Leserunde zu "Agathe" von Anne Cathrine Bomann

Eine Geschichte über Nähe und Freundschaft, Liebe und Verbindlichkeit
Cover-Bild Agathe
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Anne Cathrine Bomann (Autor)

Agathe

Franziska Hüther (Übersetzer)

Ein alternder Psychiater zählt die Tage bis zu seinem Ruhestand. Bald wird er die Türen seiner Praxis für immer hinter sich schließen.. Doch eine letzte Patientin lässt sich nicht abwimmeln. Und die Gespräche mit Agathe verändern alles: Neue Freundschaften scheinen plötzlich möglich, neue Wege, neue Zuversicht. Eine universelle Geschichte über Nähe und Freundschaft, Liebe und Verbindlichkeit – elegant und zeitlos, voll meditativer Zärtlichkeit und subtilem Humor.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 10.12.2018 - 01.01.2019
  2. Lesen 14.01.2019 - 27.01.2019
  3. Rezensieren 28.01.2019 - 10.02.2019

Bereits beendet

Schlagworte

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Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 05.02.2019

Eine Ode ans Leben

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Paris im Jahr 1948: Ein 71-jähriger Psychiater hat nur noch wenige Monate bis zu seinem Ruhestand. Er kann es kaum erwarten und zählt bereits die letzten Tage. Die Probleme seiner Patienten sind ihm egal ...

Paris im Jahr 1948: Ein 71-jähriger Psychiater hat nur noch wenige Monate bis zu seinem Ruhestand. Er kann es kaum erwarten und zählt bereits die letzten Tage. Die Probleme seiner Patienten sind ihm egal geworden, die Arbeit langweilt ihn. Er möchte auf keinen Fall noch weitere Termine einschieben. Doch Agathe Zimmermann, eine Frau in ihren Vierzigern, ist hartnäckig und lässt sich einfach nicht von seiner Sekretärin, Madame Surrugue, abwimmeln. Durch die Treffen mit der gebürtigen Deutschen verändert sich für ihn alles…

„Agathe“ ist der gelungene Debütroman von Anne Cathrine Bomann.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus fast 40 kurzen Kapiteln mit jeweils knappen Überschriften. Eingefügt sind Auszüge aus Agathes Krankenakte sowie weitere Notizen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht des Psychiaters. Dieser Aufbau funktioniert prima.

Der Schreibstil ist sehr besonders. Er ist reduziert, aber dennoch gut verständlich, einfühlsam und eindringlich. Die Sprache ist bildstark und stellenweise poetisch. Der Autorin gelingt es auf beeindruckende Weise, mit nur wenigen Worten viel auszudrücken. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht.

Im Mittelpunkt steht – anders als es der Romantitel vermuten lässt – nicht die Frau, sondern der gealterte Psychiater. Nichtsdestotrotz spielt Agathe natürlich in der Geschichte eine sehr wichtige Rolle. Beide sind recht spezielle, aber reizvolle Charaktere, die mit ihrer liebenswerten Art meine Sympathie gewinnen konnten. Ihre Darstellung wirkt authentisch.

Das Setting hat mir sehr gut gefallen. Im Vordergrund stehen die Themenbereiche Psychologie und Philosophie. Dabei geht es sowohl um psychische Erkrankungen als auch um Lebensweisheiten. Dies macht den Roman zu einer tiefgründigen Lektüre, die zum Nachdenken animiert. Dazu passt die oft melancholisch anmutende Atmosphäre.

Allerdings stimmt der Roman nicht nur ernste, sondern auch heitere Töne an. Mehrfach konnte mich die Geschichte emotional berühren, denn es tauchen immer wieder universelle Aspekte wie Liebe, Freundschaft und Nähe auf.

Eine weitere Stärke des Romans ist es, dass er viel Raum für eigene Interpretationen und Gedanken lässt. Die schöne Botschaft der Geschichte wird dabei jedoch klar deutlich: Auch die kleinen Dinge des Lebens können glücklich machen.

Das Cover finde ich sehr hübsch. Ein indirekter Bezug zur Geschichte ist erkennbar. Der prägnante Titel wurde von dem Original übernommen.

Mein Fazit:
„Agathe“ von Anne Cathrine Bomann ist ein kurzer, aber besonderer Roman. Die Geschichte verfügt über viel Charme und zählt schon jetzt zu meinen Lesehighlights des Jahres. Eine empfehlenswerte Lektüre.

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Veröffentlicht am 04.02.2019

Wendepunkt im Leben eines Psychiaters

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Ein alternder Psychiater erwartet sehnsüchtig seinen Ruhestand, einem Countdown gleich zählt er die verbleibenden Sitzungen. Doch gleichzeitig hat er Angst vor der drohenden Einsamkeit, welche ihn erwartet, ...

Ein alternder Psychiater erwartet sehnsüchtig seinen Ruhestand, einem Countdown gleich zählt er die verbleibenden Sitzungen. Doch gleichzeitig hat er Angst vor der drohenden Einsamkeit, welche ihn erwartet, wie einer Vorstufe zum Tode gleich. Denn im Laufe seines Lebens hat er schleichend den Bezug zu den Menschen verloren.

"Es war noch nie meine Art gewesen, eine einmal in Gang gesetzte Bewegung zu unterbrechen" (Zitat S. 37)

Als seine Assistentin gegen seinen Willen Agathe als neue Patientin aufnimmt, gerät der Psychiater dank der beiden Frauen in Situationen, welche sein Leben in neue Bahnen lenken.

"Wie findet man heraus, wovor man Angst hat?!" - "Meiner Meinung nach (...) beginnt man mit seiner größten Sehnsucht." (Zitat S. 97)

Die Geschichte wird vom Psychiater selbst erzählt, wodurch man seine Gedanken und Gefühle miterlebt. Auf mich wirkte der Charakter schnell soziophob, was sich u. a. durch Teilnahmslosigkeit und Zynismus äußerste. Der Wandel hin zum Menschen, der sein altes Leben entstaubt und neue Ziele entdeckt, verläuft zunächst subtil. Hierbei ist Agathe einer von mehreren Faktoren, wobei ihr Charakter für meinen Geschmack zu blass bleibt, um den Titel zu rechtfertigen.
Agathe ist ein Buch ohne wirklich Anfang oder Ende, vielmehr beschreibt es eine Art Wendepunkt im Leben des Psychiaters, ohne eine Erklärung zu liefern, wie der Mann überhaupt in seine Isolation geraten konnte. Das Buch überzeugt durch seine poetische Sprache und regt zum Nachdenken an, kratzt jedoch für meinen Geschmack eher an der Oberfläche als dass es die Personen näher beleuchtet.

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Veröffentlicht am 02.02.2019

Federleicht und tiefgründig

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Ein nicht nur physisch gealterter Psychiater, der sich von seiner Umwelt abgekapselt hat, findet mit kleinen Schritten ins Leben zurück. Und dies durch eine Klientin, die er eigentlich gar nicht mehr annehmen ...

Ein nicht nur physisch gealterter Psychiater, der sich von seiner Umwelt abgekapselt hat, findet mit kleinen Schritten ins Leben zurück. Und dies durch eine Klientin, die er eigentlich gar nicht mehr annehmen wollte, weil er kurz vor seiner Pension steht. Sie, Agathe, die der Meinung ist, nur er könne ihr noch helfen, ist es, die den Mann zum Nachdenken bringt. Er ist lebensmüde, genervt von den Problemen seiner Klienten und er hat vergessen, warum er mal diesen Beruf ergriffen hat. Und auch seine Sekretärin, die letztendlich dafür verantwortlich ist, dass Agathe Termine erhält, und deren todkranker Mann haben Einfluss auf die Wandlung des Psychiaters.

Die Geschichte, die im Paris der 40er Jahre spielt, kommt leicht und luftig daher und ist gleichzeitig sehr tiefgründig und traurig. Dies wird für mich durch das zauberhafte Cover unterstützt. Sie regt zum Nachdenken an nicht nur darüber, wie es dazu kommen konnte, dass der Psychiater so ist, wie er ist, sondern auch über das eigene Leben.
Obwohl in der Geschichte im Grunde äußerlich nicht viel passiert, geht dennoch schleichend eine große innere Wandlung vor sich.
Agathe weckt jugendliche Gefühle in dem alternden Mann und man weiß bis zum Ende nicht, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird. Agathe selbst erscheint recht selbstbewusst, was bei ihrem biografischen Hintergrund eher verwundern könnte. Vom Vater begrapscht, was von der Mutter geduldet wurde, sollte man eigentlich davon ausgehen, dass sie ein sehr gestörtes Verhältnis zu Männern haben müsste. Das zu ihrem Mann Julien nennt sie selbst auch kompliziert. Stattdessen vermittelt Anne Cathrine Bomann eher das Gefühl, als wäre sie absichtlich geschickt worden, um den lebensmüden Psychiater zu altem Elan zu verhelfen. Er eröffnet ihr, dass sie wieder lernen muss, sich selbst zu sehen und bemerkt dadurch, dass er dies selbst verlernt hat. Indem er wieder lernt, sich selbst zu sehen, sehen ihn auch andere.
Auch die Sekretärin, Madame Surruge, trägt zu der Wandlung bei, indem sie den Psychiater mit ihrem totkranken Mann bekannt macht. Dieser konfrontiert ihn mit der Frage, wovor er Angst habe und der erschütternden Feststellung, dass er, der Psychiater, noch nie jemanden geliebt hat.
Es macht schon sehr traurig und nachdenklich, wenn man sich überlegt, wie wenig man manchmal von seinem Umfeld weiß. Dass man keine Ahnung hat, was den Nachbarn bewegt, dass man Vorurteile schafft, obwohl oder besser weil man den anderen gar nicht kennt, wie hier der taube Nachbar, der gar nicht so reagieren kann, wie der Psychiater es von ihm erwartet hätte. Eine Person, wie Madame Surruge, die seit Jahrzehnten für einen arbeitet und von der man im Grunde ebenso wenig weiß wie über den Nachbarn.

Obwohl man beim Lesen meint, es lese sich mal so schnell durch, stellt man bei genauerem Hinsehen im Nachhinein fest, dass unglaublich viel Potential in diesem kleinen unscheinbaren Buch steckt und dass Kleinigkeiten und ein wenig Umdenken Großes bewirken kann.
Unbedingt zu empfehlen!

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Veröffentlicht am 02.02.2019

Agathe oder wie das Leben so spielt....

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"Agathe" von der dänischen Autorin Anne Cathrine Bomann erschien (Hardcover, gebunden) 2019 im Hanser Verlag, München und ist eine weitere Ausgabe der Reihe "hanserblau", die sich durch ein edles Cover ...

"Agathe" von der dänischen Autorin Anne Cathrine Bomann erschien (Hardcover, gebunden) 2019 im Hanser Verlag, München und ist eine weitere Ausgabe der Reihe "hanserblau", die sich durch ein edles Cover (es sieht aus wie Leinen) und ein handliches Format auszeichnet.


Inhalt:

Fontenay-sous-Bois, Vorort von Paris, Nachkriegsjahre:

"Ein Psychiater zählt die Tage bis zu seinem Ruhestand. Die Probleme seiner Patienten erscheinen ihm längst banal, ihrem Schmerz steht er hilflos gegenüber. Doch eine letzte Patientin lässt sich nicht abwimmeln. Die Zeit mit Agathe verändert alles für ihn."
(Quelle: Buchrückentext)

Meine Meinung:

Als Leser hat man anfangs den Eindruck, dass der Psychiater ohne Namen (nachfolgend daher im Pronomen genannt) seines Berufs äußerst überdrüssig ist: Er zählt die Sitzungen, die Tage - und ist doch unschlüssig, was er nach der Berentung mit seiner Zeit anfangen solle - ja, er ängstigt sich im Grunde davor - und vor dem Älterwerden.

Seine Sekretärin, Madame Surrugue, erhält daher die Anweisung, keine neuen Patienten mehr aufzunehmen. Doch eine Patientin - die romantitelgebende Agathe - schafft es doch und der Leser erlebt einige Sequenzen der Sitzungen mit, die IHN aus der Reserve - bzw. hinter dem Diwan schräg sitzend, nach und nach herausholt und IHN, unseren Psychiater, sich mehr und mehr wieder dem Leben zuwendet. Meines Erachtens trägt hierzu eine bedeutende Rolle Madame Surrugue bei, die seit Jahrzehnten seine Administration in Ordnung hält und der sicher nicht entgangen ist, welche negative Veränderung in der Praxis mit dem Psychiater selbst vonstatten ging, denn einst hatte er einen guten Ruf und war sehr engagiert: Daher möchte sich Agathe auch nur von IHM helfen lassen...

Die kurzen Kapitel fand ich sehr passend; denn zwischen den Zeilen, die in einfacher und schlichter Sprache daherkommen, hat der Leser viele Möglichkeiten der Interpretationsmöglichkeiten. Dies macht den Roman sehr interessant. Allerdings hätten nach meinem Empfingen einige "Leerstellen" - die Vergangenheit des Psychiaters oder Agathe's betreffend, hier gut getan: Andeutungen gab es, aber oftmals keine Erklärungen, das Gelesene besser zu verstehen.

Die Lösung aus seiner (emotionalen) Erstarrung kommt auch den therapeutischen Sitzungen und damit seinen Patienten zugute: Er engagiert sich wieder und die entwaffnende Ehrlichkeit Agathe's ist wie eine Erweckung aus dem Dämmerschlaf. Allerdings empfand ich auch dies (evtl. wegen des Unwissens, in der uns die Autorin lässt) doch etwas märchenhaft und ein wenig surreal. Dennoch freut man sich mit IHM, wenn am Ende eine aufgehaltene Tür ins Café führt, genauso, wie er es sich wünschte...

Fazit:

Eine nachdenklich stimmende Geschichte in schlichter und einfacher Sprache, die diesem Roman einen gewissen Zauber gibt, über das Aufbrechen einer seelischen "Verkrustung" oder Erstarrung - und die Lust auf Nähe, die in jedem Lebensalter für die seelische Gesundheit von Bedeutung ist - mitten hinein bzw. zurück ins Leben! Besonders interessant fand ich persönlich, dass die Autorin ebenfalls Psychologin ist - sich also mit "der Materie Mensch" auskennt. Auf jeden Fall eine Hommage an (positive) Veränderungen, die in jedem Alter möglich sind!

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Veröffentlicht am 01.02.2019

Tolle Ansätze bei schwächelnder Umsetzung

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“Agathe” ist ein Roman der Autorin Anne Cathrine Bomann. Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, weil der Klappentext ganz nach meinem Geschmack klang. Ich habe mich auf eine besondere und bewegende Geschichte ...

“Agathe” ist ein Roman der Autorin Anne Cathrine Bomann. Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, weil der Klappentext ganz nach meinem Geschmack klang. Ich habe mich auf eine besondere und bewegende Geschichte gefreut, aber ob ich die auch bekommen habe? Das erfahrt ihr jetzt.
In dieser Geschichte begegnet man als Leser/Leserin einem Psychiater kurz vor dem Ruhestand. Er ist der Protagonist, als welcher er aber nicht namentlich genannt wird. Der Psychiater zählt nur noch die Tage bis zu seinem Ruhestand und ist von seiner Arbeit und den Patienten eher genervt. Doch eine neue Patientin lässt sich nicht abwimmeln – Agathe. Auch für den Psychiater ändern die Gespräche mit Agathe einiges und so scheint es plötzlich die Möglichkeit neuer Freundschaften zu geben und auch neue Zuversicht …

Der Einstieg in die Geschichte ist mir gut gelungen. Anne Cathrine Bomann hat einen flüssigen, aber auch etwas sachlichen Schreibstil, mit dem sie bei vielen Dingen, für meinen Geschmack, zuviel Raum für Interpretationen lässt. Es gibt auch einige langatmige Passagen, die mir nicht gefallen haben, weil Frau Bomann da auf Dinge eingeht, die nichts mit den wirklich wichtigen Inhalten zu tun hatten und die Handlung daher eher zäh wirken liessen. Insgesamt gab es mir zuviel Drumherum, als Momente die auf den Punkt genau das treffen, was bedeutsam ist. Das fand ich echt schade. Die Themen des Buches haben mir gut gefallen und es gibt durchaus Passagen, die zum Nachdenken anregen. Leider fand ich die Umsetzung nicht so berührend, wie ich es mir gewünscht hätte. Mir fehlte es an der Nähe zu den Charakteren und auch an ein bisschen mehr Tiefgang, besonders bei Agathe und dem Protagonisten. Vielleicht lag es mit an der Kürze des Büchleins, aber mir blieben, die Themen, die viel Potenzial hatten leider zu oberflächlich, weshalb alles eher nur angerissen, statt fertig, auf mich wirkte.

“Agathe” ist ein Roman mit Themen, die viel Potenzial bieten. Leider war mir die Umsetzung zu unausgereift und mir fehlte die Tiefe und Nähe zu den Charakteren. Es war eine nett zu lesende, etwas zähe Story, von der ich mir deutlich mehr erhofft hatte!

Meine Bewertung: 2,5 von 5

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