauptfiguren wieder spiegelt aber auch Raum für Spekulationen lässt. Nach und nach wird deutlich, dass in diesem Dorf vieles nicht so ist, wie es bei oberflächlicher Betrachtung scheint, die feinen Eingriffe in das Leben des Dorfes führt zum Teil zu tiefgründigen Veränderungen bei einzelnen Bewohnern.
In einigen Punkten habe ich das Buch als weniger glaubwürdig empfunden, so dass ich einen Bewertungspunkt abziehe. Das Eindringen des „Fox“ in die Häuser der Bewohner ist zwar Anlass zu einiger Aufregung, dieser Eingriff in die Privatsphäre, der für mich persönlich traumatisch wäre, wird hier von vielen Betroffenen jedoch mit einem Achselzucken abgetan. Hier fehlt es mir ebenso an emotionaler Tiefe wie in den Szenen, in denen die Dorfbewohner sich gegen Verdächtige zusammen tun, das ist mir zu oberflächlich abgehandelt.
Insgesamt empfinde ich dieses Debüt von Harriet Cummings jedoch als gelungen.

Veröffentlicht am 03.08.2017

ein weiterer spannender Dühnfort-Krimi

Sieh nichts Böses (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 8)
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„Sieh nichts Böses“, der inzwischen 8. Band um das Ermittlerduo Tino Dühnfort und Gina Angelucci erzählt wieder einmal ein spannende Geschichte, ist aber nicht der stärkste Band der Reihe.
Diesmal steht ...

„Sieh nichts Böses“, der inzwischen 8. Band um das Ermittlerduo Tino Dühnfort und Gina Angelucci erzählt wieder einmal ein spannende Geschichte, ist aber nicht der stärkste Band der Reihe.
Diesmal steht Tino Dühnfort mit seinem Team im Mittelpunkt der Geschichte, während Gina in erster Linie in der privaten Rahmenhandlung und Beziehungsgeschichte der beiden eine Rolle spielt.
Die beiden sind kaum von ihrer Hochzeitsreise zurück, Gina inzwischen in 5.Monat schwanger, als Dühnfort zum Fundort einer Frauenleiche gerufen wird. Ein junges Mädchen wurde vor etwa 2 Jahren in ein Wachstuch eingewickelt vergraben, die Leiche ist über zugerichtet, es gibt keine Hinweise auf ihre Identität und nach dieser Zeit wenig Spuren. Auffällig ist nur die neben ihr liegende Messingfigur eines Affen, der mit den Armen seinen Unterleib bedeckt. Da es keine passende Vermisstenanzeige gibt, ist zunächst Fleißarbeit angesagt, um den Fall aufzuklären.
Ein weiterer Handlungsstrang dreht sich um Anette Körber, eine junge Frau, die mit ihrer Hutmanufaktur gerade in die Insolvenz gesteuert ist, und deren Leben innerhalb weniger Tage aus dem Ruder läuft. Ein Rettungsanker ist Jasper Seyboth, Mitarbeiter einer Schuldnerberatung, der sich ihrer annimmt. Aber sind seine Motive so unschuldig wie er vorgibt? Kannte er auch die andere Tote, deren Identität sich nach einiger Zeit aufklärt?
Der Fall ist weniger komplex als rätselhaft und aufgrund der geringen Spurenlage schwer zu knacken. Mir gefällt es, dass der Leser hier nah an den Ermittlungsarbeiten und -ansätzen dran sein kann. Das Team diskutiert über verschiedene Theorien und Lösungsansätze, manche Spur geht ins Leere oder erweist sich als falsch, bevor die Geschichte gegen Ende an Tempo gewinnt und sich dramatisch zuspitzt.
Die Charaktere wirken allesamt glaubhaft, die unterschiedlichen Persönlichkeiten sind durch Hintergrundgeschichten und Dialoge gut herausgearbeitet, es bleiben jedoch genügend Fragen offen und wecken Mistrauen an der Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit der Figuren.
Die persönliche Geschichte Dühnforts nimmt nicht zu viel Raum ein, die Ablenkung, die er durch seine privaten Probleme erlebt, lässt um so lebendiger und sympathischer erscheinen.
Mir hat die Mischung dieses Krimis ebenso wie seine sprachliche Umsetzung wieder gut gefallen und mir ein paar unterhaltsame Stunden beschert.