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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2019

Erst skeptisch, dann begeistert!

Der Klang der Täuschung
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Ich muss gestehen, ich war erst skeptisch, ob mich eine "neue" Reihe in der Welt der "Chroniken der Verbliebenen" wirklich reizt.
Bei der 4bändigen ersten Reihe war ich vom Auftakt begeistert, das Ende ...

Ich muss gestehen, ich war erst skeptisch, ob mich eine "neue" Reihe in der Welt der "Chroniken der Verbliebenen" wirklich reizt.
Bei der 4bändigen ersten Reihe war ich vom Auftakt begeistert, das Ende hatte mich aber irgendwie enttäuscht.
Nun also "Die Chroniken der Hoffnung". Meiner Meinung nach sollte man die erste Reihe entweder gelesen haben oder es (zumindest in nächster Zeit) nicht vorhaben, denn auch wenn es hier um neue Charaktere in anderer Umgebung geht, erfährt man doch einige Details und vor allem den Ausgang der ersten Reihe.
Für alle, die die Chroniken der Verbliebenen gelesen haben, ist es ein bisschen wie Nachhausekommen. Die Welt ist bekannt, einige Nebenfiguren ebenfalls und die neuen Charaktere passen bestens ins bereits bekannte Setting.
Kazi und Jase sind vielleicht keine außergewöhnlichen Figuren im Bereich Jugendfantasy, aber sie haben mir dennoch Spaß gemacht. Die ewigen Lügen und Geheimnisse zwischen ihnen waren ihnen selbst bewusst und dennoch notwendig oder zumindest erklärbar. Daher wirkte ihre Geschichte auf mich glaubwürdig und nicht so konstruiert, wie es mir oft bei entsprechenden Paaren in diesem Genre geht.
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sowieso, daher auch hier keine Überraschung.
Bei mir stellte sich daher ziemlich schnell ein regelrechter Lesesog ein, so dass ich zum ersten Mal seit langem wieder mal bis tief in die Nacht hinein gelesen habe, weil ich einfach immer weiterblättern musste.
Das Ende ist gemein: wenn es den zweiten Band schon gäbe, wäre die nächste schlaflose Nacht vorprogrammiert, so heißt es nun Geduld haben.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Spannend und unterhaltsam

Die Tochter des Gewürzhändlers
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Esslingen, Anfang des 16. Jahrhunderts. Tessa ist die jüngere Tochter des wohlhabenden Händlers und Ratsmitglieds Matthieu Berthier. Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Veronika ist an Tessa ein Junge ...

Esslingen, Anfang des 16. Jahrhunderts. Tessa ist die jüngere Tochter des wohlhabenden Händlers und Ratsmitglieds Matthieu Berthier. Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Veronika ist an Tessa ein Junge verloren gegangen, sie ist keinem Abenteuer abgeneigt und bringt sich so auch ständig in Schwierigkeiten. Ihr Vater drückt immer wieder wohlwollend ein Auge zu, er liebt seinen kleinen Wildfang, so wie sie ist.

Doch als Tessa eines Tages dem königlichen Jagdaufseher in die Quere kommt, wird aus ihren kleinen Abenteuern tödlicher Ernst. Tessa und ihre Familie geraten zwischen die Fronten des Bauernaufstandes „Armer Konrad“ gegen Herzog Ulrich. Tessa fühlt sich zu dem jungen Corentin hingezogen, doch ihn umgibt ein Geheimnis und als dieses schließlich gelüftet wird, sieht es so aus, als stünden unüberwindbare Hindernisse zwischen den beiden.

Ich habe in letzter Zeit einige historische Romane gelesen und viele waren zwar unterhaltsam, doch konnte ich sie aufgrund der ständig wiederkehrenden Stereotype kaum ernst nehmen. Ständig werden Hexen verbrannt, Jungfrauen geschändet und wer am Ende zusammenkommt, ist dennoch vom ersten Auftreten der Figuren an völlig klar.
Dieser Roman hier konnte mich positiv überraschen. Zwar kommt er auch nicht gänzlich ohne die oben genannten Elemente aus, doch entwickeln sich die Protagonisten hier deutlich vielschichtiger als zuerst erwartet. Insbesondere Veronika, die zunächst nur eine Nebenrolle zu spielen scheint, wurde im Verlauf immer interessanter und trifft gegen Ende eine folgenreiche Entscheidung, die ich ihr kaum zugetraut hatte. Überhaupt sind die Nebenfiguren in diesem Buch eine echte Bereicherung, nicht nur Staffage um die Protagonisten Tessa und Corentin herum, sondern gut gezeichnet und glaubwürdig dargestellt.

Vor dem Hintergrund der realen Ereignisse des „Armen Konrad“, eines Aufstands der bis aufs Letzte ausgepressten Bauern unter Herzog Ulrich, entfaltet sich so eine unterhaltsame und spannende Geschichte, die am Ende vielleicht ein paar passende Zufälle zu viel aufweist, mich aber dennoch insgesamt überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 19.01.2018

Heitere Geschichte mit ernsten Untertönen

Die Wolkenfischerin
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Claire Durant lebt in Berlin und arbeitet für eine Gourmet-Zeitschrift. Als geborene Französin mit entsprechendem Hintergrund, Stil und Charme ist sie ja geradezu prädestiniert für diese Aufgabe. Doch ...

Claire Durant lebt in Berlin und arbeitet für eine Gourmet-Zeitschrift. Als geborene Französin mit entsprechendem Hintergrund, Stil und Charme ist sie ja geradezu prädestiniert für diese Aufgabe. Doch Claire hat bei ihrer Herkunft ein bisschen gemogelt. Weder ist sie geborene Pariserin, noch hat sie Kunstgeschichte studiert, wie in ihrem Lebenslauf angegeben, nicht einmal ihr Name stimmt!

Ihr Lügengebäude droht aufzufliegen, als ihre Mutter einen Unfall hat und mehrere Wochen im Krankenhaus bleiben muss und sie Claire darum bittet, nachhause zu fahren und sich um ihre Schwester zu kümmern. Claire wird somit gezwungen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, die sie vor vielen Jahren komplett hinter sich gelassen hat. Dennoch fährt sie heim in die Bretagne und wird dort wieder zu Gwenaelle. Dort wird die ganze Sache noch komplizierter, denn ihr Chef Sebastian hat sich ausgerechnet Claires Heimatort Moguériec für seinen Urlaub ausgesucht!

Da ich Klappentexte meist meide oder sie schon lange vor der eigentlichen Lektüre mal überflogen habe, habe ich ein paar Seiten gebraucht, bis ich die zwei Handlungsebenen übereinanderlegen konnte. Dann war aber schnell klar, wie Gwenaelle und Claire zusammenhängen. Nach und nach zeigt sich, wie aus dem Mädchen Gwenaelle aus dem kleinen Nest in der Bretagne die weltgewandte Pariserin Claire werden konnte.
Doch kann das funktionieren, die eigene Vergangenheit und Herkunft so komplett hinter sich zu lassen, ja zu verleugnen? Für Claire hat es viele Jahre funktioniert, doch nun muss sie sich alldem stellen. Welche Folgen wird das wohl für sie haben?

Es war mein erstes Buch der Autorin, aber sich nicht das letzte! Schreibstil und auch Handlung haben mir großen Spaß gemacht. Ganz ernst darf man die Geschichte vielleicht nicht nehmen, an einigen Stellen ist manches überspitzt dargestellt und würde (hoffentlich!) so in der Realität wohl nicht passieren – aber gerade diese Szenen fand ich höchst amüsant! Ich bin absolut keine Romantikerin und lese auch eher selten Liebesromane. Hier habe ich eine Ausnahme gemacht und bin froh darüber! Die Liebesgeschichte spielt natürlich eine wichtige Rolle, aber vielmehr geht es um Claire und ihre Entwicklung. Die Bretagne ist außerdem natürlich eine wunderbare Kulisse für eine derartige Geschichte und das Buch macht somit direkt Lust, den nächsten Urlaub zu buchen!

Veröffentlicht am 02.01.2018

Mehr als ein Kinderbuch

Das dunkle Herz des Waldes
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Agnieszka lebt in einem kleinen Dorf in einem ruhigen Tal. Doch das Tal grenzt an den Dunklen Wald und dieser ist ein Ort des Grauens, der sich immer weiter ausbreitet. Die Talbewohner wissen um die Gefahren, ...

Agnieszka lebt in einem kleinen Dorf in einem ruhigen Tal. Doch das Tal grenzt an den Dunklen Wald und dieser ist ein Ort des Grauens, der sich immer weiter ausbreitet. Die Talbewohner wissen um die Gefahren, doch manchmal kann sie auch das nicht retten und der Dunkle Wald greift sich ein neues Opfer oder rückt ein Stück weiter ins Tal hinein.
Nur der Zauberer, genannt der Drache, kann dem Dunklen Wald wenigstens teilweise Einhalt gebieten. Alle zehn Jahre wird ihm dafür ein junges Mädchen aus einem der Dörfer gegeben. Niemand weiß genau, was der Drache mit den Mädchen tut, sie sprechen danach nie über ihre Zeit mit dem Zauberer und setzen ihr Leben anderswo fort.
Agnieszka hat sich immer sicher gefühlt, denn ihre beste Freundin Kasia ist so schön und vielseitig begabt, dass schon seit Jahren für alle Talbewohner feststeht, dass der Drache Kasia aussuchen wird. Doch seine Wahl fällt überraschend auf Agnieszka und so muss sie ihm in seinen Turm folgen. Ihr Leben ändert sich damit von Grund auf – und nicht nur ihr Leben!

Ich muss gestehen, ich bin erstaunt, dass das Buch in Deutschland in einem Jugendbuchverlag erschienen ist. Agnieszka ist zwar eine jugendliche Protagonistin, aber die Geschichte an sich entwickelt sich unerwartet komplex und vielschichtig. Ich will damit nicht sagen, dass Jugendliche nicht in der Lage sind, anspruchsvolle Bücher zu lesen (oder mit einer relativ detailliert beschriebenen Liebesszene klarzukommen), aber ich könnte mir vorstellen, dass dieses Buch so einigen erwachsenen Lesern entgeht, die sich vom Label Jugendbuch abschrecken lassen.

Zurück zur Geschichte an sich: Man muss sich auf die Erzählweise der Autorin einlassen können. Es wird nicht viel erklärt, vieles muss als gegeben hingenommen werden, insbesondere was die Magie betrifft und noch viel mehr, wenn es um den Dunklen Wald geht. Hier kann man sich als Leser entweder seine eigenen Gedanken und Interpretationen machen, oder man nimmt eben hin, dass manches einfach so ist und nicht erklärt werden kann und soll. Ich konnte mich darauf einlassen und war sogar zunehmend fasziniert von dieser Welt, so wie sie eben ist.

Allerdings hatte das Buch für mich im Mittelteil einige Längen, hier fiel es mir schwer, am Ball zu bleiben und weiterzulesen. Falls das noch jemandem so geht, empfehle ich aber unbedingt durchzuhalten, denn die Geschichte nimmt wieder mehr Fahrt auf und es wird wieder spannender!

Agnieszka als Protagonistin macht es dem Leser nicht unbedingt leicht, denn sie stellt sich, gerade zu Beginn, streckenweise so dumm und sinnlos widerborstig an, dass ich ihr wirklich gerne einen Schubs gegeben hätte. Aber auch der Drache glänzt nicht gerade durch Kommunikation und er ist immerhin kein verängstigter Teenager! Umso schöner ist Agnieszkas Entwicklung zu beobachten und auch die Entwicklung zwischen ihr und dem Drachen, die glücklicherweise nicht in eine kitschige Twilight-Romanze mündet, sondern ein langsames miteinander Wachsen und Erleben ist.

Insgesamt für mich eine äußerst spannende Entdeckung und ich bin sicher, dieses Buch offenbart bei nochmaligem Lesen noch viele bemerkenswerte Details – wenn man sich darauf einlassen kann!

Veröffentlicht am 24.10.2017

Spannende Utopie - oder doch Dystopie?

Scythe – Die Hüter des Todes
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Spannende Utopie - oder doch Dystopie?

Wir befinden uns in einer Welt, in der die Menschen nicht mehr sterben müssen. Es gibt keinen Hunger mehr, keine Krankheiten, keine Kriege, keine Armut. Nicht mehr ...

Spannende Utopie - oder doch Dystopie?

Wir befinden uns in einer Welt, in der die Menschen nicht mehr sterben müssen. Es gibt keinen Hunger mehr, keine Krankheiten, keine Kriege, keine Armut. Nicht mehr die Menschen selbst lenken die Geschicke der Welt, sondern eine Art Supercomputer, der Thunderhead, sorgt für Wohlstand überall und für jeden. Doch wenn keiner mehr stirbt, im Gegenzug aber dennoch weiterhin Kinder zur Welt kommen, wäre die Welt irgendwann überbevölkert. Die Entscheidung über Leben und Tod ist die Einzige, die nicht dem Thunderhead überlassen wird, sie wird durch die Scythe getroffen. Deren Aufgabe ist es, Menschen nach bestimmten Kriterien auszusuchen. Ihre Arbeit wird nicht „töten“ genannt, sondern „Nachlese“ und sich ihnen zu widersetzen, ist streng verboten.

Citra und Rowan sind normale Jugendliche, bis sie eines Tages bei unterschiedlichen Gelegenheiten dem Scythe Faraday (Scythe benennen sich bei ihrer Ernennung nach großen Wissenschaftlern oder Persönlichkeiten) begegnen, der sie beide als Auszubildende zu sich nimmt. Beide sind zuerst wenig begeistert und reißen sich sicher nicht um die Aussicht, Todesengel zu werden. Doch nach und nach ändern sie ihre Meinung, denn sie erkennen, dass auch diese Arbeit von jemandem getan werden muss. Bald schon strengen sich beide sehr an, um am Ende derjenige zu sein, der Scythe werden darf.

Doch obwohl für die Scythe ein strenger Kodex gilt, gibt es auch zwischen ihnen Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten. Citra und Rowan werden in interne Machtkämpfe und Intrigen hineingezogen.

Aber hier beginnt die Handlung weniger philosophisch und eher actionreich zu werden. Beide Teile haben mir gut gefallen, zuerst die Darstellung einer Welt, in der es alle gut haben, was aber auch zu Langeweile und Überdruss führt und später der Kampf gegen die Scythe, die den Kodex auf ihre Weise auslegen und in erster Linie an ihre eigene Macht denken.

Die Grundidee ist spannend und regt zum Nachdenken an. So ganz verstanden habe ich die Funktionsweise des Thunderhead nicht, aber das ist auch nicht nötig, um der Handlung folgen zu können. Die moralischen Aspekte des Scythe-Lebens werden durch die Lehrlinge und ihre Ausbildung gut dargestellt. Die beiden Protagonisten machen eine glaubwürdige Entwicklung durch und man folgt ihnen so gerne und gespannt.

Das Buch ist der Auftakt einer Trilogie, kann aber grundsätzlich auch erst einmal für sich stehen. Natürlich hat es am Ende einen kleinen Cliffhanger, der neugierig auf den Folgeband macht, die wichtigsten Entwicklungen dieses ersten Teils werden aber abgeschlossen.

Auf Englisch erscheint Band 2 im Januar 2018 und ich hoffe, die deutsche Übersetzung lässt nicht zu lange auf sich warten, denn diese Reihe werde ich sicher weiterverfolgen!