Leserunde zu "Als das Leben vor uns lag" von Care Santos

Fünf Frauen und ein letzter gemeinsamer Abend, der alles verändert
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Care Santos (Autor)

Als das Leben vor uns lag

Roman

Stefanie Karg (Übersetzer)

Fünf Frauen, drei Jahrzehnte und eine Nacht, die keine von ihnen vergessen kann

Im Sommer 1950 verbringen fünf Freundinnen einen letzten gemeinsamen Abend in der Klosterschule. Keine von ihnen ahnt, dass diese Nacht ihr Leben für immer verändern wird.
Dreißig Jahre vergehen, bis die ehemaligen Klassenkameradinnen sich wiedersehen. Bei einem Abendessen bringen sie sich gegenseitig auf den neusten Stand. Ihre Lebensentwürfe könnten kaum unterschiedlicher sein, und doch scheint jede Einzelne ihr Glück gefunden zu haben. Aber je später der Abend, desto mehr Schattenseiten kommen ans Licht ...

Ein bewegender Roman über fünf Frauen, die stellvertretend für eine ganze Generation stehen

Ausgezeichnet mit dem Premio Nadal 2017

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 01.10.2018 - 21.10.2018
  2. Lesen 05.11.2018 - 25.11.2018
  3. Rezensieren 26.11.2018 - 09.12.2018

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 03.12.2018

Ein Wiedersehen, das es in sich hat

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Man sieht sich immer zweimal im Leben: Die ehemaligen Internatsschülerinnen Olga, Marta, Lolita, Nina und Julia saßen das letzte Mal im Alter von ca. 14 Jahren zusammen; es war der Abschiedsabend, bevor ...

Man sieht sich immer zweimal im Leben: Die ehemaligen Internatsschülerinnen Olga, Marta, Lolita, Nina und Julia saßen das letzte Mal im Alter von ca. 14 Jahren zusammen; es war der Abschiedsabend, bevor die Zwillinge Olga und Marta das Internat verließen. Doch an diesem Abend ist etwas geschehen, das Leben von einem der Mädchen nahm eine unumkehrbare Wendung. Inzwischen sind die früheren Freundinnen Mitte 40, eine von ihnen initiiert ein Wiedersehen und alle sagen zu. Doch sind sie auch alle so glücklich und erfolgreich, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat?

Die spanisch-katalanische Autorin Care Santos hat einen in Barcelona angesiedelten Roman geschrieben, dessen Haupthandlung an zwei Abenden stattfindet – in den Jahren 1950 und 1981. In der Zwischenzeit hat sich natürlich viel getan – im Leben der Protagonistinnen wie auch in der spanischen Politik. Das Land ist ein anderes, aus den fünf Mädchen von damals sind gestandene Frauen geworden, die einiges erlebt haben. Eine von ihnen stellt fest: „Das Leben ist immer riskant, wie ein reißender Strom. Es gibt Menschen, die glücklich und zufrieden am Ufer entlanggehen und die Verwüstungen im Leben der anderen betrachten, und es gibt andere, die ins Wasser fallen und von der Strömung mitgerissen werden. Manche kommen nicht heil raus. Andere […] können sich an irgendetwas festhalten oder an irgendjemandem.“ Am beschriebenen Abend des Jahres 1981 kommt nach und nach ans Licht, zu welcher Kategorie jede der einzelnen Frauen gehört. Und schließlich wird auch über die Katastrophe des Jahres 1950 gesprochen, die vier von ihnen relativ gut verdrängt hatten.

Die Autorin schafft es, jeder ihrer fünf Protagonistinnen gerecht zu werden. Sie hat sehr unterschiedliche Charaktere erschaffen, von denen keiner ins Klischee abrutscht. Anhand der von den Frauen berichteten Erlebnisse lässt sich der Wandel Spaniens miterleben wie auch ein Stück weibliche Emanzipationsgeschichte. Gleichzeitig wartet Care Santos mit einigen überraschenden Wendungen auf. Herausgekommen ist ein kurzweiliger Roman über Freundschaft, Vergebung und die verschiedenen Arten von Liebe. Und die tröstliche Erkenntnis, dass das Leben zwar nicht mehr komplett vor den Frauen liegt, aber auch mit Mitte 40 noch voller neuer Möglichkeiten sein kann.

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Veröffentlicht am 03.12.2018

interessante Geschichte über unterschiedliche Lebensmodelle von Frauen der 50er Jahre

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Care Santos erzählt in „Als das Leben vor uns lag“ eine Geschichte über fünf Freundinnen, die im Sommer 1950 ein von Ordensschwestern geführtes Internat besuchen; eine von ihnen, Julia, stammt aus armen ...

Care Santos erzählt in „Als das Leben vor uns lag“ eine Geschichte über fünf Freundinnen, die im Sommer 1950 ein von Ordensschwestern geführtes Internat besuchen; eine von ihnen, Julia, stammt aus armen Verhältnissen, wurde von den Schwestern aufgenommen und ist diesen als Ausgleich stets zu Diensten. Bei den anderen Vier handelt es sich um die Zwillinge Olga und Martha, Lolita und Nina.

Olga, von der Härte der Klosterfauen inspiriert, führt die Gruppe an, initiiert ein Pfänderspiel, auch am letzten Schultag im Jahre 1950, das diesesmal ausser Kontrolle gerät und mit Julias Entfernung aus der Schule endet. Was genau geschah bzw. welche Details Julia betreffen erfährt der Leser erst später.

Nach 30 Jahren treffen sich die fünf Freundinnen wieder; zunächst essen vier von ihnen zusammen, tauschen sich aus und spielen, leicht angesäuselt, wieder das Pfänderspiel. Ich muß gestehen, dass mich diese Idee erst nicht besonders begeistert hat, denn es wirkt auf mich nicht sehr glaubhaft, dass sie mit 45 Jahren wieder dieses Wahrheits-Pfändespiel spielen wollen. Keine versucht über ihre letzte gemeinsame Nacht im Internat zu sprechen, keine bedauert irgendetwas - „wir waren noch Kinder“ - tja, so benehmen sie sich jetzt auch. Und doch war das, was während dieser Spielrunde erzählt wurde, manchmal auch ganz geschickt über Bande gespielt, sehr interessant und spannend erzählt.
Später gibt es auch das Treffen zu Fünft und eine Aufklärung der Erlebnisse vom Sommer 1950 und in der heutigen Zeit.


Die Geschichte selber fand ich ausgesprochen reizvoll, war es doch eine Zeitreise in das Rollenverständnis und die Möglichkeiten der Frauen in den 50er Jahren. Auch wenn der Roman in Spanien spielt so liest man im Hintergrund immer wieder Erlebnisse und Auswirkungen politischer Einflüsse und des Krieges mit, von Verrat, Verleugnung, Schuld und Sühne und eben auch, wie unterschiedlich Frauen ihr Leben planen und gestalten.
Wie im richtigen Leben finden sich auch in diesem Roman ganz unterschiedliche Fauenrollen wieder, unter anderem die gutsituierte Gattin, die mehreren Kindern das Leben schenkte, sich selber einen goldenen Käfig baute und sich den anderen überlegen fühlt, eine selbständige, erfolgreiche Frau oder eine, die aus vielen Hindernissen stark hervorgegangen ist und von den fünf Frauen eindeutig am meisten beeindruckt.
Die Autorin hat diese Geschichte spannend erzählt und die einzelnen Schicksale interessant verwoben; manchmal war da schon etwas zuviel an Zufall im Spiel, aber genau das passiert im wirklichen Leben ja auch. Der Roman war für mich recht stimmig und abgerundet, fesselte beim Lesen und zeigte die Möglichkeiten dieser Generation an Frauen sehr anschaulich auf.

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Veröffentlicht am 02.12.2018

Preisgekrönt

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Auf diesen preisgekrönten spanischen Roman war ich sehr neugierig. Ich kann sagen, dass er meine Erwartungen noch übertroffen hat.

Zunächst zeichnet er sich durch eine äußerst raffinierte Konstruktion ...

Auf diesen preisgekrönten spanischen Roman war ich sehr neugierig. Ich kann sagen, dass er meine Erwartungen noch übertroffen hat.

Zunächst zeichnet er sich durch eine äußerst raffinierte Konstruktion aus. Wir begegnen den fünf Klosterschülerinnen Julia, Nina, Lola sowie den Zwilligen Olga und Marta 1950. Während eines kindlichen Pfänderspiels werden Grenzen übertreten und die Wege der Mädchen trennen sich kurz darauf. Doch was genau vor allem Julia damals widerfahren ist, darüber tappen wir lange im Dunkeln.

Dreißig Jahre später kommt Olga auf Anregung ihres Mannes auf die Idee, im Restaurant ihrer Schwester Marta ein Treffen der alten Mädchengruppe zu veranstalten. Bis es zu dieser Begegnung kommt, erfahren wir in verschiedenen Kapiteln aus Sicht der nun reifen Frauen, wie es ihnen bis zu diesem Tag ergangen ist, wobei auch durchaus unerwartete Verknüpfungen der Lebenswege zum Vorschein kommen.

Endlich ist der Abend da, und wieder erfolgt das Pfänderspiel. Bis alle Geheimnisse der Vergangenheit und Gegenwart gelüftet sind, überschlagen sich die Ereignisse und es gilt, nicht nur Affären, einen Unfall und eine Geburt zu verkraften.

Die Autorin punktet mit faszinierenden Frauenfiguren, lebensklugen Wahrnehmungen und einer stets durchdachten Handlung, die den Roman zu einem wahren Vergnügen machen.

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Veröffentlicht am 30.11.2018

Ein Wiedersehen nach drei Jahrzehnten

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Die fünf Freundinnen Marta, Lolita, Olga, Nina und Julia besuchen eine Klosterschule und abends treffen sich die Mädchen im Schlafsaal zu einem Pfänderspiel. Dabei kommt vor allem Julia nicht ungestraft ...

Die fünf Freundinnen Marta, Lolita, Olga, Nina und Julia besuchen eine Klosterschule und abends treffen sich die Mädchen im Schlafsaal zu einem Pfänderspiel. Dabei kommt vor allem Julia nicht ungestraft davon und sie wird in einer prekären Lage von den Nonnen erwischt. Olga und Marta, die beiden Schwestern, werden am nächsten Tag von ihrer Mutter und dem neuen Mann abgeholt und so bricht diese Mädchenrunde auseinander.

Dreißig Jahre später kommt Olgas Ehemann auf die Idee, dass seine Frau sich doch noch einmal mit den alten Schulkameradinnen treffen könnte. Olga findet die Idee toll und macht sich sofort ans Werk. Da ihre Schwester gerade ein Restaurant eröffnet, ist der Treffpunkt schnell gefunden.

Auch wenn man die fünf Freundinnen nur an diesen beiden Abenden erlebt, eben bei dem Pfänderspiel und dann dreißig Jahre später, beschreibt die Autorin es doch schon sehr gut, was die Frauen in der Zwischenzeit erlebt und geleistet haben. Auch an dem Abend werden noch viele Kreise geschlossen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr angenehm lesen und beim Lesen wurden für mich auch alle wichtigen Fragen über die fünf Frauen und ihre Leben geklärt. Weil man sich ein recht genaues Bild der Frauen macht, wachsen sie einem beim Lesen auch mehr oder weniger ans Herz. Über einige Frauen hätte ich gerne noch mehr erfahren, aber allgemein fand ich die Geschichte sehr rund und stimmig.

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Veröffentlicht am 30.11.2018

Verhängnisvoller Abend

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Als das Leben vor uns lag – diese Geschichte beginnt im Jahr 1950. Da gab es diesen verhängnisvollen letzten gemeinsamen Abend für fünf junge Mädchen in einer Klosterschule. Ein Pfänderspiel sollte zur ...

Als das Leben vor uns lag – diese Geschichte beginnt im Jahr 1950. Da gab es diesen verhängnisvollen letzten gemeinsamen Abend für fünf junge Mädchen in einer Klosterschule. Ein Pfänderspiel sollte zur spannenden und lustigen Unterhaltung beitragen. Doch schon bald lief das Spiel aus dem Ruder und keines der Mädchen wusste etwas über den Ausgang und darüber, was aus den Mädchen geworden ist.
Erst 30 Jahre später haben sich die ehemaligen Schulfreundinnen noch einmal getroffen, um einen Abend gemeinsam zu verbringen und zu erfahren, wie ihre Lebensgeschichten sich entwickelt haben.
Neugierige Fragen gab es: Was ist aus der dicken Olga geworden? Im Internat und dort auch gerade am letzten Abend hatte sie das große Sagen, war die Zeremonienmeisterin, sehr dominant, skrupellos und ziemlich taktlos. Ihre Zwillingsschwester Marta war genau das Gegenteil: schlank, eher ruhig und zurückhaltend und meistens nicht mit Olgas Verhalten einverstanden. Nina war mit ihren 13 Jahren ein Jahr jünger als die anderen Mädchen. Ob das Handlesen immer noch ihre große Leidenschaft ist? Julia war die einzige, die niemanden hatte, der für ihren Aufenthalt im Internat bezahlt hat. Dafür musste sie selbst hart arbeiten, putzen und die anderen bedienen. Aber Julia hat sehr gern gelernt und dafür, dass sie den Unterricht besuchen durfte, die Strapazen in Kauf genommen. Für Olgas Bosheiten musste Julia häufig herhalten. Doch zum Glück gab es noch Lolita, die Fünfte im Bunde, die immer versuchte, Julia beschützend beizustehen.
Auf sehr angenehme emotionale Weise erzählt die Autorin die Lebenswege der unterschiedlichen Frauen und ich fühlte mich gut mitgenommen. Ich bewundere, wie die Wege, die jede Frau auf ganz unterschiedliche Weise gegangen ist, als eigene Geschichten beschrieben und dann miteinander verknüpft worden sind und wie alles am Ende zu einer einzigen großen Geschichte geworden ist.
Am Ende bleibt Raum für eigene Spekulationen, die während der gesamten Geschichte auch schon Platz hatten.
Das Buch hat mir vergnügliche Lesestunden bereitet und ich empfehle es gern weiter. Am besten würde mir gefallen, wenn es noch eine Fortsetzung geben würde.
(Über die nächsten 30 Jahre könnte ja schon wieder berichtet werden.)

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