Leserunde zu "Die Eigensinnige" von Lucca Müller

Von einer Frau, die sich nicht den Mund verbieten ließ
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Lucca Müller (Autor)

Die Eigensinnige

Marie von Ebner-Eschenbach und die Macht der Worte. Roman | Die berührende und inspirierende Geschichte einer Frau, die an ihrem Traum festhält

1847. Die Komtesse Marie Dubsky soll in enggeschnürten Kleidern Tänze für ihr Debut in der Wiener Gesellschaft einüben, doch sie galoppiert lieber mit ihrem Schimmel über die Ländereien der Familie. In einer Waldhütte hat sie Bücher und Schreibutensilien versteckt. Seit sie denken kann, will Marie Schriftstellerin werden. Ihre Schreibversuche stoßen in der Familie auf Ablehnung, aber auch auf Sorge. Denn Marie hat eine spitze Feder und beunruhigend fortschrittliche Gedanken . Einzig Cousin Moriz, den sie sich selbst zu ihrem zukünftigen Ehemann auserkoren hat, unterstützt sie zunächst. Doch dann bedroht ihr mutiger Drang, sich öffentlich zu Wort zu melden, auch ihr Liebesglück ...

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 11.11.2024 - 01.12.2024
  2. Lesen 13.01.2025 - 02.02.2025
  3. Rezensieren 03.02.2025 - 16.02.2025

Bereits beendet

Schlagworte

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Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 07.02.2025

Ehedrama und Liebesleid

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War Marie von Ebner-Eschenbach eigensinnig? Im Kontext des 19. Jahrhunderts war sie sicherlich eine Frau, die von ihren Zeitgenossen zumindest als eigenwillig, stur und vielleicht auch etwa störrisch wahrgenommen ...

War Marie von Ebner-Eschenbach eigensinnig? Im Kontext des 19. Jahrhunderts war sie sicherlich eine Frau, die von ihren Zeitgenossen zumindest als eigenwillig, stur und vielleicht auch etwa störrisch wahrgenommen wurde. Allein die Tatsache, dass sie sich als Adlige aus gutem Hause an der Literatur versuchte und für Fortschritt und Frauen engagierte, muss selbst aus heutiger Sicht zumindest als „unkonventionell“ gewertet werden. In „Die Eigensinnige“ widmet sich Lucca Müller dem Leben der bedeutenden Autorin und legt eine Romanbiographie vor, die sich durch eine sehr angenehme und einnehmende Lesbarkeit und ein ansprechendes Tempo auszeichnet und den Leser nie langweilt. Müller verfasst auch Drehbücher und das merkt man dem Text im positivsten Sinne an. Abwechslungsreich und mitunter schlaglichtartig beleuchtet er verschiedene Episoden aus von Ebner-Eschenbachs Leben, verliert dabei aber nie den roten Faden aus dem Blick, die Kapitel sind alle inhaltlich miteinander verbunden und bauen sinnvoll aufeinander auf.

Auch der Kontext kommt in Müllers Romanbiographie nicht zu kurz. Auf recht elegante Weise werden verschiedene Aspekte weiblichen Lebens im 19. Jahrhundert aufgegriffen: von ungewollten Schwangerschaften bis zu den Gefahren einer Abtreibung oder Geburt, von dem beabsichtigten Bildungsnachteil der Frauen bis zum gesellschaftlichen Skandal der durch weibliche Autorenschaft entsteht, von den Hygieneerkenntnissen durch Semmelweis bis zur Kritik am jungen österreichischen Kaiser widmet sich der Roman im Hintergrund den politischen und sozialen Einflüssen und Entwicklungen während der beschriebenen Lebensspanne von Ebner-Eschenbachs. Der Ansatz ist dabei ausdrücklich feministisch: immer wieder geht es um die Beschränkungen, die Frauen auferlegt werden, um die Grenzen, in die sie gezwungen werden – und sei es nur das Mieder. Dabei betrachtet Lucca Müller Frauen aus den verschiedensten sozialen Schichten und schafft so einen ganzen Katalog von Benachteiligungen unterschiedlichster Art. Die feministische Ausrichtung der Romanbiographie ist modern und zeitgemäß, sie wird allerdings zu sehr ausgereizt und ermüdet daher etwas. Sparsamer dosiert hätte sie wohl mehr Nachhall erzielt.

Die Handlung selbst ist mitreißend und spannend erzählt, allerdings verrutscht der Fokus der Romanbiographie mit zunehmendem Verlauf. Wer sich eine umfassende Auseinandersetzung mit der Schriftstellerin von Ebner-Eschenbach, ihren Werken, ihrer Motivation und ihrer Inspiration erhofft hat, wird eher enttäuscht werden. Zwar spielt das Schreiben immer wieder eine Rolle im Roman, allerdings ist dies eine eher randständige. Erst ganz am Ende, wortwörtlich auf den letzten Seiten der Geschichte, rücken die Autorin und ihr Durchbruch in den Mittelpunkt – das ist leider viel zu spät. Dafür gab es auf den 400 Seiten davor sehr viel Liebes- und Ehedrama, Liebeslust und Ehefrust, Leidenschaft und schlechtes Gewissen. Der Schwerpunkt – und das ist eigentlich fast widersinnig bei einem Roman, der sich so deutlich in den Dienst einer feministischen Interpretation des Lebens der Autorin stellt – liegt fast ausschließlich auf dem Beziehungsleben der Marie von Ebner-Eschenbach. Das liest sich zwar gut, aber es bekommt mit einigen zusätzlichen Wendungen und arg konstruierten Begegnungen (das Treffen mit Kaiserin Sisi allein beim Ausritt im Wald hinter einem Holzstapel) , die dazu noch sehr stark reine Fiktion vermuten lassen, einen leichten Herzkino-Schmonzetten-Touch. Nicht, dass ich das nicht gern gelesen hätte – im Gegenteil, aber ich hatte mir gerade bei Marie von Ebner-Eschenbach doch ein bisschen mehr Gehalt gewünscht.

Insgesamt ist Lucca Müllers Romanbiographie nicht nur ein echter Hingucker, sondern auch ein leichtes Lesevergnügen, das durchaus unterhaltsam ist und lehrreiche Aspekte beinhaltet, auch wenn es sich hier letztlich eher um einen historischen Liebes-/Eheroman als um eine Auseinandersetzung mit der Schriftstellerpersönlichkeit handelt.

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Veröffentlicht am 03.02.2025

Die Eigensinnige - Viel Familie und Romantik, wenig Macht der Worte

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Die Eigensinnige – Marie von Ebner-Eschenbach und die Macht der Worte von Lucca Müller präsentiert sich mit 448 Seiten als biografischer Roman über das Leben und Schaffen der österreichischen Dramatikerin ...

Die Eigensinnige – Marie von Ebner-Eschenbach und die Macht der Worte von Lucca Müller präsentiert sich mit 448 Seiten als biografischer Roman über das Leben und Schaffen der österreichischen Dramatikerin und Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach.

Der Roman ist in drei Teile unterteilt die sich unterschiedlichen Lebensphasen widmen. Im ersten Teil lernen wir die jugendliche Marie und ihre Familienverhältnisse kennen, ihre frühe Leidenschaft für das Schreiben und die Entdeckung ihrer großen Liebe. Der zweite und dritte Teil des Buches widmet sich verschiedenen Stationen der erwachsenen Marie zwischen den Jahren 1853 und 1884. Am Rande werden auch die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse der Zeit immer wieder aufgegriffen. Die Verhältnisse des Adels zum gemeinen Volk, die Rolle der Frauen, Bildungsgrade und -wege, der Antisemitismus der Zeit und technischer Fortschritt, von allem ist etwas dabei.

Gleich zu Beginn des Romans erlebt man eine Szene die eigentlich ein Höhepunkt in Maries literarischem Schaffen werden soll, doch dann entpuppt sie sich als ein Tiefpunkt. Während man sich noch fragt, was die Hintergründe sind, reist die Geschichte zurück in die Zeit von Maries Jugend, in der sie heimlich schreibt, da sich dies für Frauen nicht gehört.

Hier zeigen sich bereits die zentralen Themen der historischen Figur Marie von Ebner-Eschenbach die sich für Aufklärung und für (Bildungs)Gerechtigkeit für Frauen einsetzte und trotz aller Hürden das eigene Schreiben nie aufgab.
Leider bleiben diese Themen aber eher oberflächlich oder nebensächlich in diesem Roman, in dem es in erster Linie um die Familie und um die gesellschaftlichen Verhältnisse geht, in denen Marie von Ebner-Eschenbach sich bewegt sowie um Ihre Liebe und ihre spätere Ehe.

Wer erwartet Einblicke in das literarische Werk von Ebner-Eschenbachs zu erhalten, der könnte hier enttäuscht werden. Wer sich keine Onlineenzyklopädien und Zeitungsartikel durchlesen möchte, der findet hier einiges über Marie von Ebner-Eschenbach heraus, wer darüber hinaus mehr aus dem Leben und Schaffen der historischen Figur erfahren möchte, sollte lieber auf eine Biografie oder wissenschaftliche Arbeiten zurückgreifen.
In einem Vorwort weist Lucca Müller darauf hin, dass der Roman keinen Anspruch auf historische Wahrheit erhebt und diesen Hinweis sollte man ernst nehmen. Schon beim Lesen von Online-Artikeln über Marie von Ebner-Eschenbach kann man nämlich schnell einige historische Ereignisse und Tatsachen finden, die Lucca Müller weggelassen oder verändert hat.

Der Schreibstil in diesem Roman ist flüssig und trotz einiger historischer Begriffe, die den historischen Roman unterstreichen, sehr flüssig zu lesen. Die Einteilung in überschaubare Kapitel und Absätze tragen sehr zu einem kurzweiligen Lesefluss bei.
Während das Miteinander der Figuren und die Dialoge sehr gut geschrieben sind, fehlt es nur leider manchmal ein wenig an bildhaften Beschreibungen der Szenerie. Dies mag daher kommen, dass Lucca Müller bisher vor allem Drehbücher geschrieben hat. Etwas mehr Beschreibung wäre demnach schön aber zu viel Beschreibung kann natürlich auch manchmal ermüdend sein.

Insgesamt handelt es sich um einen kurzweiligen historischen Familienroman, aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit einigen romantischen Einschüben. Die Probleme dieser Zeit werden angerissen, rücken aber nicht allzu sehr in den Fokus und stören die Geschichte um die Liebe und Ehe der Hauptfiguren kaum. Wer sich eine intensivere Auseinandersetzung mit Marie von Ebner-Eschenbach, ihren Themen und ihrem Schaffen erhofft, der wird hier allerdings enttäuscht werden. Es ist eher ein Roman für Leser und Leserinnen leichterer historischer Romane. Um es bildhaft zu beschreiben, Fans der Serie Bridgerton wird der Roman vermutlich eher gefallen als Literatur- und Geschichtsbegeisterten.

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