Leserunde zu "Gestern ist ein ferner Ort" von Joaquín Berges

Eine zutiefst berührende Mutter-Tochter-Geschichte
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Joaquín Berges (Autor)

Gestern ist ein ferner Ort

Roman

Sybille Martin (Übersetzer)

Nach einem Schlaganfall muss Celia zurück ins Leben finden. Ein Teil ihrer Vergangenheit ist einfach ausgelöscht. Fieberhaft versucht sie, diese Leerstellen zu füllen. Doch ihre Tochter Paula scheint fest entschlossen, genau das zu verhindern. Immer wieder weicht sie den Fragen ihrer Mutter aus - besonders dann, wenn Celia sich nach ihrem Sohn Emilio erkundigt. Und offenbar hat Paula auch alle anderen angewiesen, Celia nur die halbe Wahrheit zu sagen. Aber hat sie das Recht, ihrer Mutter die eigene Lebensgeschichte zu verschweigen?

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 22.07.2019 - 11.08.2019
  2. Lesen 26.08.2019 - 15.09.2019
  3. Rezensieren 16.09.2019 - 29.09.2019

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 2, KW 36, Seite 130 bis 274 (inkl. Kapitel 25)

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Babajaga

Mitglied seit 12.03.2019

Wenn ich nicht lese, plane ich meine Bibliothek

Veröffentlicht am 02.09.2019 um 07:45 Uhr

Als ich gerade die letzten Zeilen des 25. Kapitels zu Ende gelesen habe, war ich enttäuscht... dass ich nicht weiter lesen durfte. Es war gerade hochinteressant, diese illustre Runde zu begleiten. Lucien, der offenbar Celias verflossene Jugendliebe war, Jaqueline, die Celia vieles erzählen kann, das verloren gewesen wäre, hätte sie sie nicht besucht und vielleicht hat sie ja auch den entscheidenden Hinweis auf das vermisste Passwort.
Als Patrick Celia nach einem Rat fragte, hätte ich gewettet, dass sie ihm sagt, er solle unbedingt Tagebuch schreiben. Wie oft hat sie in der letzten Zeit selbst gedacht, dass es einfacher wäre, wenn sie es getan hätte.

Ich frage mich, was der Grund dafür war, dass Carmen Celia aus Paris zurück nach Madrid geholt hat. Dass Celia und Lucien vielleicht eine gemeinsame Zukunft gehabt hätten, scheint mir offensichtlich.
Interessant in diesem Zusammenhang finde ich auch Celias Erkenntnis, dass offenbar alles, was mit Gefühlen zu tun hat, verschüttet worden ist. Daraus schließe ich, dass Celia ein sehr emotionaler Mensch gewesen sein könnte. Ist sie ja im Grunde heute noch, würde ich meinen. Sogar in ihre Tochter Paula versucht sie sich hinein zu versetzen, als diese ihr erzählt, dass sie von ihrem Noch-Ehemann schwanger ist. Zuerst hätte ich vielleicht Vorwürfe oder Schadenfreude erwartet (ich kann nicht sagen, warum. Es war nur ein spontanes Gefühl), aber statt dessen hört sie ihr einfach nur zu, als Paula die Geschichte erzählt, wie es dazu kam. Diese Geschichte hat mir Paula wieder etwas näher gebracht und auch der Umstand, dass sie ihrer Mutter in Paris deutlich mehr Spielraum gelassen hat, als sie das in Madrid bislang getan hat. Ein bisschen erscheint es mir, als würden die beiden Frauen während dieser Reise näher zusammen rücken.

Ich hoffe sehr, dass wir noch ein bisschen mehr über Lucien erfahren. Ihn scheint Celia ja auch heute noch zu mögen. Und seine Gegenwart erklärt so viele Dinge, die vorher so gar keinen Sinn ergeben wollten. Lucien ist mir sehr sympathisch, ohne dass ich zu sagen wüsste warum. Anfangs dachte ich, er sei ein bisschen herunter gekommen, aber im Laufe der Zeit, hat sich dieses Bild gewandelt. Er war wirklich erfreut, Celia zu sehen und es schien ihm Spaß zu machen, ihr die alten Orte zu zeigen, an denen sie damals Zeit miteinander verbracht haben. Ich war so ein bisschen im Schmacht-Modus.

Emilio hingegen bleibt nach wie vor ein Buch mit 7 Siegeln. Weder tritt er wirklich in Erscheinung noch scheint ihn irgendwer wirklich zu vermissen. Hin und wieder denkt Celia mal an ihn, aber mehr eigentlich auch nicht. Dennoch habe ich nach wie vor den Verdacht, dass er etwas mit dem "Unglück" zu tun hat, das Celias Leben damals durcheinander brachte.
Lucien hatte ihr ja z.B. gesagt, dass Alkoholismus einen Grund hat. Sie konnte sich an ihren Grund nicht erinnern. Ich hatte auch schon den Verdacht, dass es irgendeinen Auslöser gegeben haben muss. Paula allerdings wich der Frage auch diesmal wieder aus - reagierte sogar fast zornig. Hat es vielleicht auch etwas mit ihr zu tun?

Total herzig finde ich, dass Celia mit ihrer Enkelin dieses Farm-Spiel spielt. Ich finde es toll, dass sie dem Ganzen zwar genügend Ernst beimisst, andererseits aber auch nicht so sehr darin versinkt, dass das Spiel wichtiger wäre, als z.B. eine Verabredung mit Lucien.
Ich muss immer schmunzeln, wenn Alba ihr die moderne Welt von heute erklärt (Google Maps, dieses Farm Spiel, Facebook). Das ist so ein richtiges Oma-Enkelin-Verhältnis, wie ich es auch gern gehabt hätte.

Ob Celia ihrer Vergangenheit (zumindest den wichtigen, etwas auslösenden Ereignissen) wirklich näher gekommen ist, weiß ich nicht so genau. Wir haben sie und auch Paula besser kennengelernt. So schlecht wie am Anfang vermutet, scheint das Verhältnis zwischen den beiden nicht (mehr) zu sein, auch wenn es nach wie vor Spannungen gibt. Wir haben etwas von der jungen Celia kennengelernt, das mir alles andere als unsympathisch erscheint. Wir haben gelernt, dass Celia schon immer eine aktive Frau war (Paula jedenfalls hat bemerkt, dass Celia wieder zu der aktiven Frau wird, die sie damals war). Was aber definitiv fehlt, ist das Verhältnis zwischen Celia und Paula, als diese noch ein Kind war z.B. und was direkt vor dem Schlaganfall und ein paar Jahre davor war.

Ich hoffe sehr, dass der 3. Teil die Auflösung bringt. Neugierig bin ich jedenfalls wie eine ganze Herde. Nach wie vor kann man sich in die Geschichte einfach fallen lassen. Ich mag den Schreibstil und ich bin irgendwie genauso an Celias Vergangenheit interessiert, wie sie selbst.

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Ely-Calya

Mitglied seit 14.10.2018

Veröffentlicht am 02.09.2019 um 10:10 Uhr

Was mich etwas ärgert ist Tobias und seine Hartnäckigkeit das Buch von Celia zu veröffentlichen, dass er ihr sogar eine Liste mit den möglichen Passworten schreibt.
Etwas schmunzeln musste ich darüber, dass Celia das Farmspiel auf dem Handy spielt und sich darüber mit ihrer Enkelin austauscht. Wundert tut mich dass Emilio weiterhin ein Band mit sieben Siegeln zu sein scheint. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Paula etwas verschweigt. Denn auch der starke argentinische Akzent aus dem ersten Teil lässt mich nicht in Ruhe. Vielleicht lebt er auch gar nicht mehr, dieses Gefühl bestärkt sich für mich immer mehr.
Als Celia beschließt sie würden ihrem Passwort eventuell in Paris auf die Spuren kommen, bi ich etwas irritiert, dass Paula sie reisen lässt und sogar mit fährt.
Paulas Schwangerschaft weiß ich noch nicht so ganz zu zuordnen.
Mir hat der zweite Teil im Großen und Ganzen gut gefallen, allerdings zog es sich zum Ende ganz schön und ich fand es zäh zu lesen

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classique

Mitglied seit 11.02.2017

"Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste". - Heinrich Heine -

Veröffentlicht am 02.09.2019 um 10:12 Uhr

Celia ist weiterhin auf der Suche nach ihrer Erinnerung, und damit verbunden, auf der Suche nach ihrem „Passwort“...

Dafür fährt sie mit ihrer Tochter nach Paris, und trifft eine alte Liebe wieder...

Paula erzählt ihrer Mutter, dass sie schwanger ist...

Was ist in den „verlorenen Jahren“ passiert...

Die Antwort werden wir im letzten Abschnitt mit Sicherheit bekommen...bin gespannt...

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Babajaga

Mitglied seit 12.03.2019

Wenn ich nicht lese, plane ich meine Bibliothek

Veröffentlicht am 02.09.2019 um 12:57 Uhr

Zitat von Ely-Calya

Was mich etwas ärgert ist Tobias und seine Hartnäckigkeit das Buch von Celia zu veröffentlichen, dass er ihr sogar eine Liste mit den möglichen Passworten schreibt.



Aber ich finde nicht, dass er sich irgendwie wichtig macht oder so. Vielmehr versucht er tatsächlich hilfreich zu sein. Anfangs fand ich die Drängelei schlimmer.

Zitat von Ely-Calya

Vielleicht lebt er auch gar nicht mehr, dieses Gefühl bestärkt sich für mich immer mehr.



Dieses Gefühl habe ich auch! Aber mit wem telefoniert Celia dann? Und wer ist der junge Mann auf dem Foto, das sie geschickt bekam? Und vor allem, was bewegt Paula dazu, Celia vorzuspielen, dass Emilio noch lebt, wenn es nicht so ist? Zu diesem Thema tobt in mir die Ambivalenz.

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gusaca

Mitglied seit 02.05.2018

Ich lese also bin ich

Veröffentlicht am 02.09.2019 um 14:47 Uhr

Ich mußte sehr nach diesem Abschnitt an mich halten um nicht weiterzulesen.
Ich finde das Buch überhaupt nicht langatmig im Gegenteil.
Die Charaktere nehmen immer mehr an Form an .
Celias VErhältnis zu ihrer Enkelin ist toll und auch Paula verstehe ich langsam besser.
In PAris kommen wieder neue Erinnerungen hoch. Aber dem Schicksalsschlag, der Celia zum Alkohol gedrängt hat, sind wir noch nicht näher gekommen.
Ich darf jetzt weiterlesen. Prima.

Irgendwie habe ich auch den VErdacht , das irgendwas mit Celias Sohn ist. Unterschwellig läßt Celia solch eine BEmerkung über den Sohn Charlottes fallen der mich stutzig gemacht hat.
Sie sagt, wenn man ein Kind verliert verliert man alles.Ihr LEben wäre vorbei . Und wenn man über die VErpflichtungen und Opfer ,die ein Kind mit sich bringt nachdenken würde, bekäme man keine Kinder.
Zynisch, das einer werdenden Mutter gegenüber zu äußern, die auch noch die eigenen Tochter ist. DAs paßt gar nicht zu der neuen Celia eher zur Alten. Wobei sie in diesem Augenblick noch nicht wußte, das ihre Tochter schwanger ist. Aber selbst als sie es erfährt, bestärkt sie Paula nicht. Sollte sie jetzt nicht für Paula da sein? ISt Paula nicht erstmal wichtiger als die Suche nach ihrer Vergangenheit?


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Tamagotchi

Mitglied seit 08.11.2017

Abwarten und Tee trinken? - Ach was, lieber lesen und Tee trinken....

Veröffentlicht am 02.09.2019 um 19:32 Uhr

Wie auch im ersten Abschnitt passiert nicht wirklich viel, trotzdem bleibt es spannend, weil ich nun endlich wissen möchte, was man Celia unbedingt verschweigen will und natürlich warum.
Immer mehr habe ich das Gefühl, dass Emilio nicht mehr lebt, Hinweise darauf gibt es reichlich, zwar keine eindeutigen Hinweise, aber doch latente Andeutungen. Schon gleich zu Anfang des 2.Abschnitts reagiert Onkel Augusto unsicher auf die Erwähnung Emilios. Celia bittet Emilio um ein Selfie, und er kommt ihr total fremd vor, schon zuvor hatte sie ja seine Stimme nicht wiedererkannt. Als Celia davon spricht, ihren Sohn im Winter nach Spanien einzuladen, lenkt Paula schnell das Gespräch in eine andere Richtung. Danach habe ich das Gefühl, dass Celia immer unruhiger wird, und schließlich bittet sie Emilio sie bald zu besuchen. Als Celia die Telefonverbindung mit Emilio an Paula weiterreicht, eilt diese voraus, wahrscheinlich damit Celia das Gespräch nicht mithört. Was ist da nur passiert? Nun ja, im 3.Teil werden wir es erfahren, und irgendwie habe ich das Gefühl, dass es Celia schwer treffen wird, denn sie hat noch nicht ihre volle Kraft zurück. Oft muss sie sich ausruhen, weil ihre Nachforschungen sehr anstrengend sind.

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Tamagotchi

Mitglied seit 08.11.2017

Abwarten und Tee trinken? - Ach was, lieber lesen und Tee trinken....

Veröffentlicht am 02.09.2019 um 19:35 Uhr

Zitat von Ely-Calya

Was mich etwas ärgert ist Tobias und seine Hartnäckigkeit das Buch von Celia zu veröffentlichen, dass er ihr sogar eine Liste mit den möglichen Passworten schreibt.


Das empfinde ich anders, ich sehe Tobias als hilfreichen Freund, der eine Unterkunft in Paris organisiert usw. Und ich denke, dass er auch mit der Passwortliste Celia einen Gefallen tun will.

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Tamagotchi

Mitglied seit 08.11.2017

Abwarten und Tee trinken? - Ach was, lieber lesen und Tee trinken....

Veröffentlicht am 02.09.2019 um 19:40 Uhr

Zitat von Babajaga

Total herzig finde ich, dass Celia mit ihrer Enkelin dieses Farm-Spiel spielt. Ich finde es toll, dass sie dem Ganzen zwar genügend Ernst beimisst, andererseits aber auch nicht so sehr darin versinkt, dass das Spiel wichtiger wäre, als z.B. eine Verabredung mit Lucien.



Das finde ich total goldig, und mir gefallen die Dialoge diesbezüglich zwischen Celia und Alba sehr. Ich denke, dass Celia dadurch einen guten Draht zu ihrer Enkelin hat trotz des Generationenunterschieds, vielleicht sogar besser als Paula, die nur als 'Vernünftige' rüberkommt.

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Tamagotchi

Mitglied seit 08.11.2017

Abwarten und Tee trinken? - Ach was, lieber lesen und Tee trinken....

Veröffentlicht am 02.09.2019 um 19:44 Uhr

Zitat von gusaca

Sie sagt, wenn man ein Kind verliert verliert man alles.Ihr LEben wäre vorbei . Und wenn man über die VErpflichtungen und Opfer ,die ein Kind mit sich bringt nachdenken würde, bekäme man keine Kinder.



Ich denke, dass das eine sehr wichtige und zentrale Stelle ist. Und ich frage mich, wie Celia reagieren würde, wenn Emilio wirklich tot wäre. Wäre dann auch für sie das Leben vorbei, oder hat sie inzwischen genügend Abstand durch den Schlaganfall, der so vieles verändert hat......

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Babajaga

Mitglied seit 12.03.2019

Wenn ich nicht lese, plane ich meine Bibliothek

Veröffentlicht am 03.09.2019 um 07:30 Uhr

Zitat von Tamagotchi

Das finde ich total goldig, und mir gefallen die Dialoge diesbezüglich zwischen Celia und Alba sehr. Ich denke, dass Celia dadurch einen guten Draht zu ihrer Enkelin hat trotz des Generationenunterschieds, vielleicht sogar besser als Paula, die nur als 'Vernünftige' rüberkommt.



Ganz meine Meinung! Darüber hinaus lernt Celia so auch die Welt ihrer Enkelin kennen. Und ich glaube, das ist das Wichtige daran. Dass Paula immer nur meint, dass Celia sich kindisch benimmt, wenn sie dieses Spiel spielt, zeugt davon, dass sie keinen Zugang hat. Kann ich allerdings auch irgendwie verstehen - wenn ich auf mein eigenes Leben mit Kind blicke. Meine Mutter hört meinem Sohn sehr wohl sehr geduldig zu (selbst wenn sie nicht alles versteht, weil die Dinge eben in einer anderen Welt sind), aber sie hat auch den Vorteil, dass sie es nicht jeden Tag hört.

Zitat von Tamagotchi

Wäre dann auch für sie das Leben vorbei,



Vielleicht war es genau das und der Grund dafür, dass sie tabletten- und alkoholabhängig wurde. Wenn dem so ist, hoffe ich, dass sie keinen Rückfall erleidet, sondern etwas sortierter auf die Dinge sehen kann.