Dystopie mit einigen Schwachpunkten
Mit Feuereifer habe ich mich in den Roman "Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig vertieft. Obwohl ich zunächst noch unsicher war, inwieweit diese Fortsetzung von "Die Optimierer" ohne Kenntnisse der Vorgeschichte ...
Mit Feuereifer habe ich mich in den Roman "Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig vertieft. Obwohl ich zunächst noch unsicher war, inwieweit diese Fortsetzung von "Die Optimierer" ohne Kenntnisse der Vorgeschichte überhaupt vernünftig lesbar sein würde.
Schnell war ich eines Besseren belehrt und fühlte mich binnen weniger Seiten im Sog der Story:
Man schreibt das Jahr 2057 in der Bundesrepublik Europa. Die Gesellschaft erfreut sich einer sogenannten Optimalwohlökonomie. Mensch und Maschine (d.h. künstliche Intelligenz) haben ein ruhiges Miteinander geschaffen. Alles steht unter dem Regime des gottgleichen Samson Freitag.
Ein spannendes Thema, welches die Autorin flüssig lesbar aufs Papier gebracht hat. Sehr schnell hatte ich das erste Drittel verschlungen und mir zahlreiche Fragen zum weiteren Geschehen gestellt.
Künstliche Intelligenz begleitet uns auch heute schon regelmäßig im Alltag, so dass die von der Autorin geschaffene dystopische Gesellschaft nicht weit hergeholt erscheint und in einigen Sequenzen auch nachdenklich macht, ob und inwieweit diese Entwicklungen tatsächlich noch gut und richtig sind.
Klar, sachlich und der Thematik angemessen wird langsam Spannung aufgebaut. In meinem Kopf hat sich das Fragenkarussell schließlich immer schneller gedreht:
Wie ist der Titel "Die Unvollkommenen" zu deuten?
Was hat es mit den Träumen der Protagonistin Lila auf sich?
Was bedeuten die auffälligen Anlehnungen an die Bibel?
Wer schmiedet mit wem Allianzen?
Wie kann diese Gesellschaftsform überleben?
Auf der Suche nach Antworten, habe ich das Buch in kürzester Zeit zu Ende gelesen. Das Ende konnte dem starken Auftakt leider nicht gerecht werden. Vieles erscheint mir konstruiert, um noch mehr Tempo in die Handlung zu bringen. Auch war mir schlussendlich vieles nicht logisch nachvollziehbar.
Zu viele Handlungsstränge wurden meines Erachtens nicht zu Ende gebracht. Vielleicht war dieses eher offene Ende aber auch als Denkanstoß der Autorin an den geneigten Leser gedacht. Mir hat es so aber nicht zugesagt...