Leserunde zu "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen"

Die perfekte Sommerlektüre zum Schmunzeln, Weinen und Wegträumen
Cover-Bild Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Mit Autoren-Begleitung
Petra Hülsmann (Autor)

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen

Roman

Damit hatte die beliebte Musiklehrerin Annika nicht gerechnet: Aus heiterem Himmel wird sie von ihrer Traumschule im Hamburger Elbvorort an eine Albtraumschule im absoluten Problembezirk versetzt. Nicht nur, dass die Schüler dort mehr an YouTube als an Hausaufgaben interessiert sind - die Musical-AG, die Annika gründet, stellt sich auch noch als völlig talentfrei heraus. Aber wenn's einfach wär, würd's schließlich jeder machen. Annika gibt nicht auf und wendet sich hilfesuchend an Tristan, ihre erste große Liebe und inzwischen Regisseur. Von nun an spielt sich das Theater jedoch mehr vor als auf der Bühne ab, und das Chaos geht erst richtig los.


Timing der Leserunde

  1. Bewerben 26.03.2018 - 15.04.2018
  2. Lesen 30.04.2018 - 20.05.2018
  3. Rezensieren 21.05.2018 - 03.06.2018

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Fragen an die Autorin Petra Hülsmann

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Cora

Mitglied seit 07.06.2016

Lesen ist die Möglichkeit, sich in Worten zu verlieren.

Veröffentlicht am 01.05.2018 um 21:37 Uhr

Guten Abend liebe Frau Hülsmann,

erst einmal vielen Dank für den tollen ersten Leseabschnitt. Ich mag Ihre Bücher sehr wegen Ihres besonderen Hamburger Humors und wie Sie auch ernste Themen mit einem Augenzwinkern vermitteln.

Bei den Mitleserinnen und auch mir, kam oft der Vergleich zu den Fack Ju Göhte Filmen. Wurden Sie von den Filmen für Ihr Buch inspiriert oder war es eher die derzeitige aktuelle Lage wegen der Flüchtlingskinder und Einfluss der Medien (YouTube etc.)?

Viele Grüße, Cora

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Petra Hülsmann

Mitglied seit 24.05.2016

Veröffentlicht am 02.05.2018 um 15:04 Uhr

Hallo ihr Lieben,

nach ein paar Startschwierigkeiten (ich kann hier erst seit heute auf eure Beiträge antworten und selbst Beiträge erstellen), bin ich nun auch mit von der Partie.

Ich freue mich sehr auf den Austausch mit euch und auf eure Fragen. Und natürlich bin ich auch schon sehr gespannt darauf, wie der Roman euch gefällt. Immerhin seid ihr ja die ersten "richtigen" Leserinnen, die sich darauf stürzen, und das Feedback ist immer sehr spannend und aufregend für mich.

Ich hoffe, es ist okay für euch, wenn wir uns duzen? Das finde ich immer irgendwie netter.


Zitat von Cora

erst einmal vielen Dank für den tollen ersten Leseabschnitt. Ich mag Ihre Bücher sehr wegen Ihres besonderen Hamburger Humors und wie Sie auch ernste Themen mit einem Augenzwinkern vermitteln.



Oh, vielen lieben Dank! Das freut mich sehr!



Zitat von Cora

Bei den Mitleserinnen und auch mir, kam oft der Vergleich zu den Fack Ju Göhte Filmen. Wurden Sie von den Filmen für Ihr Buch inspiriert oder war es eher die derzeitige aktuelle Lage wegen der Flüchtlingskinder und Einfluss der Medien (YouTube etc.)?



Ja, als ich eure Beiträge in der Diskussion überflogen habe, habe ich schon gemerkt, dass 'Fack ju Göhte' dort ein großes Thema ist. Bei der Antwort auf diese Frage kann ich mich leider nicht ganz kurzfassen (kann ich allgemein nicht), also holt euch schon mal was zu Trinken und macht es euch gemütlich.

Ich habe den ersten 'Fack ju Göhte'-Film gesehen, für mich war diese Geschichte damit allerdings auserzählt, daher habe ich mir die Fortsetzungen nicht angeschaut. Ich denke, der Film hat mich teilweise durchaus beeinflusst oder inspiriert, denn letzten Endes beeinflusst mich ja alles auf irgendeine Art, was ich höre oder sehe. Der Film hat mich aber nicht in dem Sinne inspiriert, dass ich ihn gesehen und mir gedacht habe 'So etwas will ich auch schreiben'.

Wirklich inspiriert haben mich LehrerInnen, ErzieherInnen und SozialpädogInnen aus meinem engeren Familien- und Freundeskreis. Die erzählen immer viel aus ihren Jobs und ich dachte total oft, dass man aus ihren Erlebnissen eine großartige Story machen könnte. Damit war auch schon die Idee geboren, über eine Lehrerin zu schreiben, die mit ihren Schülern ein Musical oder Theaterstück auf die Bühne bringt. Das Musical- oder Theaterthema kam hinzu, weil mich das persönlich interessiert und weil ja in dem Buch auch schlicht und ergreifend irgendetwas Konkretes passieren muss. Ich habe dann angefangen, die Story zu planen, und mir war schnell klar, dass es für die Lehrerin in meinem Buch nicht zu einfach werden durfte. In meinen Geschichten ist es ja immer ein Thema, dass das Leben der Protagonistin auf den Kopf gestellt wird und sie es neu ordnen und ihren Platz darin finden muss. Dazu stelle ich die Protagonistin immer vor eine schwierige Aufgabe, die sie meistern muss. Die Schule in meinem Buch konnte also keine 'easy-going-Schule' sein, sondern ich habe Annika an eine Brennpunktschule befördert. So ist diese Storyline also entstanden.

In dem Moment habe ich dann schon überlegt, ob diese Handlungselemente nicht schon reichen, um Vergleiche zu 'Fack ju Göhte' nahezu heraufzubeschwören. Ich war dann kurz davor, die Story aus diesem Grund doch nicht zu schreiben, aber damit war ich total unglücklich, weil ich sie wirklich gern erzählen wollte. Und wenn ich mich erst mal auf etwas eingeschossen habe, dann bin ich sehr unflexibel, sprich: alle anderen meiner Ideen fand ich bescheuert und hatte keine Lust auf die Storys. Letzten Endes habe ich mich dann also doch dazu entschlossen, Annikas Geschichte zu erzählen - trotz 'Fack ju Göhte' und in dem Wissen, dass mein Buch natürlich mit diesem Film verglichen werden würde.

Natürlich gibt es Parallelen und Ähnlichkeiten zwischen meinem Roman und dem Film. Die ergeben sich schon allein durch das Setting Brennpunktschule. Mit bestimmten Themen und Charakteren bekommt man es da nun mal zu tun. Wie ja einige zum Beispiel Danger aus 'Fack ju Göhte' erwähnten. Einen beziehungsweise mehrere Dangers gibt es wohl in jeder Klasse einer Brennpunktschule. Diesen Charakter, also einen leicht aggressiven, aber auch verletzlichen und verunsicherten Jungen, der voller Ängste und Selbstzweifel steckt, gibt es bei mir eben auch in Form von beispielsweise Pawel, Justin oder Jo.
Auch die Jugendsprache bzw. "Gheddosprache" hat 'Fack ju Göhte' nicht erfunden, die gibt es wirklich. Und durch das Brennpunktsetting reden 'meine' Kids eben auch so.
Auch ansonsten sehe ich gerade in den Charakteren der Jugendlichen eben auch total viele Unterschiede zu 'Fack ju Göhte'. Ich kann mich nicht an Flüchtlingskinder wie Maryam und Hamed erinnern, mit ihrem Heimweh und ihren Schwierigkeiten, sich in der neuen Situation zurechtzufinden. Oder an einen Mesut, der Gangsta Rapper werden will, obwohl er eigentlich ein total lieber Junge ist. Oder an eine Pola, die so schüchtern ist, dass sie kaum einen Ton hervorbringt. Oder an einen Meikel mit all seinen Problemen.
Was Heaven-Tanita und Chantal angeht - natürlich habe ich Chantal aus dem Film total ins Herz geschlossen und sie war sicherlich eine Inspiration für Heaven-Tanita. Gerade mit ihrer Naivität, Gutmütigkeit oder 'treudoofen' Art. Trotzdem ist Letztere für mich ein ganz eigener Charakter mit ihrem großen Wunsch, Sängerin zu werden, mit ihrem Fleiß, Ehrgeiz, und ihrem unverbesserlichen Optimismus, obwohl sie immer wieder enttäuscht wird und auf die Nase fällt.

Auch Annikas Klasse, die 9c, finde ich ganz anders als die Klasse aus 'Fack ju Göhte'. Die war ja quasi unbeschulbar und setzte sich aus den krassesten Typen zusammen. Ich erinnere mich da an die Streiche, die sie gespielt haben - war da nicht was mit Teer und Federn oder auch etwas richtig Fieses, das sie mit Karoline Herfurth gemacht haben (da weiß ich nicht mehr, was es war, nur dass ich es heftig fand)? So krass ist doch die 9c gar nicht. Klar, sie sind keine Engel, aber im Vergleich zu den Schülern aus dem Film doch schon fast harmlos.

An der Stelle seid ihr noch nicht, aber ich verrate, glaube ich, nicht zuviel, wenn ich sage, dass in meinem Roman sogar auch ein Graffiti vorkommt. Auch da habe ich lange überlegt, ob ich das drinlasse, denn natürlich gibt es das 'Fack ju Göhte'-Graffiti. Letzten Endes ist aber die Situation, aus der es entsteht, bei mir vollkommen anders als im Film, denn bei mir wird es von den Schülern ganz 'legal' als Bühnenkulisse gesprayt. Und ich fand die Message in 'meinem' Graffiti so wichtig und schön und eben auch wieder ganz anders als bei FjG, dass ich es drin gelassen habe.

Ich könnte jetzt noch stundenlang weitermachen und aufzählen, warum ich finde, dass mein Roman ein ganz eigenständiges Buch ist, obwohl es Parallelen und Ähnlichkeiten zu Story und Charakteren aus dem Film gibt. Aber so genau will es wahrscheinlich gar keiner wissen. Falls doch, hakt gerne weiter nach.

Ach so, und übrigens haben mich natürlich auch aktuelle Themen inspiriert, die mich berühren, wie zum Beispiel das Flüchtlingsthema. Ich kenne auch selbst Jugendliche im besten Teeniealter, von denen ich mitbekomme, wie sehr YouTuber und Instagramer verehrt werden. Das ist also auch mit in die Story eingeflossen.

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tanjas_bookish_view

Mitglied seit 21.03.2018

Bücher sind Portale in andere Welten Zwischen den Zeilen bin ich zu Hause!

Veröffentlicht am 02.05.2018 um 20:15 Uhr

Zitat von Petra_Huelsmann

Ach so, und übrigens haben mich natürlich auch aktuelle Themen inspiriert, die mich berühren, wie zum Beispiel das Flüchtlingsthema.



Ich finde, das ist bislang sehr gut umgesetzt worden! Ich selber habe in einer Grundschule im Sozialen Brennpunkt mit Flüchtlingen gearbeitet und bin sehr begeistert, wie authentisch es geschrieben ist.
Generell wirkt der ganze "Schulaspekt" sehr gut recherchiert und ist absolut realitätsnah.

Ich persönlich bin kein großer Fan der FJG-Filme, aber die 9c finde ich (wenn man jetzt mal über ein paar Dinge hinweg sieht) fast schon sympathisch.

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Cora

Mitglied seit 07.06.2016

Lesen ist die Möglichkeit, sich in Worten zu verlieren.

Veröffentlicht am 03.05.2018 um 13:26 Uhr

Hallo Petra,

vielen Dank für deine sehr informativen Ausführungen. Es ist interessant zu erfahren, wie ihr als Autor an die Themen kommt über die ihr schreibt und dann anschließend umsetzt.

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Kelo24

Mitglied seit 07.04.2018

Veröffentlicht am 04.05.2018 um 14:04 Uhr

Hallo Petra,

gibt es bei einem neuen Buch eigentlich auch Anregungen/WünscheÖ/Vorgaben vom Verlag für die Handlung wie z. B. im aktuellen den Themen Inklusion/Brennpunktschulen/Abordnungen von Gymnasiallehrern?

Wer oder was ist zuerst da - die Idee für eine Handlung oder für eine/n Protagonisten/-in?

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Nijura

Mitglied seit 03.05.2016

Ein Leben ohne Bücher ist machbar, aber total sinnlos.

Veröffentlicht am 04.05.2018 um 14:55 Uhr

Hallo Petra,

danke für die sehr verständliche und ausführliche Antwort :)

Profilbild von Petra Hülsmann

Petra Hülsmann

Mitglied seit 24.05.2016

Veröffentlicht am 04.05.2018 um 16:17 Uhr

tanjas_bookish_view schrieb am 02.05.2018 um 20:15 Uhr

Zitat von Petra_Huelsmann

Ach so, und übrigens haben mich natürlich auch aktuelle Themen inspiriert, die mich berühren, wie zum Beispiel das Flüchtlingsthema.



Ich finde, das ist bislang sehr gut umgesetzt worden! Ich selber habe in einer Grundschule im Sozialen Brennpunkt mit Flüchtlingen gearbeitet und bin sehr begeistert, wie authentisch es geschrieben ist.
Generell wirkt der ganze "Schulaspekt" sehr gut recherchiert und ist absolut realitätsnah.

Ich persönlich bin kein großer Fan der FJG-Filme, aber die 9c finde ich (wenn man jetzt mal über ein paar Dinge hinweg sieht) fast schon sympathisch.

Vielen Dank! Ich habe zur Vorbereitung lange mit Lehrerinnen gesprochen, die in Brennpunktschulen arbeiten bzw. gearbeitet haben. Sie haben mir von ihrem Berufsalltag und ihren Erfahrungen berichtet, denn es war mir sehr wichtig, dass der Roman authentisch wird. Natürlich habe ich hier und da auch mal die Fakten etwas verdreht, wenn es mir aus dramaturgischen Gründen besser in den Kram passte. Aber dafür ist es letzten Endes eben auch Fiktion.

Freut mich sehr, dass du die 9c schon ein bisschen ins Herz geschlossen hast.

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Petra Hülsmann

Mitglied seit 24.05.2016

Veröffentlicht am 04.05.2018 um 16:17 Uhr

Cora schrieb am 03.05.2018 um 13:26 Uhr

Hallo Petra,

vielen Dank für deine sehr informativen Ausführungen. Es ist interessant zu erfahren, wie ihr als Autor an die Themen kommt über die ihr schreibt und dann anschließend umsetzt.

Sehr gerne, dafür bin ich ja hier.

Profilbild von Petra Hülsmann

Petra Hülsmann

Mitglied seit 24.05.2016

Veröffentlicht am 04.05.2018 um 16:29 Uhr

Kelo24 schrieb am 04.05.2018 um 14:04 Uhr

Hallo Petra,

gibt es bei einem neuen Buch eigentlich auch Anregungen/WünscheÖ/Vorgaben vom Verlag für die Handlung wie z. B. im aktuellen den Themen Inklusion/Brennpunktschulen/Abordnungen von Gymnasiallehrern?

Wer oder was ist zuerst da - die Idee für eine Handlung oder für eine/n Protagonisten/-in?

Hallo Kelo,

die Themen für meine Romane suche ich mir selbst. Das würde bei mir auch gar nicht anders funktionieren, denn ich kann nur die Geschichten erzählen, die ich unbedingt erzählen will. In diesem Roman sind das Themen gewesen, die mich durch mein Umfeld (es gibt sehr viele Lehrerinnen und Lehrer in meinem Familien- und Freundeskreis) schon länger beschäftigt haben und dir mir persönlich auch am Herzen liegen.

Meistens ist bei mir die Protagonistin zuerst da. In diesem Fall war es - wie ich ja weiter oben schon beschrieben habe - aber die Protagonistin mitsamt ihrem Job. Ich wollte über eine Lehrerin schreiben, die mit ihren Schülern zusammen ein Musical oder Theaterstück auf die Bühne bringt. Letzteres, weil mich das auch persönlich interessiert und weil mir da sofort etliche Ideen für die Story kamen. Dann sollte sie es an ihrer Schule aber nicht zu leicht haben, weil in meinen Romanen die Protagonistinnen ja immer vor schwierige Aufgaben und Herausforderungen gestellt werden. Also habe ich sie an eine Brennpunktschule befördert. Das waren die Grundideen zu diesem Roman, daraus hat sich alles weitere entwickelt. Bei diesem Roman war also eher die Handlung zuerst da, aber ich habe sie auf Annis Charakter und die Entwicklung, die sie durchmachen sollte, zugeschnitten.

Profilbild von Petra Hülsmann

Petra Hülsmann

Mitglied seit 24.05.2016

Veröffentlicht am 04.05.2018 um 16:30 Uhr

Nijura schrieb am 04.05.2018 um 14:55 Uhr

Hallo Petra,

danke für die sehr verständliche und ausführliche Antwort :)

Gern geschehen.