Cover-Bild Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
8,99
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 21.03.2013
  • ISBN: 9783423416832
Adaobi Tricia Nwaubani

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Roman
Karen Nölle (Übersetzer)

Money does the talking, but love makes the world go round
Kingsley, der Erstgeborene, genießt Privilegien. Bei Tisch darf er darauf warten, dass das Essen serviert wird, in seiner dünnen Egusi-Suppe schwimmt ein Stück Fleisch und sein Universitätsabschluss wird mit einer Party gefeiert. Doch die Zeiten in Nigeria sind schlecht, er findet keine Arbeit, und der Brautpreis für Ola – seine süße, wunderbare Ola, ist viel zu hoch. Bildung zählt zwar in Nigeria, doch ohne Geld und ein "Langbein" geht gar nichts. So nimmt Cash Daddy den Neffen unter seine Fittiche und Kingsley lernt die Spielregeln des Überlebens ...
Der Roman führt an eine Stelle, an der sich westliche Welt und afrikanischer Kontinent berühren – jedoch locken hier nicht Europa oder die USA, sondern Afrika, genauer gesagt Nigeria mit dem Versprechen schnell verdienten Reichtums. Die Nigeria Connection der 419-Scammer ist enorm erfolgreich. Erfinderisch macht sie sich die Geldgier, die Dummheit, aber auch das Mitleid von Menschen im Westen zu Nutze.
• Commonwealth Writer's Prize 2010

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2019

Eine skurille, unterhaltsame Geschichte einer nigerianischen Autorin

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Dieses Buch ist ein Own Voice-Buch der nigerianischen Autorin Adaobi Tricia Nwaubani, das in Nigeria spielt und sich die 419-Scammer zum Thema nimmt, sprich diejenigen, die mit Spam-Mails Geld machen, ...

Dieses Buch ist ein Own Voice-Buch der nigerianischen Autorin Adaobi Tricia Nwaubani, das in Nigeria spielt und sich die 419-Scammer zum Thema nimmt, sprich diejenigen, die mit Spam-Mails Geld machen, in denen sie sich als nigerianische Prinzen, arme Witwen oder ähnliche ausgeben, Gewinne versprechen oder um Geldleihen bitten. Wiederholt machen sie sich dabei über die Dummheit der EuropäerInnen und AmerikanerInnen lustig, die auf diese Mails reinfallen und sich gegebenenfalls sogar noch selbst als RetterInnen "bedürftiger AfrikanerInnen" sehen.
Dabei geht es auch viel um das Bild weißer Menschen und der westlichen Welt in Nigeria, eigenen Sehnsüchten, aber auch Abgrenzungen und irgendwie eben auch um den Umgang mit Postkolonialismus. Das Buch bietet mir die Möglichkeit, einen Einblick in eine nigerianische Sicht zu erhalten - und natürlich auch in einen nigerianischen Alltag.

Der Protagonist Kingsley ist in einer armen Familie aufgewachsen. Für seine Eltern stand Bildung und Wissen immer an erster Stelle, aber jetzt findet er trotz Universitätsabschluss keine Stelle. Dabei will er eigentlich das Mädchen, das er an der Uni kennengelernt hat und über alles liebt, heiraten und ihr ein sicheres Leben bieten. Und als er wieder in Kontakt mit seinem Onkel kommt, dem schwarzen Schaf der Familie, der ein reicher Chef einer 419er-Firma ist, lockt ihn diese Methode des schnellen Geldes.

Kingsley ist wie so viele Charaktere jemand, bei dem ich mir nie sicher war, ob er mir sympathisch ist. Sein Onkel, stark übergewichtig, von jüngeren Frauen umschwärmt und mit seinem Geld am prossen, mag unsympathisch erscheinen, wirkt aber eher wie eine Persiflage. Überhaupt - im Zentrum der Geschichte stellt vielmehr der Unterhaltungswert.
Der Roman lebt gerade von diesem Ironischen, mit dem mit diesem Thema umgegangen wird. Skurril, abnormal, die Faszination des schnellen Geldes und eine Welt der Macht und des Reichtums - aber auch der Ehre, denn gegenüber anderen NigerianerInnen und besonders der eigenen Familie zeigt sich enorme Solidarität.

Politik oder Gesellschaftskritik stehen bei diesem Buch gar nicht wirklich im Vordergrund, vielmehr geht es um die Unterhaltung, und so lässt sich dieses Buch auch relativ flüssig lesen. Und ganz nebenbei bot es mir die Möglichkeit, mal meine westliche Blase zu verlassen und eine nigerianische Stimme kennenzulernen.