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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein grandioser zweiter Teil mit kleinen Schwächen

Die Rache des Normannen
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„Die Rache des Normannen“ von Ulf Schiewe ist der zweite Teil der Normannensaga, die die wechselvolle Geschichte der Normannen rund um die historisch belegte Familie Hauteville in Süditalien erzählt.

Süditalien, ...

„Die Rache des Normannen“ von Ulf Schiewe ist der zweite Teil der Normannensaga, die die wechselvolle Geschichte der Normannen rund um die historisch belegte Familie Hauteville in Süditalien erzählt.

Süditalien, 1054: Gilbert bekommt die ehrenvolle Aufgabe übertragen, die Contessa Gaitelgrima, Gemahlin des normannischen Grafen Onfroi von Apulien, zusammen mit ihrem neugeborenen Kind in ihre Heimat nach Salerno zu begleiten. Es ist die Blütezeit Salernos unter Prinz Guaimar und die Stadt strotzt nur so vor Opulenz und Reichtum. Im Hintergrund braut sich allerdings eine Verschwörung zusammen, die die Geschichte Salernos entscheidend verändern soll.

Dieser zweite Teil der Normannensaga hat mir sehr viel besser gefallen als der erste Teil der Normannensaga, auch wenn es eine kleine Einschränkung gibt. Für den Autor spricht in diesem Fall, dass es im Nachwort erwähnt wird, aber bei Änderungen aus dramaturgischen Gründen bin ich doch immer sehr kritisch. Die Geschichte wurde 2 Jahre nach hinten geschoben. Für mich ist es eine Sache, die ich einfach nicht mag und deswegen habe ich dafür einen Stern abgezogen.
Nun kommen wir aber zu den ganzen guten Sachen an diesem Roman. Am Anfang gab es für mich noch ein oder zwei kleinere Längen, aber dann hat mich diese Episode der Normannen total in ihren Bann gezogen. Ich konnte kaum noch aufhören zu lesen, weil es die meiste Zeit sehr spannend war und ich unbedingt wissen wollte, wie es unserem sympathischen Normannen Gilbert ergeht, aus dessen Sicht auch dieser Teil wieder erzählt wird. Dieser wird in diesem Teil wieder ein ganzes Stück erwachsener und hat sich seine eigene Meinung gebildet, die er auch lautstark vertritt, wenn es nötig ist.
Ich hatte meistens ein lebhaftes Kopfkino vor Augen und die Stimmungen im Buch waren fast greifbar. Der Schreibstil ist sehr detailliert, aber gleichzeitig auch flüssig zu lesen. Geschickt sind in Ulf Schiewes Erzählstil auch hilfreiche Hintergrundinformationen eingebaut, die die richtige Balance haben und die Geschichte nicht überladen. Hier wird auch die gute Recherchearbeit des Autors deutlich.
Für mich war dieser Teil auch weniger ein Abenteuerroman und vielmehr ein historischer Roman, was mir sehr gut gefällt. Auch die Reise und die Eroberung Süditaliens im ersten Band durch die Normannen war interessant, aber die Geschichte in diesem Roman liegt mir doch mehr.
Abgerundet wird das Buch durch ein Personenverzeichnis und ein Nachwort, das Fiktion und Wahrheit trennt. Dies ist für mich persönlich auch immer ein sehr wichtiger Punkt in einem historischen Roman.

Fazit: 4 Sterne und ich werde der Normannensaga auf jeden Fall treu bleiben. Darüber hinaus hat mich der Autor von seiner schriftstellerischen Arbeit mit diesem Band vollends überzeugt, so dass ich nach und nach sicher auch alle anderen Romane lesen werde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine gelungene Fortsezung de Clifton-Saga

Erbe und Schicksal
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„Erbe und Schicksal“ ist der dritte Teil der Clifton Saga, der im April 2016 im Heyne Verlag erschienen ist. Diesmal rückt so langsam die nächste Generation der Clifton/Barrington-Familie in den Fokus ...

„Erbe und Schicksal“ ist der dritte Teil der Clifton Saga, der im April 2016 im Heyne Verlag erschienen ist. Diesmal rückt so langsam die nächste Generation der Clifton/Barrington-Familie in den Fokus des Geschehens. Das englische Original ist unter dem Namen „Best Kept Secret“ im April 2013 im St. Martin’s Press Verlag erschienen.

London, 1945: Wer soll Hugo Barrington rechtmäßig beerben? Harry oder Giles? Diese Frage konnte das House of Lords nicht eindeutig beantworten und so obliegt es dem Lord Chancellor diese Entscheidung zu treffen, die das Leben von Harry und Giles im weiteren Verlauf des Geschehens deutlich prägen soll.
In Amerika muss Harry sein neues Buch promoten, während Emma nach dem Kind sucht, dass im Büro des toten Hugo Barrington gefunden wurde. Und auch Giles Barrington hat seine Kämpfe bei den Wahlen fürs englische Parlament auszufechten.

Auch der 3. Teil der Clifton Saga hat mir wieder gut gefallen. Dieser endet für diese Reihe üblich wieder mit einem spannenden Cliffhanger, der einem das Warten auf den nächsten Teil nicht gerade leichter macht.
Leider habe ich diesmal aber nicht ganz so gut ins Buch gefunden und die Geschichte plätscherte für mich nur so hin. Nach und nach hat mich die Geschichte aber doch wieder in ihren Bann gezogen und ich konnte wieder mit Emma, Harry und Giles mitfiebern. Gerade die Geschichte um Sebastian im weiteren Verlaufe der Geschichte hat mich wieder richtig gepackt und somit hat auch ein guter Übergang zur nächsten Generation stattgefunden.
In diesem Teil gab es auch Personen, die man so richtig schön aus tiefem Herzen hassen konnte, weil sie einfach so einen schlechten Charakter haben und man sich diebisch darüber freuen konnte, wenn diesen Personen ein Schnippchen geschlagen worden ist und die Guten einen Sieg davongetragen haben.
Insgesamt hat mir die Entwicklung der Charaktere wieder sehr gut gefallen und ich bin sehr gespannt, wie es im nächsten Buch weiter geht.
Wie schon in den vorherigen Bänden ist es der packende Erzählstil und die tollen Personen, die diese Reihe zu etwas ganz Besonderem machen. Der Autor bleibt seinem Erzählstil treu und erzählt die Geschichte aus der Sicht der unterschiedlichen Hauptpersonen mit sich überschneidende Zeiträumen.

Fazit: Der Anfang hat sich etwas gezogen, aber dann wurde es wieder sehr spannend. Ein guter dritter Teil, dem ich 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein eindrucksvoller historischer Roman über Friedrich Barbarossa UND Heinrich dem Löwen

Der Löwe des Kaisers
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„Der Löwe des Kaisers – Der Aufstieg“ von Cornelia Kempf ist der erste Teil einer Dilogie über Friedrich Barbarossa und seinem Vetter Heinrich den Löwen. Der Roman ist 2015 im KaMeRu-Verlag erschienen.

Wallberg, ...

„Der Löwe des Kaisers – Der Aufstieg“ von Cornelia Kempf ist der erste Teil einer Dilogie über Friedrich Barbarossa und seinem Vetter Heinrich den Löwen. Der Roman ist 2015 im KaMeRu-Verlag erschienen.

Wallberg, 1152: Die Zwillinge Einhard und Gunnar von Arsberg könnten unterschiedlicher nicht sein. Einhard ist vernünftig, nachdenklich und pflichtbewusst. Sein Bruder Gunnar hingegen ein Frauenheld mit losem Mundwerk. Beide werden gemeinsam auf Burg Wallberg zu Rittern ausgebildet, doch schon schnell sollen sich ihre Wege trennen: Einhard schließt sich dem mächtigsten Herzogs des Reiches Heinrich dem Löwen an, während es Gunnar in den Krieg zu Kaiser Friedrich Barbarossa zieht.

Mit diesem Roman ist der Autorin ein toller Roman über Kaiser Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen gelungen. Bisher habe ich nur Romane gelesen, die die Geschichte von einem dieser Charaktere behandeln. Geschickt werden die beiden Zwillinge in den historischen Hintergrund eingebaut und lassen uns so hautnah an den geschichtlichen Ereignissen dieser beiden wichtigen historischen Persönlichkeiten teilhaben.
In diesem ersten Teil wird der Zeitraum von 1152 bis 1168 behandelt. Die geschichtlichen Fakten sind gut in den Text eingebaut, so dass man viel Neues und Interessantes erfährt, man sich aber gleichzeitig nicht überfordert fühlt.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen, auch wenn ich am Anfang kleinere Schwierigkeiten hatten. Diese haben sich aber schnell aufgelöst, sobald sich die Geschichte der Zwillinge getrennt hatte. Auf den ersten 100 Seiten gab es manchmal etwas zu abrupte Perspektivwechsel, denen ich nicht immer ganz folgen konnte.
Sobald diese Hürde überwunden war, konnte ich allerdings wunderbar in die Geschichte eintauchen und mir alles sehr gut vorstellen. Ich habe die spannende und wechselvolle Geschichte gerne an der Seite von Einhard und Gunnar verbracht. Von den Themen her hat der Roman so ziemlich alles zu bieten, was einen guten historischen Roman ausmacht. Wir erleben die Knappenausbildung zum Ritter, nehmen später an Belagerungen und Krieg teil, decken Intrigen und Ränkespiele auf und erleben auch die ein oder andere unglückliche Liebschaft, um nur einiges zu nennen. Hierbei ist positiv zu erwähnen, dass die Autorin das Leben im Mittelalter ungeschönt darstellt, gerade auch im Bezug auf das Thema Liebe. Ehen wurden nicht aus Liebe geschlossen, sondern waren meist politischer Natur.
Gut finde ich auch, das weder für Friedrich Barbarossa noch Heinrich dem Löwen Partei ergriffen wird. Man kann sich neutral ein Bild von beiden Herrschern dieser Zeit machen und lernt ihre Stärken und Schwächen kennen.
Das Cover wirkte für mich auf Bildern nicht so schön. Hier muss ich wirklich sagen, dass das Cover deutlich besser in echt wirkt. Das Buch ist qualitativ sehr hochwertig gestaltet für ein Taschenbuch, was wiederum den hohen Preis erklärt. Es wurde dickes und festes Papier verwendet, so dass das Buch trotz seiner gerade mal 591 Seiten, doch einen beachtlichen Umfang hat. Zum Lesen in der Bahn ist das Buch also weniger geeignet, sondern eher für einen gemütlichen Abend auf der Couch oder im Bett.
Abgerundet wird dieser Roman durch ein übersichtliches Personenregister am Anfang des Buches sowie eines kurzen Nachwortes am Ende des Buches.

Fazit: Ein gut recherchierter und spannender historischer Roman, den ich trotz kleiner Anfangsschwierigkeiten uneingeschränkt weiterempfehle. Auch vom Preis und dem Umfang des Buches sollte man sich nicht schrecken lassen. Ich bin gespannt, wie es im 2. Teil weiter geht!

Veröffentlicht am 28.05.2023

Ein solider historischer Roman aus und über Österreich mit Fokus auf die einfachen Leute

In den Klauen der Macht
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„In den Klauen der Macht“ ist der Auftaktband einer Reihe, in der Ana Pawlik die Übergangsphase vom böhmischen König Premysl Ottokars auf die Habsburger beschreibt und das Leben der einfachen Menschen ...

„In den Klauen der Macht“ ist der Auftaktband einer Reihe, in der Ana Pawlik die Übergangsphase vom böhmischen König Premysl Ottokars auf die Habsburger beschreibt und das Leben der einfachen Menschen in den Fokus nimmt. Erschienen ist der Roman im April 2021 beim Bucher-Verlag.

Herzogtum Österreich, 1269: Die Familie Losenstein hat das Amt des Burggrafen an Irenfried von Styra verloren, der mit harter Hand herrscht und seine Untertanen schikaniert. In diesem Dunstkreis befindet sich auch der junge Knecht Claus, der das Pferd als Arbeitstier ins Ennstal bringen soll. Gehorsam und Unterwürfigkeit liegen ihm nicht so und so ist klar, dass er sich über kurz oder lang mit den Herrschenden anlegen wird. Gleichzeitig verliebt er sich in die junge Ännlin, die ganz anders aufgewachsen ist als viele andere.

Die Autorin dieses Romanes habe ich in Leipzig kennengelernt. Auf der Hubertusburg habe ich ihre Lesung verpasst, doch dies konnte ich auf der Buchmesse noch korrigieren. Österreich ist eine Gegend, aus der ich noch nicht so viele historische Romane gelesen habe und so war ich neugierig, was mich hier erwartet.
Gleich mit einer Vergewaltigung und sehr brutalen Szene zu starten, war nicht so ganz mein Ding, danach wechseln wir allerdings direkt zu den Protagonisten des Buches und lernen diese näher kennen. Ich konnte mir die Gegend, in der beide leben, wunderbar vorstellen und war schnell neugierig darauf zu erfahren, wie sich ihre Wege kreuzen werden.
Das gesamte Buch hat einen eher gleichbleibenden Spannungsbogen mit einzelnen Ausreißern. Ich habe viel über das Leben der einfachen Leute zu jener Zeit erfahren. Deren Wohn- und Arbeitssituation, etwas über ihre Schicksale, welche Themen sie beschäftigen und wie sich Fortschritt nur recht langsam verbreitet und länger in entlegene Gegenden braucht. Darüber hinaus erfahren wir auch ein wenig über den niederen Adel und dessen Lebensumstände.
Ich bin den Personen im Buch gerne gefolgt. Claus ist ein netter Kerl mit gefühlt sehr modernen Gedanken in vielen Belangen. Er hält viel von Respekt, ist stolz auf seine Stellung und möchte neue Methoden in der Landwirtschaft durchsetzen. Die Unterwürfigkeit, die die meisten anderen an den Tag legen, liegt ihm eher nicht. Solche Leute muss es gegeben haben, sonst wären wir heute nicht da wo wir sind und vielleicht sind diese Begriffe bei ihm dennoch anders besetzt als für mich in meiner Interpretation.
Ännlin ist im Wald aufgewachsen und dadurch recht weltfremd. Sie musste sich immer auf sich und ihre Mutter verlassen, einen anderen Herren hatte sie nie. Als sie anfängt unter Menschen zu leben, stößt sie daher auf einige Probleme. Das Buch hat es ganz gut gelöst, wie die beiden im Wald überleben konnten.
Beim niederen Adel haben wir den Ritter Arnulf, Dietmar von Losenstein und Irenfried von Styra. Die Aufteilung in Gut und Böse ist hier sehr klar. Irenfried von Styra war mir fast schon zu böse und überspitzt gezeichnet. Euphemia von Ebersdorf ist mir positiv in Erinnerung geblieben. Ich hoffe, im nächsten Teil etwas mehr von ihr zu lesen.
Der historische Hintergund mit Premysl Ottokar kommt vor, ist aber wirklich sehr im Hintergrund der Geschichte. Über die Adligen erfährt man im Nachgang einiges zu den Schlachten und den Loyalitäten. Für die Geschichte Österreichs an sich, habe ich daher eher weniger ein Gefühl bekommen. Insgesamt ist es eher eine fiktive Geschichte, was die Autorin im Nachwort auch darlegt. Ich vermute, dass hier viel zur Zeit und dem Leben an sich im 13. Jahrhundert recherchiert wurde.

Fazit: Ein historischer Roman, der mich insgesamt gut unterhalten konnte und bei dem das Leben der einfachen Menschen mehr im Vordergrund steht. Claus und Ännlin konnten mich für sich einnehmen und so bin ich gespannt, wie es mit ihnen weitergehen wird. Empfehlenswert für alle, die nicht immer nur von der großen Politik und den umwälzenden Ereignissen lesen wollen.

Veröffentlicht am 14.05.2023

Im Großen und Ganzen überzeugend

Schwarze Brandung
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„Schwarze Brandung“ ist Sabine Weiß erster Krimi rund um die Kommisarin Liv Lammers und die Insel Sylt. Erschienen ist dieser im März 2017 bei Bastei Lübbe.

Kurz vor Saisonbeginn wird eine Leiche am ...

„Schwarze Brandung“ ist Sabine Weiß erster Krimi rund um die Kommisarin Liv Lammers und die Insel Sylt. Erschienen ist dieser im März 2017 bei Bastei Lübbe.

Kurz vor Saisonbeginn wird eine Leiche am Strand vor Westerland gefunden. Die vielen Verletzungen der jungen Frau deuten auf einen gewaltsamen Mord hin. Liv Lammers von der Mordkommission in Flensburg wird hinzugezogen. Ihre Familiengeschichte verbindet sie mit der Insel Sylt und kurz zuvor wurde sie von ihrem Neffen kontaktiert, der eine Freundin vermisst. Ist es möglich, dass die Tote und die Vermisste ein uns dieselbe Person sind? Und was war des Motiv des Mörders? Liv beginnt zu ermitteln und muss sich zusätzlich den Dämonen ihrer Vergangenheit stellen.

Bisher habe ich nur die historischen Romane von Sabine Weiß gelesen, doch als ich den ersten Fall ihrer Krimi-Reihe im Angebot gesehen habe, konnte ich nicht anders und musste zuschlagen. Das Krimi-Genre und ich freunden uns so langsam an.
Meine erste Feststellung war dann auch, dass ein Krimi der Autorin durchaus anders klingt, aber so ganz bekommt man das Historische nicht raus. Einige Informationen zu Flensburg und Sylt, u.a. zu historischen Gebäuden, wurden geschickt in den Text mit eingebaut und auch die Stärke der Autorin Orte zu beschreiben kommen voll zum Tragen. Ich konnte mir alles gut vorstellen und freue mich jetzt umso mehr auf das kommende gute Wetter. Ein weiteres Highlight für mich, war auch der Einbau unterschiedlicher norddeutscher Dialekte. Dies passiert in geschickt platzierten kleinen Dosen und keiner muss hier fürchten, dass nichts mehr verstanden wird, die Übersetzung folgt meist umgehend.
Der Mord an der jungen Frau bildet den Einstieg in den Roman und es war nun an mir, durchs Weiterlesen, den nötigen Kontext herzustellen. Zunächst aber galt es erstmal die Kommissarin Liv kennenzulernen und natürlich die Leiche zu finden, bevor die Ermittlungen starten konnten. Ab dann geht es erstmal recht gemächlich zu und es dauert bis es richtig spannend wird. Ich habe es interessiert verfolgt, das wurde allerdings nach einer gewissen Zeit auch etwas monoton für mich. Ich glaube tatsächlich, dass ist recht typisch für einen Krimi, dass die Ermittlungen stagnieren und nicht in die richtige Richtung führen. Als dann der entscheidende Hinweis kam, wird das Buch wieder richtig spannend und dann konnte ich es auch kaum aus der Hand legen.
Neben dem Mordfall gibt es noch weitere Themen, die behandelt werden. So geht es in diesem Buch zusätzlich um Dumpinglöhne, Schwarzarbeit und illegale Einwanderung, die spezifisch im Sylter Kontext betrachtet werden, die aber sicher auch in anderen Regionen Deutschlands eine Rolle spielen. Im Nachhinein etwas naiv von mir, dies in dem Ausmaß nicht in der Tourismus- und Gastronomiebranche zu erwarten. Ich habe von ähnlichen Verhältnissen bei der Spargel- und Erdbeerernte gelesen.
Liv Lammers als Ermittlerin in diesem Fall war mir überwiegend sympathisch. Problematisch fand ich ihren Bezug zu dem Fall, wo ich einen Abzug ihrerseits durchaus als gerechtfertigt angesehen hätte. Dies wird im Buch auch angesprochen und führt zu einigen Problemen. Letzten Endes zeigt sie, dass sie dennoch den richtigen Spürsinn für diesen Fall besitzt und ihre Hartnäckigkeit hat mir imponiert. Ihre Vergangenheit auf Sylt birgt für die zukünftigen Teile sicher noch das ein oder andere Geheimnis.
Ihr Kollege Hennes ging mir zeitweise etwas auf die Nerven und wirkte teilweise etwas unsensibel, aber auch dieser lässt sich mit der Zeit von Livs Ermittlerqualitäten überzeugen. Livs Chefin Hilke Hasselbrecht war mir sympathisch. Sie hat ein gutes Gespür für die unterschiedlichen Talente ihres Teams. Rabia ist mir noch in Erinnerung geblieben mit ihrer Wut, die manchmal etwas gezügelt werden muss, die allerdings auch zeigt, für welche Werte sie einstehen möchte. Momke wirkte mit zeitweise etwas parteiisch und hat bei den Ermittlungen manchmal nicht vehement genug nachgefragt. Wahrscheinlich braucht ein Ermittlerteam all diese unterschiedlichen Charaktere.

Fazit: Der erste Fall Liv Lammers konnte mich im Großen und Ganzen überzeugen. Es war gut, dass ich beim Hänger in der Mitte des Buches durchgehalten habe und ich wurde mit einem spannenden Ende belohnt. Krimis werden noch immer nicht mein Lieblingsgenre, aber manchmal kann ich auch den Sprung in diese Richtung wagen. Echte Krimi-Fans können hier beruhigt zugreifen, denn ich glaube durchaus, dass hier alles enthalten ist, was einen guten Krimi ausmacht.