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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2023

Kaffee im Blut

Magie und Milchschaum
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Jahrzehntelang hat die Orkkriegerin Viv das Schwert geschwungen und blutige Aufträge angenommen. Doch sie erwartet einfach noch mehr vom Leben und als sie einen Glücksstein findet, beschließt sie, ihren ...

Jahrzehntelang hat die Orkkriegerin Viv das Schwert geschwungen und blutige Aufträge angenommen. Doch sie erwartet einfach noch mehr vom Leben und als sie einen Glücksstein findet, beschließt sie, ihren Job an den Nagel zu hängen. Sie zieht in eine kleine Küstenstadt und baut dort mühselig ein Café auf. Doch natürlich kennt hier niemand dieses Gnomgebräu und anfangs läuft das Geschäft eher zäh. Doch nach und nach kommen Stammkunden und Viv stellt sogar eine Mitarbeiterin - die Succubus Tandri - ein. Aber Erfolg zieht Neider an: erst die hiesige Mafia, dann den bösartigen Elf Fennus und plötzlich steht das Café in Flammen.

Es war wirklich nett und cosy. Wie Viv rotiert, um ihren Lebenstraum aufzubauen - und das gleich zweimal - und gleichzeitig Freunde gewinnt, hat mir gefallen. Aber im Endeffekt habe ich doch mehr erwartet als die gleiche Handlung und relativ stressfreie und smoothige Problemlösungen. Das Buch ist recht kurz und lässt sich gut lesen, doch der Fantasyanteil kommt mir einfach zu kurz. Wäre nie gesagt worden, dass wir da eine Ork, da einen Rattenmann und da wieder einen Elf haben ... Es hätte jeder normale Mensch sein können. Am interessantesten war noch der Gnom, der ein gewisses Zeitproblem hatte und die Riesenkatze, die eigentliche Story um Viv und Tandri fand ich relativ belanglos.

Veröffentlicht am 01.05.2023

Unter Feinden

Fünf Winter
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Winter 1941, Honolulu. Ein grausamer Doppelmord beschäftigt Detective Joe McGrady vom HPD. Der Neffe eines hochrangigen Generals und dessen Freundin, ein junges, japanisches Mädchen, wurden furchtbar gefoltert ...

Winter 1941, Honolulu. Ein grausamer Doppelmord beschäftigt Detective Joe McGrady vom HPD. Der Neffe eines hochrangigen Generals und dessen Freundin, ein junges, japanisches Mädchen, wurden furchtbar gefoltert und umgebracht. Die Spur des Mörders führt McGrady bis nach Hongkong - genau zu der Zeit, als dort die Japaner einfallen. Er wird nach Japan verschleppt und in ein Strafgefangenenlager gesteckt, wo ihm als mutmaßlichen amerikanischen Spion der Tod droht. Der Diplomat Takahashi Kansei und dessen Tochter retten und verstecken ihn bis Kriegsende. Dank Takahashi kehrt Joe mit neuen Erkenntnissen nach Honolulu zurück und macht erneut Jagd auf den Mörder; dieses Mal als Privatdetektiv.

Das (Hör)Buch fängt mega atmosphärisch an und wird durch die Stimme des Sprechers auch bis zum Schluss getragen. Solange die Ermittlungen in Honolulu laufen, sind sie richtig spannend. Die Zeit wird gut eingefangen und als Hörende weiß man ja auch, dass bald Pearl Harbor fällig ist und steht daher permanent unter Spannung. Auch als es McGrady nach Hongkong verschlägt und er dort gefangenen genommen wird, ist es noch spannend. Doch die gesamte Versteckzeit in Japan ist einfach zu langatmig, zumal es da natürlich mit dem Fall selbst nicht weitergeht. Außerdem hätte ich auf die Liebesgeschichte sehr gern verzichten können, zumal die mir auch das gesamte Ende versaut hat, welches für meine Begriffe so was von unnötig war. Als es dann endlich wieder auf die Spur des Mörders ging, wurde es kurzzeitig wieder spannend, der Showdown jedoch zu einfach und leicht abgehandelt und unwahrscheinlich. Alles in allem hätte eine Straffung dem Buch durchaus gutgetan, denn so konnte sich der Autor nicht richtig entscheiden, ob er lieber einen historischen Krimi oder ein historisches Drama schreiben möchte: beide Genres konnten durch das Vermischen nur verlieren.

Veröffentlicht am 03.04.2023

Mord auf Mallowan Hall

Die Dreitagemordgesellschaft
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Besuch hat sich angekündigt auf Mallowan Hall, für ein paar Tage werden acht Gäste dem Ehepaar Mallowan Gesellschaft leisten. Als noch ein neunter, unerwarteter Gast eintrifft, lässt Max Mallowan ihn aufgrund ...

Besuch hat sich angekündigt auf Mallowan Hall, für ein paar Tage werden acht Gäste dem Ehepaar Mallowan Gesellschaft leisten. Als noch ein neunter, unerwarteter Gast eintrifft, lässt Max Mallowan ihn aufgrund des schlechten Wetters bleiben. Doch am nächsten Morgen findet Phyllida Bright, die Haushälterin, den letzten Gast tot in der Bibliothek vor. Ein Skandal! Die Polizei trifft ein, Befragungen stören Gäste und Personal und Phyllida stellt fest, dass es wohl an ihr liegt, den Fall zu klären. Und wer wäre auch prädestinierter dazu als sie? Ist sie doch schon seit Jahren ein Fan von Hercules Poirot - und der wurde schließlich von ihrer Freundin und Chefin erschaffen, die in der Buchwelt besser unter dem Namen Agatha Christie bekannt ist ...

Hier handelt es sich um einen eher gemächlichen Auftakt der Reihe um Phyllida Bright, der energischen, tatkräftigen, intelligenten und außerordentlich modern denkenden Haushälterin von Agatha Christie. Mit strenger, aber gerechter Hand herrscht sie über die Dienstboten auf Mallowan Hall und strengt im Sinne Poirots ihre grauen Zellen an. Das ist eher interessant für Leute, die sich für die historischen Gegebenheiten in einem englischen Herrenhaus interessieren. Als Proletarierkind macht mich dieses Buckeln und Ertragen von Launen der herrschenden Klasse eher wütend und auch der Fall ging nur langsam voran. Dazu kommt, dass sich eine Enemies-to-Lovers-Story zwischen Phyllida und dem neuen Chauffeur anbahnt, was ich persönlich so gar nicht brauche.

Was mich auch nervt, ist der deutsche Titel, der auf Biegen und Brechen an den Erfolg des Donnerstagmordclub andocken möchte. Ich bin nicht ganz sicher, ob ich diese Reihe weiterverfolgen werde.

Veröffentlicht am 31.03.2023

Sprachprofiling

Die geheimen Muster der Sprache
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In diesem Buch geht es um eine noch relativ unbekannte Form kriminaltechnischer Untersuchungen: der forensischen Textanalyse. Dafür gibt es mittlerweile auch in Deutschland eine kleine Handvoll Sprachwissenschaftler, ...

In diesem Buch geht es um eine noch relativ unbekannte Form kriminaltechnischer Untersuchungen: der forensischen Textanalyse. Dafür gibt es mittlerweile auch in Deutschland eine kleine Handvoll Sprachwissenschaftler, die gerufen werden, wenn es zum Beispiel um Angriffe Unbekannter auf sprachlicher Ebene geht. Meistens handelt es sich um Drohbriefe oder Schreiben, in denen Unwahrheiten über Menschen behauptet werden, die kurz vor einer (öffentlichen) Entscheidung stehen, wie zum Beispiel Politiker oder Konzernvorstände. Patrick Rottler ist einer dieser Leute und er nimmt uns mit kurzen Fallbeispielen mit in seine Welt.

Hier handelt es sich um ein sachpopuläres Buch, das heißt, er erklärt in verständlichen Worten, was er tut. Nun bin ich weder Sprachwissenschaftler noch habe ich Germanistik studiert, aber selbst ich fand, dass er einfach zu sehr an der Oberfläche blieb. Auch in den Kapiteln, wo er über Wahrheit und Lüge spricht und Profitipps gibt, fand ich diese Tipps und seine Aussagen einfach zu allgemein und um ehrlich zu sein, hätte es da auch der gesunde Menschenverstand getan. So bekam man zwar einen kleinen und recht interessanten Einblick in die Welt von Leuten, die Droh- oder Verleumdungsbriefe erhalten, aber ich hatte im Endeffekt mehr Tiefe erwartet. Davon abgesehen nervte auch die Beweihräucherung von Rottlers Ausbilder, der sich erst selbst im Vorwort feiert und später auch noch mal von seinem Protegé gefeiert wird.

Veröffentlicht am 29.03.2023

New Valley

Equilon
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In einer nahen Zukunft nach nicht näher beschriebenen Naturkatastrophen lebt der Großteil der Menschheit unter ärmlichen Verhältnissen. Nur wer seinen Wert beweist und Scores punktet, hat eine Chance auf ...

In einer nahen Zukunft nach nicht näher beschriebenen Naturkatastrophen lebt der Großteil der Menschheit unter ärmlichen Verhältnissen. Nur wer seinen Wert beweist und Scores punktet, hat eine Chance auf ein besseres Leben. Jenna Mills gehört zu diesen Leuten. Ein Algorithmus hat sie ausgewählt, um in New Valley zu leben, der Welt der Privilegierten. Dorian hingegen ist am Ende. Sein Score ist low, sein Lebenswille ist low. Da trifft er auf Hanna, die ihm Maggie anvertraut, ein kleines Mädchen, und den Schlüssel zum Zerstören der Elite. Beide müssen auf ihre Weise versuchen, für ein besseres Leben zu kämpfen.

Zuerst einmal, was mir gut gefallen hat: die Themen. Klimakatastrophe, der Umgang damit, Genderidentität, Zerstörung eines funktionierenden Sozialsystems. Allerdings ließ die Umsetzung zu wünschen übrig. Dafür, dass Jenna als hochintelligent beschrieben wurde, hat sie ständig das Dümmste gemacht, was in dieser Situation angebracht wäre. Zu erwähnen wäre da ihre ständige Sauferei und Heulerei. Und wie es Maggie mit Hilfe von Dorian so weit geschafft hat, war auch eher unglaublich. Er zeichnete sich nicht gerade als Problemlöser aus - musste er auch nicht, Hanna hat ihm selbst auf dem Totenbett noch alles vorbereitet. Und das Ende war so was von unglaubwürdig und unrealistisch: Stellt euch vor, jemand zieht in der mega modernsten Anlage der Welt einfach einen Stecker und überall gehen die Lichter aus und die Schurken sind besiegt. So ungefähr hat sich die Autorin das ausgemalt. Es war geradezu lächerlich und unrealistisch, zumal der "Schlüssel" nach all der Zeit nicht mehr hätte funktionieren dürfen. Gibt ja so was wie gewisse Prozesse, die das einfach unmöglich machen.

Abgesehen von Nebenfiguren, die keine große Rolle spielten, war mir der gesamte Cast unsympathisch und vor allem ohne Tiefe. Und nicht nur, was die Logik und den Spannungsverlauf angeht, hätte das Lektorat mehr tun müssen, auch bei den Inquits wurde klar, dass am Autorenhandwerk noch gearbeitet werden muss. Alles in allem: nette Idee, aber subobtimal umgesetzt.