Leserunde zu "Der Mann, der Sherlock Holmes tötete" von Graham Moore

Ein Muss für alle Sherlock-Fans und Krimileser
Cover-Bild Der Mann, der Sherlock Holmes tötete
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Graham Moore (Autor)

Der Mann, der Sherlock Holmes tötete

Roman

Kirsten Riesselmann (Übersetzer)

Arthur Conan Doyle tritt in die Fußstapfen seiner berühmtesten Figur Sherlock Holmes: Weil Scotland Yard keinen Anlass sieht, den Mord an einem augenscheinlich leichten Mädchen aufzuklären, macht er sich selbst auf die Suche nach dem Mörder. Er schleicht durch die dunklen Straßen des viktorianischen London und landet an Orten, die kein Gentleman betreten sollte. Etwa hundert Jahre später ist ein junger Sherlock-Fan in einen Mordfall verstrickt, bei dem Doyles verschwundenes Tagebuch und einige Fälle seines berühmten Detektivs eine wichtige Rolle spielen. Zwei Morde, zwei Amateurdetektive, zwei Welten - und ein großer Lesespaß!

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Timing der Leserunde

  1. Bewerben 19.12.2018 - 15.01.2019
  2. Lesen 06.02.2019 - 26.02.2019
  3. Rezensieren 27.02.2019 - 12.03.2019

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 07.03.2019

Eine gute Mischung

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I.
Eine Gruppe von ausgewählten Sherlock Holmes Fans, Sherlockianer genannt, trifft sich aus einem wichtigen Anlass. Dass einer von Ihnen dann in die Rolle von Sherlock Holmes schlüpft um einen unerwarteten ...

I.
Eine Gruppe von ausgewählten Sherlock Holmes Fans, Sherlockianer genannt, trifft sich aus einem wichtigen Anlass. Dass einer von Ihnen dann in die Rolle von Sherlock Holmes schlüpft um einen unerwarteten Mord aufzuklären, hätte keiner vermutet. Harold, der es sich zum Ziel gesetzt hat diesen Mord aufzuklären wird von einer unerwarteten Begleitung namens Sarah unterstützt und trifft des Weiteren auf die unterschiedlichsten und merkwürdigsten Leute, die ihm nicht immer gut gesandt sind. Diese Schnitzeljagd nach dem Mörder des Sherlockianer-Mitglieds und damit weiter verbundenen Geheimnissen findet im 21. Jahrhundert statt.

Wohingegen ein paar Jahrhunderte vorher (Anfang des 19. Jahrhunderts) sich Sir Arthur Conan Doyle höchst persönlich ebenfalls auf die Suche nach einem Mörder begibt. Außerdem werden sein Ruhm und Erfolg, welcher er mit Sherlock Holmes erlangt hat, in eine etwas andere Darstellung transportiert. Begleiter und seht guter Freund während dieser schwierigen Zeit von Sir Arthur Conan Doyle ist niemand geringeres als der Graf des Dracula‘, Bram Stoker.

II.
Das Buch hat mir richtig gut gefallen.
Es gab nie ein Kapitel oder einen Abschnitt in der Geschichte, bei dem ich das Gefühl hatte, dass es mir zu langweilig wird.

Mit den Figuren bin ich zwar nie richtig warm geworden, aber das hat dem Spannungsbogen der Geschichte keinen Abbruch getan.
Harold ist mir irgendwie unsympathisch, weil er so der typische Junggeselle ist, der bemitleidet werden will, weil sein Leben ohne diese Aufklärung des Mordes so langweilig ist und er ja ach so einsam ist. Von der Beschreibung her hatte ich aber eher so das Bild von einem Mann mittleren Alters im Kopf. Der sich jetzt aber wie ein kleiner Junge benimmt, den man nicht im Sandkasten mitspielen lässt. Durch den Schreibstil von Graham Moore saß ich aber bei jedem Kapitel mit Harold vor dem Buch und wollte unbedingt wissen, wie sein Handlungsstrang weitergeht. Das hat für mich eine Art von Magie. Man empfindet keine Sympathie mit einem Charakter aber möchte seinen Handlungsstrang trotzdem unbedingt weiterverfolgen. Woran es lag? Findet es selbst heraus.

Mehr Freude habe ich bei dem Handlungsstrang von Arthur Conan Doyle empfunden, was aber auch nicht unbedingt dem Erfinder und quasi Urvater des Sherlock Holmes zu verdienen ist, sondern eher seinem Begleiter und Freund Bram Stoker. Ich finde er ist so der Ruhepol in der Geschichte, der die Situationen, in den Arthur schwarzsieht bzw. zu Übertreibungen neigt, neutralisiert und durch produktive Ideen vorantreibt. Interessant fand ich die Beschreibung, welchen Balast die Figur „Sherlock Holmes“ angeblich für Conan Doyle darstellte und ihn sogar soweit brachte, dass er Holmes in einem Roman tötete.

Ich konnte die Geschichte um Sir Arthur Conan Doyle sogar sehr Ernst nehmen und als fast real ansehen, dadurch das über ihn und seine Freunde viele „tatsächliche“ Informationen, wie sie jedem aus der „realen“ Geschichte bekannt sind, aufgegriffen wurden und von Moore in die Fiktion verwoben wurden.
Ich habe die Reihe „Sherlock Holmes“ gesehen, wo es 4 Staffeln von gibt, deren Folgen jeweils in Spielfilmlänge sind. Viele Informationen aus dieser Serie konnte ich mit dem Buch vergleichen und habe mich deswegen immer sehr nah dabei gefühlt.

Ich glaube das ist der Hauptgrund, warum ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Ich wollte immer mehr Punkte in dem Buch finden, die ich mit den „realen“ Informationen und dem realen Wissen über Sherlock Holmes, Arthur Conan Doyle und Bram Stoker vergleichen konnte. Am witzigsten finde ich den Aspekt, dass Conan Doyle Sherlock getötet hat, weil er ihm zu populär geworden ist und parallel dazu in dem Buch über eine Gruppe von intensiven Fans des Sherlock Holmes über 100 Jahre später berichtet wird, für die sogar extra Treffen arrangiert werden. Außerdem ist es auch hier wieder sehr gut mit der realen Welt zu vergleichen.

Die Welt wird weiterhin beherrscht von Büchern, Serien und Filmen über Sherlock Holmes - den Meisterdetektiv!


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Veröffentlicht am 23.03.2019

Wo bleibt der Nachschlag? :)

2

Vorsicht: Spoiler. :)


INHALTSANGABE
1900 in London. Arthur Conan Doyle, Schöpfer von Sherlock Holmes, agiert mit Unterstützung seines Freunds Bram Stoker selbst als Detektiv, da seitens Scotland Yard ...

Vorsicht: Spoiler. :)


INHALTSANGABE


1900 in London. Arthur Conan Doyle, Schöpfer von Sherlock Holmes, agiert mit Unterstützung seines Freunds Bram Stoker selbst als Detektiv, da seitens Scotland Yard keine Aufklärung eines Mords an einem augenscheinlich 'leichten Mädchen' zu erwarten ist.
Arthur schreibt alles wie üblich in einem Tagebuch nieder – in einem Tagebuch, das auch hundertzehn Jahre später eigentlich immer noch unauffindbar sein sollte …

2010 in New York. Alex Cale, der nach fünfundzwanzig Jahre andauernder Suche verkündet hat, jenes verschwundene Tagebuch gefunden zu haben – liegt tot in einem Hotelzimmer. Vom Tagebuch selbstverständlich keine Spur. Harold White, Neuzugang bei den Baker Street Irregulars, der weltweit führenden Vereinigung aller Vereinigungen, die sich den Sherlock-Holmes-Studien verschrieben haben, kann nicht anders als sich ein Beispiel am berühmten Sherlock Holmes zu nehmen …


PERSÖNLICHE MEINUNG


In Graham Moores Schreibstil kann – und darf! – man sich verlieben. Für mich könnte nahezu jeder Satz der Beginn einer neuen kleinen oder großen Geschichte sein, so schön klingen sie in meinen Ohren – und so aussagekräftig sind sie vor allem. :) Graham Moore trifft offenbar einfach exakt meinen Geschmack (mit Ausnahme von zwei, drei Sätzen, die für mich leider keinen Sinn ergeben wollen, wie oft ich sie auch zu interpretieren versuche), 'Der Mann, der Sherlock Holmes tötete' hat sich vom ersten Kapitel an einen Platz in meinem Herz und nicht nur meinem Bücherregal verdient.
Lachen und schmunzeln lässt Graham Moore mich zudem regelmäßig, wofür ich definitiv schon mal zwei Pluspunkte obendrauf legen muss.
Besonders witzig (und gleichzeitig ganz selbstverständlich auch bedrückend) finde ich manche Reaktionen auf Sherlock Holmes' Tod – ich bin zweifellos der kleine Junge aus der Karikatur in der Times … (Kindheit zerstört, Mann oh Mann …! :) Alleine die Vorstellung von einer Welt ohne Sherlock Holmes bricht mir einen Teil von meinem Herz …)
Die Mischung aus wahren Begebenheiten und Fiktion verleiht dem Roman noch zusätzlichen Charme.

- Zur Handlung oder eher: Zur Umsetzung -
Der deutsche Titel „Der Mann, der Sherlock Holmes tötete“ könnte Leser in die Irre führen – mir ist es jedenfalls passiert. Ich habe eine völlig andere Geschichte erwartet. Enttäuscht bin ich jedoch nicht, da mir Graham Moores historischer Roman (Krimifans dürften aber auch nicht enttäuscht sein) sehr gefallen hat. Dem Genre wird er gerecht und was noch besser ist: im Nachhinein muss ich sagen, dass ich nicht erwartet hätte, mich für einen Roman aus diesem Genre restlos begeistern zu können – Graham Moore hat mich zu hundert Prozent abgeholt. Meine geringfügige Abneigung gegen historische Romane? Was? Leugne ich. :D
(Klar, um einen rein historischen Roman handelt es sich hierbei nicht – ich kann aber davon ausgehen, dass es mich nicht gestört hätte, wenn doch. Graham Moore versteht das Handwerk auf jeden Fall.)

Mir fällt es allerdings immer noch schwer, die Geschichte mit dem deutschen Titel zu verbinden – Arthur Conan Doyles Entscheidung, Sherlock Holmes loszuwerden hat im Grunde nichts mit der Handlung zu tun. Oder zu wenig, dass es ins Gewicht fällt. Vielleicht seht ihr es anders. Für mich auf jeden Fall zu wenig, um den Titel danach zu wählen.
Für meine Bewertung löse ich mich also (endlich) vom deutschen Titel und orientiere mich am schönen, treffenden Originaltitel „The Sherlockian“. Autor Graham Moore möchte ich nicht bestrafen (etwas hartherzig formuliert, wofür ich mich entschuldige – 'bestrafen' ist absolut nicht böse gemeint, ich habe mich mit einem Augenzwinkern für dieses Wort entschieden! ^^).

Gelegentlich könnte das Hauptgenre glatt vergessen werden. Genau das dürfte den Roman unterhaltsam machen: ich konzentriere mich in der Gegenwart überwiegend – dank des fehlenden Einblicks in den üblichen Alltag von Protagonist Harold und seiner Begleiter, wie es Arthur und Co. in den Vergangenheit-Parts zugestanden wird –, auf die Auflösung, kann es nicht erwarten, dass sich alles klärt … und tappe in die Falle, die Graham Moore vielleicht für seine Leser ausgelegt haben könnte.
An dieser Stelle hülle ich mich nun in Schweigen und springe zum nächsten Punkt weiter. Ich verrate im Eifer des Gefechts sonst wirklich alles. :)
Auf die Handlung möchte ich in meiner Rezension also nicht gezielt eingehen. So würde ich gegebenenfalls ja nur den Spaß nehmen und das will ich nicht verantworten, ob sich potentielle Leser nun bewusst entschieden haben, sich spoilern zu lassen oder nicht.

Wenige Szenen finde ich misslungen, beispielsweise Harolds Entdeckung von Alex Cales Leichnam. Hier hätte für mich deutlicher werden müssen, wie Harolds Blick denn bitte nicht zuerst auf Alex' Leichnam fallen kann – aber wahrscheinlich zur Überraschung der Leser (ehrlich: wer ist da noch aufrichtig überrascht oder schockiert gewesen?), hat Nachwuchs-Sherlock (<- alles andere als negativ gemeint!) Harold das Unglück erst im letzten Satz dieses Kapitels feststellen dürfen, nehme ich an. Leider hat es hier also an der Umsetzung gehapert. Ich bin auch beim zweiten Durchgang schlecht gelaunt, während ich die Szene lese. ^^° Vielleicht liegt es auch einfach an der Persönlichkeit von Harold White, dass er die Entdeckung erst nach der recht gründlichen Begutachtung des Mobiliars usw. macht, aber ich muss dabei bleiben – Glaubwürdigkeit: null. (Höchstwahrscheinlich der erste Moment, in dem ich mir gedacht habe: Im Film funktioniert die Szene so. Im Roman nicht. Eine Spur meiner Befürchtung, voreingenommen zu sein – Graham Moore ist mir vor 'The Sherlockian' eben nur als Drehbuchautor bekannt gewesen –, ist aber noch vorhanden, also bin ich nicht komplett überzeugt, dass ich meiner Reaktion auf diese Szene Glauben schenken darf. Haha. ;) ^^')

Den Abschluss des gegenwärtigen Handlungsstrangs könnte ich als etwas zu gewollt bezeichnen – mache ich aber nicht. :) Wieso? Dieser Abschluss gefällt mir aus so vielen Gründen, dass die Aufzählung den Rahmen nochmal sprengen würde. Sebastians Reaktion hätte ich gerne noch gelesen, aber man kann sowieso überzeugt sein, dass er nichts vom Verbleib des Tagebuchs erfährt. Zumindest nicht von Harold und Sarah. In meiner Vorstellung jagt er Harold und Sarah gerade über den gesamten Erdball – oder lässt sie jagen. Brr, hoffentlich nicht … der Umschwung zu einem Thriller muss nicht sein. Nein – Sebastian hat bestimmt schon neue Handlanger angeheuert. Fragen sind also keine offen, der eigenen Fantasie wird aber Raum gelassen.
Den gesamten Roman empfinde ich als rund. Das Ende ist schockierend (besonders hinsichtlich Arthurs und Brams Erlebnissen; außerdem traurig wegen der Auswirkung auf ihre Freundschaft), aber rund.

- Zu den Charakteren -
Harold White ist mir sofort sympathisch gewesen – ebenso hat mich der Schreibstil mit dem ersten Gegenwartskapitel endgültig begeistert.
Harold ist ohne jeden Zweifel mein Lieblingscharakter. Arthur Conan Doyle folgt ihm mit einem nicht maßgeblichen Abstand, hat mich aber ein kleines Stück weit durch sein Auftreten nach dem Gefängnisaufenthalt verloren, obwohl ich mich mit seiner (kurzlebigen) Entscheidung anfreunden können habe. Traurigerweise hat er es nur nicht geschafft, den Knick in meiner Sympathie für ihn wieder gerade zu bügeln. :| Doch seine Schuld ist es nicht. Mir ist dieser … Wesenswandel schlichtweg zu plötzlich gekommen, ich finde keinen Zugang zu ihm, da meiner Empfindung nach nicht genug auf sein Gefühlsleben zu diesem Zeitpunkt eingegangen wird. Arthur habe ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr als den Mann wiedererkannt, der er bis zu seiner Freilassung noch gewesen ist – tatsächlich hat es sich angefühlt, als ob ich eine bis dahin unbekannte Figur kennenlerne. Bestimmt ist das so gewollt und hat somit den vermutlich vom Autor erwünschten Effekt auf die Leser, der Wandel geht mir wie gesagt nur etwas zu oberflächlich vonstatten. Dem Autor nehme ich dieses Ereignis nicht ab, Arthur im Grunde schon.
Aber: Arthur Conan Doyle muss man auf jeden Fall gern haben. Sein Herz sitzt am rechten Fleck. Mich für sich gewonnen hat er, von Anfang an und immer wieder. Ich behalte ihn in guter Erinnerung, auch wenn ich wegen erwähnter Enttäuschung ein klein wenig unglücklich bin …

Sarah für sich finde ich authentisch – wobei genau das traurig ist (darauf möchte ich nicht weiter eingehen, ich gehe in meiner Rezension allgemein schon zu sehr ins Detail).
Zwischenmenschlich betrachtet wirkt sie die meiste Zeit aber zu nüchtern auf mich. Von ihr hätte ich mir doch ein wenig mehr Gefühl gewünscht (denn lange bin ich mir nicht sicher gewesen, ob man sie mögen soll oder nicht – was ich persönlich eindeutig mit 'Ja, soll man' beantworte, weshalb es umso trauriger ist, dass man erst quasi im letzten möglichen Moment die Zweifel ihr gegenüber abwerfen und mit ihr warm werden darf. Muss das sein?), wobei sie unter anderem noch in einer Scheidung steckt – da erwarte ich nicht, dass sie die ganze Welt umarmen will und wäre selbstverständlich auch verwundert gewesen, hätte man ihr bewusstes Interesse an einer neuen Beziehung angemerkt. Etwas mehr Gefühl der positiven Art hätte es aber wirklich sein dürfen.
Oder besser gesagt: Ich denke sogar, ein fast nicht bemerkbares, aber unleugbares Knistern zwischen Sarah und Harold hätte der Geschichte (bezogen auf die Parts in der Gegenwart) gut getan, hätte ihr noch mehr Tiefe gegeben – denn ja, im direkten Vergleich mit den Charakteren aus Arthurs Geschichte und Arthur selbst könnte man Harold und Sarah etwas blasser wahrnehmen. Echtes Knistern, nicht nur das Interesse des hin- und hergerissenen Harolds. Anscheinend mögen sie sich ja und das aufrichtig, wie ganz zum Schluss nicht mehr von der Hand zu weisen ist. Da das selbstverständlich meine persönliche Ansicht ist und der Autor in dem Punkt völlig anderer Meinung sein könnte (seine Charaktere, seine Geschichte, nicht meine :)), fließt dieser Wunsch aber nicht in die Bewertung mit ein.

Vielleicht hätte Sarahs und auch Harolds Entwicklung etwas mehr Zeit eingeräumt werden sollen. Vor allem Richtung Finale und bis zum Ende passiert mir vieles zu rasch – allerdings geht es mir mit bestimmten Ereignissen zu Arthurs Zeit genauso. Wo ich vorher immer begeistert davon war, dass nicht übertrieben und nicht untertrieben wird, gehen mir manche Beweggründe und die Gefühlslagen der Charaktere (insbesondere Arthurs) leider etwas zu sehr unter. Um ein Beispiel zu nennen: nachdem Arthur das Gefängnis verlassen hat, wirkt er beinahe aus heiterem Himmel wie ein anderer Mensch. Grundsätzlich kann ich – unter anderem dank der Informationen über Arthur Conan Doyle aus den Gegenwart-Parts – seine Reaktion nachvollziehen, hier ist meiner Meinung nach aber an Worten gespart worden. Also: in bestimmten Momenten beschleicht mich das Gefühl, dass zu zielorientiert geschrieben worden ist. Durch die Handlung gehetzt werden die Charaktere und der Leser aber dennoch definitiv nicht. Das i-Tüpfelchen, das Sahnehäubchen oder wie ihr persönlich es nennt, fehlt lediglich.
Alles in allem muss ich annehmen, dass mir Sarah als Protagonistin der Gegenwart besser gefallen hätte. Harold hätte ich dann aber auf jeden Fall vermisst – und seinen Platz als Protagonist hat er sich definitiv von Anfang an verdient. Außerdem hätte Sarah vielleicht anfangs das Herz und grundsätzlich die Leidenschaft gefehlt. Ihr Beweggrund ist bis zu ihrer Rückkehr, dass sie wieder als Journalistin Fuß fassen möchte und obwohl sie sich letztendlich doch noch als – ja – guter Mensch und echte Freundin beweist, hätte ihr (meiner Meinung nach) lange die richtige Motivation gefehlt, die Geschichte zu ihrem verdienten Ende zu bringen. Daher: 'The Sherlockian' hat in mir den Wunsch geweckt, Harold White auch in anderen Geschichten zu begleiten.
Erwähnen muss ich auch Emily, die ich tatsächlich ins Herz geschlossen habe – ihr Tod hat mich schwer getroffen. Fast will ich Graham Moore nicht verzeihen.
Die Morde, denen Arthur ein Ende setzt, machen mich immer noch traurig und werden eine Weile nachhallen. Zusätzliche Pluspunkte, da ich mitgelitten habe und noch mitleide. Auch mit Arthur, den diese eine (zum Glück fiktive) Bürde immer begleiten wird. Ganz zu schweigen von meinem Mitgefühl für Bram. …

Zum Schluss möchte ich mich noch für die Einbindung von Bram Stoker bedanken. Durch seine Art muss einem das Herz aufgehen. Neben Harold und Arthur werde ich Bram Stoker garantiert nicht vergessen.


FAZIT


Graham Moore hat mit 'Der Mann, der Sherlock Holmes tötete' … oder 'The Sherlockian' … nichts falsch gemacht, von wenigen stilistischen Schwächen abgesehen – was zum Glück eine reine Frage des persönlichen Geschmacks ist. Die Leseempfehlung kann ich besten Gewissens und ohne den leisesten Zweifel aussprechen. :)

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Veröffentlicht am 03.03.2019

Vergangenheit trifft Gegenwart...

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1910: Eine junge Frau, die angeblich eine Prostituierte war, wird in einem Zimmer tot aufgefunden. Arthur Conan Doyle wird darauf aufmerksam und vermutet mehr dahinter. Mit seinem Freund Bram Stoker versucht ...

1910: Eine junge Frau, die angeblich eine Prostituierte war, wird in einem Zimmer tot aufgefunden. Arthur Conan Doyle wird darauf aufmerksam und vermutet mehr dahinter. Mit seinem Freund Bram Stoker versucht er sich selber als Detektiv, in dem er die Methoden seines Schreibhelden Sherlock Holmes zu verwendet.
2010: Harold ist überglücklich als er in die Vereinigung „Baker Street Irregulars“, die sich mit den Sherlock Holmes- Studien beschäftigt, aufgenommen wird. Kurz darauf wird ein Mitglied bei einer Konferenz in seinem Hotelzimmer tot aufgefunden. Dieser wollte am nächsten Tag das geheime, verschwundene Tagebuch des Schriftstellers Arthur Conan Doyle vorstellen. Musste er deswegen sterben? Harold beginnt zu ermitteln.

Das Cover ist ein Hingucker und hat mich zum Lesen animiert. Es wirkt düster und geheimnisvoll.
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und man fliegt nur so durch die Seiten.

Das Buch wird aus 2 Zeitebenen erzählt. Einmal die Vergangenheit um 1910, aus Sicht von Arthur Conan Doyle und die Gegenwart um 2010, aus Harold’s Perspektive.
Beide Stränge berichten von ihren Ermittlungen, Gefühlen und Gedankengängen. Sie werden immer abwechselnd beschrieben.

Harold wirkt ein bisschen unbeholfen mit seiner Art und man wird nicht wirklich warm mit ihm.
Arthur Conan Doyle wird sehr authentisch dem Leser näher gebracht. Man kann seine verändertes Verhalten über die Jahre beobachten und auch nachvollziehen.
Der Handlungsstrang von Conan Doyle hat mir persönlich besser gefallen. Man konnte sich seine Ermittlung bildlich vorstellen. Es hat Spaß gemacht London aus einer anderen Zeitebene entdecken zu könen und es war sehr interessant einzelne Berühmtheiten der Vergangenheit kennen zu lernen.

Die Ermittlung von Harold war am Anfang uninteressant, seine Art zu Ermitteln hat mich sehr gestört. Aber im Laufe seiner Aufklärungsarbeit wurde man mit der Erzählung warm und wollte am Ende die Auflösung erfahren.

An sich hat mir das Buch mit den beiden Erzählsträngen gut gefallen und ich kann es nur weiter empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.02.2019

Spannender Krimi in zwei unterschiedlichen Epochen!

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Zwei Zeiten. Zwei verschiedene Morde. Harold, ein einfaches Mitglied der Sherlockianer, wird in den Mord des bekannten Alex Cale, der ein lange verschwundenes Tagebuch von Arthur Conan Doyle gefunden hat, ...

Zwei Zeiten. Zwei verschiedene Morde. Harold, ein einfaches Mitglied der Sherlockianer, wird in den Mord des bekannten Alex Cale, der ein lange verschwundenes Tagebuch von Arthur Conan Doyle gefunden hat, verwickelt und befindet sich plötzlich nicht nur auf der Suche nach dem gestohlenen Tagebuch, sondern auch auf der Suche nach dem Mörder. Ungefähr 100 Jahre früher befindet sich Arthur Conan Doyle selbst auf er Suche nach einem Mörder, und das obwohl er doch selbst Sherlock Holmes, und damit die Detektivarbeit, fiktiv oder nicht, an den Nagel gehängt hatte."

Ich war schon immer ein großer Fan von Sherlock Holmes und so hat mich dieses Buch natürlich
sofort angesprochen. Bis Heute weiß Niemand genau, warum Conan Doyle damals Sherlock zurück brachte und das herauszufinden, wenn auch nur auf fiktionaler Basis, war schon ein Anreiz.

Lustigerweise konnte ich mit keinem der Hauptcharaktere so richting sympatisieren, aber das hat meiner Leselust absolut keinen Abbruch getan. Ich wollte wissen, wer der Mörder ist und was als nächstes passiert. Ich wurde auch einige Male durch Plottwists überrascht, was bei mir nicht ganz so einfach ist.

Alles in allem war ich sehr positiv überrascht und auch wenn es am Ende keine risiege Überraschung gab so hatte ich doch Spaß mich mit Arthur, und auch Harold und Sarah, auf die Suche zu machen!

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Veröffentlicht am 12.03.2019

Unterhaltsamer Mix aus Fakten und Fiktion

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Der zweite Roman des Autors Graham Moore ist eine Hommage an Arthur Conan Doyle und seinen berühmten Detektiv Sherlock Holmes, ein gelungenen Mix aus Fakten und Fiktion. Moore war schon mit seinem ersten ...

Der zweite Roman des Autors Graham Moore ist eine Hommage an Arthur Conan Doyle und seinen berühmten Detektiv Sherlock Holmes, ein gelungenen Mix aus Fakten und Fiktion. Moore war schon mit seinem ersten Roman um die Erfindung der Elektrizität durch Thomas Edison sehr erfolgreich und bewies bereits da, dass er neben guten Drehbüchern auch spannende Historien gut recherchiert in Romane umsetzen kann. Dies ist ihm bei dem nunmehr vorliegenden Buch „Der Mann, der Sherlock Holmes tötete“ sehr gelungen.

Der Autor Arthur Conan Doyle begibt sich auf Mörderjagd: im Stil seiner Romanfigur Sherlock Hommes, die er zuvor in einem Roman sterben ließ weil er ihrer überdrüssig war, versucht er in den Straßen des viktorianischen London zusammen mit seinem Freund Bram Stoker (der Autor von „Dracula“) den Mörder eines „leichten Mädchens“ zu finden und gelangt dabei in finstere und zwielichtige Verstrickungen.
Einhundert Jahre danach wird der Sherlockianer Harold in einen mysteriösen Mord-Fall verwickelt, bei dem es um das verschollene Tagebuch des von ihm verehrten Autors Arthur Conan Doyle und um einige berühmte Fälle von Sherlock Holmes geht.

Graham Moore spielt geschickt mit Fakten und Fiktion, sowohl in der Vergangenheit als auch im Gegenwartsplot. Abwechselnd und wie bei einem komplizierten Puzzle ergeben sich die Zusammenhänge um den leicht arroganten und etwas kauzigen Schriftsteller Doyle, der sich wie sein berühmter Detektiv mit der Dummheit der Scotland Yard-Beamten herumschlägt und mit verärgerten Lesern seiner Romane zu tun hat, und um den tölpelhaften und eher unbedarften Harold, der bei den Ermittlungen liebenswert, wenn auch oft ungeschickt, voranschreitet und sich selbst übertrifft.
Mit feinem Witz, spannend und mit großer Lust an Fabulieren bietet Graham Moore dem Leser seine Geschichte dar, die nicht tiefsinnig, aber dafür durchaus unterhaltsam ist.
Mir gefiel der historische Bezug zu realen Figuren und die Krimigeschichte ganz ausgezeichnet, etwas weniger spannend fand ich hingegen den Gegenwartsteil, weshalb ich einen Stern in der Bewertung abziehe. Doch lesenswerte Unterhaltung ist das Buch auf jeden Fall.

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