Leserunde zu "Die Gabe der Sattlerin" von Ralf H. Dorweiler

Eine junge Sattlerin kämpft um ihre Freiheit und für die Liebe
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Mit Autoren-Begleitung
Ralf H. Dorweiler (Autor)

Die Gabe der Sattlerin

Historischer Roman

Ein farbenfroher Roman um eine junge Sattlerin, einen bekannten Dichter und ein Gestüt, das Pferdefreunde bis heute fasziniert


1781. Um einer Vernunftehe zu entgehen, flieht die junge Sattlerstochter Charlotte aus ihrem Heimatdorf. Zuflucht findet sie im Hofgestüt Marbach, wo der württembergische Herzog Carl Eugen die edelsten Pferde der Welt züchtet. Damit sie bleiben darf, muss Charlotte einen prunkvollen Sattel für seinen Lieblingshengst fertigen. Doch die Zeit dafür ist knapp bemessen, zumal ein Regimentsarzt, eine Räuberbande und der Sohn des Gestütsleiters für gefährliche Verwicklungen sorgen. Kann Charlotte sich in ihrem neuen Leben behaupten?

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 24.08.2020 - 13.09.2020
  2. Lesen 28.09.2020 - 18.10.2020
  3. Rezensieren 19.10.2020 - 01.11.2020

Bereits beendet

Schlagworte

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Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 31.10.2020

Ich bin sehr enttäuscht von diesem Roman

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Ich habe mich gefreut, als ich die Zusage für meine Teilnahme an der Lesejury-Leserunde zu Die Gabe der Sattlerin bekam. Es ist schon etwas her, dass ich einen historischen Roman gelesen habe, und etwas ...

Ich habe mich gefreut, als ich die Zusage für meine Teilnahme an der Lesejury-Leserunde zu Die Gabe der Sattlerin bekam. Es ist schon etwas her, dass ich einen historischen Roman gelesen habe, und etwas Abwechslung konnte ich gut gebrauchen. Da ich weiß, dass historische Romane oft etwas länger brauchen als andere, um die Geschichte in Gang zu bringen, hat mir die Leseprobe auch zugesagt – obwohl sie endete, bevor die Handlung so richtig beginnen konnte. Leider hat der Rest des Buches meine Erwartungen nicht wirklich erfüllen können.

Was habe ich erwartet?
Cover, Titel und Klappentext verweisen auf eine weibliche Protagonistin, die sich aus einer ungewollten Verlobung befreit und ihren eigenen Weg in der Welt sucht. Sie hat scheinbar eine Gabe, die sie von anderen Menschen unterscheidet, und ist hoch zu Ross unterwegs. Der Klappentext deutet außerdem an, dass sie ein neues Leben beginnt.
Meine Erwartungen gingen also in Richtung einer Coming of Age-Handlung mit einer jungen Frau im Fokus, deren Wunsch nach Selbstbestimmung von der damaligen Gesellschaft nicht vorgesehen ist. Ich habe mir detaillierte Einblicke in das Handwerk einer Sattlerin gewünscht und gehofft, dass von Liebesgeschichten abgesehen wird.

Was bietet das Buch tatsächlich?
Ich bin ziemlich enttäuscht, um es direkt zu sagen. Während die gesamte Verpackung der Geschichte – Titel, Cover, sogar der Klappentext und die Leseproben-Kapitel – betonen, dass Charlotte die Protagonistin dieses Romans ist, habe ich einen völlig anderen Eindruck gewonnen.

Meiner Ansicht nach rückt Schiller im Lauf der Zeit viel mehr ins Zentrum der Geschichte als Charlotte. Dieser Roman fühlt sich an wie eine Fantasie des Autors über die Entstehungsgeschichte von Schillers „Die Räuber“. Als solche versetzt er die historische Person Schiller in ein Szenario mit fiktiven und weiteren historischen Figuren. Er beschreibt detailliert, wie Schiller an bestimmten Szenen seines Stücks arbeitet, welche Sätze er gerade schreibt. Er findet einen Weg, Schiller in ein Räuberlager zu schicken, damit dieser sieht, wie es wirklich ist. Charlotte ist mehr eine Nebenfigur, die nicht einmal ausschlaggebend für die Entwicklung der Geschichte ist. In einer einzigen Szene scheint ihre Anwesenheit wichtig für den weiteren Verlauf zu sein, da sie eine Information weitergibt. Ansonsten hätte man ihre Figur auch einfach weglassen können.

Das finde ich nicht nur sehr schade, sondern ich bin ziemlich verärgert darüber. Schließlich sollte sie die Protagonistin sein! Und die Gabe, von der im Titel die Rede ist? Ich habe nicht die geringste Ahnung, was damit gemeint sein soll. Vielleicht ist es ihr Handwerk. Vielleicht die Tatsache, dass ihr alles zuzufallen scheint, ohne, dass sie sich wirklich anstrengen müsste. Immerhin ist sie allein, ohne Wechselkleidung oder größere Mengen Lebensmittel oder Geld unterwegs, und obwohl sie mehreren (auf den ersten Blick) zwielichtigen Gestalten begegnet, inklusive einer waschechten Räuberbande, gerät sie nicht ernsthaft in Gefahr. Dennoch, eine Gabe habe ich nicht entdecken können. Warum gibt man einem Buch einen Titel, der total in die Irre führt? Meine Erwartungen gingen also in eine völlig andere Richtung als die Handlung des Romans. Und das hätte ganz einfach vermieden werden können, indem man einfach mit dem wirbt, was das Buch tatsächlich enthält.

Schade finde ich auch, dass alle Männer in Charlottes Umfeld ihr scheinbar an die Wäsche wollen. Schiller selbst hat vielleicht noch ein etwas intellektuelles Interesse, okay. Aber der Herzog, einige Mitglieder der Räuberbande, der Sohn des Gestütsleiters, ein italienischer Händler, ihr Verlobter, der ganz eindeutig von Consent noch nie gehört hat – es ist einfach zu viel und zu unrealistisch. Es hat auch auf den Handlungsverlauf überhaupt keinen Effekt, dass ihr die Männer zu Füßen liegen. Wenn es irgendwie relevant wäre, könnte ich das ja noch verstehen, aber es spielt überhaupt keine Rolle. Warum also die Person, die angeblich (aber nicht wirklich) im Fokus steht, zum Objekt degradieren, obwohl man sie als stark und unabhängig darstellen will? Diese Entscheidung seitens des Autors ergibt für mich – wie so manche anderen – einfach keinen Sinn. Generell spielen Frauen in diesem Roman kaum eine Rolle. Charlotte, ihre Schwestern, die Schatzwärtin des Herzogs und ein, zwei weitere Frauen, die wichtig genug waren, um einen Namen zu bekommen, sind als Einzige halbwegs relevant. Und dass ich mir die Namen dieser Frauen nicht merken konnte, sagt, glaube ich, so einiges darüber aus, wie wichtig sie wirklich sind und wie oft sie auftauchen.

Dazu kommt der Schreibstil. Wie schon gesagt legen historische Romane ein anderes Tempo vor als zum Beispiel Jugendromane oder Urban Fantasy: alles dauert etwas länger. Und das ist in Ordnung. Hier jedoch hat die Spannung so viele und so große Durchhänger, dass ich es kaum geschafft habe, mehr als zwei Kapitel am Stück zu lesen. Im letzten Drittel wurde es dann vorübergehend etwas angenehmer zu lesen, als die Handlung rapide angezogen wurde und alles Schlag auf Schlag ging – dazu gleich mehr. Insgesamt habe ich aber sehr viel länger gebraucht als sonst und damit den für die Leserunde geplanten Zeitrahmen immer wieder überschritten.

Kommen wir zum Ende. Oh, das Ende! Es ist endlich etwas passiert! Aber: wenn Tempo und Spannung bis zu diesem Punkt mehr oder weniger durchgehend schwach und schlapp am Boden kriechen, dann ist es schon auffällig, wenn alles plötzlich ganz schnell gehen muss. Das Ende ist das schlechteste, das ich seit längerer Zeit gelesen habe! Es ist zu abrupt, es führt die losen Fäden der Geschichte zu schluderig zusammen, es löst die Probleme der Handlung zu oberflächlich auf.

Diese Probleme werden, natürlich, von Männern gelöst. Charlotte erzählt einer Person ein Geheimnis und diese Person heckt einen Plan aus, der alle Eventualitäten berücksichtigt und alle Beteiligten zufriedenstellt. Innerhalb weniger Seiten. Genau genommen erfahren wir Leser:innen von diesem Plan erst, als Person A (männlich) Person B (männlich – Schiller, um genau zu sein) von der Erfolgreichen Umsetzung erzählt.
Charlotte erfährt erst viel, viel später durch einen Brief davon. Sie ist nämlich zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr in das Geschehen involviert. Nein, Charlotte ist inzwischen wieder zuhause. An dem Ort, den sie zu Beginn des Romans auf der Flucht vor der Verlobung verlassen hat. Denn wisst ihr was? Ihre Schwester hat sich in Charlottes Ex-Verlobten verliebt und die beiden sind ihr hinterher gereist, um sie wieder nach Hause zu holen. Natürlich lässt Charlotte da alles stehen und liegen, obwohl sie eine gute Anstellung und vielleicht sogar Freunde gefunden hatte. Die Frau, die am Anfang als so freiheitsliebend und selbstbewusst dargestellt wurde, geht einfach wieder zurück nach Hause, als klar wird, dass ihr Ex-Verlobter nicht mehr hinter ihr her ist? Also bitte.

Schließlich gibt es noch ein Glossar am Anfang und eine Danksagung am Ende des Buches. Das Glossar ist das einzige, was mir wirklich gut gefällt an diesem Roman. (Okay, das Cover ist zwar generisch, aber auch sehr schön. Es passt eben einfach nicht zum Inhalt.) Im Glossar sind die Figuren aufgelistet und es steht auch drin, wer fiktiv ist und wen es tatsächlich gegeben hat. Das fand ich gut gelungen. Die Danksagung ist ein anderes Kaliber. Statt einfach Danke zu sagen und die Personen zu benennen, die bei der Entstehung des Romans eine Rolle gespielt haben oder dem Autor persönlich wichtig sind, verwendet er diesen Platz im Buch, um seine Entscheidungen zu rechtfertigen.
Was ich ziemlich amüsant finde (im negativen Sinn): der Autor schreibt, und hier zitiere ich, „Man muss sich heute etwas einfühlen in die Sprache der Zeit. […] Wagt man das, ist es erstaunlich, wie schnell man sich daran gewöhnt. - Fürs Schreiben eines Romans kann das allerdings sehr hinderlich sein. Der Text soll ja nicht plötzlich zu antiquert klingen.“ Er dankt seiner Frau, dass sie darauf achtete, „dass es zu keinen sprachlichen Auswüchsen kam“. Meiner Meinung nach hat das nicht funktioniert. Ich kenne die anderen Bücher des Autors nicht. Aber wenn er in diesem Werk keine antiquierten sprachlichen Auswüchse sieht, dann hab ich auch nicht das Bedürfnis, mehr von ihm zu lesen.

Kurz zusammengefasst
Ich bin ziemlich enttäuscht von der Handlung und den Entscheidungen, die der Autor für diese Geschichte getroffen hat. Diese Enttäuschung hätte vermieden werden können, indem Autor und Verlag und/oder Agentur das Buch mit dem beworben und beschrieben hätten, was es tatsächlich auch beinhaltet. Und indem man dem Buch einen Titel gibt, der einen Sinn hat. Ich frage mich wirklich, was diese "Gabe" sein soll und wenn jemand eine Antwort darauf hat, würde ich mich darüber freuen.
Spannung ist meistens nicht vorhanden und die absurd rasche Auflösung am Ende, die absolut nicht zum Rest der Geschichte passte, war neben den ersten paar Kapiteln der einzige Teil des Romans, an dem ich nicht gelangweilt war. Sprachlich ist Die Gabe der Sattlerin kein Meisterwerk, aber okay. Besonders, wenn man beachtet, dass es ein historischer Roman ist und diese gern etwas schwülstig geschrieben sind – auch, wenn der Autor beteuert, er habe dies vermieden.

Ich würde diesem Buch nur einen von fünf Sternen geben. Da es zwischendurch aber doch ein paar kleine Momente gab, in denen mir das Lesen wirklich Spaß gemacht hat – Momente, in denen Charlotte im Fokus stand, in denen ihre Entscheidungen wichtig waren und in denen sie neue Erfahrungen machte – und weil ich die Idee, die im Klappentext beschrieben wurde wirklich gut finde, obwohl ihr Potenzial absolut nicht genutzt wurde, ringe ich mir einen zweiten Stern ab.

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Die Gabe der Sattlerin

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Um einer Vernunftehe zu entgehen, flieht die junge Sattlerstochter Charlotte aus ihrem Heimatdorf. Zuflucht findet sie im Hofgestüt Marbach, wo der württembergische Herzog Carl Eugen die edelsten Pferde ...

Um einer Vernunftehe zu entgehen, flieht die junge Sattlerstochter Charlotte aus ihrem Heimatdorf. Zuflucht findet sie im Hofgestüt Marbach, wo der württembergische Herzog Carl Eugen die edelsten Pferde der Welt züchtet. Damit sie bleiben darf, muss Charlotte einen prunkvollen Sattel für seinen Lieblingshengst fertigen. Doch die Zeit dafür ist knapp bemessen, zumal ein Regimentsarzt, eine Räuberbande und der Sohn des Gestütsleiters für gefährliche Verwicklungen sorgen. Kann Charlotte sich in ihrem neuen Leben behaupten?

Das Cover passt super zum Titel und zum gesamten Roman. Auch der Schreibstil ist sehr flüssig. Außerdem habe ich sehr viel gelacht.

Charlotte ist eine starke junge Frau, die viele Hürden meistert. Besonders gefallen hat mir ihre Bindung zu Pferden. Auch das Sattlerhandwerk wurde sehr authentisch dargestellt und passt zu ihr.

Ganz toll fand ich die Person von Friedrich Schiller. Dieser wurde super in die Geschichte integriert. Er ist ein sehr sympathischer, etwas verpeilter, junger Mann. Die Idee mit den Räubern fand ich grandios.

Alles in allem ein sehr unterhaltsamer Roman. Er hat mich nicht so sehr gefesselt, wie ich zu Beginn gedacht habe. Nichtsdestotrotz handelt es sich um eine sehr schöne Geschichte mit tollen Charakteren. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Die Sattlerin und der Dichter

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Die Gabe der Sattlerin ein historischer Roman von Ralf H. Dorweiler (Bastei Lübbe Verlag)

„Ist das Zaumzeug fertig?“, fragte er, als sein Blick auf das Werkstück fiel, an dem nur noch das Stirnband befestigt ...

Die Gabe der Sattlerin ein historischer Roman von Ralf H. Dorweiler (Bastei Lübbe Verlag)

„Ist das Zaumzeug fertig?“, fragte er, als sein Blick auf das Werkstück fiel, an dem nur noch das Stirnband befestigt werden musste. „Fast. Es kam ständig etwas dazwischen."
... Er fuhr mit dem Zeigefinger über die Naht und nickte anerkennend. „Ich kenne keine andere Frau, die es mit dir als Sattlerin aufnehmen könnte. Und kaum einen Mann.“ Charlotte lächelte. S.30/31

Charlotte fühlt sich zu Hause in der Sattlerei des Vaters und zusammen mit ihrem Hengst Wälderwind sehr wohl. Sie findet Ruhe und Konzentration in ihrer Arbeit.
Nachdem sie den Antrag des angesehenen Amtmanns Julius Magnus Lenscheider angenommen hat, hegt sie berechtigte Zweifel an dieser Vernunftehe. In einem Anflug von Panik flieht die Sattlertochter in einer Nacht-und Nebelaktion auf dem Rücken ihres geliebten Pferdes. Charlotte entscheidet sich für die Freiheit.

Auf ihrem Weg wird sie mit zahlreiche Abenteuern und Verwicklungen konfrontiert. Sie macht Bekanntschaft mit lustigen, rauen und liebestollen Gesellen. Historisch belegte wie zahlreiche fiktive Charaktere sind vertreten und buhlen um den Platz auf der Bühne dieses Wohlfühlromans. Der Regimentsarzt und Dichter Friedrich Schiller, der Herzog von Württemberg Carl Eugen und der Räuberhauptmann Hannikel beleben die Erzählung. Charlotte selbst, eine mutige und lebensfrohe, taffe Frauenfigur trifft auf die berühmte Räuberbande, die einst Schiller zu seinen „Räubern“ inspirierte. Diese freie Verflechtung des Autors fand ich äußerst interessant und gelungen umgesetzt.

Dank des lebendigen und fesselnden Schreibstil fühlt man sich in die Zeit nach 1781 zurück versetzt. Das Ausmaß des aristokratischen Prunk und Pomps wird in zeitgerechten, munteren Dialogen aufgezeigt.

Begeistern konnten mich die liebevoll herausgesuchten Zitate berühmter Literaten, Schriftsteller und Künstler. Diese finden sich passend neben der Orts-und Zeitangabe an jedem Kapitelanfang wieder. Das Personenregister mit historischen und fiktiven Figuren erleichtern die Zuordnung ins Geschehen. Ein Dankeschön an den Autor für das erklärende Nachwort, in dem nachfolgend Zusammenhänge zur Entstehung und historische Details zum Roman erörtert werden.

Fazit: Von allem ein bisschen, Abenteuerlust, Gefühl, Gesellschaft, Drama, Historie, Handwerk, Literatur und Pferde...
Der Autor bleibt somit seinem Stil treu. Historische Details sind ebenso anschaulich im Text verpackt, wie das Wissen über die Aufgaben eines Sattlers. Mir hat dieser lebendige Unterhaltungsroman mit ansprechendem Charme und passendem Witz sehr gut gefallen. Ich freue mich auf zukünftige Einblicke in die Welt historischer Handwerke.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Pferde, Räuber und Gedichte

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Charlotte lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf. Ihr Lieblingsplatz ist die Werkstatt ihres Vaters. Dort hat sie auch den Beruf der Sattlerin erlernt, den sie mit Leib und Seele ausübt.
Der historische ...

Charlotte lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf. Ihr Lieblingsplatz ist die Werkstatt ihres Vaters. Dort hat sie auch den Beruf der Sattlerin erlernt, den sie mit Leib und Seele ausübt.
Der historische Roman aus dem Lübbe Verlag, „Die Gabe der Sattlerin“ von Ralf H. Dorweiler, beginnt im Jahre 1781. Erst am Vorabend ihrer Hochzeit bekommt Charlotte die Gewissheit, dass sie sich ein Leben mit ihrem Verlobten nicht vorstellen kann. Noch in derselben Nacht flüchtet sie auf ihrem Pferd Wälderwind, weil sie keinen anderen Ausweg sieht, dieser Vernunftehe zu entgehen. Nach abenteuerlichen Erlebnissen findet sie Zuflucht auf dem Hofgestüt Marbach. Dort bekommt sie Gelegenheit, ihr Können als Sattlerin unter Beweis zu stellen. Ausgerechnet für den Lieblingshengst des württembergischen Herzogs Carl Eugen, der für seine Prunksucht bekannt ist, soll sie einen Sattel anfertigen. Charlotte lässt sich auf dieses Wagnis ein und erlebt eine turbulente Zeit auf dem Gestüt.
Ein zweiter Erzählstrang beschäftigt sich mit Friedrich Schiller, einem Regimentsarzt, der gern Gedichte verfasst und zur gleichen Zeit wie Charlotte auf dem Gestüt eintrifft, um sich verantwortlich um die Gesundheit der Pferde zu kümmern.
Wieder einmal ist es Ralf H. Dorweiler gelungen, mich mit einem seiner historischen Romane restlos zu überzeugen. Ich konnte abtauchen in eine frühere Zeit und mich in einer Geschichte bewegen, die von guter Recherche überzeugt, was sicherlich mit viel Arbeit verbunden war. So wurden Realität und Fiktion durch gekonnte Verknüpfungen zu einer wirklich glaubwürdigen Einheit zusammengefügt.
Ein unglaublich fesselnder Schreibstil mit bildhaften Beschreibungen, dazu die Gabe, mich einzubeziehen zum Beispiel in die Arbeit in einer Sattlerei und den Umgang mit Pferden, mich dort am richtigen Platz und dabei sehr wohl fühlen zu lassen, obwohl ich keinerlei Vorkenntnisse besaß, beweist Einfühlungsvermögen und großes Können.
Sehr hilfreich ist das übersichtliche Verzeichnis am Anfang des Buches mit der Markierung historischer Persönlichkeiten.
Ich möchte nicht vergessen zu erwähnen, wie großartig die Kapitel überschrieben sind. Ortsnamen und Datumsangabe machen die Orientierung einfach, das ist schon mal gut. Was ich aber ganz großartig finde, sind die Zitate aus Schillers Werken, die einfach genau zu jedem der einzelnen Kapitel passen.
Sehr gern gebe ich meine Empfehlung für das Buch, das mir mit Spannung, Humor und so mancher Überraschung unterhaltsame Lesestunden geschenkt hat.

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Die Gabe der Sattlerin

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Als die junge Frau Charlotte 1781 im letzten Augenblick vor ihrem zukünftigen Ehemann flieht und ihre Reise ins Ungewissen antritt, hat sie nichts weiter dabei als ihr Pferd Wälderwind und ihre Gabe als ...

Als die junge Frau Charlotte 1781 im letzten Augenblick vor ihrem zukünftigen Ehemann flieht und ihre Reise ins Ungewissen antritt, hat sie nichts weiter dabei als ihr Pferd Wälderwind und ihre Gabe als Sattlerin. Auf ihrer Flucht begegnet sie nicht nur einer gefährlichen Räuberbande, sondern findet auch Zuflucht im Gestüt Marbach, wo sie ihre Fähigkeiten für den Herzog unter Beweis stellen muss.

Charlotte stellt sich als eine unfassbar starke und mutige Protagonistin vor. Ich bewundere sie für ihren Mut, vor der Hochzeit und von ihrer Familie zu fliehen. Besonders schön fand ich es, sie auf ihrer Reise ins Ungewisse zu begleiten.

Ich mochte den flüssigen Schreibstil sehr gern und war überrascht, wie spannend doch einige Szenen für mich waren.

Mit dem männlichen Protagonisten hatte ich anfangs etwas Schwierigkeiten, das legte sich jedoch im zweiten Leseabschnitt. Seine Tätigkeit als Rossarzt in Marbach fand ich sehr amüsant und hat ihn für mich sehr sympathisch gemacht.

Generell mochte ich das Setting auf dem Gestüt sehr gern, denn da spielten tatsächlich meine liebsten Szenen.

Das Ende kam mir leider etwas zu plötzlich, es folgte alles Schlag auf Schlag. Das kam mir etwas zu gehetzt und zu schnell abgehandelt vor. Und auch von der Auflösung an sich hätte ich ein wenig mehr erwartet.

"Die Gabe der Sattlerin" konnte mich trotz anfänglicher Schwierigkeiten gut unterhalten. Das Buch hält einige sympathische Charaktere und humorvolle sowie spannende Szenen bereit. Wer gern Historisches liest, wird mit diesem Roman eine schöne Zeit haben.

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