Leserunde zu "Die Romanfabrik von Paris" von Dirk Husemann

Ein großartiger historischer Roman rund um Alexandre Dumas
Cover-Bild Die Romanfabrik von Paris
Produktdarstellung
(28)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Thema
Dirk Husemann (Autor)

Die Romanfabrik von Paris

Historischer Roman

Paris 1850. In der Romanfabrik von Alexandre Dumas schreiben siebzig Angestellte die beliebten Folgen von " Die drei Musketiere" und " Der Graf von Monte Christo" , die als Fortsetzungsgeschichten die Zeitungsleser begeistern. Doch im jüngsten Werk ist etwas faul zwischen den Zeilen, denn es ist gespickt mit Staatsgeheimnissen. Um seinen Ruf zu retten, muss sich Dumas ausgerechnet mit seiner größten Kritikerin verbünden: der deutschen Lehrerin Anna Moll, die ihn wegen freizügiger Texte angezeigt hat.

Gewinner der Abstimmung zum "Buch des Jahres 2020" bei WDR 2

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 07.09.2020 - 27.09.2020
  2. Lesen 12.10.2020 - 01.11.2020
  3. Rezensieren 02.11.2020 - 15.11.2020

Bereits beendet

Schlagworte

Dumas Alexandre Dumas Die drei Muketiere Der Graf von Monte Christo Historisches Abenteuer Abenteuerroman Paris 1850 Feuilleton Fortsetzungsroman Romanfabrik Verschwörung Abenteuer Staatsgeheimnis Komplott Charles Lafontaine Magnetismus Historische Romane

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 3, KW 44, Seite 319 bis Ende

Profilbild von La_Donna

La_Donna

Mitglied seit 29.03.2019

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne. Jean Paul

Veröffentlicht am 26.10.2020 um 19:49 Uhr

So. Dann mach ich bei diesem Abschnitt mal den Anfang.
Auch diesen Abschnitt fand ich sehr gelungen, aus den selben Gründen wie bisher: hoher Spannungsbogen, Witz Raffinesse und eine herrliche Sprache!
Der Teil der in Russland spielt, wird im Vergleich zu England doch relativ schnell behandelt. Hier hätte ich gerne noch ein paar Seiten mehr verbracht. Für Lady Alice freue ich mich, dass sie ein neues Zuhause gefunden hat, auch wenn es nach nur einen Abend doch sehr schnell ging.

Das Lemaitre der Halbbruder ist, erklärt den vorher nicht nachvollziehbaren Hass. Für mich ebenfalls ist die Erklärung, dass nicht die Amulette sondern die Heilmittel zur seiner Genesung geführt haben, überzeugend. Er wurde also selbst "Opfer" des Placebo den er seinen Patienten zugemutet hat.

Einen Fehler habe ich dann doch gefunden: Lady Alice spricht Lemaitre in der ägyptischen Ausstellung als "Etienne" an. Sie kann seinen wahren Namen nicht wissen, da er diesen nur Anna und Alexandre gesagt hat. Da befand sich die Lady aber bereits am anderen Ende des Museums.

Nicht überzeugen konnte mich die Lösung, dass Anna das notwendige Geld für das Chateau erspielt hat.

Das Immanuel das Ganze gut überstanden hat, hat mich sehr gefreut und auch, dass Anna ihm die ganze Zeit die Briefe geschrieben hat.

Generell habe ich bei dem Roman etwas gänzlich anderes erwartet. Als begeisterter Dumas-Leser habe ich erwartet, dass die Handlung sich mehr auf ihn und seine Werke bezieht. Das geschieht nur am Anfang und am Ende. Auch das er sich von der Anklage als Verräter reinwaschen möchte, gerät bei der Jagd nach den Amulette nahezu völlig in Vergessenheit. Auch hätte ich gerne mehr Zeit in Paris des 19. Jh. verbracht.

Trotzdem hat mich das Buch überzeugt. Ich bin regelrecht durch die Seiten geflogen und ich habe schon lange keinen Historienroman mehr gelesen, der so authentisch war.

Profilbild von Naraya

Naraya

Mitglied seit 18.11.2018

Veröffentlicht am 27.10.2020 um 11:58 Uhr

Wow, was für ein Finale! Eigentlich war ja klar, dass die nächste Station der Reise Sankt Petersburg sein musste und der Ortswechsel hat mir gut gefallen. Dennoch hätte dieser Teil noch etwas länger sein können, dafür hätte man vielleicht Dumas' Zeit im Gefängnis etwas kürzen können. Übrigens fand ich es sehr amüsant, dass auf die Frage, wie weit es denn zum nächsten Bahnhof sei, die Antwort lautet "Um 16.50 Uhr können wir in Paddington sein" - eine klare Anspielung auf Agatha Christie.^^

Dass Lemaitre Dumas' Halbbruder ist, habe ich nicht kommen sehen, es erklärt aber, warum er ihn so hasst. Sein Ende ist dann auch etwas unspektakulär mit dem Tod auf dem Eis. Bezeichnend finde ich es aber, dass es im Prinzip die Leiche von Simes ist, die zu seinem Tod führt.

Das Happy End zwischen Anna und Dumas ist natürlich auch etwas verkitscht, zumal er einige Seiten zuvor noch Lady Alice angeiferte und fand, Annas Körper sei ja zerbrochen. Keine schöne Aussage von ihm übrigens. Aber gut, ein wenig Glück sei den beiden gegönnt. Ebenso Lady Alice, die passender Weise in Sankt Petersburg Gefallen an Schuwalow findet. Und Immanuel ist am Ende auch wieder zurück und fast komplett genesen, das ist ja schon ein wenig viel.Viele Zufälle, viele Happy Ends, aber dennoch ein Roman, der mich gut unterhalten hat.

Profilbild von LaCalaveraCatrina

LaCalaveraCatrina

Mitglied seit 07.02.2020

Veröffentlicht am 27.10.2020 um 12:54 Uhr

Ich hätte ja gedacht, dass Alice stirbt und zweimal dachte ich, ich hätte richtig gelegen, aber es gab doch ein glückliches Ende für sie (wie sie die Schüsse überlebt hat, ist mir schleierhaft). Immerhin hat Doktor Bailey noch seinen Auftritt gehabt, und Dumas die Abreise ermöglicht. Mit einem krönenden Einlage von ihm hatte ich fest gerechnet. Russland fand ich treffend beschrieben: der Schnee, die Kälte und das es nur zwei Arten von Winter gibt, aber keinen Sommer.

Den zugegeben spannenden Showdown fand ich gelungen, wobei mir Lemaitres Abgang fast schon zu abrupt war. Die Seiten flogen nur so dahin. Mit dem armen Schwein hatte ich schreckliches Mitleid. Ob es sowas wirklich gab? Ich hab dazu auf die Schnelle nichts gefunden.

Die Verwandtschaft zu Alexandre hatten ich nicht kommen sehen, macht die Geschichte aber rund, denn jeder Bösewicht hat eine dramatische Vergangenheit und ein Motiv.

Mit so einem Happy End hätte ich nicht gerechnet. Das Anna nochmal sehr viel Geld gewinnt, war dann irgendwie auch des Guten zu viel, aber mir ist dann das gute Gefühl lieber, als an der Geschichte herumzumäkeln. Sagt ja keiner, dass es realistisch sein muss. Dass man dieses Buch nicht auf die Goldwaage legen sollte, haben wir ja schon festgestellt.

Teilweise wurde ich wirklich gut unterhalten. Ein spannender Roman, bei dem mir vor allem die bildhafte Sprache, historischen Eindrücke und treffenden Zitate gefallen haben. Dumas war ein interessanter Charakter, von dessen Romanfabrik ich gern noch mehr erfahren hätte. Was meinst ihr? Seit ihr begeistert oder enttäuscht?

Profilbild von Naraya

Naraya

Mitglied seit 18.11.2018

Veröffentlicht am 28.10.2020 um 11:03 Uhr

Zitat von LaCalaveraCatrina

Seit ihr begeistert oder enttäuscht?



Ich persönlich bin weder das eine, noch das andere. Für Begeisterung fand ich manche Passagen zu lang, manche zu kurz und es gab mir zu viele Zufälle und glückliche Fügungen am Ende. Da ich den Autor aber auch noch gar nicht kannte, hatte ich quasi keine Erwartungen, deswegen bin ich auch nicht enttäuscht. Ja, theoretisch hätte es mir gefallen, mehr über Dumas' Schreiben zu lesen, aber das wäre vielleicht auch langweilig geworden und besser in einer Biographie oder einem Sachbuch aufgehoben.

Profilbild von Mogul

Mogul

Mitglied seit 20.07.2020

Ich bin eine Leseratte und liebe anregende und spannende Bücher, die mich in andere Welten entführen.

Veröffentlicht am 28.10.2020 um 11:06 Uhr

So, das abenteuerliche Märchen ist leider schon zu Ende. Langsam habe ich mich richtig gut zurechtgefunden in der Welt von Anna, Dumas und Alice. Und der irre Lemaitre ist grausam zu Grunde gegangen. Gut so! Es herrscht noch Gerechtigkeit in diesem Buch. Die rasante Geschichte ist mit vielen liebevollen Details angereichert, nimmt immer wieder überraschende Wendungen und ist sprachlich sehr interessant umgesetzt. Der Autor hat ein großes Augenmerk darauf verwendet, Sprache und Story den damaligen Abenteuerromanen anzugleichen. Ich finde, das ist im auf eine humorvolle Weise gut gelungen.

Ich dachte immer , dass bei einem historischen Roman großer Wert auf die historischen Fakten gelegt wird, aber nach dem Lesen des Nachworts, in dem sich der Autor erklärt, verstehe ich, dass die Fakten zu Gunsten der Story angepasst wurden. Das ist durchaus legitim, hat mich aber teilweise etwas überrascht. Ach, man kann nicht immer so streng sein. Ein gelungenes Buch, das sehr unterhaltsam und spannend ist. Und die rasante Schlittenfahrt durch St. Petersburg werde ich nicht so schnell vergessen.

Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Mitglied seit 03.05.2016

Veröffentlicht am 28.10.2020 um 14:15 Uhr

Und schon wieder zu Ende gelesen.

Tatsächlich fehlte mir im Gegensatz zum ersten Abschnitt im weiteren Verlauf etwas die Komik. Und die Auflösung zu Lemaitre hat mich auch nicht ganz gepackt. Gut, es hat erklärt, warum er sowohl Alexandre als auch der Gesellschaft bzw. der Aristokratie schaden will, aber trotzdem hätte ich mir am Ende etwas Spektakuläreres gewünscht. Ich fand auch, dass Lemaitres immer weniger schrecklich auf mich wirkte, sondern immer mehr fanatisch, das hat etwas die "Faszination am Bösen" getrübt (ein richtig guter Antagonist ist er am Ende für mich dann doch nicht gewesen, auch wenn er noch einmal bei Simes zeigen durfte, wie fies er ist).

Herrlich die "Neufassung" des Neuen Testaments, das Alexandre mit dem Priester, der ihm eigentlich die letzte Ölung bringen sollte, verfasst.

Der Russe taucht also tatsächlich noch einmal auf. Irgendwie hatte ich ihm im zweiten Abschnitt geglaubt, dass er eine kranke Frau hat - aber das war nur ein Trick um an den Rollstuhl zu kommen, deswegen gab er ihn dann wohl auch etwas leichter her.

Die Erimitage voller Ausstellungsstück, aber kein Mensch außer unseren Prota- und Antagonisten zu sehen ... Und dann die Verfolgungsjagd mit Troiken, das hatte schon etwas. Und Lemaitre ist an seiner eigenen Schuld gescheitert.

Alice kriegt den Russen, Anna den Alexandre? Na, zumindest sind sie wirklich gute Freunde geworden, und auch Immanuel hat alles gut überstanden. Ende gut, alles gut ...

Das Nachwort ist lesenswert, ich finde sowieso ein anständiger historischer Roman sollte eines haben ... Ich glaube, ich muss mal eine Dumas-Biografie oder noch besser seine Autobiografie lesen.

Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Mitglied seit 03.05.2016

Veröffentlicht am 28.10.2020 um 14:32 Uhr

Zitat von La_Donna

Lady Alice spricht Lemaitre in der ägyptischen Ausstellung als "Etienne"



Sie kannte ihn doch als Etienne Lemaitre, also warum sollte sie ihn nicht so ansprechen?

Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Mitglied seit 03.05.2016

Veröffentlicht am 28.10.2020 um 14:33 Uhr

Zitat von LaCalaveraCatrina

Seit ihr begeistert oder enttäuscht?



Ich fühle mich gut unterhalten

Profilbild von NelliCon

NelliCon

Mitglied seit 17.07.2020

Die Macht deiner Worte ist größer, als du glaubst

Veröffentlicht am 28.10.2020 um 17:37 Uhr

So, der letzte Abschnitt ist fertig gelesen und wie von einer anderen Person schon angesprochen, weiß ich nicht so recht, was ich von dem Buch so halten soll. Weder hat es mich richtig mitgerissen, noch fand ich es unangenehm zu lesen.
Der dritte Teil hat mir wesentlich besser gefallen, als der zweite, was allerdings an der Spannung liegen kann, die Gott sei Dank wieder da war. Die Auflösung mit Etienne Lemaitre war für mich zu sehr aus den Wolken gegriffen, auch wenn ich sagen muss, dass die Anspielungen vom Autor, dass Lemaitre eine Maske trägt (Schminke), gut zu diesem Ende geleitet hat. Ich bin auch ziemlich froh, dass alle "Helden" überlebt haben und vor allem über Immanuels Geneßung bin ich hoch erfreut.
Auf die "List", mit der Lady Alice und Anna Lemaitre in London überführen wollten, wäre ich nicht gekommen. Im Lesefluss ist mir nicht aufgefallen, dass Albert eine Brille trägt und als dann seine Augenschwäche zum Thema gekommen ist, musste ich erstmals zurückblättern und nachlesen.
Was ich aber überhaupt nicht als passend empfunden habe, war der Hochzeitsantrag von Dumas an Anna. Irgendwie kam das so rüber, als bräuchte der Autor noch schnell eine romantische Handlung, damit das Buch schön abgerundet ist. Natürlich trifft das vielleicht von einigen den Geschmack, aber mir hätte es nichts ausgemacht, wenn der Autor diese paar Seiten weggelassen hätte.
Alles in Allem wird das Buch nicht zu meinem neuen Lieblingsbuch, aber ich bin trotzdem froh, dass ich es lesen durfte. (Auch wenn ich mir eine ganz andere Geschichte vorgestellt hatte. Also nach dem Klappentext und der Leseprobe )

Profilbild von NelliCon

NelliCon

Mitglied seit 17.07.2020

Die Macht deiner Worte ist größer, als du glaubst

Veröffentlicht am 28.10.2020 um 17:46 Uhr

Zitat von LaCalaveraCatrina

Mit dem armen Schwein hatte ich schreckliches Mitleid. Ob es sowas wirklich gab? Ich hab dazu auf die Schnelle nichts gefunden.



Ich habe ein bisschen recherchiert, nachdem mir generell nach den Beschreibungen der Wolfjagd ein bisschen das Mittagessen hochgekommen ist.
Früher und jetzt immer noch werden auf Lockjagden gesetzt. Bedeutet es gibt einen Köder, der die Wölfe anlocken soll. Ich vermute es werden/wurden dafür auch wirklich Schweine eingesetzt. Zur "Ankettungsmethode" habe ich nichts gefunden, aber wenn das wirklich der Realität entspricht, dann Prost!
Hat wer anderes vielleicht etwas gefunden und könnte uns aushelfen??