Beim Cover des zweiten Bandes fällt die Frau im roten Kleid sofort ins Auge. Sie ist dunkelhaarig und bildet damit einen Kontrast zur jungen, blonden Frau, die das Cover des ersten Bandes zierte, das zudem etwas Verträumtes hatte. Die Zeit des Träumens ist vorbei. Mit Lia, Rafe und Kaden erreichen wir Venda und kommen in "eine Stadt, die aus Verfall und Willkür erbaut war."
Die Autorin schafft es auch auf den ersten Seiten des zweiten Bandes sehr schnell, den Leser in das Geschehen einzubinden. Dabei bleibt sie ihrem einprägsamen, anschaulichem Schreibstil treu und vermag es so, die Empfindungen der Protagonisten zu verdeutlichen.
Lia hat nicht nur ihren Bruder verloren, sondern auch ihre Freiheit, und sie trägt schwer an Rachegefühlen und dem Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Sie leidet zum einigen körperlich, schließlich sind ihre Nägel bis zum Nagelbett ausgerissen, jedoch ihr seelischer Schmerz ist um ein Vielfaches größer. Es scheint ihr nichts geblieben zu sein, als ein geheimer Name, gleichwohl nutzlos wie ihr Titel. Und doch hat sie in der letzten Zeit gelernt, sich zurückzunehmen, Geduld zu haben...
Endlich bekommt der Komizar ein Gesicht, eines mit einem kühlen, leeren und starren Blick, dem jedoch - auch wenn es nicht so aussieht - nichts entgeht. Er weiß, wie er mit einer einzigen Geste einen ganzen Saal unter Kontrolle bringen kann. Die Frage ist, ob er neben seinen offensichtlichen Stärken auch (verborgene) Schwächen hat...
Denn inzwischen wissen wir, dass Kadens Schwäche Lia ist. Ich finde es ungewöhnlich, dass er vor dem Komizar dazu steht, dass er etwas für sie empfindet. Es ist allerdings gut, dass nicht zur Sprache kommt, wie sehr er ihr schon verbunden ist.
Das Wiedersehen von Lia und Rafe steht unter keinem guten Stern, aber ihre Gefühle füreinander sind nicht erloschen. Mir gefällt, wie sehr sich Rafe darum bemüht, das Vertrauen von Lia wieder aufzubauen. "Ich bin um deinetwillen gekommen, Lia. Unabhängig davon, wer oder was du bist, und es kümmert mich nicht, welche Fehler ich gemacht habe. Oder du. Ich würde jeden einzelnen davon noch einmal machen, wenn das die einzige Möglichkeit wäre, mit dir zusammen zu sein."
Ich möchte nun unbedingt erfahren, wie es weitergeht...