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Veröffentlicht am 25.10.2017

Pageturner mit Wohlfühlatmosphäre

Fliedersommer
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Meine Meinung
Das englische Herrenhaus Wickham Hall ist ein Haus mit Traditionen. Vor allem die Veranstaltungen sind wunderschön und ein wahrer Publikumsmagnet. Holly ist überwältigt, als sie den Job auf ...

Meine Meinung
Das englische Herrenhaus Wickham Hall ist ein Haus mit Traditionen. Vor allem die Veranstaltungen sind wunderschön und ein wahrer Publikumsmagnet. Holly ist überwältigt, als sie den Job auf Wickham Hall als Organisatorin bekommt, denn seit sie denken kann, besucht sie jedes Jahr mindestens das Sommerfest gemeinsam mit ihrer Mutter. Sie kennt das Anwesen bereits und freut sich auf ihre neue Aufgabe. Organisation bedeutet Stress und als sie alle geplanten Veranstaltungen plötzlich ganz allein planen und umsetzen muss, geht sie an ihre körperlichen Grenzen. Und nicht alle Mitarbeiter auf Wickham Hall sind von Holly begeistert. Holly muss sich durchsetzen und vertraut auf ihr Planungstalent, mit dem sie noch jede Hürde geschafft hat. Als sie den vermeintlichen Erben Ben kennen lernt, fällt es ihr immer schwerer sich auf ihre eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren. Ben verschwindet immer mal wieder von Wickham Hall, doch er verschwindet niemals aus Hollys Gedanken.

Holly Swift ist eine sympathische Protagonistin und ich habe sie sehr schnell in mein Herz geschlossen. Sie ist ein organisierter Mensch und arbeitet am liebsten mit Übersichten und Listen. Ohne Notizbuch und Stift würde Holly niemals das Haus verlassen. Ihre Arbeit liebt sie über alles und sie trifft bei Lady und Lord Fortescue mit ihren Veranstaltungsvorschlägen immer genau ins Herz. Holly macht sich Gedanken über außergewöhnliche Dinge und möchte nicht nur Wickham Hall, sondern auch die Meschen dort in einem besonderen Licht erscheinen lassen. Cathy Bramley hat hier wirklich einen wundervollen Charakter mit Humor und der richtigen Menge an Zielstrebigkeit erschaffen.

Auch die anderen Figuren sind nicht oberflächlich, sondern mit Tiefe gestaltet. Jeder hat seine ganz eigene Art mit Ecken und Kanten: Gärtnerin Nikki, die so stolz auf ihre Arbeit ist, Köchin Jenny, die zwar in der Küche knallhart ist, aber einen weichen Kern hat, und Wachmann Jim, der sein Leben geben würde um alle zu beschützen. Lady und Lord Fortescue, die Besitzer von Wickham Hall, sind etwas exzentrisch und vor allem die Lady ist nicht immer ganz fair. Um so mehr mag ich den Lord, der mit seiner herzlichen Art immer wieder die Situationen zu retten vermag. Und natürlich der Sohn Benedict Fortescue, genannt Ben, der nicht nur ein Sturkopf, sondern auch ein sehr kreativer Kopf ist.

Der Schreibstil hat mir in diesem Buch sehr gut gefallen. Ich habe nur zweimal mit dem Lesen angesetzt und danach war der Roman auch schon durch. Flüssig, leicht und herzlich schreibt Cathy Bramley die Geschichte von Holly nieder, die es nach und nach wagt, endlich sie selbst zu sein. Die Spannung baut sich dadurch auf, dass der Leser einfach wissen will, wie es mit Holly weitergeht. Mit Ben, mit ihrem Job, mit den Veranstaltungen und mit ihrer Mutter, die offensichtlich dem Messie-Wahn verfallen ist. All das hat mich gefesselt und sehr gut unterhalten. Ich mochte Holly so gerne, dass ich einfach nur wissen wollte, was in ihrem Leben passiert und ob es für sie ein Happy End gibt.

Leider ist der Roman auf den letzten Seiten etwas abgeflacht und alle offenen Fragen wurden zwar geklärt, aber das auch nur irgendwie so nebenbei. Das fand ich ein bisschen schade, denn es machte für mich den Eindruck, als müsste man die Klärung noch schnell irgendwie unterbringen. Deshalb ziehe ich einen Punkt ab.

Das Cover mit dem Flieder finde ich sehr schön und absolut ansprechend. Leider hat es mit der Geschichte des Buches nichts zu tun. Genauso wie der deutsche Titel "Fliedersommer". In dem Roman geht es zwar um Sommer und Sommerfeste aber Flieder spielt keine entscheidende Rolle. Der Originaltitel passt hier wesentlich besser.

Zitat
"Wenn man die Augen schließt, kann man sich vorstellen, wie dort die ganzen Vorfahren der Fortescues gelebt haben. Für die heutige Familie muss es toll sein, eine so enge Verbindung zu ihrer Familientradition zu haben. " (Seite 58)

Fazit
Ein wunderschöner Roman, der angenehm zu lesen ist und zum Träumen einlädt. Ein Buch über den Mut, man selbst zu sein, sich nicht zu verstellen und dafür zu kämpfen, was einem wichtig ist. Für alle Romantiker und Fans von herzlicher Unterhaltung ein Muss. Von mir eine klare Leseempfehlung.

Vielen Dank an die Verlagsgruppe Random House GmbH für dieses wunderbare Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 23.10.2017

Spannender Thriller

Die stille Kammer
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Meine Meinung
Susan Webster tötet ihren eigenen Sohn Dylan als er drei Monate alt ist. Nach über drei Jahren wird sie aus der Psychiatrie entlassen und beginnt ein neues Leben als Emma Cartwright. Als ...

Meine Meinung
Susan Webster tötet ihren eigenen Sohn Dylan als er drei Monate alt ist. Nach über drei Jahren wird sie aus der Psychiatrie entlassen und beginnt ein neues Leben als Emma Cartwright. Als sie langsam beginnt, ihr neues Leben zu akzeptieren, liegt ein Foto vor ihrer Tür. Adressiert an ihren alten Namen Susan Webster. Auf dem Foto ist ein kleiner Junge zu sehen, der etwa drei Jahre alt ist. Auf der Rückseite des Fotos steht der Name Dylan. Es geschehen Dinge, die Susan an ihrem Verstand zweifeln lassen. Bis vor kurzem war sie selbst noch davon überzeugt, dass sie eine Mörderin ist, doch nach und nach verdichten sich die Hinweise darauf, dass ihr Sohn vielleicht noch am Leben ist und damals alles ganz anders war als es den Anschein hatte. Sie versucht ihre Erinnerungen wieder zu aktivieren und begibt sich dadurch in große Gefahr. Sie ahnt nicht, mit welch mächtigen Leuten sie sich anlegt. Doch um ihren Sohn zu finden, ist sie bereit jeden Weg zu gehen, der notwendig ist.

"Die Stille Kammer" hat mich leider nicht von der ersten Seite an gepackt, aber nach ungefähr einem Viertel des Buches konnte ich es fast nicht mehr aus der Hand legen. Die zweite Hälfte des Buches habe ich dann allerdings in einem Rutsch durchgelesen, ich habe es regelrecht verschlungen. Die Spannung baut sich ab diesem Punkt kontinuierlich auf und lässt den Leser nicht mehr los. Jenny Blackhurst baut sehr geschickt kleine Hinweise ein und ich habe viel darüber nachgedacht, wer hier wohl die Fäden in der Hand hat. Immer wieder bin ich gedanklich zu der Story zurückgekehrt und am Ende kam doch einiges anders als erwartet. Immer wieder bin ich auf kleine Sachen gestoßen wie gleiche Ausdrucksweisen von anscheinend unterschiedlichen Personen. Ganz feine Details, die sich später aber zu einem vollständigen Bild zusammensetzen.

Die Charaktere hat Jenny Blackhurst sehr detailliert und lebendig dargestellt. Die unsichere Susan, die sich in Selbstmitleid suhlt. Ihre beste Freundin Cassie, die ihre Zimmergenossin in der Psychiatrie war und als Mörderin verurteilt wurde. Der Reporter Nick, der zusammen mit Susan die Vergangenheit recherchiert. Zwischen dem Hauptstrang gibt es immer mal wieder Rückblenden zu ein paar Jugendlichen, die viel Mist bauen. Im Verlauf des Plots werden diese jugendlichen Figuren geschickt in die Geschichte eingeflochten, sodass sich alles am Ende zu einer Geschichte zusammenfügt. Auch diese Figuren sind nicht oberflächlich dargestellt. Jeder einzelne Charakter bekommt seine spezielle Eigenschaften und ich habe sie sofort gemocht oder gehasst.

Ab der zweiten Hälfte wurde das Buch zu einem wahren Pageturner und der flüssige Schreibstil, die klare Sprache und die authentische Handlung sorgten dafür, dass ich das Buch schneller zu ende gelesen hatte als gedacht. Ich musste unbedingt wissen wie die Fäden am Ende zusammen laufen.

Das Cover finde ich sehr schön, es macht einen hochwertigen Eindruck. Jedoch passt der Originaltitel viel besser zum Buch als der deutsche Titel. Mit sehr viel Philosophie kann man vielleicht sagen, dass die stille Kammer ein Ort der unausgesprochenen Geheimnisse ist, in der alle Eingeweihten zusammen halten.

Besonders interessant fand ich das Thema, das Jenny Blackhurst hier aufgreift. Inwieweit sind Menschen manipulierbar und wie weit gehen sie? Wann ist ein Preis zu hoch und wie viel Macht hat eine gesellschaftliche Stellung. Kann Geld wirklich alles regeln oder bekommt am Ende doch jeder das, was er verdient. Ein Blick auf eine oberflächliche Gesellschaft, in der lange nicht alles so ist, wie es scheint. Das war sicherlich nicht mein letzter Thriller von dieser Autorin.

Zitat
Wenn ich ihn jetzt gehen lasse, habe ich mehr Fragen als Antworten. Warum ist er hergekommen? Stammt das Foto von ihm? Was will er von mir? (Seite 56)

Fazit
"Die stille Kammer" ist ein temporeicher Psychothriller, der den Leser nicht mehr loslässt. Für alle Thriller-Fans und Liebhabern von psychischen Intrigen. Von mir eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 28.09.2017

Humorvoll, spannend und authentisch!

Sterbliche Hüllen
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Klappentext
Asche zu Asche, Staub zu Staub. Und eine kennt die Sprache der Toten.

Sie ist traumatisiert, nachdem sie durch ein Verbrechen ihre Adoptivtochter verloren hat. Diane Fallon, eine junge forensische ...

Klappentext
Asche zu Asche, Staub zu Staub. Und eine kennt die Sprache der Toten.

Sie ist traumatisiert, nachdem sie durch ein Verbrechen ihre Adoptivtochter verloren hat. Diane Fallon, eine junge forensische Anthropologin, leitet ein kleines Naturkundemuseum - und versucht zu vergessen. Doch die Vergangenheit holt sie wieder ein, als in einem nahe gelegenen Waldstück ein Knochenstück gefunden wird. Die Polizei befürchtet, dass es sich um die Überreste eines vor kurzem verschwundenen Mädchens handeln könnte. Als die Verschwundene plötzlich wieder auftaucht, gehen die Ermittler von einem Irrtum aus. Nur Diane mag nicht glauben, dass das Fundstück ein Tierknochen war ...

Einstieg ins Buch
"Sein Kopf ist nicht richtig drauf." "Er scheint nicht zu passen. Vielleicht ist es gar nicht sein Kopf." ...

Meine Meinung
Diane Fallon hat es schwer: Ihre Adoptivtochter wurde ermordet und nachdem sie auch noch selbst bedroht wurde, schließt sie mit dem Thema Knochen ab. Sie nimmt das Angebot eines Freundes an, als Vertretung für ihn in einem Naturkundemuseum zu arbeiten. Leider verstirbt ihr Freund unerwartet und Diane übernimmt kurzerhand die Leitung des Museums. Hier sieht sie sich Machtkämpfen gegenüber, die mehr von ihr fordern als sie sich vorher bewusst war. Kurz darauf taucht ein alter Bekannter von ihr namens Frank auf und bittet sie, sich einen Knochen anzuschauen. Diane sieht sofort, dass es sich um ein menschliches Schlüsselbein handelt. Sie kann sogar eine Verbindung zwischen dem Knochen und aktuellen Verbrechen finden. Dann fangen wieder die Bedrohungen an und Diane und ihr Bekannter Frank werden sogar angegriffen. Diane muss sich ihren größten Ängsten stellen und sich ihren Widersachern gegenüberstellen. Das fordert ihr alles ab.

Im ersten Teil des Buches nimmt sich Beverly Connor sehr viel Zeit um die Charaktere gründlich aufzubauen. Das ist für die Charaktere und den Verlauf des Buches gut, aber ich fand es leider auch etwas trocken. Ich habe viel über Diane und ihre Vergangenheit erfahren und konnte mich am Ende richtig gut in sie hineinversetzen. Generell sind alle Charaktere sehr authentisch dargestellt. Nach dem ersten Viertel des Buches ging es dann los. Die Spannung stieg ab diesem Zeitpunkt stetig und die unerwarteten Wendungen ließen keine Langeweile aufkommen. Die Handlung war sehr fesselnd und der flüssige Schreibstil sorgte dafür, dass ich durch das restliche Buch nur so durchflog.

Gut gelungen fand ich den gewählten Ausgangspunkt, nämlich das Naturkundemuseum. Das nimmt dem Plot den typischen gerichtsmedizinischen Charakter, der ja oft langatmig, trocken und bisweilen sehr langweilig sein kann. Die verschiedenen Handlungsstränge haben mich zu keiner Zeit irritiert. Im Gegenteil, der Wechsel zwischen Verbrechensaufklärung und dem Erhalt des Museums empfand ich als wunderbar abwechslungsreich und hat der Spannung keinen Abbruch getan. Die eingebauten Cliffhanger am Ende der Kapitel förderten die Spannung und das Weiterlesen.

Spannend ist der Einblick in die Arbeit der forensischen Anthropologen, den Beverly Connor hier gibt. Sie selbst ist Archäologin und kennt sich bestens mit Archäologie und Anthropologie aus. Sie weiß wie wichtig es ist, auch die kleinsten Details zu bedenken, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Für mich machte das diesen Thriller äußerst authentisch, weil sie alle Schilderungen der Knochenfunde und Vorgänge der Untersuchungen fundiert wiedergegeben hat.

Das Ende kam dann doch sehr überraschend, was ich grundsätzlich immer gut finde. Das Ende ist in sich schlüssig und logisch und rundet die Story wunderbar ab.

Zitat
Eine Autotür schlug zu - zweimal. Zeugen. Hilfe. Sie versuchte, um Hilfe zu schreien, aber er stieß sie zu Boden und drückte ihr Gesicht ins Gras - fünf Sekunden ... zehn Sekunden ... eine Ewigkeit. (Seite 300)

Fazit
"Sterbliche Hüllen" von Beverly Connor bietet einen guten Unterhaltungswert und lässt sich alles in allem gut und flüssig lesen. Für die Fans von Kathy Reichs auf jeden Fall ein interessantes Buch und absolut lesenswert. Humorvoll, spannend und authentisch. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.09.2017

Lyrik für Jedermann

Wir können alles sein, Baby
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Klappentext
Mit "One Day - Eines Tages, Baby" gelang Julia Engelmann ein sensationeller Poetry-Slam-Erfolg, der als Internetphänomen Millionen begeisterte und auch als Buch zum Bestseller wurde. Ihre Message, ...

Klappentext
Mit "One Day - Eines Tages, Baby" gelang Julia Engelmann ein sensationeller Poetry-Slam-Erfolg, der als Internetphänomen Millionen begeisterte und auch als Buch zum Bestseller wurde. Ihre Message, Träume endlich wahrzumachen, ihr ganz eigener Sound und ihre ganz eigene Sprache sind es, die die Herzen so berühren. Auch in ihrem zweiten Buch stellt sie neue und bisher unveröffentlichte poetische Texte zu einer stimmungsvollen und facettenreichen Playlist zusammen. Einfühlsam und lebendig schreibt Julia Engelmann über Liebe, Freundschaft und das Glück des Augenblicks. So vertreibt Romeo per Snooze-Taste den anbrechenden Tag, um noch fünf Minuten verweilen zu können, und ein perfekter Moment fühlt sich an wie "das Livekonzert unseres Lieblingslieds, zusammen singen wir den Remix auf Repeat, auf Repeat". Sanfte, tröstende Worte findet Julia Engelmann fürs Abschiednehmen und Loslassen und ruft mit schwungvollen, aufrüttelnden Texten dazu auf, dass wir die Welt auf den Kopf stellen. Alles, was es braucht, um das Leben in die Hand zu nehmen und Träume zu verwirklichen, ist ein bisschen Mut. Denn "wir können alles sein, Baby"!

Einstieg ins Buch
Gerade lebe ich zwei Leben,
eins ist echt, eins Fantasie.
Im zweiten mach ich viel,
im ersten vieles aber nie:
Ich sag alles laut,
ich leb alles aus,
ich lass alles raus,
das befreit mich so sehr.
Doch das alles ist nicht echt.
Daher will ich das nicht mehr.

Meine Meinung
Julia Engelmann beschäftigt sich in den über 20 Texten mal wieder mit sich selbst, ihren Erlebnissen und macht sich Gedanken über die Entwicklung der Gesellschaft und der Welt. Mit ihrem ganz persönlichen Charme und ihrer außergewöhnlichen Wortwahl bringt sie Themen auf den Punkt, mit denen jeder von uns etwas anfangen kann, weil er selbst solche Dinge schon so erlebt hat. Sie schreibt über ganz alltägliche Dinge und das lässt mich manchmal inne halten. Dann reflektiere ich mich selbst und stelle fest, dass sie genau das ausspricht, was in meinen Gedanken gerade so vor sich geht.

Sicherlich ist nicht jeder Text gleich ansprechend. Manche Texten brachten mich stark zum Nachdenken und änderten manchmal sogar meine Sichtweise auf verschiedenste Dinge. Andere Texte gingen relativ spurlos an mir vorbei, was aber wahrscheinlich eher daran liegt, dass ich in meiner derzeitigen Lebenssituation nichts damit anfangen kann. Ich bin gespannt darauf, wie ich ihre Texte in 10 Jahren sehen werde, wenn mein Leben (und auch ich) sich weiterentwickelt hat.

Besonders schön finde ich, wie Julia Engelmann ganz unverblümt sagt, was sie kann und was sie eben nicht kann. Und dass das völlig normal ist. Sie gibt unserer Gesellschaft einmal mehr zu verstehen, dass es in Ordnung ist, wenn man nicht alles kann und dass jeder seine eigenen Vorzüge hat. Sie legt den Fokus auf die kleinen, wichtigen Dinge. Sich selber treu bleiben und sich gut fühlen, so wie man ist. Diese Botschaft bringt sie ganz klar rüber.

Julia Engelmann schreibt aus dem Herzen und genau das macht sie so authentisch, so echt und so ehrlich. Immer wieder kann ich das Buch zur Hand nehmen und den einen oder anderen Text nochmal lesen. Weil die Texte mich aber in ihrem ersten Buch einfach mehr angesprochen und berührt haben als in diesem, gibt es keine volle Punktzahl von mir.

Zitat
Ich kann nicht fliegen, nicht mal schweben,
nicht jonglieren, nicht Gedanken lesen.
Ich kann so vieles gar nicht ändern,
mich an so vieles nicht erinnern,
wie meine Geburt oder meine Apple-ID.
Auch Zwilling sein, das kann ich nie. (Seite 23)

Fazit
Ein Buch mit Texten über Glück und Trauer, Wünsche, Freiheit, Selbstdefinition und über das Loslassen. Eine wunderschöne Art sich mit Lyrik zu beschäftigen. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.09.2017

Die letzte Chance ...

Der Pferdeflüsterer
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Klappentext
Sie leben in einer heilen Welt, mit großzügiger Wohnung am Central Park und einem Bauernhaus auf dem Land. Sie scheinen alles zu haben: Annie Graves eine Karriere als Top-Journalistin, ihr ...

Klappentext
Sie leben in einer heilen Welt, mit großzügiger Wohnung am Central Park und einem Bauernhaus auf dem Land. Sie scheinen alles zu haben: Annie Graves eine Karriere als Top-Journalistin, ihr Mann Robert eine erfolgreiche Anwaltspraxis, die dreizehnjährige Tochter Grace ihr geliebtes Pferd Pilgrim. Doch dann geschieht an einem strahlend blauen Wintertag das Unfaßbare: Einen tragischen Reitunfall überlebt Grace nur schwer verletzt. In der Folge verändert sich Pilgrim vollständig und wird bösartig. Wie betäubt versuchen Annie und Robert, mit dieser Tragödie fertigzuwerden, aber sie müssen hilflos mitansehen, wie Grace sich hinter einer Mauer des Schweigens zurückzieht, ohnmächtig vor Trauer und Wut, traumatisch berührt von dem Schicksal ihres Pferdes. Bis ihre Mutter erfährt, dass es Männer gibt, die verstörten Pferden helfen können - die "Pferdeflüsterer". Mit ihrer Tochter und dem fast nicht mehr zu bändigenden Pilgrim bricht Annie schließlich auf, quer durch den amerikanischen Kontinent zu Tom Booker. Doch niemand ahnt, dass diese Reise nach Montana das Leben der Familie Graves für immer verändern wird ...

Einstieg ins Buch
Am Anfang war der Tod, und auch am Ende fand er sich wieder ein.

Meine Meinung
An einem wunderschönen Wintertag reiten Grace und ihre Freundin durch den Wald. Als sie eine Anhöhe hinauf wollen und das Eis unter der Schneedecke viel zu spät wahrnehmen passiert das Unglück: Die beiden Freundinnen schlittern mit ihren Pferden vor einen LKW. Für Grace und Pilgrim kommt die Hilfe noch rechtzeitig, doch ihre Freundin und ihr Pferd sind beide Tod. Grace verliert ein Bein und Pilgrim verliert seine Persönlichkeit. Er ist so schwer traumatisiert, dass er keinen Menschen mehr an sich heran lässt. Auch Grace zieht sich komplett zurück und versucht den schrecklichen Tag und den Verlust ihrer besten Freundin zu verarbeiten. Zu sehr erinnert sie Pilgrim an den Vorfall, deshalb zögert sie es so lange wie möglich heraus ihm gegenüberzustehen. Das Reiten will sie komplett aufgeben. Für immer.

Als ihre Mutter Annie keine andere Möglichkeit mehr sieht, packt sie Pferd und Tochter ein und fährt nach Montana. Dort lebt Tom Booker - ein Pferdeflüsterer. Nach und nach bekommt er Pilgrim wieder zurück in ein Leben voller Vertrauen, doch auch Annie und Grace brauchen Seelsorge. Tom Booker muss alles geben um allen zu helfen.

Der Beginn des Buches ist wirklich schrecklich und der Unfall ist so grausam und detailliert beschrieben, dass ich direkt in einer sehr bedrückten und verstörten Stimmung war. Erst nach und nach lies diese Stimmung nach, aber ich konnte direkt alle Gefühle von Grace nachvollziehen. Das zieht sich auch durch das ganze Buch. Nicholas Evans schafft es immer wieder, die Zweifel von Grace und die Verzweiflung ihrer Mutter zu verdeutlichen und authentisch darzustellen. Ich habe bis zum Ende mitgefiebert, ob alle wieder gesund werden und wie alles ausgeht. Das Ende hat mich dann doch überrascht.

Die Spannung baut sich in diesem Buch nicht dadurch auf, dass ständig neue unerwartete Ereignisse geschehen, sondern eher durch die Entwicklung durch die alle Beteiligten gehen. Dass die Charaktere besonders liebenswert und menschlich aufgebaut werden, steigert das Verlangen die Entwicklung weiterzuverfolgen.

Der leichte und gut verständliche Schreibstil hat mir das Lesen sehr leicht gemacht. Es gab keine unnötigen Exkursionen oder Informationen, die nur die Seiten füllen sollen. Alles scheint seinen Platz in der Geschichte zu haben und deshalb empfinde ich sie auch als rund.

Der einzige negative Punkt ist, dass ich mir ein bisschen mehr Tiefgang in Bezug auf die Arbeit von Tom Booker mit den Pferden gewünscht hätte. Seine Arbeit wird nur oberflächlich beschrieben und wirkte für mich schlecht recherchiert.

Zitat
"Ich weiß, du willst sagen, daß Menschen mit einer solchen Verletzung wieder mit dem Reiten angefangen haben, aber ich..." Sie schwieg einen Augenblick, riß sich dann aber zusammen. "Ich will nicht. Bitte." (Seite 87)

Fazit
Dieser Roman erzählt eine Geschichte über den Mut ungewöhnliche Wege zu gehen. "Die Zeit heilt alle Wunden" ist hier eine sehr treffende Beschreibung, ohne dass allzu viele Klischees bedient werden. Für alle Pferde- und Tierliebhaber, sowie für Fans von romantischen Geschichten. Von mir eine klare Leseempfehlung!