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Veröffentlicht am 25.10.2017

Noch Luft nach oben

Im leuchtenden Sturm
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"Im leuchtenden Sturm" habe ich direkt im Anschluss an den ersten Teil "Erwachen des Lichts" gelesen, weil ich meine Eindrücke und Kritikpunkte direkt in den Fortsetzungsband mitnehmen wollte. Ich habe ...

"Im leuchtenden Sturm" habe ich direkt im Anschluss an den ersten Teil "Erwachen des Lichts" gelesen, weil ich meine Eindrücke und Kritikpunkte direkt in den Fortsetzungsband mitnehmen wollte. Ich habe große Hoffnungen in die Autorin gesetzt, dass sie den zweiten Band ein bisschen stärker ausarbeitet, was sie auch geschafft hat – obwohl sie meiner Meinung nach immer noch Luft nach oben für den dritten Band gelassen hat.

Jennifer L. Armentrout hat auch in diesem Band ihre Welt und ihr Setting wieder perfekt in Szene setzen und auch ausnutzen können. Die Einbindung der Götter bzw. der allgemeinen Götterwelt hatte ich bisher bemängelt und auch wenn ich die Umsetzung (insbesondere durch das Auftauchen von Medusa und des doch etwas zurückgebliebenen Herkules ) dieses Mal besser ausgearbeitet fand und die Götterwelt auch besser integriert fand, war mir das dennoch immer noch zu wenig. Es ist einfach unglaublich schade, wenn man sich so auf die Mythen und die verschiedenen Gottheiten freut, und dann nur das allgemeine Feeling bekommt, nicht aber das Aufrollen der unglaublich komplexen griechischen Sagen. Da erwarte ich einfach irgendwie noch mehr.

Dafür hat sich meiner Meinung nach der Plot weiterentwickelt, weil dort nun verschiedene Handlungsstränge zusammenlaufen: Zum einen die Beziehung zwischen Josie und Seth, die Entwicklung und Bändigung von Josies Kräften, die Suche nach anderen Halbgöttern und das Aufrollen von Seths Vergangenheit. Das Buch wirkte dadurch auf mich ein Stück weit spannender und vielschichtiger als der Vorgänger und konnte mich mit der damit verbundenen Dynamik auch mehr begeistern. Gerade der Spannungsbogen am Ende lässt so viel Interpretation zu, dass ich wirklich gespannt bin, was Jennifer L. Armentrout daraus machen wird.

Auch "Im leuchtenden Sturm" ist aus zwei Perspektiven geschrieben, was ich gerade bei der Plotentwicklung sehr gut umgesetzt fand. Ich finde gerade in diesem Band, bei dem schwierige und komplexe zwischenmenschliche Beziehungen an der Tagesordnung stehen, interessant, was Josie und Seth, die in ihrem Auftreten und ihren Gedanken doch sehr unterschiedlich sind, zu den gleichen Begebenheiten denken. Beide Hauptfiguren sind mir gleichermaßen sympathisch geblieben, wie im ersten Band, wenn nicht sogar noch sympathischer. Man merkt Josie ihre Entwicklung an. Und damit meine ich nicht nur den Umgang mit ihren Kräften und ihre Kampferfahrung, sondern auch den Umgang mit Seth. Sie weiß sich immer mehr zu behaupten und lässt ihm verschiedene Dinge auch überhaupt nicht mehr durchgehen. Diese Entwicklung ist auf jeden Fall schön anzusehen und wirkte auf mich authentisch.

Mehr oder weniger gefreut habe ich mich über das Auftreten von Alex und Aiden. Anfangs war ich sehr skeptisch, weil ich vermutete, dass deren Auftauchen nur Chaos bringt, da Seth es aber vorher schon bei Josie verbockt, habe ich mich doch sehr gefreut, einen Teil seiner Vergangenheit kennenzulernen. Zum einen, weil mir beide direkt sehr sympathisch waren und wichtig für den weiteren Verlauf der Handlung sind. Zum anderen, weil die Verbindung, die zwischen Seth und Alex herrscht, eigentlich eher im Hintergrund steht und gar nicht so viel Platz in Anspruch nimmt, wie ich angenommen hatte.

Auch dieses Mal hat mir der Schreibstil von Jennifer L. Armentrout sehr gut gefallen. Die Mischung aus spannender und faszinierender Sprache und den emotionalen, bewegenden Momenten finde ich sehr schön getroffen. Gerade das lässt das Buch weder in großartigen Kitsch, noch in überladene Action abschweifen, was ich absolut großartig finde.

Fazit
Trotz schöner Lesestunden, mehr Dynamik und einem begeisternden Plot hat mir auch bei "Im leuchtenden Sturm" etwas gefehlt. Die Spannung und das Potenzial sind auf jeden Fall da, aber das Hintergrundsetting bzw. die Hintergrundinformationen wünsche ich mir trotzdem mehr ausgearbeitet. Ein sehr schönes und einnehmendes Buch, das trotzdem noch Luft nach oben hat.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Wunderschöne Lesestunden

Wildblumensommer
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Obwohl ich schon viel von der Autorin Kathryn Taylor gehört habe, ist "Wildblumensommer" mein erstes Buch von ihr. Irgendwie hatte ich eine kitschbeladene Geschichte erwartet, jedoch hat dieses Buch viel ...

Obwohl ich schon viel von der Autorin Kathryn Taylor gehört habe, ist "Wildblumensommer" mein erstes Buch von ihr. Irgendwie hatte ich eine kitschbeladene Geschichte erwartet, jedoch hat dieses Buch viel mehr zu bieten, als eine leichte Liebesgeschichte und die allseits bekannten Probleme und Dramen, die ein Liebesroman normalerweise mit sich bringt, so dass mich dieses Werk doch mehr berührt hat, als ich wohl erwartet hatte.

Es gibt einiges an Dramen, die die Protagonisten verarbeiten müssen. Sei es der Tod von Zoes Bruder, ihre damalige plötzliche Abreise und sehr viele verletzte Gefühle und schlimme Erinnerungen, die sie an das kleine Dorf hat. Trotz dieser vielen und teils komplizierten Verbindungen bin ich sehr leicht in das Buch gestartet und habe zu allen Protagonisten, egal, aus welcher Perspektive der Plot gerade erzählt wird, sehr schnell einen Bezug gefunden. Allgemein fand ich alle Figuren sehr gut und authentisch ausgearbeitet. Alle haben ihren Platz in der Geschichte. Keiner wirkte dabei viel zu intensiv in den Fokus genommen oder zu sehr in den Hintergrund gesteckt oder gar absolut unnötig in die Geschichte integriert. Alle kämpfen mit ihren eigenen Problemchen oder ihrem Schicksal, alle sind gezeichnet und alle haben auch etwas zu erzählen. Leider konnte nicht auf alles tiefergehend eingegangen werden, aber dennoch hat es mir gut gefallen, dass nicht nur Zoe im Vordergrund stand, sondern auch die Geschichte ihrer Sommerfreundin Rose erzählt wird. Dies machte das Buch nicht nur vielschichtiger und spannender, sondern bot auch die Möglichkeit, auf verschiedene Alltagsprobleme und Thematiken einzugehen und diese tiefgründig zu behandeln.

Gerade das machte "Wildblumensommer" für mich auch so spannend und einnehmend. Zoe und Rose sind sich in ihrer Art so ähnlich, kämpfen aber doch mit sehr unterschiedlichen Gegebenheiten und Umständen, um letztlich die Liebe, Fürsorge und Geborgenheit zu erhalten, die sie brauchen, um wirklich glücklich im Leben zu sein. Beiden wird das nicht einfach so geschenkt, beide müssen darum kämpfen und machen dabei auch einiges falsch. Und obwohl das auf so viele Liebesromane zutrifft, fand ich es in diesem Buch besonders schön erzählt und besonders schön für den Leser aufbereitet. Vor allem, da oftmals die Perspektiven genau an den Stellen gewechselt wurden, an denen ich doch unbedingt wissen wollte, wie es jetzt mit Zoe oder Rose mit ihren jeweiligen Liebsten weitergeht; gerade dann hätte ich am liebsten laut geflucht und manchmal hat es mich frustriert. Aber auch das schafft nur ein Buch, das gut und einnehmend geschrieben ist.

Besonders gut gefallen hat mir natürlich die Hauptprotagonistin Zoe. Ihre Entscheidung, die OP hinaus zu schieben habe ich allerdings nicht ganz verstanden. Ich hätte mich wohl anders entschieden. Aber ihre Motivation konnte ich trotzdem sehr gut verstehen. Sie kann die unbeendeten und offenen Dinge in ihrem Leben nicht einfach so stehen lassen, braucht Antworten und kehrt daher an einen Ort zurück, an den sie eigentlich nicht mehr zurückkehren wollte. Ich finde Zoe sehr stark geschrieben und sie hat mir auch sehr imponiert. Sicher hätte ich verschiedene Entscheidungen anders getroffen, hätte an der ein oder anderen Stelle erst überhaupt keine Missverständnisse aufkommen lassen, aber ich habe es Zoe in ihrer Leichtigkeit und Naivität trotzdem einfach abgenommen.

Auch Rose hat mir als andere weibliche Hauptprotagonistin sehr gut gefallen. Und auch sie habe ich bewundert, weil sie in ihrem Leben schon einiges durchgemacht hat und gerade im Alltag einiges leisten muss. Sie ist eine sehr sympathische Frau, deren Wunsch nach Liebe ich besonders gut nachvollziehen konnte. Aber auch bei ihr muss ich sagen, dass ich das Missverständnis gar nicht erst hätte entstehen lassen und die „Lüge“ schnellstmöglich aus dem Weg geräumt hätte – aber es sagt sich auch immer so leicht, dass man es selbst besser gemacht hätte; erst recht, wenn man selbst nie in einer solchen oder einer ähnlichen Situation war.

Ein klein wenig Abzug gibt es von mir für das Ende des Buches, das für mich persönlich zu vorhersehbar war und bei dem ich mir eine bessere Ausarbeitung gewünscht hätte. Das bezieht sich nicht nur auf das Happy End von Rose, sondern vor allem auf die Entwicklungen, die Zoe am Ende des Buches durchleiden musste. Ich hatte eben genau das erwartet (wirklich exakt genauso!) was mir am Ende geboten wurde, was ich ein bisschen schade fand. Da hatte ich nach den Erzählungen von Kathryn Taylor einfach mehr erwartet und kann deswegen leider keine volle Punktzahl für das Buch vergeben, auch wenn das Ende schön geschrieben war.

"Wildblumensommer" ist allerdings ein wunderbar leicht zu lesender Roman. Die Sprache der Autorin machte es mir unglaublich einfach, den Geschichten der beiden Frauen zu folgen, mich in sie hineinzuversetzen und die Spannung, die vermittelt wird, durch das Buch hinweg wahrzunehmen. Sie schreibt einfach wunderschön und einnehmend, nicht nur bezüglich der Figuren, sondern auch in Bezug auf den Plot und all die damit verbundenen Wendungen, Spannungsbögen und Entwicklungen.

Fazit
"Wildblumensommer" ist eine sehr empfehlenswerte Lektüre, die mehr als nur leicht lesbar ist. Sie bietet Abwechslung, emotionale Wendungen und sehr viel Authentizität. Mir hat das Buch dank der toll ausgearbeiteten Hauptprotagonistinnen einige sehr schöne Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Eine sehr einnehmende Geschichte.

Die Bucht, die im Mondlicht versank
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Jeder, der die Bücher von Lucy Clarke kennt, weiß, dass sie nicht einfach nur irgendwelche Sommer- oder Strandgeschichten schreibt. Keine leichten Bücher oder leichten Liebesgeschichten, die im Rahmen ...

Jeder, der die Bücher von Lucy Clarke kennt, weiß, dass sie nicht einfach nur irgendwelche Sommer- oder Strandgeschichten schreibt. Keine leichten Bücher oder leichten Liebesgeschichten, die im Rahmen eines Meeres oder eines Strandes spielen. Ich habe bereits zwei andere Bücher der Autorin gelesen („Der Sommer, in dem es zu schneien begann“ und „Das Haus, das in den Wellen verschwand“) und ich fand beide Bücher wunderschön. So erging es mir auch mit ihrem neusten Buch – "Die Bucht, die im Mondlicht versank".

Ich war sehr gespannt darauf, was die Autorin diesmal für eine Geschichte konstruiert hat und wie es ihr gelingen würde, den Plot logisch aufzulösen. Der Einstieg war wie gewohnt einfach und ich wurde auch sofort in der Geschichte gefangen genommen. Lucy Clarke schafft es wie keine andere Autorin eine spannende, kurzweilige und gleichzeitig sehr emotionale Geschichte zu erschaffen, die den Leser einfach nicht loslässt. Das liegt zum einen daran, dass der Plot und die Handlung unvorhersehbar, aber auch logisch ausgearbeitet ist und es dem Leser trotzdem leicht gemacht wird, den Ereignissen zu folgen. Zum anderen greift die Autorin auch wichtige Themen auf und arbeitet sie in ihre Geschichten ein. Ich finde es immer wieder spannend wie sie mit den Emotionen der Charaktere und mit denen des Lesers umgeht und alltägliche Dinge wie Liebe, Freundschaft und Verrat einbaut. "Die Bucht, die im Mondlicht versank" ist auf jeden Fall eine tolle Geschichte mit einer starken Handlung.

Trotzdem muss ich dazu sagen, dass innerhalb des Buches leider einige Längen auftreten, die durch die ständige Reflektion, was Jacob am Tag seines Verschwindens gemacht hat oder die dauernden Zusammenfassungen, was Sarah und ihr Mann Nick herausgefunden haben, nicht wirklich gefüllt wurden. Schließlich ist man als Leser ständig dabei, erfährt direkt jede neue Information, so dass ich mich stellenweise ein wenig gelangweilt habe und auf ein neues Kapitel gewartet habe. Trotzdem ist die Geschichte schön und komplex erzählt und bietet tolle Spannungsmomente, einige Wendungen und definitiv einiges an Geheimnissen. Gerade die Wendung am Schluss hat für mich das Buch wieder zu einem tollen Lesevergnügen werden lassen.

Die Hauptprotagonistin Sarah und Isla teilen sich die Perspektiven und die Kapitel in diesem Buch, was ich sehr gelungen fand. Denn die Geschichte wird dadurch nicht klarer oder lösbarer, im Gegenteil. Ich hatte so oft das Gefühl, dass Sarahs Kapitel die Handlung an sich vorantreiben und Islas Kapitel durch vage Andeutungen und unterschwellige Geheimnisse die Spannung in diesem Buch aufrechterhalten. Ich hatte zunehmend mehr Fragezeichen im Kopf und ich wurde gerade was die Geschichte rund um Marleys Schicksal angeht immer neugieriger und unruhiger. Mir wurde von Kapitel zu Kapitel einfach immer deutlicher, dass das die Grundlage von allem ist, dass es der Auslöser ist und auch der Schlüssel für Jacobs Verschwinden. Ohne die genauen Geschehnisse von damals zu kennen, würde man als Leser selbst nicht auf das Geheimnis kommen, das Jacob und seine Familie umgibt.


Beide Charaktere – Sarah und Isla – haben mir gefallen. Nicht nur die Vergangenheit, die sie teilen oder den gegenwärtigen Umgang miteinander, sondern auch, welche Spannungen ihre Freundschaft auslöst. Das wird zwar erst im Laufe des Buches deutlich, aber mir war relativ schnell bewusst, dass da einiges im Argen liegt, was natürlich zur tollen Atmosphäre beigetragen hat. Meiner Meinung nach hätte Sarah aber an mancher Stelle ein bisschen tiefgründiger und wärmer ausgearbeitet werden können. Ich mochte sie als Hauptprotagonistin, die durch den Plot führt, sehr gerne, allerdings wirkte sie doch oft distanziert und stellensweise sehr kühl auf mich und ich hatte es nicht immer ganz so einfach, mich in sie hineinzuversetzen.

Getragen wird das ganze Buch natürlich nicht nur durch die übertragene Stimmung, sondern auch durch das tolle Setting. Ich lese die Bücher von Lucy Clarke so gerne, weil sie ihren komplexen Plot mit einer tollen Umgebungsbeschreibung verknüpft, die jedes, einfach jedes Mal absolutes Fernweh bei mir auslöst. Gerade, wenn Sarah alleine am Strand ist und ihre Gedanken sortiert oder an ihrer Strandhütte herumwerkelt, werden die lokalen Details deutlich, die ich so toll finde. Es gibt also auch Strand, Sommer, Sonne und Meer, allerdings liegt darauf nicht der Fokus, was das Cover und der Buchschnitt auf den ersten Blick vermitteln. Bei Lucy Clarke sollte man auf jeden Fall immer den Klappentext und die Leseprobe lesen, um vom Inhalt nicht enttäuscht zu werden.

Der Schreibstil war wie immer toll. Wie oben schon beschrieben liebe ich es, wie Lucy Clarke die Umgebung in ihre Geschichten einbindet, ohne den Fokus dabei zu verlieren. Außerdem mag ich ihre Sprache sehr, die nicht nur fesselnd ist, sondern an den richtigen Stellen auch Emotionen bei mir auslöst. Ich freue mich schon jetzt sehr auf ihre nächsten Neuerscheinung.

Zum Schluss möchte ich noch hinzufügen, dass ich den Titel dieses Mal leider nicht so gut gewählt fand. "Das Haus, das in den Wellen verschwand" und "Der Sommer, als es zu schneien begann" haben mir vom Titel her gut gefallen, gerade, weil man eben diese erst so wirklich versteht, wenn man das Buch gelesen hat. Dieses Mal habe ich die Parallele entweder leider nicht verstanden oder der Titel hätte besser gewählt werden können.


Fazit
"Die Bucht, die im Mondlicht versank" ist ein sehr spannender und fesselnder Roman, der zwar kleine Schwächen aufweist und daher von mir auch keine 5-Sterne-Bewertung bekommt, allerdings eine dicke Leseempfehlung. Lasst euch nicht vom Cover täuschen, denn dieses Buch ist nicht so leicht zu verdauen, wie es den Anschein macht. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, habe mitgerätselt und wurde von der Wendung zum Schluss doch ziemlich erschlagen. Dieses Werk von Lucy Clarke wird mich, wie ihre anderen Bücher auch, definitiv nicht so schnell loslassen.

Veröffentlicht am 01.10.2017

Potenzial nicht ganz ausgeschöpft

Und du kommst auch drin vor
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Aufgefallen ist mir "Und du kommst auch drin" vor erstmal durch das Cover, das ich bei vorablesen entdeckt habe und was mich direkt angesprochen hatte. Die Aufmachung finde ich wunderschön, vor allem, ...

Aufgefallen ist mir "Und du kommst auch drin" vor erstmal durch das Cover, das ich bei vorablesen entdeckt habe und was mich direkt angesprochen hatte. Die Aufmachung finde ich wunderschön, vor allem, wenn man es selbst in der Hand hält und die schöne Silberfolie sieht. Ich finde die Idee dahinter wirklich toll, denn sie passt auch wunderbar zur Geschichte, was ich persönlich ja immer ganz toll finde. Aber auch den Klappentext fand ich ziemlich interessant und außergewöhnlich, weshalb ich sehr neugierig war, was mich bei dem Werk von Alina Bronsky erwarten wird.

Inhaltlich gesehen habe ich eine solche Geschichte noch nicht gelesen. Von dem Konzept war ich direkt begeistert war, weil ich mir gut vorstellen konnte, dass man einiges daraus machen kann und die Geschichte viel Potenzial bietet. Es ist eine sehr interessante Plotidee, die meiner Meinung nach in der Kürze der Seiten leider einfach ein bisschen zu kurz kommt. Ich denke, die Autorin hätte mit ihrer Handlung auch locker 300 Seiten füllen können; stellenweise habe ich mir das sogar gewünscht, einfach um mehr zu erfahren. Mehr von den Charakteren, mehr von dem Buch, mehr von den Konsequenzen, mehr von dem Hintergrundwissen, von dem eine Geschichte meist lebt. Ich finde den Plot sehr gut geschildert (wie Kim zur Lesung geht, vollkommen gelangweilt, dann die Parallelen zu ihrem Leben erkennt, die Autorin dazu befragen möchte, die aber vollkommen abblockt und sich Kim letztlich das Buch selbst kauft, zu Ende liest und Teile der Vorkommnisse verändern möchte), aber ich hatte einfach immer das Gefühl, durch die Geschichte zu fliegen. Ich bin definitiv kein Fan von Längen in Büchern, aber eine ruhigere Erzählung hätte mir persönlich besser gefallen. Ich denke, das hätte man einfach mehr ausbauen müssen, mit Nebenplots oder einer umfassenderen Charakterausarbeitung.

Ein bisschen geschwächelt hat die Autorin nämlich meiner Meinung nach aber bei den Charakteren. Kim als Hauptprotagonistin war mir im Grunde doch recht sympathisch, allerdings fand ich sie stellenweise doch ein bisschen nervig. Sie ist zwar sehr neugierig auf das Buch, auf die Konsequenzen, aber sie war mir zu passiv in der Geschichte und versteift sich auf unwichtige Dinge. Dass sie wiederholt versucht, den schwarzen Peter der Autorin in die Schuhe zu schieben und kaum selbst Lösungsvorschläge vorbringt, fand ich recht gedankenlos und egozentrisch von ihr. Trotzdem hatte ich immer wieder im Hinterkopf, dass Kim erst 15 Jahre alt ist und daher wahrscheinlich einfach nicht so recht weiß, was zu tun ist und sie schlichtweg überfordert ist. Deswegen konnte ich über ihre stellenweise auftretenden Charakterschwächen meist gut hinwegsehen.

Für mich der überzeugende Charakter war Petrowna, von der ich nicht unbedingt behaupten kann, dass ich sie besser leiden konnte als Kim, aber sie ist zumindest interessanter ausgearbeitet und gibt der Geschichte doch manchmal den entscheidenden Kick für die weiterführenden Ereignisse. Das ist nämlich auch das, was ich eigentlich von Kim erwartet hätte. Petrowna bringt die Geschichte voran, während Kim sie oft durch ihre Weigerung, Lösungen zu suchen, bremst. Schade ist, dass man die anderen Charaktere bei so wenigen Seiten leider nur ansatzweise kennenlernt und keinen wirklichen Eindruck von ihnen vermittelt bekommt. Ich hatte zumindest das Gefühl, dass Jasper, Kims Eltern und die Autorin des Buches Leah sehr sonderbare Charaktere sind, von denen ich gerne mehr erfahren hätte und die leider ein wenig zu kurz kamen.

Der Schreibstil des Buches hat mir gut gefallen. Die Mischung aus der tollen Sprache, dem Humor und der eindeutigen Botschaft der Geschichte hat mir gut gefallen und mich auch gut durch das Buch begleitet. Klar hat man 192 Seiten schnell durchgelesen, doch trotzdem glaube ich, dass das Buch noch lange in meinem Gedächtnis bleiben wird.

Fazit
Trotz der Kritikpunkte hat mir "Und du kommst auch drin vor" doch gut gefallen. Ich war überrascht von der tollen Plotidee und dem Verlauf der Geschichte und es gibt viele Facetten, die mich überzeugen konnte. Allerdings hätte mir eine umfassendere Ausarbeitung der Geschichte besser gefallen, um mehr Platz für tiefgründige Charaktere und Nebenplots zu schaffen.

Veröffentlicht am 18.09.2017

Fesselnde und spannende Geschichte, hatte aber mehr Potenzial

Amrita
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Ich bin ja immer wieder gespannt, wenn ein orientalisch angehauchtes (Jugend-)Buch erscheint, nachdem mich die Welt in "Zorn und Morgenröte" und "Rache und Rosenblüte" so vollkommen vereinnahmt hatte. ...

Ich bin ja immer wieder gespannt, wenn ein orientalisch angehauchtes (Jugend-)Buch erscheint, nachdem mich die Welt in "Zorn und Morgenröte" und "Rache und Rosenblüte" so vollkommen vereinnahmt hatte. Der Klappentext klang dazu noch wundervoll und das Cover ist schlichtweg ein Traum. "Amrita" bietet auf jeden Fall eine schöne Verpackung mit einer interessanten Geschichte.

Anfangs war ich ein bisschen skeptisch. Nur 320 Seiten für einen Einteiler im Fantasy-Genre klang für mich schon sehr wenig. Trotzdem hat es die Autorin Aditi Khorana geschafft, eine schöne, weitschweifende und umfassende Geschichte zu erschaffen, dessen Botschaft, meiner Meinung nach auch ohne das Nachwort der Autorin, dem Leser glasklar übermittelt wurde. Der Einstieg in die Geschichte war gut beschrieben, mir allerdings als Einführung in die Geschehnisse ein bisschen zu lang. So wirklich an Fahrt nimmt die Geschichte nämlich erst nach einem Drittel auf, als Amrita aus dem Palast flieht und versucht, das Königreich, ihren Vater und den Frieden zu retten. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn der Fokus mehr auf Amritas Flucht gelegen hätte, mehr auf ihrer Reise mit ihrer Freundin Thala und ein bisschen mehr auf diesen orientalischen Geschichten, die ansatzweise erzählt werden. Auch die Liebesgeschichte war mir leider zu oberflächlich; zwar wunderschön, aber es wurde eben nur an der Oberfläche gekratzt und so gingen bei mir verschiedenen Emotionen auch ein Stück weit verloren. Ich glaube, es ist das erste Mal, dass ich mir ein Buch ein bisschen mehr ausgeschmückt, ein bisschen länger und ein bisschen mehr fokussiert gewünscht habe.

Die verschiedenen Charaktere, deren unterschiedlichen Eigenschaften und deren zeitversetztes Auftreten fand ich dagegen tiefgründig und glaubwürdig umgesetzt. Allen voran ist Amrita mit ihrem Charakter eine wunderbare Figur, die mutig, selbstlos und fortwährend um alles kämpft, was ihr wichtig ist und was sie beschützen möchte. Sie ist stark und tapfer und genau so eine Heldin, wie ich es mir in einem Fantasy-Roman wünsche. Aber auch die anderen Charaktere, wie den anfangs unscheinbaren Varun, der sehr viel Dynamik in die Geschichte bringt, Amritas Freund Arjun, der sich aufopferungsvoll für sie einsetzt, ihre Freundin und das Orakel Thala, ihr Vater Chandradev, ein sensibler und starker König zugleich und selbst Sikander, der mit seiner Grausamkeit und seiner Rigorosität seines gleiches sucht, tragen zur spannenden Geschichte bei und sind einwandfrei und sinnvoll darin integriert. Mir hat es gefallen, ihnen zu folgen, ihre Ängste und ihre Wünsche zu erkennen und wie diese im Kampf um das Königreich entweder vollkommen untergehen oder verstärkt werden.

Genauso wie bei der Liebesgeschichte und der eigentlichen Handlung ging mir das orientalische und 1001-Nacht-Feeling ein bisschen verloren. Ich habe es schon gespürt und mich davon tragen lassen, von den Kleidern, dem Essen, den Märkten, der Umgebung, aber ich habe mir davon einfach ein bisschen "mehr" gewünscht. So ein kleines Fünkchen mehr Feeling, ein kleines bisschen mehr Emotionen und ein kleines bisschen mehr Tiefgründigkeit und das Buch hätte definitiv zu einem Jahreshighlight für mich werden können, aber mit hat einfach der letzte Schliff gefehlt. Diese letzte Hürde, all das Potenzial, das die Geschichte, deren Charaktere und das Setting bietet, all das auf den Leser zu übertragen und ihn vollkommen in diese Welt zu transportieren; mit all den Gefahren, mit all der Spannung und all den Lügen und Geheimnissen, die dort existieren. Ich habe die Geschichte gerne gelesen und mich gerne davon tragen lassen, aber vollkommen und ganz und gar gefangen war ich in dem Buch leider nur ansatzweise.

Gut gefallen hat mir aber auf jeden Fall der Schreibstil, der einiges zur Atmosphäre beigetragen hat: Die Spannung bei Amritas Flucht durch die unterirdischen Gänge, das Knistern zwischen Amrita und ihrem Liebsten, das Staunen, als sie auf die Sibyllinen trifft und ihre Geschichte erfährt. Diese Atmosphäre, diese Stimmung waren von der Autorin auf jeden Fall sehr schön und einnehmend erschaffen und dargestellt. Dazu kommt noch, dass man die 320 Seiten aufgrund des Schreibstils auch sehr schnell durchlesen kann, nicht nur, weil die Geschichte fesselnd ist, sondern auch mit einer schönen Sprache und gewinnenden Worten geschrieben wurde. Auch das Nachwort hat mir sehr gut gefallen und zeigt deutlich, welchen Wert die Autorin vermitteln wollte und wieso ihr das Buch so am Herzen liegt.

Fazit
"Amrita – Am Ende beginnt der Anfang" ist ein schönes, fesselndes Fantasy-Buch, bei dem mir allerdings das letzte Fünkchen Überzeugung, das Tüpfelchen auf dem i, das Sahnehäubchen, das Nonplusultra, der letzte Feinschliff gefehlt hat. Mir hat es super gefallen, ich hatte einfach nur ein kleines bisschen mehr erwartet.