Leserunde zu "Die Radfahrerin - Annie Londonderry" von Susanna Leonard

Eine Frau. Ein Fahrrad. Einmal um die Welt
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Susanna Leonard (Autor)

Die Radfahrerin

Annie Londonderry - Eine Frau. Ein Fahrrad. Einmal um die Welt. Roman

Eine bewegende Romanbiographie über die erste Frau, die mit dem Fahrrad die Welt umrundete

Boston, 1894. Annie ist gerade einmal 24, als sie eine schicksalhafte Entscheidung trifft: Sie lässt sich auf die Wette zweier Geschäftsmänner ein, die behaupten, eine Frau würde es niemals schaffen, mit dem Fahrrad die Welt zu umrunden. Annie widerspricht: Was ein Mann kann, kann eine Frau schon lange! Also setzt sie sich auf ihr 19 kg schweres Rad, im Gepäck nur Wechselunterwäsche und einen Revolver, und begibt sich auf das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Tour um die Welt schlägt hohe Wellen in der Presse, doch sie birgt auch Gefahren und droht mehrmals zu scheitern. Wird Annie trotzdem Erfolg haben? Wird sie ein Zeichen setzen für alle Frauen, die wie sie von Gleichberechtigung träumen?

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 06.02.2023 - 26.02.2023
  2. Lesen 13.03.2023 - 02.04.2023
  3. Rezensieren 03.04.2023 - 16.04.2023

Bereits beendet

Schlagworte

Fahrrad Weltumrundung Emanzipation Frauenbewegung Wahre Geschichte Reisen Reiseabenteuer Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Pionierin Saga

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 2, KW 12, Seite 131 bis 264, inkl. Kapitel "Überraschungen"

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misspider

Mitglied seit 12.05.2016

"So many books, so little time"

Veröffentlicht am 20.03.2023 um 08:00 Uhr

Dass Annie weiterfährt war klar, und jetzt hat sie auch Amerika hinter sich gelassen. Am besten gefallen mir die Stellen, wo Erlebnisse während der Reise geschildert werden, besonders die Begegnung mit der alten Schamanin. Oder mit der Frau im Gefängnis - da wirkt Annie wieder besonders echt und menschlich, während sie sich vor Publikum immer mehr verstellt.
Ein bisschen frage ich mich ob der Diebstahl eingefädelt war, um Annie Steine in den Weg zu legen - oder sie zu noch größeren Leistungen anzuspornen. Im Buch macht sich so eine dramatische Wendung schließlich besonders gut.
Im letzten Abschnitt wünsche ich mit noch mehr Reise-Anekdoten, und nicht nur von Vorträgen und Interviews sondern von einfachen Begegnungen mit Menschen unterwegs. Vielleicht hatte ich auch eine falscheVorstellung vom Buch, aber im Moment ist mir das etwas zu viel Rummel und zu wenig echtes Zwischenmenschliches.

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engineerwife

Mitglied seit 03.05.2016

Ok, ich gestehe ... ich bin büchersüchtig ;)

Veröffentlicht am 20.03.2023 um 09:26 Uhr

Ich wusste ja bereits im Voraus ... wie ihr natürlich alle auch - dass Annie nicht aufgegeben hat. Geschuldet ist das neben ihrer eigenen Chuzpe natürlich auch der Überzeugungskunst von Josephine und indirekt auch Nellie Bly und Susan B. Anthony. Letztere war mir durch meine Zeit in den USA bekannt, wo sie die Rückseite einer eher selteneren Dollar Münze ziert. Neugierig geworden bin ich nun auf beide Damen und werde sicher noch mehr über sie lesen.

Aber nun zurück zu Annie ... sie ist ja schon ganz schön clever und macht ihre Sache wunderbar. Sie erzählt - immer schön angepasst an ihr jeweiliges Gegenüber - ihre spannenden Erlebnisse, die sicher jedoch nicht immer der Wahrheit entsprechen aber "whatever works". Gut, dass es noch keine sozialen Medien gab, da wäre sie wohl schnell aufgeflogen ;)

Leid tut mir nach wie vor ihre jahrzehntelange Trennung von ihrer Tochter Mollie, die sich ja wohl ganz von ihrer Mutter losgesagt hat. Da bin ich sehr gespannt auf den letzten Abschnitt, in dem es sich ja sicher aufklären wird, wie es genau dazu kam.

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engineerwife

Mitglied seit 03.05.2016

Ok, ich gestehe ... ich bin büchersüchtig ;)

Veröffentlicht am 20.03.2023 um 09:32 Uhr

Zitat von misspider

Im letzten Abschnitt wünsche ich mit noch mehr Reise-Anekdoten, und nicht nur von Vorträgen und Interviews sondern von einfachen Begegnungen mit Menschen unterwegs. Vielleicht hatte ich auch eine falscheVorstellung vom Buch, aber im Moment ist mir das etwas zu viel Rummel und zu wenig echtes Zwischenmenschliches.



Ich habe inzwischen schon ein wenig im Netz recherchiert - kann da immer die Finger nicht von lassen ... es gibt wohl nicht wirklich viel, auf das sich die Autorin berufen konnte. Ein Großneffe, Peter Zheutlin, betrieb vor einigen Jahren Familienforschung und schrieb in diesem Zusammenhang ein kleines Buch über seine einst berühmte Tante. Aber so furchtbar viele kleine Details über ihre Reise sind wohl leider nicht erhalten ...

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solveig

Mitglied seit 16.05.2016

Veröffentlicht am 20.03.2023 um 10:27 Uhr

Nun sind wir also mitten im Abenteuer und erleben Annie während ihrer Fahrt. Die Autorin schildert die Probleme, die auftauchen, vor allem die körperlichen Beschwerden. Ich staune noch immer, dass Annie, die ja wenig Zeit hatte zum Trainieren, so eisern durchhält. Aber gut, sie hatte ja recht früh einen „Durchhänger“ , hat sich aber überzeugen lassen, weiterzumachen. Das ist auch Nelly Bly zu verdanken, die selbst aufgrund einer Wette erst wenige Jahre zuvor allein um die Welt gereist ist (über sie gibt es ebenfalls eine spannende Romanbiografie). Da treffen sich zwei sehr taffe Frauen.
Aber Annies Reise ist wirklich geschickt geplant, und sie weiß sich gut zu „verkaufen“. Ohne die vielen hilfreichen, einflussreichen Gönner könnte ihr Abenteuer böse enden.
Gut gefällt mir, dass wir immer wieder einmal in Annies aktuelle Gegenwart zurückgeholt werden, durch die Abschnitte, die von ihrer Begegnung mit ihrer Tochter, der Nonne, handeln. Ihre Rechtfertigung und das langsame Verstehen von Mollie/Thaddea.
Annie ist zweigeteilt: auf der einen Seite ihre äußere Ansicht: strahlend, siegessicher, selbstsicher
- auf der anderen ihre ganz persönlichen Vorbehalte, Ängste, Probleme.
Sie zeigen sie menschlich, nicht als Übermensch. Aber sie ist auch reflektiert (Zeitungslektüre) und lern- und wissbegierig.

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solveig

Mitglied seit 16.05.2016

Veröffentlicht am 20.03.2023 um 10:31 Uhr

Zitat von engineerwife

Geschuldet ist das neben ihrer eigenen Chuzpe natürlich auch der Überzeugungskunst von Josephine und indirekt auch Nellie Bly und Susan B. Anthony.



Definitiv, sie sind einfach überzeugend - und weiblich, was ja eine wichtige Rolle spielt.

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LBS1987

Mitglied seit 17.10.2016

Veröffentlicht am 20.03.2023 um 13:21 Uhr

Anni versucht sich neu zu erfinden - was verständlicherweise nicht bei allen gut ankommt. Auch scheint sie mir- wie die Dowes richtig anmerkten- sehr wankelmütig... hoffentlich fällt ihr das alles nicht auf die Füße. Ansonsten hat sie es trotz Zauderns geschafft, nach Frankreich zu reisen, inklusive einem neuen Rad und mit neuen Einnahmequellen als Werbebotschafterin. Doch was für ein Schreck! Ihre Europa-Etappe beginnt dramatisch mit Diebstahl und einem Gefängnisaufenthalt. Dass Max sich als Schnorrer zeigt,wundert mich nicht. Für ihn sind die Dowes ja Schuld daran, dass sein bequemes Leben und die 'gottgebene Ordnung' durcheinander geraten sind. Man bewundert Annies Mut immer mehr, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen,um dem Elend zu entfliehen. Die jahrzehntelange Trennung von ihrer Tochter, die Entfremdung tut als Leserin leid, ich hoffe,im dritten Abschnitt klärt sich das noch.

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misspider

Mitglied seit 12.05.2016

"So many books, so little time"

Veröffentlicht am 20.03.2023 um 15:33 Uhr

engineerwife schrieb am 20.03.2023 um 09:32 Uhr

Zitat von misspider

Im letzten Abschnitt wünsche ich mit noch mehr Reise-Anekdoten, und nicht nur von Vorträgen und Interviews sondern von einfachen Begegnungen mit Menschen unterwegs. Vielleicht hatte ich auch eine falscheVorstellung vom Buch, aber im Moment ist mir das etwas zu viel Rummel und zu wenig echtes Zwischenmenschliches.



Ich habe inzwischen schon ein wenig im Netz recherchiert - kann da immer die Finger nicht von lassen ... es gibt wohl nicht wirklich viel, auf das sich die Autorin berufen konnte. Ein Großneffe, Peter Zheutlin, betrieb vor einigen Jahren Familienforschung und schrieb in diesem Zusammenhang ein kleines Buch über seine einst berühmte Tante. Aber so furchtbar viele kleine Details über ihre Reise sind wohl leider nicht erhalten ...

Oh das ist interessant, danke für die Info! Dann ist natürlich klar dass vor allem die Medienevents bekannt waren. Dann wurde wohl auch nie das Buch von dem deutschen Autor geschrieben? Und die Tagebucheinträge, die Annie regelmäßig verschickt hat, waren dann wohl leider auch nicht so ergiebig in der Beziehung. Schade, aber so ist es eben mit dem realen Leben…

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Lottalein

Mitglied seit 03.02.2023

Read, pray, love

Veröffentlicht am 20.03.2023 um 16:53 Uhr

Was für ein emotionales Auf und Ab!
Nach den ersten Seiten war ich wirklich vollkommen fertig von dem Hin und Her - erst scheint es, als würde Annie ihre Pläne zugunsten ihrer Familie aufgeben, dann kann Josephine sie vom Gegenteil überzeugen und - hurra! schließlich radelt Annie los. Dabei sieht sich vielen wohlwollenden Unterstützer*innen, aber auch körperlicher Erschöpfung und finsteren Gestalten gegenüber. Dann Chicago - und ihre erneute Kapitulation, die ich angesichts der Tramp-Episode, der unbefestigten Wege und den körperlichen Strapazen wirklich sehr gut nachvollziehen kann. Aber hurra, es geht weiter! Mit dem leichteren Fahrradmodell zurück nach New York und schließlich mit dem Dampfer nach Europa - und dort ohne Geld und Papiere ab ins Gefängnis... Das ist wirklich ein Tiefpunkt.
"Nobody said it was easy - no one ever said it would be this hard."

Was mich in diesem Abschnitt besonders faszinierte, waren die konträren Gefühle, die Annie bei ihren Mitmenschen auslöst - entweder wird sie als "Wesen" (denn um eine Frau kann es sich bei einer hosentragenden, fahrradfahrenden Person ja wohl kaum handeln) abgestempelt. Oder ihr Vorhaben löst, interessanterweise bei Frauen und Männern gleichermaßen, stürmische Begeisterung und bei letzteren offenbar auch erotische Phantasien aus. In dem Abschnitt wird nun eine andere Seite von Annies Charakter deutlich. Man erfährt, dass sie sich in ihrer Rolle als berühmte Persönlichkeit nicht nur gefällt, sondern ihre Auftritte, z. B. bei Interviews oder auf dem Dampferdeck, auch geschickt zu ihrem Vorteil zu nutzen weiß. Dabei wächst auch ihr Selbstbewusstsein, von frechen Reportern oder unfreundlichen Zollbeamten lässt sie sich nicht einschüchtern. Lediglich gut aussehende Italiener scheinen sie ins Wanken zu bringen... Ich bin gespannt, wie es mit Tomaso weitergeht.

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Leser44

Mitglied seit 23.07.2020

Lesen ist wie Kino im Kopf!

Veröffentlicht am 20.03.2023 um 21:48 Uhr

Auch der 2. Abschnitt konnte mich überzeugen . Die Handlung zieht mich immer mehr in den Bann!

Annies Reise mitzuerleben finde ich sehr spannend. Vor allem der Zwischenfall mit den Männern am Bahngleis war echt gruselig! Auch die Szene mit der Polizei beim Zoll in Frankreich war spannend!

Annie scheint ja echt oft zu Lügen. Daher frage ich mich auch wie viel Wahrheit wir in diesem Roman über sie lesen und wie viel ihre eigene Fiktion und die der Autorin ist.

Annies Familie tut mir echt leid. Vor allem die Kinder, die ja nicht verstehen warum ihre Mutter plötzlich weg ist. Daher finde ich auch die Szenen mit Schwester Thaddea sehr interessant.

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Leser44

Mitglied seit 23.07.2020

Lesen ist wie Kino im Kopf!

Veröffentlicht am 20.03.2023 um 21:49 Uhr

Zitat von misspider

Ein bisschen frage ich mich ob der Diebstahl eingefädelt war, um Annie Steine in den Weg zu legen - oder sie zu noch größeren Leistungen anzuspornen.



Ein interessanter Gedanke!