Das Cover des Buches gefällt mir recht gut, obwohl ich es etwas kitschig empfinde. Die Farben sind sehr stimmig, genau wie der Aufbau des Motivs. Das Herrenhaus steht im Fokus, wie wohl auch inhaltlich im Roman.
Von der Leseprobe habe ich einen sehr guten ersten Eindruck, mir gefällt der bildliche Schreibstil, der mit Metaphern, Personifikationen und Landschaftsbeschreibungen einen guten Zugang zur Geschichte und zur Protagonistin verschafft. Die Heimat und auch speziell die Natur spiel auch für Isabella von Bargelow eine wichtige Rolle, aus dessen Sicht die ersten zwei Kapitel geschrieben sind. Isabella ist eine wohlhabende junge Frau und man erfährt schon recht zu Anfang dass sie auch wohlhabend heiraten möchte, bzw. dass dies auch von ihr erwartet wird. So wirkt sie auch beeinflussbar, vor allem von ihrer Mutter die ihr Ratschläge gibt. Sie soll den jungen Grafen Arthur von Willinghausen heiraten und versucht seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ihr gefällt es beachtet zu werden, dass merkt auch ihr Stiefvater. Doch sie ist genauso wie er eine gutherzige Person, wie sich auf dem Markt zeigt, als sie ihr Wohlhaben dafür nutzt, einer armen Frau und ihrem Kind Geld für Klamotten zu geben. Ihr Vater Konrad von Sandtberg besitzt ebenfalls diese Charaktereigenschaft, denn auch er hatte der Frau etwas Geld zukommen lassen. Zudem redet er seiner Tochter ins Gewissen und sagt, es komme in einer Ehe nicht auf den Status an sondern auf Ehrlichkeit und Liebe. Konrad ist stolz auf seine Tochter und lässt sie das auch merken, er sagt er könne überall mit ihr angeben, ganz im Gegenteil zu Isabellas Mutter, die sie eher kritisiert und ihr „sagt was sie tun und lassen soll“.
Als Isabella mit ihrem Vater in die Stadt fährt um Arthur zu beeindrucken, begegnet sie während dem Einkauf Julius Kirchner in seiner Getreidehandlung. Der Geschäftsmann wirkt höflich und um Isabellas Wohl besorgt. Aufgrund dessen, dass in seinem Geschäft Flyer zu einer politischen Versammlung zum Vorteil Adolf Hitlers ausliegen, beschleicht den Leser die Vermutung dass Julius im Gegensatz zu Konrad, der sich bereits öfters abfällig gegenüber Hitler geäußert hatte, nicht gerade abgeneigt ist.
Das dritte Kapitel ist aus Lindas Sicht geschrieben, einem Hausmädchen auf Gut Falkensee. Sie sorgt sich um ihre blinde Mutter und hat für sie Danzig, wo sie in einem Kaufhaus gearbeitet hat, gegen ihre alte Heimat zurückgetauscht. Sie ist nicht besonders begeistert von ihrer Anstellung als Hausmädchen, allerdings gab es für sie keine andere Möglichkeit. Man erfährt nicht viel mehr über sie, man fragt sich unweigerlich welche Rolle sie noch im Roman spielen wird.
Durch sie bekommt man Kontakt zu den anderen Angestellten, welche eine große Vielfalt an unterschiedlichsten Menschen aufweisen, so z.B. Alex, der aufdringliche, alte Bekannte von Linda oder die vergessliche Köchin Emma Schubbke.
Allgemein ist die Leseprobe sehr lebendig geschrieben, man bekommt einen guten Einblick in das Leben in Westpreußen auf dem Land und in kleineren Städten um 1924. Es werden Themen angesprochen wie Heimatzugehörigkeit (die Abstimmung von 1920), die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten (durch die zwei Sichten von Isabella und Linda beschrieben), und wie die Liebe auch schon damals Einfluss auf fast jedermanns Leben hatte.
Der Fortgang der Handlung ist ungewiss, genau das reizt mich an diesem Buch.
Von der kurzen Beschreibung erfährt man nur, dass sich eine Beziehung zwischen Isabella und Julius entwickeln wird, bevor sich dieser dann der NSDAP anschließt. Es heißt, Isabella verstehe ihren Mann nicht mehr, das lässt die Frage aufkommen, ob er nicht eigentlich schon immer Sympathien Hitler gegenüber hegte, welches eventuell mit den Flugblättern angedeutet wurde. Des weitern entdeckt Isabella weitere Geheimnisse, als sie eine im Gutshaus versteckte Fremde entdeckt. Ich bin gespannt in welchem Verhältnis diese Person zu den Protagonisten steht.
Die Leseprobe lässt viele ungeklärte Fragen offen, deren Antworten ich gerne im Zuge der Leserunde entdecken würde.