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Veröffentlicht am 25.10.2017

Ein leiser Krimi, der mir gut gefallen hat

Sea Detective: Der Sog der Tiefe
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Vor 26 Jahren wurde die Waise Violet vor die Tür eines Krankenhauses gelegt. Eingewickelt in das Reststück einer Strickjacke, die mit einer Brosche verschlossen war. Violet hat die Hoffnung niemals aufgegeben, ...

Vor 26 Jahren wurde die Waise Violet vor die Tür eines Krankenhauses gelegt. Eingewickelt in das Reststück einer Strickjacke, die mit einer Brosche verschlossen war. Violet hat die Hoffnung niemals aufgegeben, ihre Mutter zu treffen. Mittlerweile ist sie selbst allein erziehende Mutter einer kleinen Tochter, als sie eines Tages einen Anruf erhält, von einem Sozialarbeiter, der ihr erzählt dass seine Behörde einen rätselhaften Brief erhalten habe. Er habe zunächst gezögert, ob er diese womöglich wichtigen Informationen an Violet weitergeben soll, weil das eigentlich verboten sei, diese aber für zu wichtig befunden. In besagtem Brief befände sich der Name ihrer angeblichen Mutter und ein Zeitungsausschnitt, auf dem diese Frau mit Violets Brosche zu sehen sei.

Allerdings wäre diese Frau nicht mehr am Leben. Angeblich ging sie ins Meer und nahm sich das Leben. Violet will dennoch mehr herausfinden, über den rätselhaften Tod ihrer Mutter und begibt sich zu diesem Zweck in das beschauliche Küstenörtchen Poltown. Doch dort scheinen sich die meisten Leute gar nicht an ihre Mutter erinnern zu wollen.

Währenddessen befindet sich auch der Meeresbiologe Cal McGill im Ort. Er ist zur Beerdigung, einer alten Freundin seiner Mutter, angereist. Während der Trauerfeier bemerkt er eine ältere Dame, die überstürzt die Kirche verlässt und erfährt, als er neugierig nachfragt bei einem der Dörfler, dass die alte Dame, Mrs. Anderson, einst in den Diensten der Verstorbenen und deren Mann stand. Cal will eigentlich nicht lange bleiben in Poltown, doch dann erfährt er, dass eine große Windparkfirma versucht, den Dörflern ihr Land abzukaufen. Auch der verschrobene Strandgutsammler Duncan, ist auf der Hut vor den Mitarbeitern dieser Firma, und wird bereits von einigen Dörflern, die ihr Land verkaufen wollen, angefeindet. Cal hat Mitleid mit Duncan und als er später Violet trifft, die einen Spaziergang am Meer macht, beschließt er zunächst zu bleiben, denn Violet tritt mit einer Bitte an ihn heran, die er nicht abschlagen kann…

Nachdem ich vom ersten Teil der neuen Serie über den Meeresbiologen Cal McGill, der anhand von Gezeitenströmen berechnen kann, wo diverse Gerätschaften oder verschollene Personen womöglich ins Meer geraten sind, so angetan war, weil der Autor von „Sea Detective“, Mark Douglas- Home , einen ähnlichen Schreibstil besitzt, wie einer meiner Lieblingsautoren, Phil Rickman, war ich schon sehr gespannt auf den zweiten Teil der Serie und hoffte, nun noch ein wenig mehr über die Hauptfigur, Cal, erfahren zu können.

Um es vorweg zu nehmen: Cal mag in „Der Sog der Tiefe“ durchaus eine Rolle spielen, beschränkt diese sich jedoch eher auf die eines interessanten Statisten. Denn der Autor hat stattdessen Violet und diverse Dörfler von Poltown in den Fokus seines zweiten Bandes gestellt. Cals berufliches Hintergrundwissen mag sich zwar erneut als sehr hilfreich erweisen, doch bleibt er ansonsten eher im Hintergrund. Zwar fand ich diesen angesprochenen Punkt etwas enttäuschend, doch hat das meiner Lesebegeisterung nicht geschadet, denn der Autor wartet mit einer interessanten Kriminalstory auf. Zugegeben, wer sich als Thrillerfan hier Schlachtplatten und Metzelthriller erhofft, greift definitiv zum falschen Buch, bzw. zur falschen Serie! Denn der Autor legt mehr wert auf die Charakterentwicklung seiner Romanfiguren, lotet ihre Stärken und Schwächen aus und lässt so manche von ihnen auch am Rande der Legalität wandeln oder diesen gar übertreten.

Mark Douglas-Homes Figuren sind alles andere als perfekt und besonders gut gelingt es ihm, die dunklen Seiten, von eigentlich harmlos erscheinenden Zeitgenossen, zu beschreiben. So kommt es, dass man als Leser hin und hergerissen ist, bei der Beurteilung mancher Charaktere, wie zum Beispiel der alten Mrs. Anderson. Ich schwankte zwischen Mitleid und Verärgerung beim Lesen ihrer Romanpassagen- derweil hoffte ich für Violet nur das Beste, denn im Laufe ihrer Suche gerät sie in Lebensgefahr. Die Auflösung des Romans hat mich dann doch etwas überrascht. Zwar glaubt man bereits nach dem Lesen der ersten Kapitel alles Wissenswerte zu wissen, doch ist das ein Trugschluss.

Kurz gefasst: „Der Sog der Tiefe“ wartet mit einer interessanten, neugierig machenden Krimihandlung auf, dennoch stet die Charakterentwicklung der Hauptfiguren mehr im Fokus. Ein leiser Krimi, der mir gut gefallen hat.“

Cal McGill Reihe:

Teil: Ein Grab in den Wellen
Teil: Der Sog der Tiefe
Teil: The Malice of Waves (noch nicht übersetzt)

Veröffentlicht am 08.10.2017

Überragender, spannender und romantischer Abschlussband der „Gentlemen of New York“ Reihe. Ein Pageturner! Unbedingt lesen und nicht verpassen!

Gentlemen of New York - Sündig wie Silber
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Vier Jahre zuvor:

Lillian und Calvin lernen sich kennen, verlieben sich stürmisch ineinander und brennen durch. Ihre schnelle Hochzeit, ruft jedoch Lillans Vater auf den Plan, der vermutet, Calvin wäre ...

Vier Jahre zuvor:

Lillian und Calvin lernen sich kennen, verlieben sich stürmisch ineinander und brennen durch. Ihre schnelle Hochzeit, ruft jedoch Lillans Vater auf den Plan, der vermutet, Calvin wäre lediglich an Lilians großem Erbe interessiert, denn Lilians Vater ist unermesslich reich und Inhaber einer gut gehenden Firma. Weil Lilians Vater belastende Dokumente besitzt und Calvin damit unter Druck setzt, stimmt dieser letztendlich zu, das Eheanullierungsschreiben zu unterzeichnen, obwohl er Lily eigentlich über alles liebt. Lily kann es nicht glauben, dass Calvin sie verlassen hat und verfällt für eine Weile in tiefste Depressionen. Doch dann stirbt ihr Vater und sie muss sich, so lange ihr jüngerer Bruder noch nicht geschäftsfähig ist, um die Firma kümmern. Ein Job der ihr Spaß macht und sie erfüllt. Wären da nicht die Firmenteilhaber im Aufsichtsrat, denen sie, einfach weil sie eine Frau ist, ein Dorn im Auge ist.

Vier Jahre später:

Lily will bald heiraten. Als Gatten, hat sie einen Mann ausgewählt, den sie nicht liebt. Einen Freund, der aber ihrer Firma nur gut tun würde. Doch dann verschwindet ihr Bruder von einem auf den anderen Tag plötzlich und Lily wird ein merkwürdiges Drohschreiben in chinesischer Sprache zugestellt. Da Lily weiß, dass Calvin diese Sprache spricht, weil er viele Jahre zuvor mit seinen Eltern China und andere asiatische Länder bereiste, bittet sie ihn um Hilfe bei der Suche nach ihrem Bruder. Und irgendwie ist Calvin auch involviert, denn der Verfasser des Schreibens will Lily damit erpressen, dass er öffentlich machen wird, dass Lily und Calvin, nun erfolgreicher und mächtiger Zeitungsverleger, einst miteinander verheiratet waren. Obwohl Calvin sich anfangs sträubt, Lily helfen zu wollen, lässt er sich letztendlich doch hineinziehen ins Geschehen und hofft schließlich, ganz nebenbei, auf eine Chance einem alten Freund zu helfen, dessen Ehefrau sich noch in China befindet.

Ab dem Moment, als Lily und Calvin wieder mehr Zeit miteinander verbringen müssen, knistert es gewaltig zwischen ihnen. Doch Lilys Angst, vor erneuter Zurückweisung, ist groß. Vor allem aber glaubt sie, nie wieder einem Mann wie Calvin vertrauen zu können, der mehr Geheimnisse mit sich herumträgt, als gut für sie ist. Denn sie ahnt ganz genau, dass er nicht völlig ehrlich zu ihr ist. Doch warum nur?

Im Abschlussband der „Gentlemen of New York“ Reihe, kreuzen nun das ehemalige Ehepaar Calvin und Lily ihre Klingen verbal miteinander und mit diesem Heldenpaar hat Joanna Shupe eine explosive Mischung geschaffen, die sich allerdings auf jegliche Art und Weise ebenbürtig ist. Lily ist eine starke, taffe Frau, die unerschrocken ihren Weg geht, und sich auch nicht von den Herren der Schöpfung unterbuttern lassen will. Zugegeben, so manches Mal schießt sie über ihr Ziel hinaus und bringt sich dadurch auch mal in Gefahr, doch sie ist äußerst tapfer, loyal und clever und hat zumeist immer eine Idee parat, um sich aus den Schwierigkeiten wieder hinauszumanövrieren, was für sie spricht. Auch ihre Cousine und beste Freundin ist eine sympathische Romanfigur, ich hoffe sehr, dass sie in einem anderen Band, ihre eigene Geschichte erhalten wird.

Calvin ist ein etwas undurchsichtigerer Charakter. Er übertreibt es mit seiner Geheimniskrämerei schon etwas für meinen Geschmack und ich hätte mir, gegenüber seiner Exfrau Lily ein wenig mehr Offenheit gewünscht. Zumindest früher, als es dann letztendlich der Fall war. Trotz seiner kleinen Alphaheldenattribute, mochte ich Calvin dennoch sehr.

Dazu ist die Hintergrundhandlung außergewöhnlich spannend und interessant geschrieben, so dass ich „Sündig wie Silber“ praktisch in einem Rutsch gelesen habe. Witzigerweise beschleicht mich beim Lesen der Romane von Joanna Shupe stets so ein Lisa Kleypas Lesegefühl; hier war es wieder genauso und ich genieße es jedes Mal aufs Neue. Wer die Romane von Lisa Kleypas liebt, sollte die „Gentlemen of New York“ Reihe unbedingt ausprobieren, denn Joanna Shupes Schreibstil ähnelt dem von Lisa Kleypas, wirklich sehr, wie ich finde. Überhaupt gehört diese Historical Romance Reihe zu dem Besten, das ich in den vergangenen Jahren im historischen Liebesromanbereich lesen durfte. Wer immer noch glaubt, dass dieses Genre angestaubt ist, sollte schnell umdenken! Dem ist nicht so. Allerdings sollten Leser, die es lieber züchtiger mögen, gewarnt sein. Die Liebesszenen in dieser Reihe sind schon sehr hot und explizit geschrieben.

„Sündig wie Silber“, habe ich mit einem lachenden, wie weinenden Auge gelesen. Denn einerseits war der Roman für mich ein echtes Lesehighlight, andererseits ist es auch der Abschlussband, einer so tollen, grandiosen Reihe. Ich hoffe sehr, dass weitere Romane der Autorin bei Bastei Lübbe übersetzt werden und auch, dass die Covergestaltung dann genauso geschmackvoll ausfallen wird.

Veröffentlicht am 30.09.2017

Lebensratgeber und Trostbuch zugleich!

Deine letzte Nachricht. Für immer.
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Zunächst einmal sollte man keinen Roman erwarten, wenn man zu Emily Trunkos „Deine letzte Nachricht für immer“, greift. Denn es ist etwas völlig anderes, eine Art Sammelwerk. Die Autorin betreibt einen ...

Zunächst einmal sollte man keinen Roman erwarten, wenn man zu Emily Trunkos „Deine letzte Nachricht für immer“, greift. Denn es ist etwas völlig anderes, eine Art Sammelwerk. Die Autorin betreibt einen Tumblr-Blog und ermutigt Leser des Blogs, dort letzte Nachrichten zu hinterlassen, von Menschen, die den Lesern einst etwas bedeuteten. Das kann eine kurze, kalte sms von einem Freund sein, der nichts mehr mit seiner Freundin zu tun habe möchte, aber auch Briefe von Menschen, die für den Besitzer erst wertvoll werden, nachdem sie erfahren haben, dass der Verfasser kurz darauf verstorben ist. Neben der reinen Botschaft, findet man auch eine kleine Erklärung, zum Hintergrund des jeweiligen Verfassers, in dieser Sammlung vor, liebevoll illustriert, so dass dieses gebundene Buch mit Lesebändchen ein richtig schmucker Hingucker ist.

Es ist ein Buch, das durch seine Hintergrundgeschichten nachdenklich macht, berührt und sogar teilweise zu Tränen rührt. Es birgt die Botschaft, sich stets gut zu überlegen, wir man mit seinen Mitmenschen, seiner Familie und Freunden umgeht. Denn manchmal bekommt man leider keine zweite Chance, im Zorn Gesagtes oder Geschriebenes zurückzunehmen. Das Buch ist ein Plädoyer für Liebe, Aufrichtigkeit und Freundlichkeit, kann aber auch als Trost für Menschen, die sich in ähnlichen Lebenssituationen befinden und an sich selbst zweifeln, dienen. Ehrlich gesagt denke ich aber, dass „Deine letzte Nachricht für immer“, allerdings eher etwas für Leser zwischen 16 und 25 Jahre ist, da jüngere Leser womöglich mit manchen geschilderten Situationen überfordert sein könnten.

Veröffentlicht am 30.09.2017

Ein geschichtsträchtiges Haus, drei verliebte Frauen und dunkle Familiengeheimnisse. Spannender, sehr kurzweiliger Roman, der mit einem ausgeklügelten Plot punkten kann. Leseempfehlung!

Das saphirblaue Zimmer
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Ein geschichtsträchtiges Haus in Manhattan, das Überraschendes bietet, für gleich drei junge Frauen, die dieses Haus betreten. Doch die drei Frauen, leben zu unterschiedlichen Zeiten. Während Olive dort ...

Ein geschichtsträchtiges Haus in Manhattan, das Überraschendes bietet, für gleich drei junge Frauen, die dieses Haus betreten. Doch die drei Frauen, leben zu unterschiedlichen Zeiten. Während Olive dort als Hausangestellte im Jahre 1892 arbeitet, allerdings unter Vorspiegelung falscher Tatsachen und sich zum ersten Mal heftig verliebt, mietet die junge berufstätige Lucy, ein Zimmer im Jahre 1920, in dem besagten Haus. Doch es ist nicht nur Zweckmäßigkeit, die sie dazu verleitet hat, sich um ein Zimmer dort zu bemühen. Denn sie hat schon viel über das Haus gehört und hofft mehr herauszufinden, auch über ihre Abstammung. Sie hat einen Job in einer Anwaltskanzlei angenommen und einen unerhört attraktiven Chef, doch dieser ist es nicht, der ihr Herz schneller schlagen lässt, sondern der mysteriöse Kunde ihres Chefs, Mr. Ravenel.

Im Jahre 1944 arbeitet die fleißige Ärztin Dr. Kate Schuyler in dem Haus, das im Laufe der Jahrzehnte zum Krankenhaus umfunktioniert wurde. Als eines Tages ein schwer verwundeter Soldat eingeliefert wird, zögert sie nicht lange und bietet kurz entschlossen ihre kleine Dachstube als Krankenlager an, da alle anderen Betten bereits belegt sind. Obwohl alle Ärzte der Meinung sind, dass das Bein ihres Patienten nicht mehr zu retten ist, setzt sich Kate dafür ein, zunächst ein Antibiotikum zu geben. In einem wachen Moment spricht sie der Patient mit „Victorine“ an und behauptet, er würde ihr Gesicht schon lange kennen. Kate ist verwirrt, denn es scheint nicht so, als ob er im Delirium wäre….

Ich habe die Inhaltsangabe bewusst knapp gehalten, um nicht versehentlich zuviel auszuplaudern, denn es würde gerade in diesem Fall den Leser um einiges Rätselvergnügen beim Lesen bringen. Man ahnt zwar gleich, dass die Geschichten der drei Hauptakteurinnen irgendwie zusammen gehören, die immer im Wechsel erzählt und vorangetrieben werden, doch fürchtet man schnell, dass die Geschichten eigentlich nicht gut ausgehen können, falls sie sich so entwickeln, wie man es lange Zeit vermutet. Hut ab für die drei Autorinnen dieses Romans nebenbei! Die Gliederung bzw. Plotentwicklung, ist dermaßen geschickt und ausgeklügelt geraten, dass man als Leser wirklich erst gegen Ende des Romans den vollen Durchblick erhält. Zugegeben, man muss diesen Roman äußerst aufmerksam lesen, damit man im Zuge der Storys nicht den selbigen verliert. Dafür wird man aber mit drei außergewöhnlichen Geschichten in einem Roman belohnt, die allesamt gut geschrieben wurden. Was ich zudem bemerkenswert fand, war, dass alle Autorinnen einen ähnlichen Schreibstil besitzen, bzw. sich den anderen so angepasst haben, dass man keine Übergänge oder Veränderungen, während des Lesens der drei Storys, bemerkt. Wer nun fürchtet, dass er hier eher eine Anthologie bekommt, kann also beruhigt aufatmen.

Aufmerksam geworden auf „Das saphirblaue Zimmer“, bin ich eigentlich lediglich, weil ich bereits andere Romane von Lauren Willig und Beatriz Williams kannte und sehr mochte. Es ist ein Roman für Romancefans, allerdings sollte man hier keine schwülstigen oder erotischen Szenen erwarten. „Das saphirblaue Zimmer“, kommt recht züchtig daher, braucht aber auch keinerlei Erotik, da die geheimnisvolle Geschichte der drei Frauen für ausreichend Abwechslung und Spannung sorgt. Es ist ein Roman für Leser, die Bücher von Autorinnen wie beispielsweise Kate Morton oder Katherine Webb mögen, die gerne von starken Frauen mit dunklen Familiengeheimnissen lesen. Von mir gibt es die Höchstbewertung und eine absolute Leseempfehlung!



Veröffentlicht am 19.09.2017

Spannende Suche nach der Wahrheit...

Zeit der Schwalben
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England 1958:

Die siebzehnjährige Liz liebt ihre Mutter über alles. Doch diese leidet an einer unheilbaren Lungenkrankheit und schwindet vor Liz Augen, Tag für Tag, ein wenig mehr dahin, was Liz das Herz ...

England 1958:

Die siebzehnjährige Liz liebt ihre Mutter über alles. Doch diese leidet an einer unheilbaren Lungenkrankheit und schwindet vor Liz Augen, Tag für Tag, ein wenig mehr dahin, was Liz das Herz bricht. Denn ihre Mutter, war vor ihrer Krankheit ein so lebenslustiger Mensch; ganz anders, als ihr steifer, strenger Vater, zu dem sie ein eher schwieriges Verhältnis hat. Ein paar Wochen vor Liz siebzehnten Geburtstag, als die Sommerferien hereinbrechen, beschließt Liz Mutter daher, ihre Tochter zu einer guten Freundin, die mit ihrer Familie am Meer in einem glamourösen Herrenhaus lebt, zu schicken, damit Liz ihr Leben zumindest für eine kurze Zeit wieder genießen kann. Liz ist unglücklich über den Beschluss ihrer Mutter, doch die lässt sich von ihrem Plan nicht abbringen und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich schweren Herzens von ihrem Vater ans Ziel bringen zu lassen. Obwohl Liz eigentlich die Zeit am Meer keinesfalls genießen will, weil sie ein schlechtes Gewissen ihrer Mutter gegenüber hat, taut sie doch, nach und nach, auf und freundet sich mit den Kindern der Familie und deren Freunden an. Und sie verliebt sich zum ersten Mal. Doch dann schlägt das Schicksal erbarmungslos zu…

London 2000:

Addie kann es immer noch nicht fassen. Ihre Mutter, zu der sie ein eher schwieriges Verhältnis hatte, ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Und mit ihrem Tod hinterlässt Liz viele ungelöste Fragen. Während Addies Vater sich immer mehr verschließt und in seiner Trauer gefangen ist, nimmt Addie ausgerechnet am ersten Todestag ihrer Mutter einen rätselhaften Telefonanruf an. Anscheinend hatte ihre Mutter, vor deren Tod, eine Detektei beauftragt, doch wieso? Nur wenig später steht eine junge Frau vor ihrer Haustür, die behauptet Liz Tochter zu sein. Phoebe, wie sie heißt, gibt als Geburtsdatum den 14. Februar 1960 an. Doch das ist Addies Geburtstag. Wie kann das sein, oder sagt Phoebe gar nicht die Wahrheit?

Ich habe den Inhalt bewusst etwas knapp gehalten, damit ich nicht aus Versehen zuviel im Vorfeld verrate. „Zeit der Schwalben“, ist ein Roman, der die Geschichten von Liz und ihrer Tochter Addie erzählt. Während man Liz durch ihre Tagebucheinträge besser kennenlernt, erzählt Addie ihre Geschichte in der „Ich-Form. Liz und Addie haben ein schwieriges Verhältnis miteinander. Stets glaubte Addie, sie könne es ihrer Mutter nie recht machen und wäre bloß, im Gegensatz zu ihren anderen Geschwistern, eine Enttäuschung für Liz. Und in der Tat war Liz dazu stets in sich gekehrt, in Addies Nähe. Nun, nach dem Unfalltod ihrer Mutter, hat Addie ihre Trauer in sich verschlossen, damit sie stark sein kann, für ihren trauernden Vater und ihre stets recht fordernde, schwangere Schwester Venetia. Und sie leidet immer noch unter starken Selbstzweifeln, weiß nicht, ob sie jemals den Mut aufbringen wird, etwas Eigenes im Konditorenbereich auf die Beine zu stellen. Und in diesem Moment tritt plötzlich die überschwängliche Phoebe in Addies Leben und wirbelt es völlig durcheinander. Auf der Suche nach der Wahrheit, lernt Addie dann jedoch nicht nur ihre Mutter besser kennen, sondern findet auch zu sich selbst.

Ich mochte den manchmal fast poetisch anmutenden Schreibstil von Nikola Scott sehr, wenn sie etwa Örtlichkeiten oder Gefühle ihrer Protagonisten beschreibt. Mir gingen die Empfindungen der beiden Hauptakteurinnen direkt unter die Haut, denn sie wirken sehr echt und ungekünstelt dargeboten. Man kann sich daher gut in Liz und Addie hineinversetzen, ihre Ängste nachvollziehen, genauso wie auch Addies Selbstzweifel. Auch die besondere Beziehung zwischen der jungen Liz und deren kranker Mutter fand ich sehr berührend und, ich gebe es freimütig zu, die angesprochenen Romanpassagen haben mir einige Tränen beim Lesen entlockt. Allerdings kommt der Roman völlig ohne Kitschfaktor aus und wartet mit real wirkenden Problemen und Figuren mit Ecken und Kanten auf. Es ist eine Mischung aus Selbstfindungsroman, Familiensaga und spannender, geheimnisvoller Suche, bei der ich bis fast zuletzt nicht ahnte, wie alle Puzzleteilchen zusammengehören. Obwohl ich fand, dass Liz Erlebnisse in ihrer Jungendzeit am Meer leider (zu) kurz und knapp abgehandelt wurden, was auch für ihre Romanze gilt, möchte ich dennoch keinen Punkt abziehen, weil ich den Roman ansonsten einfach perfekt geschrieben fand.

Kurz gefasst: Spannende Suche nach der Wahrheit und Selbstfindungsroman in einem. Ein emotionaler Roman der mir direkt unter die Haut gegangen ist und auch nach dem Lesen noch eine Weile in mir nachhallte.