Leserunde zu "Land im Sturm" von Ulf Schiewe

Ich hätte mir um die 1000 Seiten wirklich keine Sorgen zu machen brauchen. Allein dieser Abschnitt hat sich so flüssig und gut lesen lassen, dass man gar nicht erst zu dem Gedanken kam, dass man eine Pause einlegen wollte oder, wie viele Seiten noch vor einem liegen.

Zu den Charakteren lässt sich sagen: Ich habe Arnulf so sehr ins Herz geschlossen, als am Ende rauskam, dass Hedi Milan liebte, musste ich total weinen.
Der arme Arnulf hat so ein gutes Herz und doch wird er immer wieder vom Unglück eingeholt. Er akzeptiert die Kinder, obwohl sie nicht von ihm sind, rettet Milan, rettet Hedi usw. Er hat es einfach nicht verdient:/
Dem Autor ist es auf jeden Fall gelungen, die Charaktere realistisch aufzubauen.

Auch die Erzählweise konnte mich überzeugen. Es gab keinen einzigen Satz, über den ich gestolpert wäre o.Ä.
Zeitraffer waren klug eingesetzt, ebenso wie an den passenden Stellen ins Detail gegangen wurde.

Bis jetzt möchte ich also sagen: Mir ging dieses Buch wirklich nahe. Die Stellen, an denen der Kampf beschrieben wurde, sind nicht allzu prutal beschrieben worden, dennoch war es für eine empfindliche Seele wie mich ziemlich stark.
Es kam nicht selten vor, dass ich weinen musste.

Und, was mich ein wenig verwirrt: Wieso packt man eigentlich alle 5 Teile in ein einziges Buch? Ich weiß micht, aber ich finde, man hätte daraus auch einzelne Bände machen können, die dann nicht so klobig und schwierig mitzuschleppen wären.

LG
Katharina Hohenfels

Was soll ich sagen...ich bin gefangen in der Geschichte. Ich lese sehr gerne historische Romane, hatte allerdings ein wenig Angst, dass die geschichtlichen Aspekte einen sehr großen Raum einnehmen. Dies ist aber gar nicht der Fall. Ulf Schiewe streut die Fakten ein, erklärt an geeigneter Stelle, aber der Fokus liegt für mich ganz klar bei den Menschen. In diesem Fall bei Arnulf, ein Charakter der mir von Anfang an sympathisch war.
Ich litt mit Arnulf als Gisela ihn verraten hat, um ihre eigene Haut zu rettend und Arnulf so gezwungen war zu kämpfen. Im Gefecht gegen die Ungarn bangte ich um sein Leben. Das er Milan gerettet hat, hat mich erst überrascht, aber eigentlich war es die ganze Zeit klar, dass Arnulf niemand ist, der des Tötens Willens tötet.
Als Eberhard auftaucht dachte ich, jetzt ist es ganz vorbei, aber Arnulf bricht auf in einen neuen Abschnitt seines Lebens. Milan und Hedi( das kam wirklich überraschend) bleiben zurück, er nimmt nur den kleinen Arnulf mit. Wird er dort endlich ein Leben finden, frei von der Angst aufgeknöpft zu werden. Wird er noch einmal auf Ewald treffen? Freue mich jetzt schon auf den nächsten Abschnitt

Ich seh schon, du bist genauso begeistert wie ich. Habe Arnulf auch ins Herz geschlossen, und auch der Erzählstil gefällt mir genauso gut.
Zu den Einzelbänden.....ich finde es ganz gut so, dass es ein einzelner Band geworden ist, denn wenn es zu komplex wird, ist es manchmal auch nervig auf die Fortsetzungen zu warten. Das ging mir bei der Warringham-Reihe von Gable so. Aber jedem das seine.

Mir hat der erste Abschnitt sehr gut gefallen. Die Seiten lasen sich schnell weg. Ich mag den Schreibstil und wie alles so bildhaft beschrieben ist, dass man es sich so gut vorstellen kann. Auch gefallen hat mir ein gelegentliches Wiedererkennen historischer Figuren, über die ich in Rebecca Gablés "Die Fremde Königin" gelesen hatte. Otto, Luidolf, Konrad etc.
Es passierte im ersten Abschnitt wirklich schon sehr viel, das war spannendes Lesefutter. Arnulf hat so einiges mitmachen müssen. Er tat mir sehr leid, als Gisela ihn so schändlich verraten hat, aber das war eigentlich nicht anders zu erwarten, er hätte sich auf die Tändelei nicht einlassen sollen. Trotzdem, seine Heimat verlassen zu müssen war sicher hart. Nicht zu wissen, ob sein Vater wieder ganz gesund ist und überhaupt so von jetzt auf gleich die Familie zu verlieren und ein Leben auf der Flucht zu führen. Dann die Kampfhandlungen, die er mitmachen muß und wobei er sich erstaunlich wacker schlägt. Und schließlich noch ein Verrat: von seinem besten Freund und von Hedi. Das hat mich sehr betroffen, das hab ich nicht voraus gesehen. Ich fand es erstaunlich verständnisvoll, wie Arnulf auf Hedis Affäre mit seinem Freund Milan reagiert. Auch wenn er das schon geahnt hat ist es doch ein heftiger Verrat von beiden. Naja, aus inniger Liebe hat er Hedi wohl nicht geheiratet, eher aus Verantwortungsgefühl, nehme ich an. Ich bin gespannt, wie es ihm und Hedis Sohn im Norden ergehen wird.

Haben alle mitbekommen, dass der 2. Abschnitt nun bis Seite 398 geht und nicht mehr bis Seite 298, wie im Begleitschreiben steht?

Siehst, so lesen sich 100 Seiten ratz-fatz weg, eh du dich versiehst. Es freut mich, dass dir der erste Teil gefallen hat.

Mit Schlachtszenen ist das immer so eine Sache. Ich möchte sie realistisch darstellen, aber nicht zu blutrünstig.

Der Ablauf dieser so bedeutenden Schlacht war genau wie beschrieben. Auch der Kampf um Augsburg und der wehrhafte Bischof. In Augsburg gibt es ein Denkmal, das bis heute an ihn erinnert.

Ein historischer Roman soll ja kein Sachbuch sein. Deshalb bemühe ich mich, die geschichtlichen Fakten so einzubauen, das sie ganz natürlich zur jeweiligen Szene passen und von den Figuren erlebt oder erklärt werden. Der Leser soll sie so erleben, wie die Figuren es jeweils tun.

Es war gerade die Idee diese Buchs, eben keine Serie zu schreiben, sondern die Entwicklung Deutschlands in einem einzigen Buch darzustellen und dies durch fünf besonders bedeutende Episoden. Der Sieg über die Ungarn war von großer Bedeutung. Dadurch kehrte endlich Frieden in Deutschland ein, der König konnte seine Macht festigen und er ließ sich infolge zum Kaiser krönen. Dies ist der Beginn des deutschen Kaiserreichs, das bis Napoleon andauerte.

Dieser Abschnitt endet eben nicht mit einem Happy End. Ich denke schon, dass Arnulf seine Hedi liebt, aber die Liebe kann eben vielschichtig sein, sich ändern. Manche Menschen sind extrem besitzergreifend, andere toleranter. Hedi hat die Ungarn gehasst - aus verständlichen Gründen -, verliebt sich aber dann doch in Milan. Arnulf muss fliehen und sein beschauliches Leben mit Hedi und Milan verlassen. So ist das Leben.

Arnulf muss hier zwar seinen Hof und seine Hedi verlassen, im Grunde ist er aber der Urahn einer langen Familiengeschichte, wie ihr im Folgenden noch lesen werdet.


Übrigens, wer hat Fragen zu den Ungarn, zu König Otto oder zu dem frühen Bayern und den Welschen? Oberbayern und die Alpen waren ja früher von Kelten besiedelt. Die Bajuwaren sind erst später eingewandert. Und diese Kelten waren romanisiert, hatten auch die lateinische Sprache angenommen. Davon sind noch heute mehrere Dialekte übrig geblieben, das Ladinisch in den Dolomiten oder das Rätoromanisch in der Schweiz. Im Inntal ist dass Romanische verschwunden. Geblieben sind geographische Bezeichnungen. Inn und Isar gehen auf das Keltische Zurück. In der Nähe, wo ich wohne, gibt es den Walchensee, das ist eigentlich der Welschensee. Welsche waren für die Germanen die Kelten. Daher auch in England die Bezeichnung Wales oder die Waliser.

Oder habt ihr Fragen zu den diversen Figuren. Die Billungs, die Familie den jungen Ritters, werden euch auch noch öfter begegnen, genauso wie die Eberhards.

Was für eine Geschichte, mir gefällt sie bisher sehr gut.

Die Beschreibung der Menschen und ihren Lebensumständen ist sehr gut, dadurch fühle ich mich mitten drin in de Geschichte.

Arnulf ist sehr sympathisch + Klever und er hat ein gutes Herz, was man ja später auch an der Rettung von Milan und der Anerkennung des kleinen Arnulf sieht.

Gisela fordert Arnulf heraus und spielt dann ein falsches Spiel (geschieht ihr recht, dass sie dann unter ihrem Stand heiraten muss), dadurch tötet Arnulf in Notwehr und das belastet ihr schwer (und treibt ihn ja leider nach Jahren wieder auf die Flucht).

Furchtbar was Hedi erleben muss.

Hedi + Arnulf haben beide schlimmes erlebt und das schweißt sie zusammen.
Nach dem Krieg um Augsburg haben sie eine Glückliche Zeit.
Doch dann eine unerwartete Kehrtwende und das Schicksal schlägt wieder zu.
Arnulf „muss“ schon wieder in Notwehr töten, den Sohn des Vogtes, und wieder fliehen.

Der Schreibstil ist klasse.
Reinstes Kopfkino. Ich kann die Menschen und Handlungen sehr gut nachvollziehen, auch die Gefühle und Beweggründe kommen gut rüber.