Platzhalter für Profilbild

Books_of_Tigerlily

Lesejury Star
offline

Books_of_Tigerlily ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Books_of_Tigerlily über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2019

Wichtiges Thema, Umsetzung mit kleinen Schwächen

Someone New
0

Laura Kneidl gehört für mich zu DEN deutschsprachigen Autorinnen im Bereich New Adult. Berühre mich. Nicht. hat mir außerordentlich gut gefallen und mich wirklich berührt. Auch in der Buch-Community ist ...

Laura Kneidl gehört für mich zu DEN deutschsprachigen Autorinnen im Bereich New Adult. Berühre mich. Nicht. hat mir außerordentlich gut gefallen und mich wirklich berührt. Auch in der Buch-Community ist sie mit ihrem Büchern sehr beliebt. So verwundert es nicht, dass ab Ankündigung auch ihr neues Buch "Someone New" in aller Munde war und einen richtigen Hype erlebt hat.

Dies liegt meines Erachtens auch an der wunderschönen Aufmachung - Das Cover ist einfach traumhaft schön geworden und es gibt sogar eine Special Edition Hardcover Ausgabe mit Illustrationen! Der LYX-Verlag hat sich hier wirklich nicht lumpen lassen.

Aber was ist mit der Story? Kann der Inhalt mit der Verpackung mithalten? Oder handelt es sich hier um eine Mogelpackung?

Ihr wisst, ich versuche immer so spoilerfrei wie möglich zu besprechen. In diesem Fall weiß ich gerade nicht so recht, wie ich das Buch rezensieren und meine Meinung wiedergeben kann, wenn ich nicht zumindest grob das Thema anreiße, um das es geht.

ALSO ACHTUNG: ab hier SPOILERWARNUNG!

Auf den ersten Blick klingt die Story wie eine klassisch gestrickte New Adult-Schmonzette. Sie trifft ihn, sie verlieben sich, es tauchen Probleme am Horizont auf, die überwunden werden müssen, bevor das Traumpaar zusammen finden kann.

Grob heruntergebrochen folgt auch "Someone New" diesem Grundprinzip.

Dabei schreibt Laura Kneidl wie gewohnt sehr gefühlvoll und erschafft authentische und liebevolle Charaktere. Besonders gut gefallen haben mir dabei auch die Nebenhandlungen. Die alltäglichen Probleme der Protagonisten machten sie mir von Seite 1 an zugänglich und verlieh ihnen die nötige Tiefe. Auf den ersten paar Seiten wurden mir gewisse Dinge vielleicht etwas zu oft erwähnt - ich als Leser finde es schöner, wenn solche Hints eher subtil einfließen, hier hatte ich etwas das Gefühl, dass die Autorin de Leser mit der Nase drauf stoßen wollte, um auch ja die Intention dahinter zu verdeutlichen. Das hätte es meines Erachtens nicht gebraucht, legte sich aber auch im Laufe des Buches.

Julian als männlicher Traumtyp war endlich mal kein typisches gelebtes Klischee. Zwar gibt es um seine Person Geheimnisse, aber er ist nicht der klassische überirdisch gut aussehende Bad Boy, der wegen der Traumprinzessin eine vollständige Wandlung durchläuft. Vielmehr ist Julian ein wahnsinnig gut gezeichneter und realistischer Charakter mit Ecken und Kanten, der aber nicht unnötig überhöht wird. Auch gibt es hier mal keine toxische Beziehung.

Das Buch enthält durch die behandelte Thematik ohnehin genügend Dramatik, sodass es hier auch keiner weiteren Überspitzung bedurft hätte.

Und hier sind wir an einem Kritikpunkt angelangt. Diversity ist in diesem Buch ein großes Thema. Das finde ich grundsätzlich immer super, da ich finde, dass in Büchern gerne mehr die gelebte Wirklichkeit dargestellt werden darf und nicht alles weichgespült werden soll, damit es dem aktuellen Mainstream angepasst wird.

Allerdings bin ich nach Beendigung des Buches irgendwie hin und hergerissen, ob es nicht einfach "Too Much Diversity" war. Bevor ihr jetzt empört die Augen aufreißt, lasst es mich kurz erklären, was ich meine. Es gibt drei potentielle Paare im Buch, deren Beziehung wir mehr oder weniger verfolgen können. Bei allen drei Paaren ist ein Minderheiten-Thema behandelt. Und hier taucht bei mir einfach die Frage auf, ob es hier sich etwa um einen krampfhaften Versuch handelt, soviel Thematik wie möglich in ein Buch zu packen.

ACHTUNG SPOILER!

So wird neben der Thematik der sexuellen Orientierung auch das Thema Rassismus und Interracial Relationships besprochen. Da mein Lebensgefährte selbst schwarz ist, bin ich quasi direkt betroffene Zielgruppe. Und ich muss euch sagen, an einer Stelle im Buch hat es mir bei der Aussage der potentiellen Partnerin der Person of Color echt die Fußnägel hochgerollt. Ich konnte einerseits verstehen, was die Autorin ansprechen wollte, doch fand ich die Gestaltung etwas unglücklich.

Ich bin wie gesagt unschlüssig, tendiere aber dahin, dass es vielleicht auch ein Diversity-Thema getan hätte um die Message zu transportieren, für mich jedenfalls. Ich finde, dass man dann dem einzelnen Thema etwas tiefer hätte behandeln können wie wenn man drei "Baustellen" eröffnet.

Allerdings setzt das Buch für Leser, die vielleicht bisher wenige bis gar keine Berührungspunkte mit den angesprochenen Thematiken hatten, deutliche Schwerpunkte und Signale. Ich kenne bisher kein Buch, das so geballt auf diese Themen eingeht und die Hauptthematik für den breiten Mainstream-Buchmarkt zugänglich macht (Ich weiß, es gibt unglaublich viele Bücher im Bereich LGBT, auf dem breiten Buchmarkt ist es aber (leider) noch eine Seltenheit, wenn durch die Protagonisten diese Thematiken behandelt werden; ich bin allerdings auch keine Expertin in diesem Bereich. Falls ihr hier Anmerkungen habt, immer her damit!).

Insgesamt ist mir kein Buch bekannt, dass das Thema Transgender im Rahmen eines New Adult-Romans behandelt. Und hier hat mich das Buch echt aus den Socken gehauen. Nicht nur damit, dass dies Kernthema des Buches ist. Sondern es hat mich als Leser mit meiner eigenen Reaktion darauf herausgefordert. Wie finde ich es, wenn bei einer erwarteten "Hetero-Beziehung" das Thema Transgender auftaucht? Meine Emotion waren auf einmal mit denen von Micah verknüpft und wurden durch sie gespiegelt. Ich war im ersten Moment der Enthüllung richtig verdattert und positiv überrascht. Ich war neugierig, wie das Thema verpackt wird und wie die Reaktionen der Charaktere aussehen werden. Und ich durfte für mich feststellen, dass es für mich dann keinen Unterschied gemacht hat.

Und für diese Erfahrung feiere ich dieses Buch. Es hat mir gezeigt, dass Liebe Liebe ist und dass sie schön, gefühlvoll und tragisch in einem Buch transportiert werden kann, ganz egal, welcher Orientierung die Charaktere angehören. Dadurch hat es meinen Lesehorizont erweitert. Für mich ist es aus genau diesem Grund trotz der angesprochenen Kritikpunkte eins der Bücher des Jahres und sollte von jedem Genreliebhaber unbedingt gelesen werden.

Absolute Leseempfehlung. Der Hype um das Buch ist für mich absolut gerechtfertigt! Ich bin schon gepsannt, was Laura Kneidl im Folgeband auspacken wird.

Veröffentlicht am 26.09.2018

Bezaubernd anders!

Bird and Sword
0

Bereits der Prolog des Buches hat mich direkt in die Geschichte hineingesogen. Völlig fasziniert las ich weiter und hatte gegenüber Lark eine gewisse Erwartungshaltung aufgrund der Ereignisse, die ihr ...

Bereits der Prolog des Buches hat mich direkt in die Geschichte hineingesogen. Völlig fasziniert las ich weiter und hatte gegenüber Lark eine gewisse Erwartungshaltung aufgrund der Ereignisse, die ihr passiert waren. Ich dachte, sie wäre ähnlich taff und in gewisser Weise rachsüchtig wie etwa Mia Corvere aus Nevernight oder Caleana aus Throne of Glass. Lark hingegen stellte sich als sanfte, elfenhafte und empathische Person dar und entsprach damit so gar nicht meinem Bild, das ich mir gemacht hatte. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich an ihre Art gewöhnt hatte muss ich zugeben. Insbesondere im Zusammenspiel mit König Tiras hätte ich mir mehr dramatische Konflikte gewünscht.

Aber je tiefer ich in die Geschichte eintauchte, umso umwerfender fand ich Lark. Die Protagonistin ist nicht umsonst so angelegt und ich muss der Autorin hier mein großes Lob aussprechen! Eine andere Art von Heldin hätte einfach nicht zu diesem Buch gepasst!

Lark soll eben genau das verkörpern – eine Person, die trotz den schlimmen Geschehnissen, die sie erlebt hat, immer noch Empathie und Liebe empfinden kann, die Rücksicht nimmt auf sich selbst und ihre Umwelt und die einfach auf andere Weise „stark“ ist.

Ähnlich ging es mir mit Tiras. Auch er musste mir zunächst etwas ans Herz wachsen, scheint er doch zu Anfang kühl und berechnend. Aber auch hier steckt unter der rauen Schale ein weicher Kern.

Dass man als Leser während des Lesens eben gerade nicht mit Klischees konfrontiert wird sondern endlich mal nicht das Erwartete für die Nase gesetzt bekommt, macht dieses Buch so besonders und großartig!

Am schönsten aber hat mir die gemeinsame Entwicklung der beiden Protagonisten gefallen. Sie finden im Laufe des Buches zu sich selbst und zueinander und das auf unheimlich ruhige, ästhetische Weise.

Die Geschichte ist dabei mystisch und lässt neben romantischen Momenten auch die Action nicht zu kurz kommen. Insgesamt fand ich das Buch sehr ausgewogen und fein durchdacht.Auch hält die Autorin für ihre Leserschaft einiges an überraschenden Wendungen bereit. Ich habe mit einigen Intrigen und Plottwists tatsächlich überhaupt nicht gerechnet.

Das Buch ist in sich abgeschlossen, der Folgeband ‚Queen & Blood‘, welcher am 27.07.18 erscheinen soll, handelt von Nebenfiguren aus dem ersten Teil, die ich ebenso in mein Herz geschlossen habe. Ich muss somit natürlich unbedingt wissen, wie es weiter geht!

Wenn ihr eine mal etwas andere Fantasy-Geschichte lesen wollt, die mit viel Gefühl aufwarten kann, dann lest ‚Bird & Sword‘!

Veröffentlicht am 26.09.2018

Wundervoller zweiter Teil!

The Ivy Years – Was wir verbergen
0

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd von Bridger und Scarlet, die als Studienanfängerin neu am Harkness College ist. Diese wechselnde Erzählperspektive gefällt mir bei Lovestorys besonders gut, da ich ...

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd von Bridger und Scarlet, die als Studienanfängerin neu am Harkness College ist. Diese wechselnde Erzählperspektive gefällt mir bei Lovestorys besonders gut, da ich als Leser dadurch zu allen Charakteren eine Bindung aufbauen kann und die sich entwickelnde Liebesgeschichte aus allen Perspektiven beim Erblühen zusehen kann! Gerade wenn man als weibliche Leserin dadurch auch einen guten Einblick in die männliche Seite einer angehenden Beziehung gewinnt, sammeln solche Geschichten immer Pluspunkte bei mir.

Und dies gelingt der Autorin wirklich sehr! Ich muss sagen, dass ‚Was wir verbergen‘ mindestens mit ‚Bevor wir fallen‘ mithalten kann. Bei mir erzeugte die Fortsetzung sogar noch mehr Kribbeln und Schmetterlinge im Bauch als der Vorgänger, da ich noch mehr mit den beiden Protagonisten mitgefiebert habe!

Die Autorin hat wirklich ein unglaubliches Talent dafür, authentische und wunderschön gefühlvolle Liebesgeschichten auf Papier zu bannen.

Bridger war mir bereits im ersten Teil sehr sympathisch, in „Was wir verbergen“ gewinnt er unglaublich an Tiefe. Er ist alles andere als der sexy erfolgreiche Prinz Charming, auch er hat ein Paket zu tragen. Auf was sein „Problem hinausläuft“ fand ich zwar etwas vorhersehbar, doch gut umgesetzt und äußerst authentisch beschrieben. Er befindet sich an einem Punkt im Leben, an dem er überhaupt nicht daran denkt, sich kopfüber in eine ernste Beziehung zu stürzen.

Auch Scarlet hat einiges hinter sich. Ich fand gerade ihre Hintergrundgeschichte wanhsinnig gut umgesetzt! Ich wusste bis zum Schluss nicht, wie sich die Sache entwickeln würde und war von der Auflösung doch wirklich überrascht. Die Autorin hat hiermit aber wirklich auch Fingerspitzengefühl bewiesen, da solch ein Thema schnell trashy oder überzogen dargestellt werden kann. Sie hat gezeigt, dass nicht jedes „schlimme“ Thema ein Happy End benötigt, um in einem Buch dargestellt zu werden, sondern dass es auch realistisch und nah an den Opfern geht.

Mit diesen eigentlichen absoluten Beziehungskillern am Bein begegnen sich Scarlet und Bridger. Ihr langsames Kennen lernen ist dabei genauso realistisch und unaufgeregt wie das Finale. Damit meine ich, dass in diesem Buch nicht endloses Kitsch-Drama-Hin und Her herrscht wie in so vielen gleichgestrickten Lovestorys auf dem Buchmarkt. Stattdessen müssen sich die Protagonisten mit echten Problemen von echten Paaren herum schlagen und der fundamentalen Frage: lohnt sich der Einsatz für diese Person, für diese Beziehung? Genau hiermit hebt sich Sarina Bowen mit dieser Reihe von anderen ab und genau herfür liebe ich sie! Bitte mehr davon!

Kennt ihr die Reihe? Mögt ihr liebe realistische Lovestorys oder solche voller Kitsch und Herzschmerz?

Veröffentlicht am 16.11.2017

New Adult fernab von gängigen Klischees!

Berühre mich. Nicht.
0

Als ich in die ersten Seiten von ‚Berühre mich. Nicht.‘ hineingelesen habe, hatte ich schon eine gewisse Idee davon, wohin die Reise geht und was das Grundthema dieses Buches ist. Sage schien zunächst ...

Als ich in die ersten Seiten von ‚Berühre mich. Nicht.‘ hineingelesen habe, hatte ich schon eine gewisse Idee davon, wohin die Reise geht und was das Grundthema dieses Buches ist. Sage schien zunächst der typischen jungfräulichen grauen Maus zu entsprechen, dem gängigen Klischee in so vielen NA-Büchern, das bei mir nur genervtes Augenrollen statt Lesegenuss verursacht. Ich muss gestehen, dass mir viele New und Young Adult – Bücher zu uninspiriert sind und einfach ein Frauenbild vermitteln, das mir die Fußnägel hochrollt.

So dachte ich, dass mich bei ‚Berühre mich. Nicht‘ auch nicht viel neues erwarten würde und hatte nach den ersten Seiten relativ niedrige Erwartungen.

Sage spulte in gefühlt jedem dritten Satz ihren inneren Monolog zum Kernthema des Buches runter und Luca schien auch die Art Bad Boy zu sein, die ihr unerfahrenes rehäugiges Gegenüber mit unglaublichen Sexyness und unmöglichem Benehmen um den Finger wickeln können.

Just in dem Moment, als ich genervt Sage anmaulte, sie solle sich endlich Hilfe suchen, geschah genau das. Und auf einmal drehte sich das Buch in eine von mir überhaupt nicht erwartete Richtung. Sage stellte sich nicht als Mauerblümchen heraus, das sich einfach so seinem Schicksal fügt – sie erwies sich als starke Kämpferin, die trotz vieler Hindernisse im Leben nicht aufgab und ihren Weg suchte. Dass dieser sehr realistisch und eben auch mal steinig war, rechne ich der Autorin hoch an. Das im Buch verarbeitete Thema ist sie mit intelligenter Subtilität und Fingerspitzengefühl angegangen. Solch schreiberisches Geschick würde ich mir öfter im New Adult-Bereich wünschen!

Zwar gab es den ein oder anderen Moment, den ich etwas überzogen fand, aber diese traten zurück hinter eine feinfühlige Geschichte ohne zuviel Schischi und Liebesdrama. Die Gefühle zwischen Sage und Luca entstehen langsam und waren nachvollziehbar – endlich mal keine Hals über Kopf – Geschichte!

Ebenso gelungen fand ich Sages Beziehungen zu ihrem Umfeld, welche sich nach und nach aufbauen. Auch hier werden verschiedene Konflikte aufgedeckt und dadurch mehrere Facetten des Kernthemas beleuchtet. Es wird deutlich, dass eben nicht ein Teilbereich des Lebens betroffen ist, sondern solche Erlebnisse Auswirkungen auf das ganze Leben haben können. Ich jedenfalls habe mit Sage mitgelitten und jeden noch so kleinen Teilerfolg gefeiert.

Die Geschichte hat mich also nach den ersten Seiten doch umso mehr mitnehmen können, als ich merkte, dass hier eben keine 08/15-Nummer verwurstet wird.

Auch war Luca eben nicht der zunächst angedeutete unbelehrbare Bad Boy, bei dem klar war, dass er einen Scherbenhaufen zurück lässt. Vielmehr gibt das Buch mehr her als die sonst übliche Storyline, und das hat mich wirklich positiv überrascht.

Da der Nachfolgeband ‚Verliere mich. Nicht.‘ bereits für den 26.01.2018 angekündigt ist, war klar, dass gegen Ende noch eine dramatische Wendung passieren muss. Und hier gelingt der Autorin ein Kniff, der vielen vielleicht etwas aufstößt, den ich aber folgerichtig nach der ganzen Entwicklung im Buch fand. Ohne zu spoilern kann ich euch leider nicht mehr verraten, nur soviel – ja es gibt den erwarteten Cliffhanger, aber mit unerwarteter Überraschung! Auch hier beweist das Buch, dass es nicht ins Klischee abdriftet und mit neuen Ideen aufwarten kann.

Wer mehr wissen will, sollte dieses Buch lesen! Es lohnt sich!

Veröffentlicht am 28.03.2024

Bin hin- und hergerissen

Code Name Verity
0

Codename Verity hat im englischsprachigen Raum für Aufsehen gesorgt. Ich lese gerne historische Romane zur Zeit des zweiten Weltkrieges, sodass mich natürlich auch dieses Buch sehr gereizt hat. Inhaltlich ...

Codename Verity hat im englischsprachigen Raum für Aufsehen gesorgt. Ich lese gerne historische Romane zur Zeit des zweiten Weltkrieges, sodass mich natürlich auch dieses Buch sehr gereizt hat. Inhaltlich geht es um zwei Freundinnen, die bei einem gefährlichen Einsatz über dem von den Nazis besetzten Frankreich verunglücken und getrennt werden.

Das Buch ist zweigeteilt und stilistisch in Berichtform geschrieben. Zu Beginn erhalten wir quasi einen Einblick in Veritys Aufzeichnungen, die in die Hände der Gestapo geraten ist und nun ihre Erkenntnisse verraten soll. Dieser Teil fiel mir unglaublich schwer, ich enpfand Veritys Schilderungen als sperrig und konfus. Die Autorin hat hier natürlich genau die verzweifelte Lage Veritys, nämlich den Zwiespalt zwischen drohender Folter und Geheimnisverrat eingefangen. Als Stilmittel ist ebendieser wirre Mix aus Gedanken gewollt. Man muss sich als Leser allerdings sehr konzentrieren, um in Veritys Schilderungen die Informationen zu finden, die die eigentliche Geschichte von ihr und Maddie erzählen. Wirklich authentisch eingefangen hat die Autorin hier allerdings die verzweifelte Lage der Gestapo-Gefangenen und das Grauen, das überall lauert. Das hat mir oft einen Schauer über den Rücken laufen lassen.

Der zweite Teil des Buches wird aus Maddies Sicht erzählt - zwar auch in Berichtform, aber stringenter erzählt als Veritys Sicht. Maddies Erlebnisse im Untergrund des besetzten Frankreichs sind ebenso eindrücklich wie die Erfahrungen aus dem Gestapo-Lager. Ich konnte mich hier besser einfinden und war direkt in der Handlung gefangen. Mit Maddie fiebert man genauso mit wie mit Verity und möchte einen Ausweg für Verity und einen Weg nach Hause finden. Auch hier waren viele herzzerreißende Szenen enthalten und man fiebert richtig mit. Die im Mittelpunkt stehende Freundschaft von Maddie und Verity blieb trotz der Schilderungen beider oft wenig greifbar und tritt hinter die Schrecken zurück.

Insgesamt ein Buch, das mich zumindest mit dem letzten Drittel komplett abgeholt hat, durch dessen Anfang ich mich aber zeitweise durchquälen musste. Ich kann die Idee würdigen, die Umsetzung ist aber zum Teil herausfordernd für den Leser. Wer sich dem bewusst ist, der wird mit einer eindrücklichen Geschichte belohnt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere