Fünf Frauen – Fünf unterschiedliche Lebensentwürfe
In „Als das Leben vor uns lag“ ist ein Roman über fünf ganz unterschiedliche in Spanien aufwachsende und lebende Frauen. Sie alle haben eine gemeinsame Vergangenheit, da sie zusammen ein Klosterinternat ...
In „Als das Leben vor uns lag“ ist ein Roman über fünf ganz unterschiedliche in Spanien aufwachsende und lebende Frauen. Sie alle haben eine gemeinsame Vergangenheit, da sie zusammen ein Klosterinternat für junge Mädchen besucht haben. In dieser Zeit spielen sie wiederkehrend ein Spiel mit dem Namen „Pfänderspiel“. Das autoritärste Mädchen, Olga, ist die Spielleiterin und denkt sich verschiedene Aufgaben aus. Meistens brauchen die Mädchen viel Mut, um die Aufgaben zu bewältigen, da meistens die Regeln des Klosterinternats gebrochen werden. Zuvor geben sie dafür ein „Pfand“ ab. Ziel ist es die Aufgabe zu meistern, um das Pfand zurückzugewinnen. An einem besonderen Abend (für drei Mädchen der letzte Abend des Internatlebens) verabreden sich die Mädchen, um ein letztes Mal gemeinsam das Spiel zu spielen. Diesmal denkt Olga sich eine ganz besonders herausfordernde Aufgabe aus: Die Mädchen sollen sich in die Unterbringung des „Klosterdeppen“ (einem geistig behinderten jungen Mann) schleichen und ihm eine Haarsträhne abschneiden. Doch bei dieser Aufgabe geht etwas schief: Als Julia als Letzte die Aufgabe meistern soll, hören die übrigen Mädchen nur ihre Schreie und das Stöhnen des „Klosterdeppen“ – anschließend sehen die Mädchen Julia nicht wieder und erfahren von den Nonnen auch nicht, was sie mit ihr gemacht haben.
30 Jahre später beschließt Olga wieder Kontakt zu ihren ehemaligen Schulkameradinnen aufzunehmen und lädt sie zu einem Abendessen ein. Dabei erzählen sich die Frauen von den vergangenen Jahren und was in dieser Zeit passiert ist.
Der Leser wird in fünf ganz unterschiedliche Lebensentwürfe, Biografien und gesellschaftliche Vorstellungen des Spaniens des letzten Jahrhunderts eingeführt. Nebenbei werden auch historisch und politisch bedeutsame Entwicklungen aufgegriffen, wie z.B.: die Einführung des neuen Scheidungsgesetzes, der politischen Entwicklung nach Franko und die Wahrnehmung der Beatles und der Hochzeit von Charles und Lady Diana. Das Buch besticht damit vor allem aus der Kombination dieser zwei unterschiedlichen Seiten. Auch der Erzählstil des Buches ist etwas Besonderes. So wird zunächst über eine Frau mit ihrer Vergangenheit und ihren Entwicklungen berichtet. Dabei trifft sie auf eine zweite Frau. Doch bevor diese Begegnung geschildert wird, wird die Vergangenheit der zweiten Frau geschildert. Auf den ersten Blick kann das zu Verwirrungen beim Lesen führen. Nach und nach ergibt sich dadurch aber ein besonderes Gesamtbild. Darüber hinaus ist es ein Roman, der viele kleine Details beschreibt, die im Laufe der Geschichtsentwicklung eine Bedeutung bekommen – als Leser sollte man ganz besonders auf diese Details achten. Für mich war dieses Buch eben auch durch die unterschiedlichen Biografien der Frauen mit ihren unterschiedlichen Motiven sehr lesenswert und ich empfehle es auf jeden Fall weiter!