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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2017

Ein halbes Jahrhundert

Sommer unseres Lebens
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Ich bin fast genau im Alter der drei Frauen und könnte mir nicht vorstellen, mit Freundinnen von damals einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen. als besonders bei den dreien finde ich, dass sie gar keine ...

Ich bin fast genau im Alter der drei Frauen und könnte mir nicht vorstellen, mit Freundinnen von damals einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen. als besonders bei den dreien finde ich, dass sie gar keine alten Jugendfreundinnen waren, sondern damals zufällig in Portugal aufeinandertrafen und einen schönen gemeinsamen Sommer verbracht haben. Sie wurden in diesem Sommer fast zeitgleich 25 Jahre alt und es gab dieses Versprechen, den 50. wieder gemeinsam in Portugal zu feiern.

Mich hat verwundert, dass es tatsächlich klappt, dass alle drei Frauen zu dem versprochenen Revival-Urlaub nach Portugal reisen. Ausflüchte und Argumente, warum das grade nicht so gut passt, gibt es ja reichlich.

Und so erleben wir viel Chaos und sonderbare Situationen mit Miriam, Hanne und Claude. Zum einen gibt es beim Miteinander der drei doch viel Vertrautes, es zeigt sich aber auch, dass sie in völlig verschiedenen Welten leben. Roadmovie-ähnlich gibt es viel Trubel, aufwühlende Erlebnisse und Emotionen ebenso wie wunderschöne Eindrücke des sonnigen Portugals.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Erschütternd

Im Traum kannst du nicht lügen
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Das Buch startet direkt in einem Klassenraum in einer schwedischen Schule, wo gerade ein Massaker stattgefunden hat. Die Ich-Erzählerin Maja sieht sich um und beschreibt von allen Anwesenden, an welchen ...

Das Buch startet direkt in einem Klassenraum in einer schwedischen Schule, wo gerade ein Massaker stattgefunden hat. Die Ich-Erzählerin Maja sieht sich um und beschreibt von allen Anwesenden, an welchen Positionen diese erschossen im Raum liegen. Sie scheint die einzige Überlebende zu sein. Es handelt sich um die Schulklasse, mit der Maja und ihr Freund Sebastian kürzlich die Abiturarbeiten hinter sich gebracht haben.

Wir erfahren nach und nach, dass Maja der Mittäterschaft bzw. Anstiftung zum Mord beschuldigt wird und sie seit ca. einem Jahr ihr Dasein in einem Frauengefängnis fristet. In ganz Schweden hatten sich die Medien seit dem Massaker mit Maja beschäftigt und mit Vorverurteilungen überhäuft. Es ist ja eher eine Ausnahme, dass bei einem Massaker der bzw. die Täter überleben und sich vor einem Gericht verantworten müssen. Maja fühlt sich in ihrer Isolation eher geschützt und ist froh, sich nicht mit ihrer Familie oder einem normalen Leben auseinandersetzen zu müssen. Sie ist mittlerweile 18 Jahre alt und der Prozess steht unmittelbar an.

Alles wird in Ich-Form von Maja erzählt. Dabei wirkt sie sehr abgebrüht und sarkastisch. Beispielsweise wie sie bei der Gerichtsverhandlung die Staatsanwältin oder auch ihren Verteidiger, ein in Schweden berühmter Anwalt, beschreibt. Mit dem Einstieg in die Gerichtsverhandlung scheint die Tatsache festzustehen, dass Maja ihre beste Freundin Amanda und ihren Freund Sebastian erschossen hat. Von Maja selbst lesen wir keine gegenteiligen Behauptungen. Im weiteren Verlauf erfahren wir Stück für Stück die Vorgeschichte zu dieser Tragödie.

Der Spannungsbogen ist gut gelungen und steigt an bis schlussendlich Majas Verteidiger sein Plädoyer hält. Kann es sein, dass Maja die Waffen zusammen mit Sebastian in die Schule trägt, dort zwei Leute erschießt, aber doch nicht wirklich Täterin ist? Durch die Gedankenwelt von Maja meint man die Wahrheit zu kennen und wird doch immer wieder von Wendungen überrascht.

Der letzte Stern fehlt bei mir, weil diese Trostlosigkeit der erzählten Geschichte das Lesen richtig schwer gemacht hat. Es bleibt, dass mir alle Beteiligten sehr leid tun, sowohl die Opfer des Massakers als auch alle anderen Beteiligten. Auch ich fand diesen Thriller sehr beeindruckend und finde ihn zu Recht preisgekrönt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 29.10.2017

Roman oder Wirklichkeit?

Und du kommst auch drin vor
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Die 15-jährige Kim Josephine besucht mit ihrer Klasse eine Lesung in einer Bücherei. Keiner der Schüler hört wirklich zu, alle sind mit ihren Smartphones beschäftigt oder sonstwie abwesend. Aber Kim ist ...

Die 15-jährige Kim Josephine besucht mit ihrer Klasse eine Lesung in einer Bücherei. Keiner der Schüler hört wirklich zu, alle sind mit ihren Smartphones beschäftigt oder sonstwie abwesend. Aber Kim ist wie elektrisiert: was die Autorin da vorliest, ist IHR Leben. Ab jetzt steht Kim unter ständigem Streß: sie besorgt sich das Buch, liest es und will herausfinden, ob sie mit der Autorin Kontakt aufnehmen kann. Der Titel "Und du kommst auch drin vor" ist passend gewählt, denn die Hauptproblematik für Kim ist, dass sie ihren Schulkamerad Jasper analog zu dem Jungen im Buch in unmittelbarer Lebensgefahr sieht.

Unterstützung sucht Kim bei ihrer besten Freundin Petrowna. Sie ist vorlaut, sehr selbstbewusst, intelligent und war mir anfangs eher unsympathisch. Doch sie nimmt eine wichtige Rolle in der Geschichte ein, denn nur durch ihr Mitwirken kommt Kim überhaupt weiter. Die beiden nehmen Kontakt mit der Autorin des Buches, Leah Eriksson, auf. Ihr Ziel ist es, dieses Buch irgendwie zu ändern. Anfangs haben sie den Verdacht, die Autorin kennt Kim tatsächlich und hätte deren Geschichte benutzt. Ihre Erklärung, dass sie einfach eine durchschnittliche Schülerin mit normalen Alltagsproblemen wie Scheidung der Eltern u.ä. beschreibt, wollen die beiden nicht akzeptieren. Skurill ist natürlich, wie sie der Autorin die Dringlichkeit klarmachen wollen, dass diese Geschichte unbedingt geändert werden muss. Alle Argumente, dass die Personen ja nur fiktiv sind bzw. das Buch bereits veröffentlicht ist und nicht mehr geändert werden kann, perlen an den beiden ab.

Ich glaube, dass diese Geschichte durch ihren lockeren, flapsigen Erzählstil jugendlichen Lesern sehr gut gefallen kann. Die Hörbuchsprecherin Jasna Fritzi Bauer ist mit ihrer jungen Stimme gut besetzt.

Veröffentlicht am 15.10.2017

Schöne Geschichte

Und jetzt lass uns tanzen
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Zu Anfang erfahren wir, dass Marguerite gerade ihren Mann verloren hat. Ihr Ehemann Henri war Notar und alles, was wir jetzt über dessen Verhalten zu seiner Frau lesen, zeigt ein wirklich trauriges Bild ...

Zu Anfang erfahren wir, dass Marguerite gerade ihren Mann verloren hat. Ihr Ehemann Henri war Notar und alles, was wir jetzt über dessen Verhalten zu seiner Frau lesen, zeigt ein wirklich trauriges Bild einer Ehe. Ihr einziger Sohn ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hat auch privat ganz die sonderbaren Ansichten in Bezug auf Marguerite übernommen.

Das krasse Gegenteil zu Marguerites Ehe ist die Liebesgeschichte von Marcel zu seiner Frau Nora. Die beiden hatten eine sehr liebevolle und glückliche Beziehung und er leidet sehr unter der Einsamkeit. Er hat besonders damit zu kämpfen, dass Nora im Meer ertrunken ist und er nicht vor Ort war, um sie zu retten.

Marguerite und Marcel begegnen sich bei einer Kur, weit weg von Zuhause. Durch gegenseitiges Verstehen und Zuneigung entsteht eine vorsichtige Freundschaft. Ein großes Hindernis für die beiden ist das bestimmende Verhalten von Marguerites Sohn. Dieser denkt, er muss sie in Vertretung seines Vater kontrollieren und ihr Verhalten bestimmen.

Ziemlich am Ende der Geschichte habe ich einen Satz gefunden, der gut aufzeigt, was Marguerite in ihrem bisherigen Leben gefehlt hat und das sie jetzt mit Marcel erleben darf. Seite 209: „Ich habe achtundsiebzig Jahre lang gewartet, um mir die Strümpfe auszuziehen und in Gesellschaft eines Mannes meine Füße in einen See zu tauchen.“

Veröffentlicht am 30.09.2017

Friedhöfe im Nebel und Blumenbotschaften

Mausetot im Mausoleum
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Zu Beginn erleben wir Loretta, die nach einer Trennung von ihre Freundinnen aufgemuntert werden muss. Liebhabern der Serie sind diese Personen längst vertraut und liebgewonnen ebenso wie Erwin, mit dem ...

Zu Beginn erleben wir Loretta, die nach einer Trennung von ihre Freundinnen aufgemuntert werden muss. Liebhabern der Serie sind diese Personen längst vertraut und liebgewonnen ebenso wie Erwin, mit dem sie wohl die bisherigen Fälle ermittelt hat. Diese Wiedersehensfreude blieb bei mir aus, da ich die Serie bisher nicht kannte. Das stört aber nicht weiter, denn im eigentlichen Fall ist Loretta eh auf sich alleine gestellt und die freundschaftlichen Konstellationen spielen dabei fast keine Rolle.

Die Freundinnen verschaffen Loretta mit der Zurverfügungstellung einer hochwertigen Kamera eine neue Beschäftigung, das Fotografieren. Dabei lernt Loretta Stefan kennen, der sie zu gemeinsamen Fotosessions einladen will. Etwa zeitgleich erhält sie nervige Blumenbotschaften, deren Absender sowohl Loretta als auch dem Leser Rätsel aufgibt. Neben den Blumen erreichen Loretta weitere Belästigungen, so dass sie sich bedroht fühlt.

Mit dem Auftauchen des ersten Toten nimmt die Geschichte Fahrt auf und entwickelt sich bis zum Ende in ein spannendes Verbrechen. Es tauchen im Verlauf mehrere Männer auf, auf die der Leser seinen Verdacht aufbauen konnte. Ich bin ja klassische Krimileserin, so dass ich mit diesem Verlauf recht zufrieden war. Eine deutlich humorvollere oder auch skurillere Geschichte habe ich nicht gebraucht. Der flapsige, humorvolle Schreibstil war für mich flüssig und angenehm zu lesen.