Leserunde zu "Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig

Totale Überwachung, Diktatur und künstliche Intelligenz
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Mit Autoren-Begleitung
Theresa Hannig (Autor)

Die Unvollkommenen

Roman

Bundesrepublik Europa, 2057: Es herrscht Frieden in der Optimalwohlökonomie, einem lückenlosen Überwachungssystem, in dem mithilfe von Kameras, Linsen und Chips alles erfasst und gespeichert wird. Menschen und hochentwickelte Roboter sollen Seite an Seite leben. Störenfriede werden weggesperrt.

So auch die Systemkritikerin Lila. Als sie im Gefängnis aus einem künstlichen Koma erwacht, stellt sie fest, dass ihr schlimmster Albtraum wahr geworden ist: Die BEU wird von einer KI regiert. Samson Freitag wird als Gottkönig verehrt und erpresst von den Bürgern optimalkonformes Verhalten. Für Lila steht fest, dass sie Samsons Herrschaft und die Entmündigung der Menschen beenden muss. Ihr gelingt die Flucht, doch Samson spürt sie auf und bietet ihr einen Deal an, den Lila nicht ausschlagen kann ...

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 06.05.2019 - 26.05.2019
  2. Lesen 10.06.2019 - 30.06.2019
  3. Rezensieren 01.07.2019 - 14.07.2019

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 3, KW 26, Kapitel 38 bis 39

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gusaca

Mitglied seit 02.05.2018

Ich lese also bin ich

Veröffentlicht am 24.06.2019 um 15:26 Uhr

Was für ein Finale.
Was bewirkt Lila mit der Löschung aller Daten? Steht jetzt alles auf Anfang oder bricht das vollkommene Chaos aus?
Jeder hat jeden manipuliert, wobei Samson alles gewußt hat und sich am Ende dafür entschieden hat, die Verantwortung abzugeben.
Wie kann es sein ,dass ein Roboter bzw. ein MEnsch alles LEid trägt und die Zukunft der Welt lenken kann? Die Autorin versucht sich in Gottes Gedankenwelt hineinzuversetzen. Anmaßend oder ein Versuch Erklärungen zu finden?
Die Auswirkungen der Löschung bleiben der Phantasie
des LEsers überlassen.Warum wollte Eoin das die Erinnerungen des der alten Freitag in den letzten Basileus übertragen wird? Samson zeigt am Ende mehr Weitsicht und Erkenntnis als man einem Roboter zurechnen würde.

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Dajobama

Mitglied seit 14.10.2018

Veröffentlicht am 24.06.2019 um 16:58 Uhr

Hm ja, das Ende ist wirklich sehr interessant, relativ offen. Was passiert nach der Löschung aller Daten? Totale Anarchie? Eskalation des Krieges? Es ist doch Schon viel zu viel verpfuscht worden, nun kann man doch nicht mehr einfach auf null zurückgehen... es ist glaube ich auch nicht wirklich erklärt worden, was denn diese Löschung nun alles beinhaltet.
"Was einmal gedacht, kann nie mehr zurückgenommen werden. "

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Selectionbooks

Mitglied seit 22.05.2016

"In Büchern liegt die Seele aller gewesener Zeiten." (Thomas Carlyle)

Veröffentlicht am 25.06.2019 um 07:09 Uhr

Ich muss ja sagen, dass mir das Buch bisher sehr gut gefallen hatte. Nur das Ende ist leider nicht mein Fall.
Es wurde mir einfach zu schnell abgehandelt und ist zu offen. Klar kann man alles Löschen, aber die Erinnerungen bleiben. Was ist mit den Menschen, die voll integriert waren? Sind sie überhaupt alleine lebensfähig? Ich stelle mir vor, dass sie völlig von Samson abhängig waren, wie von einer Droge. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Löschen aller Daten etwas anderes bewirkt als völliges Chaos. Zudem werden Millionen von Menschen Lila töten wollen. Sie ist die Mörderin ihres Gottes, der Ihnen das Reine Land versprochen hat. Da Lila Samsons Werk mit Sicherheit nicht wie er fortführen wird, wird sie unglaublich viele Feinde haben.

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black_nd_beautiful

Mitglied seit 01.03.2017

Erst wenn man mit Büchern in Berührung kommt, entdeckt man, dass man Flügel hat. - Helen Hayes

Veröffentlicht am 25.06.2019 um 08:00 Uhr

Ich weiß noch gar nicht so richtig was ich von dem Ende halten soll.
Irgendwie mag ich, dass es so offen ist, irgendwie würde ich aber auch gerne wissen, was die Löschung der Daten bewirkt. Beginnt nun alles bei Null? Was heißt das für die Menschen die bereits integriert sind? Nur weil die Daten gelöscht sind, ist die Technik ja nicht zwangsweise unbrauchbar... Reicht also die Löschung alleine schon für einen Neuanfang?

Außerdem muss ich ja sagen, dass mich das Hin und Her zum Schluss hin doch etwas genervt hat. Plötzlich hat jeder einen anderen Plan und natürlich spielt Lila darin die Schlüsselrolle. Das war mir einfach too much.
Allerdings war es bei mir bei "Die Optimierer" schon ähnlich. Da hat mir das Storytelling zu Beginn und im Mittelteil auch deutlich besser gefallen und gegen Ende wurde mir alles zu überspitzt und vor allem zu schnell erzählt. Das ist dann wohl einfach der Stil der Autorin und Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. :)

Insgesamt war auch der zweite Teil für mich auf jeden Fall wieder ein Buch, dass stark zum Nachdenken anregt und mich so manches deutlich kritischer sehen lässt.

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Ninimaus

Mitglied seit 08.05.2019

Nur was etwas in mir bewegt, ist ein gutes Buch.

Veröffentlicht am 25.06.2019 um 09:13 Uhr

Mir hat der dritte Teil am besten gefallen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir das ganze Buch bessert gefallen hätte, wenn ich die Optimierer vorher gelesen hätte.

Aber der Reihe nach: dass der letzte Teil so rasant abläuft, finde ich super, das reißt so richtig mit. Den Mordanschlag von Eoin auf Lila habe ich nicht verstanden, da fehlt mir der Grund.

Warum Samson unbedingt mit seiner Mutter reden wollte, erklärt sich am Ende. Ich verstehe es so, dass tatsächlich die Seele in dem Roboter weiter lebt. Das Leid von allen kann niemals von einem getragen werden, die Parallelen zu Jesus sind hier ja sicher ganz klar gewollt. Warum Samsons Seele alt ist und wieviel sie schon ertragen hat, wird nicht erklärt, aber auch hier könnte man auf Jesus schließen. Mir fehlt auch eine Erklärung, warum Samson meint, dass seine Mutter diese Aufgabe übernehmen könnte.

Lilas Entwicklung zur Revolutions-Gegnerin kommt ein bisschen plötzlich, ist aber nachvollziehbar. Ihre Entscheidung, alles zu löschen, macht die Menschen wieder frei. Sicherlich wird dadurch Chaos geschaffen, aber es gibt ja durch die Revolution bereits Chaos. Nicht-Wissen schafft wieder Raum für Entdeckungen und die Freiheit, selbst zu entscheiden. Die Wertigkeit von simulierten Gefühlen und Erlebnissen muss man natürlich für sich selbst entscheiden, ich persönlich würde aber immer lieber die Realität wählen.

Bereits heute lesen wir ja "mal eben schnell" bei Wikipedia irgendetwas nach, statt uns mit dem Menschen vor uns zu befassen. Wir suchen lieber lose Bekanntschaften übers Internet, statt mit den Menschen um uns herum auszukommen und uns für unsere Nachbarn zu interessieren.

Ich finde, diese wirklich aktuellen Themen werden im dritten Abschnitt gut auf die Spitze getrieben. Bis auf Kleinigkeiten war alles logisch und nachvollziehbar und ich konnte auch mit dem abrupten, offenen Ende gut leben. Da werde ich die nächsten Tage drauf herum denken: was wäre, wenn wenn wir plötzlich wieder auf uns gestellt wären?

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historyleser

Mitglied seit 21.04.2018

Egal, mit welchem Sachbuch man startet, es sollte die "Geschichte eines Deutschen" von Haffner sein...

Veröffentlicht am 25.06.2019 um 15:32 Uhr

Der letzte Teil las sich erneut zügig. Leider kann ich aber nicht sagen, dass es mich absolut mitgerissen hat.

Nach dem zweiten Abschnitt waren für mich etliche Fragen offen und damit war ich sehr gespannt, wie die Story zu Ende geführt wird. Ich gebe zu, es passiert viel auf den letzten rund einhundert Seiten, aber es scheint mir doch sehr konstuiert und für mich nicht immer schlüssig.

Dass schließlich die "Bösewichte" und "Machtgierigen" samt ihrer Pläne eliminiert sind und Lila ALLES in die Hand gelegt wird, konnte ich nur schwer nachvollziehen. Vielleicht hätte ich mir im Falle der "Unvollkommenen" eher ein klassisches Ende für eine Dystopie gewünscht.

Ob mit dem temporären Löschen aller Daten jetzt ein Neuanfang denkbar ist, oder alles ins Chaos stürzt bleibt wohl (gewollt) ungeklärt. Was passiert aber mit allem im Hier und Jetzt und der Zukunft? Es wird ja nicht automatisch jegliche Existenz und Lebensform ebenfalls hiermit gelöscht, sondern das Leben geht wie auch immer geordnet oder ungeordnet doch weiter...

Ein offenes Ende ist bei vielen Erzählungen angenehm und bietet dem Leser genügend Freiraum für eigene Gedanken, hier bei den "Unvollkommenen" hat es mir leider nicht zugesagt.
Andererseit bietet sich hiermit immer ein Anknüpfpunkt für eine Romanfortsetzung....

Die wiederkehrende Sequenz um Lila und das Kind findet sich im Schlussteil leider überhaupt nicht mehr und wird so für mich in der Gesamtbetrachtung komplett fragwürdig. Wozu wird dieses Thema immer und stets ausführlicher aufgegriffen, um dann in keiner Weise mehr Erwähnung zu finden? In welcher Welt möchte Lila leben, oder möchte sie sich aus dem irdischen Dasein verabschieden?



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cbee

Mitglied seit 10.05.2019

Veröffentlicht am 25.06.2019 um 18:02 Uhr

Der letzte Teil der Leserunde hatte es in sich. Es ist sehr viel passiert, überall Pläne und Lila die Hauptperson. Das Ende war so überhaupt nicht vorhersehbar, was ich eigentlich gut finde. Trotzdem bin ich irgendwie unbefriedigt ... es sind so viele Fragen noch offen ...

Auch wenn Lila alle Daten gelöscht hat, das Gedächtnis der Menschen kann sie doch nicht löschen, oder? Also erinnern sie sich an alles ... an Samson, an die Religion um ihn usw ... dh viele Menschen sind sicher verzweifelt, weil ihr "Gott" nun tot ist und Lila sie mehr oder weniger im Regen stehen lässt. Natürlich finde ich es gut, dass sie die Menschen bzw die Welt nicht beeinflussen bzw lenken will, aber irgendeine Führung werden die Menschen trotzdem brauchen.

Funktionieren die Chips noch? Können die Menschen diese selbst steuern? Oder stürzen jetzt alle, die die Emo-Chips hochgedreht haben, in eine Depression?

Auf jeden Fall wird Chaos herrschen - ein noch größeres Chaos als sowieso schon herrscht.

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Julia_Matos

Mitglied seit 17.11.2017

Veröffentlicht am 25.06.2019 um 18:20 Uhr

Ich fühle mich vom rasanten letzten Leseabschnitt ziemlich geflasht und konkret vom letzten Satz ziemlich überfahren/überrumpelt. Mir schießen da erstmal Gedankenfetzen durch den Kopf im Sinne von „überstürzt und verantwortungslos“. Lila hätte z. B. daran denken müssen, dass es zu Recht verurteilte und festgesetzte Gewalttäter gibt. Viele Menschen verlassen sich auf ihre gewohnten Hilfestellungen/Warnungen/etc., das kann hier Leben gefährden. Die Anarchie dürfte in der gesamten BEU ins Unermessliche steigen.
Auch muss ich erstmal rekapitulieren, welche Fragen offen bleiben. Ich gebe "Historyleser" völlig Recht: Von der Auflösung zu den Traumsequenzen hatte ich mir eine Menge versprochen und bin nun ziemlich ratlos.

Folgenden Rechtschreibfehler möchte ich melden:
Kap. 22: Wie sehr wünsche sich Lila ("t" fehlt)

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Selectionbooks

Mitglied seit 22.05.2016

"In Büchern liegt die Seele aller gewesener Zeiten." (Thomas Carlyle)

Veröffentlicht am 25.06.2019 um 23:09 Uhr

Beitrag gelöscht

Der referenzierte Beitrag existiert nicht mehr.

Ja, das ist ein Punkt, der mich am meisten irritiert hat. Erst baut er alles auf, integriert Millionen von Menschen, erschafft eine neue Welt sowie das Reine Land und dann will er von heute auf morgen nicht mehr. Der Plan, seiner Mutter alles zu überlassen. war auch mehr als heikel. Sie hat sich ja quasi erst in allerletzter Sekunde dazu entschieden, mit Lila zu sprechen. Lila war dann ja nur die „Notlösung“.

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Selectionbooks

Mitglied seit 22.05.2016

"In Büchern liegt die Seele aller gewesener Zeiten." (Thomas Carlyle)

Veröffentlicht am 25.06.2019 um 23:12 Uhr

Zitat von historyleser

Die wiederkehrende Sequenz um Lila und das Kind findet sich im Schlussteil leider überhaupt nicht mehr und wird so für mich in der Gesamtbetrachtung komplett fragwürdig. Wozu wird dieses Thema immer und stets ausführlicher aufgegriffen, um dann in keiner Weise mehr Erwähnung zu finden? In welcher Welt möchte Lila leben, oder möchte sie sich aus dem irdischen Dasein verabschieden?



Darüber war ich ehrlich gesagt auch ein wenig enttäuscht. Man hat irgendwie die ganze Zeit darauf gewartet, dass die Auflösung zu ihren Träumen noch kommt.