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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2017

Spannung vom ersten Augenblick an

Die stille Kammer
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Susan Webster versucht unter neuem Namen ein Leben zu beginnen, ein neues Leben, drei Jahre nach ihrer Tat. Sie soll ihren 12 Wochen alten Sohn Dylan getötet haben. Postnatale Depression, lautet die Erklärung ...

Susan Webster versucht unter neuem Namen ein Leben zu beginnen, ein neues Leben, drei Jahre nach ihrer Tat. Sie soll ihren 12 Wochen alten Sohn Dylan getötet haben. Postnatale Depression, lautet die Erklärung der Ärzte dafür, dass die selbst sich an nichts davon erinnern kann. Lange hatte sie sich gewehrt gegen die Anklage, sie war das nicht gewesen. Aber schließlich sah sie es ein, sie musste es gewesen sein und damit leben. Und genau das versucht sie jetzt, frisch entlassen aus Oakdale, einer forensischen Klinik. Doch dann erhält sie das Foto eines etwa 4 Jahren alten Jungen, auf der Rückseite der Vermerk 'Dylan'. Und das ist nur der Anfang einer Reihe von mehr wie beunruhigenden Ereignissen und im Raum steht immer mehr die Frage, 'Könnte Dylan, ihr Sohn, noch leben'. Zusammen mit ihrer besten Freundin Cassie und Nick, einem Journalisten, macht sie sich auf den Weg, Antworten zu finden. Aber es ist unsagbar schwer, in diesem Labyrinth aus Lügen und Intrigen zum Ziel zu kommen, zumal mal ihr eigenes Leben und das ihrer Freunde mehr wie einmal bedroht. Steht am Ende nur die Erkenntnis, dass Susan nun endgültig den Verstand verliert und für immer weggesperrt gehört oder kann es wirklich sein, dass ihr Sohn noch lebt?
Ein ungeheuer spannender Psychothriller, der einen von der ersten Seite an mitnimmt auf eine fesselnde Reise. Und was an deren Ende steht, wird Susan selbst und auch dem Leser wirklich erst ganz am Ende der Geschichte klar. Einfach nur gut!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 22.10.2017

Eine Idylle, die wahrlich trügt

Der gefährlichste Ort der Welt
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Mill Valley ist eine von der Natur reich bedachte kleine Stadt in der Bucht von San Francisco. Hier leben die der Großstadt entflohenen Reichen und Erfolgreichen ihr Leben. Alles wirkt sehr idyllisch, ...

Mill Valley ist eine von der Natur reich bedachte kleine Stadt in der Bucht von San Francisco. Hier leben die der Großstadt entflohenen Reichen und Erfolgreichen ihr Leben. Alles wirkt sehr idyllisch, die Kriminalität liegt bei nahezu null und der vorgelebte Lebensstil hat Sorglosigkeit auf seine Fahnen geschrieben. Doch eines Tages nimmt sich Tristan aus der 8.Klasse der hiesigen Middle School das Leben, verraten und gedemütigt von Calista, dem Mädchen, dem er sich in einem Brief offenbarte, und ihren obercoolen HighSociety-Freunden. Das Leben geht weiter, doch diese erste 'Blessur' begleitet das Grüppchen auf ihrem weiteren Weg durch die Schule und darüber hinaus.
Das reale Leben hinter der idyllischen Wohlstandsfassade dieser Vorzeigestadt, hier wird es hervorgezerrt und uns Lesern in seiner ganzen Bandbreite vor Augen geführt, ruhig, unspektakulär, echt! Und das in einem Schreibstil, der eine Spannung über die ganze Geschichte legt, undefinierbar, nicht wirklich greifbar, aber von einer kaum aushaltbaren Intensität, immer in Erwartung, das am Ende aus den bewegenden kleinen Schicksalen der jungen Leute die große öffentliche Katastrophe herausspringt. Doch das wird nicht geschehen, die Täuschung durch ihre lächelnden Geschichter wird aufrecht erhalten und der prägnante Satz zu alldem klingt nach. 'Sie taten, was sie konnten, um zu überleben.' Ein sehr beeindruckender Erstling über den amerikanischen Traum.

Veröffentlicht am 21.10.2017

Rote Buchdeckel mit viel Originalität

Sex Story
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Sexstory, eine Kulturgeschichte in Bildern, ist der Titel dieses tollen sehr speziellen Buches und dieser Titel sagt eigentlich alles, was man bzgl. des Inhalt erwähnen muss. Daher direkt zu dem, was diesen ...

Sexstory, eine Kulturgeschichte in Bildern, ist der Titel dieses tollen sehr speziellen Buches und dieser Titel sagt eigentlich alles, was man bzgl. des Inhalt erwähnen muss. Daher direkt zu dem, was diesen Überraschungserfolg aus Frankreich ausmacht. Das Buch ist in Comicform geschrieben, mit ausreichend Text, um dem Thema mehr wie angemessen gerecht zu werden und zusätzlichen witzigen Sprechblasen, die dem Ganzen eine sicher gewünschte zusätzliche Lockerheit geben. Ob das funktioniert. Ja, tut es und wie. Flott, salopp, aber nie ohne ambitionierte Ernsthaftigkeit, erfahren wir hier eine Menge und das fachlich immer auf soliden wissenschaftlichen Beinen. Beginnend mit der Zeit unserer 'Cousins', der Affen, führt dieses Buch schließlich hinein in eine Zukunft, die zurückfindet zu dem, was wir alle uns wohl wünschen. Ummantelt mit passendem Anhang und Definitionen der wichtigsten Begriffe, ist das Werk ist mit viel Liebe, auch im übertragenden Sinne, gemacht und man lernt eine Menge relevanter sehr interessanter Dinge, die bisher noch nicht so wirklich öffentlich gemacht wurden. Ein sehr erfrischendes lehrreiches Erlebnis mit dem passenden Maß an Humor und Lockerheit.

Veröffentlicht am 04.10.2017

So kann leben sein, Hoffnung und Wahrheit

In einem anderen Licht
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Miriam lebt in Hamburg und ist dort Journalistin, bei der Annabel, einer sehr renommierten Frauenzeitschrift. Zur Zeit betreut sie das Projekt rund um die Preisverleihung des Sartorius-Preises für Zivilcourage, ...

Miriam lebt in Hamburg und ist dort Journalistin, bei der Annabel, einer sehr renommierten Frauenzeitschrift. Zur Zeit betreut sie das Projekt rund um die Preisverleihung des Sartorius-Preises für Zivilcourage, gestiftet von der Mäzenin Dorothea Sartorius, einer angesehenen Persönlichkeit der Hamburger Gesellschaft. Die Zusage für eines der sehr seltenen persönlichen Interviews mit dieser hat Miriam nach langem beharrlichen Nachfragen erhalten. Denn so will sie das Porträt, das die Annabel im Vorfeld der eigentlichen Verleihung herausbringen will, vervollständigen, und sie ist gut vorbereitet auf diese Begegnung, inklusive der Frage nach 'Marguerite', denn jeden Morgen findet die Journalistin einen Brief in ihrer Post mit nur einem Satz 'Fragen sie Dorothea nach Marguerite'. Nachdem Dorothea Sartorius selbst sich zwar nicht dazu äußert, Miriam aber auffordert, die Hintergründe zu recherchieren, macht sich diese auf den Weg. In einer Mischung aus Zufall und journalistischem Können, dabei immer noch ringend mit ihrer eigenen Seelenlage, aufgrund der tiefer Trauer um ihren Mann, erfährt Miriam das Ungeheuerliche, die Einbindung dieser großen Frau in den historischen Kontext des RAF-Terrors der 70-er Jahre.
Ein Roman, der einen von der ersten Seite an einbezieht, in die faszinierende unglaubliche Geschichte der RAF-Vergangenheit einer doch so über alles erhabenen Frau und gleichzeitig in das Schicksal von Miriam und ihres kleinen Sohnes selbst, ihres großen Verlusts zwei Jahre zuvor, als ihr Mann, ein Kriegsreporter, auf einer seiner Reisen getötet wird und sie fassungslos zurücklässt. Der Roman lässt einen mitfühlen, mitleiden und miterleben, wie die eigentliche Geschichte Miriam hilft, sich wieder zurück ins Leben zu kämpfen, vielleicht sogar versehen mit der Hoffnung auf mehr, auf das Gefühl der Liebe für sie und auch ihren kleinen Sohn. Mich hat dieses Buch mitgenommen auf diese Reise. Und ich hoffe, viele weitere Leser bald auch.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Ein Buch der Extraklasse

Underground Railroad
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Cora ist Sklavin auf den Baumwollplantagen der Südstaaten. Ihre Großmutter wurde einst aus ihrer Heimat Afrika per Sklavenschiff in die USA verschleppt. Ihre Mutter Mabel flüchtete, als sie noch ein Kind ...

Cora ist Sklavin auf den Baumwollplantagen der Südstaaten. Ihre Großmutter wurde einst aus ihrer Heimat Afrika per Sklavenschiff in die USA verschleppt. Ihre Mutter Mabel flüchtete, als sie noch ein Kind war, und scheint eine der wenigen Sklavinnen zu sein, die es tatsächlich geschafft haben, von den Sklavenjägern nicht wieder eingefangen zu werden und tatsächlich in die Freiheit zu entkommen. Eines Tages beschließt nun auch Cora, das grausame Leben auf der Plantage nicht mehr länger zu ertragen, und zu fliehen, zusammen mit Caesar, ebenfalls Sklave auf der Farm, an ihrer Seite. Und sie kommt weit, dank der Underground Railroad, einer unterirdischen Eisenbahn, von Menschen organisiert und betrieben, die ihre Überzeugung vom Recht auf ein freies Leben für Menschen aller Hautfarben, auf diese Weise tatkräftig umsetzen. Es birgt ein großes Risiko und viele verlieren für ihre Sache das Leben, brutal ermordet von der weißen Bevölkerung der Südstaaten und einiger Nordstaaten auch. Coras Odysee in die Scheinfreiheit eines Grenzstaates scheint zu glücken, doch ihr eigentlich unbeschreibbares Schicksal über die Zeit, ihr Kampf um ein Leben, das es erlaubt, frei zu denken und zu leben, es scheint letztendlich ein Ende zu finden, ein grausames Ende.
Wie nun kann man als Leser diese so realistische, gnadenlose Geschichte überhaupt ertragen, ohne sich gequält abzuwenden und einfach nicht weiter zu lesen. Es ist die literarische Kunst des Autors Colson Whitehead, die dies ermöglicht. Sein zart melancholischer Schreibstil, seine prägnante auch große Spannung schaffende Geschichtenführung und sein unerschütterliches Statement für das Recht der Menschen auf Freiheit im Denken und Leben, machen 'Underground Railroad' für mich erst einmal zu einem sehr guten Buch, bis zum 'langen Ende', dem letzten Drittel der Geschichte. Hier bekommt es ohne Wenn und Aber seinen 'Pulitzer Preis 2017', absolut verdient.