Schnell-Leserunde zu "Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten" von Michaela Grünig

Eine mitreißende Familiengeschichte
Cover-Bild Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten
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Michaela Grünig (Autor)

Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten

Roman

Palais Heiligendamm, 1922: Während der Währungskrise kämpft Elisabeth erneut um das Überleben des frisch renovierten Palais. Erst als ein berühmter Regisseur in der schönen Kulisse des Hotels einen Film dreht, gibt es neue Hoffnung. Während der berufliche Erfolg zum Greifen nah ist, steht Elisabeths Liebe zu Julius unter keinem guten Stern. Auch ihr Bruder Paul muss Abschied von seinen Träumen nehmen. Er ist zutiefst unglücklich. Als er in den Dunstkreis der NSDAP gerät, trifft er eine Entscheidung, die die ganze Familie in Gefahr bringt ...


Timing der Leserunde

  1. Bewerben 12.04.2021 - 02.05.2021
  2. Lesen 17.05.2021 - 30.05.2021
  3. Rezensieren 31.05.2021 - 13.06.2021

Bereits beendet

Schlagworte

Hotel Familiengeschichte Saga Ostsee Bad Doberan Grand Hotel starke Frau Emanzipation große Liebe Verrat Film Filmstar Filmindustrie Dreharbeiten Nazis Antisemistismus Homosexuell Homosexualität

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 17.07.2021

Stürmische Zeiten

3

Es ist das Jahr 1922, und Doberan darf sich seit 1921 Bad nennen. Das Hotel Palais Heiligendamm erstrahlt im neuen Glanz, auch wenn der Ansturm der Gäste wenige Jahre nach dem ersten Weltkrieg ausbleibt, ...

Es ist das Jahr 1922, und Doberan darf sich seit 1921 Bad nennen. Das Hotel Palais Heiligendamm erstrahlt im neuen Glanz, auch wenn der Ansturm der Gäste wenige Jahre nach dem ersten Weltkrieg ausbleibt, weil die Menschen sich wegen der anhaltenden Lebensmittelknappheit, der blitzartigen Geldentwertung und der Wirtschaftskrise noch nicht für die luxuriöse Sommerfrische am Meer begeistern können.

Elisabeth Kuhlmann ist als Hoteldirektorin ganz in ihrem Element, jedoch sind die Konflikte zwischen ihr und Julius Falkenhayn, ihrer großen Liebe, nicht gelöst, ihr Verhältnis nach wie vor angespannt. Dazu trägt ebenfalls bei, dass Elisabeth dem Missverständnis unterliegt, Julius würde ihr die gemeinsame Tochter entziehen. Tatsächlich ist Julius darauf bedacht, dass der Kontakt zu Elisabeth nicht abreißt, aber Julia hängt einfach sehr an ihrer Ziehmutter Minna. Das einstige Stubenmädchen, das Julia zwei Jahre aufgezogen hat, arbeitet inzwischen als Köchin im Hotel und scheint mit Albert, den sie bei einem Besuch der Familie in München kennengelernt hat, den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Allein dessen politische Einstellung geht ihr gegen den Strich. Albert ist nämlich überzeugter Kommunist und schreckt ohne Rücksichtnahme auf sich selbst auch vor der Gewaltanwendung gegenüber Andersdenkenden nicht zurück.

Von ähnlichem Kaliber, obwohl aus einem anderen politischen Lager, sind die erstarkenden Nationalsozialisten, denen sich Elisabeths Bruder Paul zuwendet, als er sich in den charismatischen Carl von Herrhausen verliebt, der eine Karriere in der NSDAP anstrebt. Gefangen in der reizlosen, mehr und mehr belastenden Ehe mit Helene, in der diese drei Kinder geboren hat, machen ihm seine Gefühlen für das männliche Geschlecht nach wie vor zu schaffen. Denn Homosexualität ist unter Strafe gestellt. An Carls Seite findet er endlich Erfüllung, und so ist die gemeinsam verbrachte Zeit in Berlin wegen der Anonymität der Großstadt im Vergleich zum biederen Mecklenburg eine unbeschwerte, und Carls Gesinnung spielt zunächst keine wesentliche Rolle. Selbst den aufkommende Judenhass ignoriert Paul.

Außerdem verschweigt er seinem Geliebten, dass seine Schwester Johanna nicht nur mit dem jüdischen Arzt Samuel verheiratet ist, sondern außerdem den Glauben ihres Ehemannes angenommen hat. Er kann (und will) sich dem Einfluss des ehrgeizigen, kühl berechnenden und rücksichtslosem Carl nicht entziehen, so dass seine Ansicht und Besessenheit folgerichtig zum Bruch zwischen den Geschwistern führt.

Luise hingegen, Pauls jüngste Schwester, sieht in einer Scheinehe mit Carl, die von dessen Homosexualität ablenken soll, die Chance, ihrem Aufstieg als Filmschauspielerin neuen Schub zu verleihen. Doch Carl erweist sich nicht als der Gönner, als der er sich suggeriert hat, und Luise wird erneut mit einer Enttäuschung konfrontiert.

Als die Nationalsozialisten endgültig ihre Führungsposition erlangen, müssen nicht nur Elisabeth, Paul, Luise und Minna sowie ihre Familien Farbe bekennen ...


„Palais Heiligendamm. Stürmische Zeiten“ besticht durch die prägnante Erzählkunst seiner Autorin. Einmal mit der Lektüre begonnen, ist es fast unmöglich, damit aufzuhören, so sehr fesselt dieser Zeitraum deutscher Geschichte von 1922 bis 1933 im Verbund mit dem Schicksal der Charaktere, die einem aus dem ersten Band vertraut sind und die erstmals auftreten. Michaela Grünig schildert in ihrem historischen Roman die von ihr exzellent recherchierten Ereignisse mit nuancierter Dramatik und ausdrucksstarker Lebendigkeit. Im Verlauf nehmen die verhängnisvolle Düsternis und teilweise Hilflosigkeit zu wie sich Machtbesessenheit und Rücksichtslosigkeit erhöhen.

Die Autorin vermittelt ein überzeugendes Bild der handelnden Personen. Sie weiß deren Höhen und Tiefen mit viel Empathie auszuloten und fördert nicht ausschließlich die guten Seiten zutage. Daneben vermag es Michaela Grünig meisterhaft, Emotionen wie Unbehagen, Abscheu, Besorgnis, Unverständnis und Bedauern einerseits, Freude, Mitgefühl, Hoffnung, Vertrauen und Zuneigung andererseits hervorzurufen.

Michaela Grünig überlässt uns als Leser eine Wertung, wenn sie Umstände und Entwicklungen dank ihrer intensiven Beschreibung offenkundig macht. Da gibt es diejenigen Menschen, die die politische Entwicklung begrüßen und Anhänger von Nationalsozialismus mit der ansteigenden Verachtung und dem fanatischen Antisemitismus werden. Jene, die das Gedankengut kohärent ablehnen. Wiederum solche, die drohende Gefahr und deren Auswirkungen falsch einschätzen oder die Augen davor verschließen. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich. Aber Michaela Grünig demonstriert glaubhaft, dass das Herrschaftsgehabe zur Einschüchterung führt und oft wirtschaftliche Aspekte ursächlich für ein Arrangement mit der nationalsozialistischen Partei sein können.

Das „Palais Heiligendamm“ hat „Stürmische Zeiten“ erlebt, und wir verlassen das Hotel in der Gewissheit, dass vor den Figuren „Tage der Entscheidung“ stehen werden.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Das Palais Heiligendamm in stürmischen Zeiten

2

Bei "Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten" handelt es sich um den zweiten Teil einer Trilogie um ein mondänes Hotel, das sich in Bad Doberan befindet, aber bewusst nach dem einige Kilometer entfernten ...

Bei "Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten" handelt es sich um den zweiten Teil einer Trilogie um ein mondänes Hotel, das sich in Bad Doberan befindet, aber bewusst nach dem einige Kilometer entfernten mondänen Badeort Heiligendamm benannt wurde. Das Cover zeigt dann auch Heiligendamm mit seinen weißen Gebäuden von der berühmten Seebrücke aus, auf der eine elegante Frau in der damaligen Mode gekleidet steht.

Der Roman spielt in der Zeit zwischen dem 1. Weltkrieg und der Machtergreifung der Nationalsozialisten, also keiner leichten Zeit für ein Luxushotel, da einerseits noch die Kriegsfolgen zu spüren waren, es andererseits auch zu neuen Wirtschaftskrisen kam und auch die immer stärker werdenden Nationalsozialisten, Einfluss auf das Hotelgeschäft zu nehmen versuchten.

Elisabeth, die zusammen mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter das Hotel von ihrem zu früh verstorbenen Vater geerbt hat und es als Geschäftsführerin leitet, hat zudem noch mit privaten Problemen zu kämpfen, da sie und Julius, Teilhaber des Hotels und Vater ihrer Tochter, immer noch nicht wieder zueinander gefunden haben. Und auch ihr Bruder Paul ist nicht glücklich mit seiner Ehe, die er nur eingegangen ist, weil er angenommen hatte, dass sein Geliebter Robert im Krieg gefallen war. Ihre Schwester Luise versucht, zumindest als Schauspielerin Fuß zu fassen, wenn sie schon auf Grund ihrer Scheidung von der Doberaner Gesellschaft geschnitten wird. Und Johanna, die letzte der Schwestern, bekommt auf Grund ihrer Heirat mit einem Juden immer mehr Schwierigkeiten.

Ich fand es auf jeden Fall sehr schön, die Hoteliersfamilie "wiederzutreffen" und zu erfahren, wie alles weitergeht. Die Zeit, in der der zweite Teil spielt, ist eine sehr ereignisreiche und es war interessant, mitzuerleben, wie sich die wirtschaftlichen und politischen Umbrüche auf das Leben der einzelnen Protagonisten auswirkte. Die Charaktere sind überzeugend ausgestaltet und der Schreibstil der Autorin anschaulich und gut nachvollziehbar. Die historischen Bezüge wirken gut recherchiert. Man kann diesen zweiten Teil auch ohne Kenntinis des ersten Bandes lesen, gerade am Anfang kommt es zu einem kurzen Rückblick, aber ich würde dennoch empfehlen, mit dem ersten Teil zu beginnen, um alle Zusammenhänge voll zu verstehen und da auch dieser sehr lesenswert ist. Ich persönlich freue mich bereits auf den dritten und letzten Band und bin gespannt, wie das Palais und die Familie durch den Zweiten Weltkrieg kommen.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Ein wunderbarer zweiter Teil der Trilogie!

2

Nachdem es im ersten Teil der Reihe vorallem um die Zeit rund um den ersten Weltkrieg ging, setzt das Buch hier 1922 an. Die Zeit der Weimarer Republik, die goldenen Zwanziger und der Beginn des Nationalsozialismus ...

Nachdem es im ersten Teil der Reihe vorallem um die Zeit rund um den ersten Weltkrieg ging, setzt das Buch hier 1922 an. Die Zeit der Weimarer Republik, die goldenen Zwanziger und der Beginn des Nationalsozialismus werden hier näher beleutet. Während der Währungskrise muss Protagonistin Elisbeth erneut um ihr geliebtes Palais kämpfen. Auch die anderen Personen die man aus dem ersten Band kennt, haben Probleme, Sorgen und Ängste. Da es sich um den zweiten Teil der Reihe handelt, möchte ich über den Inhalt gar nicht mehr sagen, um nicht zu spoilern.

Wieder ist Michaela Grünig hier ein wundervoller historischer Roman gelungen, der dem ersten in nichts nachsteht! Sie schafft es den Leser voll und ganz mitzunehmen in eine andere Zeit. Man fiebert, bangt und hofft mit den verschiedenen Charakteren mit, die einem so sehr ans Herz gewachsen sind! Teilweise ist der zweite Teil einer Trilogie ja schwächer als die anderen Bücher der Reihe, dies ist hier aber ganz und gar nicht der Fall! Mit einem wunderbaren, lockeren, gut verständlichen Schreibstil bringt die Autorin dem Leser die Zeit der zwanziger Jahre näher. Besonders schön und interessant an dieser Reihe finde ich, wie geschickt die Autorin jedes mal die Handlung in wahre historische Ereignisse einbettet. Da lernt man ganz nebenbei und mit viel Spaß die Geschichte Deutschlands.

Fazit: Der Autorin ist hier wieder ein tolles Buch gelungen, der dem ersten Teil in nichts nachsteht. Man fiebert und bangt mit allen Charakteren mit, die einem immer mehr und weiter ans Herz wachsen. Ich kann diesen Teil und auch die gesamte Reihe empfehlen und gebe gern die volle Punktzahl. Ich freue mich schon auf den Abschluss der Trilogie, blicke aber auch schon mit einem betrübten Auge darauf.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Palais Heiligendamm - Umbruch und Stillstand nach dem ersten Weltkrieg

2

„Palais Heiligendamm – stürmische Zeiten“ ist der zweite Band der dreiteiligen Serie um das gleichnamige Hotel in Bad Doberan. In diesem Teil nimmt die Autorin uns mit in das Jahr 1922.
Elisabeth ist ...

„Palais Heiligendamm – stürmische Zeiten“ ist der zweite Band der dreiteiligen Serie um das gleichnamige Hotel in Bad Doberan. In diesem Teil nimmt die Autorin uns mit in das Jahr 1922.
Elisabeth ist wie bereits im ersten Teil die Chefin des Hotels. Der Mann, mit dem sie eine Tochter hat, Julius, ist nach wie vor der Eigentümer. Zu Beginn der Handlung pendelt Julius zwischen Bad Doberan und Berlin, wo er mit Tochter Julia und Köchin Minna wohnt. Während die politische Situation in Deutschland sich zuspitzt und die Nazis an Macht gewinnen, kämpfen Elisabeth und ihre Familie um die Zukunft des Palais Heiligendamm.
Das Buch hat mir unglaublich gut gefallen. Ich musste immer weiterlesen, um zu erfahren, wie es weiter geht. Nicht nur der Handlungsstrang um Elisabeth und Julius, sondern auch um Elisabeths Bruder Paul, der seine Homosexualität hinter der Fassade eines Familienvaters versteckt, hat mich sehr gefesselt. Der historische Hintergrund verleiht dem Buch seine besondere Stärke.
Michaela Grünig schreibt sehr lebendig und facettenreich. Aufgrund der gut recherchierten historischen Details fühlte ich mich nach Bad Doberan um 1922 versetzt und konnte die Sorgen und Nöte der Hauptpersonen gut nachvollziehen. Vor allem die Schilderungen des zunehmenden Einflusses der Nazis haben mich bewegt. Gleichzeitig blieb immer offen, wie es weiter geht. Besonders gefesselt hat mich der Handlungsstrang um Elisabeth und Julius. Oft wollte ich Elisabeth schütteln und sie bitten, sich nicht so kompliziert zu verhalten und sich das Leben nicht unnötig schwer zu machen.
Spannend finde ich die Rolle, die Elisabeth im Palais Heiligendamm einnimmt. Es ist auf ein für die damalige Zeit modernes Rollenbild der Frau. Dasselbe trifft auf Minna zu, der die Leitung der Küche im Palais angeboten wird. Auch das Zusammenspiel zwischen Mann und Frau und die partnerschaftlichen Rollenverteilungen haben mich überrascht.
Für das Buch gebe ich eine klare Leseempfehlung. Es ist spannend, fesselnd und bewegend gleichermaßen. Für mich war das Lesen wie ein Ausflug in eine andere, oft dunkle Zeit. Ich freue mich schon jetzt auf Band 3, der leider erst im kommenden Januar erscheint.

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Veröffentlicht am 03.06.2021

Absolute Leseempfehlung! Wow, was für ein Fortsetzungsroman!

3

Bad Doberan, 1922
Elisabeth Kuhlmann ist es gelungen dem Palais Heiligendamm wieder den alten Glanz zu verleihen. Doch der Hotelbetrieb leidet momentan unter der anhaltenden Wirtschaftskrise und die rasante ...

Bad Doberan, 1922
Elisabeth Kuhlmann ist es gelungen dem Palais Heiligendamm wieder den alten Glanz zu verleihen. Doch der Hotelbetrieb leidet momentan unter der anhaltenden Wirtschaftskrise und die rasante Geldentwertung, die Lebensmittelknappheit und die fehlenden Gäste machen ihr große Sorgen. Da kommt es einer Fügung des Schicksals gleich, dass ihr Hotel als Kulisse für einen Spielfilm gebucht wird und sie einen Nutzen aus der Werbekampagne ziehen kann. Es geht aufwärts, doch ihr privates Glück steht auf der Stelle. Zwischen ihr und Julius Falkenhayn liegt so viel Unausgesprochenes und die Angst verletzt zu werden. Auch ihr Bruder Paul ist unglücklich und trauert immer noch seiner verflossenen Liebe hinterher. Doch durch Zufall lernt er Carl von Herrhausen kennen, der ihn in seinen Bann zieht und ihn dazu bewegt sich in der NSDAP einzubringen. Carls Einfluss auf Paul wird immer größer und mit seiner rechten Gesinnung treibt er einen Keil zwischen sich und seine Familie. In seiner Besessenheit ignoriert er, dass er einige von ihnen in Gefahr bringt und Schuld auf sich lädt.

Nach dem ersten Band „Palais Heiligendamm-Ein neuer Anfang“ habe ich schon der Fortsetzung entgegengefiebert und ich muss sagen, dass ich diesen Teil, der die Familiengeschichte der Kuhlmanns von 1922-1933 erzählt, noch stärker und fesselnder fand. Vor lauter Lesesucht konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Eine Geschichte, die voller Dramatik steckt, einem ans Herz geht, Beklemmung, Verachtung und Mitleid erzeugt und bei der man die ganze Zeit unter einer ahnungsvollen Nervenanspannung steckt. Sehr authentisch transportiert die Autorin mit ihren Charakteren diese Emotionen zum Leser hinüber. Hervorragend wurde in diesem Roman die politische Entwicklung in Deutschland, der stetig wachsende Antisemitismus und Nationalsozialismus, das fanatische, rücksichtslose und engstirnige Verhalten der rechten Anhänger und ihre Machtbesessenheit mit eingebunden. Hier spürt man wieviel Zeit Michaela Grünig in die Recherche gesteckt hat. Doch auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Elisabeth und Julius überwinden Hürden, halten zusammen, sind füreinander da und meistern schwierige Zeiten. Ich habe so mit den beiden mitgefiebert, gezittert und mich unheimlich mit ihnen gefreut. Ich bin sehr gespannt darauf, wie ihre Zukunft im dritten Band der Reihe aussehen wird. Am meisten fasziniert und polarisiert haben mich die Charaktere von Paul und Carl. Paul entwickelt sich zum Mitläufer, der von seinem berechnenden, skrupellosen, triebgesteuerten und von Ehrgeiz besessenen Freund benutzt wird. Da kocht man innerlich vor Wut und ist schockiert über ihren bedingungslosen Einsatz für die nationalsozialistische Bewegung. Schade, dass Paul so im Bann von ihm steht und alle, die er sonst noch liebt verletzt, vor den Kopf stößt, manipuliert und sogar noch für etwas schlimmeres verantwortlich ist. Auch hier bin ich unheimlich neugierig darauf, wie sein Leben sich weiterentwickelt, genauso wie das von seiner Schwester Johanna, die mit ihrem Mann nach Paris geflüchtet ist. Auch Luise, die Jüngste der Kuhlmanns, hat mir als schillernde Figur in diesem Roman sehr gut gefallen. Sie entwickelt sich zu einem gefragten Filmstar. Doch ihre Karriere wird von einem Mann beeinflusst, der nicht gut für sie ist. Etwas zu kurz gekommen in diesem Buch sind dieses Mal Friedrich Kuhlmann und seine Frau Margot und ich frage mich, welche Rolle ihnen als Ärzte im nächsten Roman zugedacht wird.

Nach diesem Lesehighlight bin ich schon so gespannt auf die Fortsetzung „Palais Heiligendamm-Tage der Entscheidung“, die im Januar 2022 erscheinen wird! Politisch steuert Deutschland auf eine schwere, kriegerische und belastende Zeit zu und ich bin begierig darauf zu erfahren, wie die Kuhlmanns das alles bewältigen werden.

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