Leserunde zu "Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig

Totale Überwachung, Diktatur und künstliche Intelligenz
Cover-Bild Die Unvollkommenen
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Mit Autoren-Begleitung
Theresa Hannig (Autor)

Die Unvollkommenen

Roman

Bundesrepublik Europa, 2057: Es herrscht Frieden in der Optimalwohlökonomie, einem lückenlosen Überwachungssystem, in dem mithilfe von Kameras, Linsen und Chips alles erfasst und gespeichert wird. Menschen und hochentwickelte Roboter sollen Seite an Seite leben. Störenfriede werden weggesperrt.

So auch die Systemkritikerin Lila. Als sie im Gefängnis aus einem künstlichen Koma erwacht, stellt sie fest, dass ihr schlimmster Albtraum wahr geworden ist: Die BEU wird von einer KI regiert. Samson Freitag wird als Gottkönig verehrt und erpresst von den Bürgern optimalkonformes Verhalten. Für Lila steht fest, dass sie Samsons Herrschaft und die Entmündigung der Menschen beenden muss. Ihr gelingt die Flucht, doch Samson spürt sie auf und bietet ihr einen Deal an, den Lila nicht ausschlagen kann ...

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 06.05.2019 - 26.05.2019
  2. Lesen 10.06.2019 - 30.06.2019
  3. Rezensieren 01.07.2019 - 14.07.2019

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 01.07.2019

Beginnt stark, endet schwach

5

"Die Unvollkommenen" ist der Folgeband der mehrfach ausgezeichneten Dystopie "Die Optimierer" und stammt aus der Feder von Theresa Hannig. Vom Aufbau her kann das neue Werk der Autorin durchaus ohne Vorkenntnisse ...

"Die Unvollkommenen" ist der Folgeband der mehrfach ausgezeichneten Dystopie "Die Optimierer" und stammt aus der Feder von Theresa Hannig. Vom Aufbau her kann das neue Werk der Autorin durchaus ohne Vorkenntnisse als Einzelband gelesen werden. Die Handlung spielt fünf Jahre nach dem ersten Buch - fünf Jahre, in denen sich die Welt weiter verändert hat. Daher wird es auch für Leser des ersten Bandes einige Überraschungen geben.

Europa im Jahr 2057: Dank der entstandenen Optimalwohlökonomie und einer vollkommenen Überwachung der Menschen herrscht Frieden. An der Spitze der Macht steht eine KI, die wie ein Gott verehrt wird. Verbrecher werden weggesperrt und mit Medikamenten und Gehirnwäsche ruhiggestellt. Die Systemgegnerin Lila erwacht nach fünf Jahren Verwahrung in einem überaus luxuriösen Gefängnis, das auf den ersten Blick keine Wünsche offen lässt. Doch dann erfährt Lila mehr über Samson Freitag, die KI, die Europa regiert. Bald hat sie nur noch ein Ziel: Samson Freitag aufzuhalten und seine Macht über die Menschen zu brechen.

Der Einstieg in das Buch ist mir dank des flüssigen Schreibstils sehr leicht gefallen. Obwohl ich den Vorgängerband "Die Optimierer" nicht kenne, konnte ich mich auf Anhieb gut orientieren und in der Geschichte zurechtfinden. Gemeinsam mit der Protagonistin Lila entdeckt man die von der Autorin erschaffene Welt. Nachdem Lila fünf Jahre lang in Verwahrung war, hat sich vieles verändert. Die technologisch hoch entwickelte Welt der Zukunft mit dem System der Optimalwohlökonomie konnte mich von Anfang an in ihren Bann ziehen. Das Ergebnis scheint auf den ersten Blick hervorragend zu sein: In der Bundesrepublik Europa herrscht Frieden und das Leben aller Bürger wurde "optimiert". Menschen und Roboter leben Seite an Seite und alles scheint reibungslos zu funktionieren - bis man einen Blick hinter die Kulissen wirft. Der Frieden wird durch totale Kontrolle, lückenlose Überwachung, Gehirnwäsche und chemische Substanzen gewahrt. Über allem steht eine Künstliche Intelligenz, die alle Strippen in den Händen hält und wie ein Gott angebetet wird. Diese Grundidee hat mir wahnsinnig gut gefallen und die Autorin punktet mit einer überaus gelungenen Umsetzung. Der Schreibstil ist prägnant und klar, teilweise schon regelrecht kühl und passt perfekt zu der kalten, emotionslosen Welt der Zukunft. Beim Lesen kommen sehr viele Fragen auf über Themen, mit denen man sich ansonsten weniger beschäftigt. Was macht das Menschsein aus? Wo sollten aus wissenschaftlicher Sicht Grenzen liegen? Was bedeutet Glück? Wie intelligent darf eine KI sein? Die Autorin gibt wirklich spannende Denkanstöße. Bis zum letzten Abschnitt des Buches hätte ich glatte fünf Sterne vergeben. Doch leider hat mir gerade der wichtigste Teil des Buches nicht gefallen: Das Ende. Man wartet die ganze Zeit gespannt auf den großen Knall, ein spannendes Finale voller Überraschungen. Unvorhersehbare Wendungen gibt es zwar, aber leider nicht im positiven Sinne. Das Ende wird wahnsinnig schnell abgehandelt und wirkt in meinen Augen einfach nur unglaubwürdig. Zumal dem Leser keinerlei Beweggründe für die Handlungen der Protagonisten geliefert werden. Das Finale des Buches hat mich leider sehr enttäuscht zurückgelassen, da es nicht authentisch wirkt und viel zu offen ist. Zudem gibt es einige Szenen im Buch, die nicht weiter erklärt oder am Ende nochmal aufgegriffen werden. Nach Aussage der Autorin ist kein weiterer Band geplant, der die vielen losen Enden aufgreifen könnte.

"Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig ist eine Dystopie, die stark beginnt und schwach endet. Zu Beginn war ich richtig begeistert. Die Handlung ist spannend und regt sehr viel zum Nachdenken an. Doch leider wartet man am Schluss vergeblich auf ein großes Finale. Das Ende wird rasend schnell abgehandelt und ist zudem zu offen. Viele Fragen werden nicht beantwortet und man weiß eigentlich nicht so richtig, was die Handlungen von Lila letztendlich bewirkt haben. Für einen Reihenabschluss genügt mir dieses Ende einfach nicht. Daher kann ich schweren Herzens nur drei Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 11.07.2019

Jeder an seinem Platz

4

"Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig, kann als Fortsetzung von "Die Optimierer", oder aber auch einzeln gelesen werden. Auch ohne Kenntnisse der Vorgeschichte, kommt man hier super leicht in die Geschichte ...

"Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig, kann als Fortsetzung von "Die Optimierer", oder aber auch einzeln gelesen werden. Auch ohne Kenntnisse der Vorgeschichte, kommt man hier super leicht in die Geschichte rein und Zusammenhänge werden ausreichend erklärt. Vorsicht jedoch: Wenn ihr vor habt, "Die Optimierer" auf jeden Fall noch zu lesen, dann solltet ihr dies zuerst machen, da ihr euch sonst spoilert.

Bundesrepublik Europa, im Jahr 2057. Lila hat die letzten 5 Jahre, ihre Strafe wegen Hochverrats in der Verwahrung verbracht. Nun hat sie die Chance auf Bewährung, die sie in einem Internat in Kühlungsborn absitzen muss.
Dort trifft sie auf Eoin Kophler, mit dem sie die gemeinsame Flucht wagt.
Doch einmal aus dem Internat, verläuft alles ganz anders als geplant.
Samson Freitag wird inzwischen wie ein Gott verehrt und weis über alle Dinge Bescheid.
Und er braucht Lilas Hilfe.

Meine Meinung
Ich kam, wie beim ersten Teil, sehr leicht rein in die Geschichte. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und man kann schnell in das Geschehen eintauchen.
Das Buch startet recht spannend, die Geschehnisse im Internat sind sehr... hypnotisierend dargestellt. Man muss immer an das Schlaraffenland denken. Diesen Abschnitt fand ich sehr spannend. Leider nimmt die Spannung im Laufe der Geschichte eher ab, als zu. Ich hätte mir gewünscht, dass die Handlung etwas zügiger vorangeht und dadurch ein wenig mehr auf einzelne Geschehnisse eingegangen wird.
Zwischendurch zieht es sich etwas und am Ende wirkt es zu schnell hingezimmert.
Die Ideen sind trotzdem sehr gut und es werden auch wichtige Punkte angesprochen. Aber so richtig überzeugen konnte mich das Ganze leider nicht.

Der erste Band bleibt bei dieser Story mein Favorit, trotzdem würde ich auf einen dritten Teil hoffen. Allein schon wegen dem Ende von diesem Teil.

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Veröffentlicht am 05.07.2019

Kommt nicht an den Vorgänger ran

3

"Die Unvollkommenen" ist die Fortsetzung von "Die Optimierer". Man kann das Buch zur Not auch ohne Vorwissen lesen, allerdings würde ich doch empfehlen, "Die Optimierer" zuerst zu lesen. Überhaupt ist ...

"Die Unvollkommenen" ist die Fortsetzung von "Die Optimierer". Man kann das Buch zur Not auch ohne Vorwissen lesen, allerdings würde ich doch empfehlen, "Die Optimierer" zuerst zu lesen. Überhaupt ist der erste Band in meinen Augen der weitaus bessere und spannendere – ein Grund mehr, ihn (zuerst) zu lesen!

"Die Unvollkommenen" ist über weite Strecken zäh, die dystopische Geschichte nimmt nicht an Fahrt oder Spannung auf. Oft driftet es ins philosophische ab, was ich vorher nicht erwartet hätte und was mir hier auch nicht zusagte. Insgesamt war mir das zu langatmig, zu gedankenlastig.

Das ist schade, denn der Ansatz von Theresa Hannig ist überaus interessant: künstliche Intelligenz und die Abhängigkeit der Menschen von Technologie sind aktuelle, spannende Themen.

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Veröffentlicht am 01.07.2019

Nachdenklich und tiefgründig

2

Nachdem Lila ihre Haftstrafe in einem Schlafzustand verbracht hat, muss sie sich in der neuen Welt wieder einfinden. Dabei gibt es mittlerweile eine Optimalwohlökonomie und eine künstliche Intelligenz, ...

Nachdem Lila ihre Haftstrafe in einem Schlafzustand verbracht hat, muss sie sich in der neuen Welt wieder einfinden. Dabei gibt es mittlerweile eine Optimalwohlökonomie und eine künstliche Intelligenz, die gottähnlich alles bestimmt. Doch so ganz geheuer ist Lila alles nicht und sie will dem System auf die Spur gehen.

Genau wie die Protagonistin wird man als Leser in diese futuristische Welt geworfen und lernt mit ihr zusammen alles kennen. Und auch wenn diese Welt sehr groß und vielfältig ist, so lernt man sie nach und nach kennen und für mich war es ein bisschen wie eine Schifffahrt, bei der man immer mehr interessante Dinge entdeckt.
Zwar waren die Ideen nicht besonders neu, vieles hatte ich schon irgendwie gelesen, und manches hat sehr stark an die Klassiker 1984 und Brave new world erinnert, aber dennoch war es sehr unterhaltsam.
Außerdem hat es mich stark begeistert wie viele durchdachte Details es gibt und wie tiefgründig die Geschichte ist. Es gibt so viele Zitate, über die man Nachdenken kann und durch die man unsere aktuelle Welt mit anderen Augen sieht.
Trotzdem wird am Ende nicht mehr aus alle Details eingegangen, was vieles sehr offen lässt. Und da bin ich etwas geteiltet Meinung, denn es hat zwar einen gewissen Reiz und doch habe ich es etwas als unpassend empfunden und bin zu vielen Fragezeichen zurückgeblieben.
Die Personen dagegen waren mir total sympathisch. Sie waren leicht ungewöhnlich und genau das hat sie so interessant gemacht. So hatte man ein genaues Bild von jedem, welches sich jedoch im Laufe der Geschichte gewandelt und die Personen lebendig wirken lassen hat.

Letztendlich fällt es mir ein bisschen schwer das Buch zu bewerten, da ich das ganze Buch über auf den großen Knall oder etwas Ähnliches gewartet habe, der aber sehr dezent ausgefallen ist und die Geschichte ist nur ruhig vor sich hingeplätschert. Auf der anderen Seite fand ich die philosophischen Überlegungen und den Aufbau der Welt total interessant und war auch ziemlich begeistert davon. Da ich den ersten Teil jedoch nicht gelesen habe, kann es daran liegen, das man die Vorkenntnisse daraus braucht, um alles besser verstehen zu können.

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Veröffentlicht am 07.07.2019

Die Optimalwohlökonomie - Ein gutes Leben?

1

Inhalt:
"Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig ist die Fortsetzung von von dem ersten Teil "Die Optimierer". Man kann die Fortsetzung auch lesen, wenn man den ersten Teil nicht kennt.

Nachdem Lila ...

Inhalt:
"Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig ist die Fortsetzung von von dem ersten Teil "Die Optimierer". Man kann die Fortsetzung auch lesen, wenn man den ersten Teil nicht kennt.

Nachdem Lila 5 Jahre in der Verwahrung verbracht hat, wird sie in die Villa Baltic gebracht, das ein luxuriöses Gefängnis ist. Doch bald darauf lernt sie Khopler, der zuerst sehr sympathisch wirkt, kennen und flüchtet mit ihm aus dem Gefängnis.

Meinung:
Das Cover des Buches finde ich wirklich sehr ansprechend, vor allem da es ein Cover ist, das man nicht so oft sieht. Die Geschichte war für mich von Anfang an spannend und wirklich gut zu lesen, da der Schreibstil flüssig war. Auch wenn ich den ersten Teil nicht gelesen habe, habe ich alles verstanden und nachvollziehen können. Mit Lila zusammen habe ich ihre Welt kennengelernt, in der es viele Roboter, die Integration durch Chips und Samson, der von allen wie ein Gott verehrt wird, gibt. Das System dieser Optimalbevölkerung war wirklich sehr faszinierend, denn es hat das Leben der Menschen verbessert und den Frieden bewahrt. Aber der Frieden wurde eigentlich nur durch totale Überwachung bewahrt. Lila musste sich erstmal in der ganzen Situation zurecht finden, weil sich viel in den 5 Jahren verändert hat, was sie ja nicht mitbekommen hat. Das Buch gibt sehr viel Stoff zum nachdenken und wirft auch viele Fragen auf. Könnte es sein, dass es bei uns auch mal so sein wird? Die Spannung steigt als sie mit Khopler in Hornstein ist, weil sie dort auch noch mit Böser redet, den sie versucht hat umzubringen und deswegen dann in die Verwahrung kam. Dort lernt sie auch die Verehrer von Samson näher kennen und findet es von Anfang an sehr merkwürdig, warum er so verehrt wird. Sehr erschreckend war allerdings, dass Samson auch mit ihnen in ihren Gedanken reden konnte, da das den Integrierten kaum Privatsphäre lässt. Es gibt einige Überraschende Wendungen und viele Denkanstöße. Die Idee der Geschichte hat mir aber wirklich gut gefallen. Der letzte Teil des Buches hat mir allerdings nicht so gut gefallen, weil es ein viel zu offenes Ende war und ein bisschen schwer zu glauben ist. Außerdem gibt es ein paar Szenen, die dann nicht mehr aufgegriffen und erklärt wurden, sondern einfach so stehen bleiben, sodass man sich fragt, was genau das bedeuten sollte. Leider soll kein weiterführender Band veröffentlicht werden.

Fazit:
"Die Unvollkommenen" ist ein ein Buch mit vielen Denkanstößen und einer faszinierenden Welt. Die Spannung ist fast im gesamten Buch vorhanden, nur das lässt einem zu wünschen übrig. Insgesamt ist es aber ein lesenswertes Buch.

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