Wow! Nach der Leseprobe musste ich mich erstmal etwas sammeln bevor ich die Bewerbung verfassen konnte.
Das Cover gefällt mir sehr gut: der graue Hintergrund als Tristesse in Adas Leben und die Buchstaben des Titels in bunten Farben - vielleicht stellvertretend für die Gedanken und die Zerrissenheit in Adas Kopf.
Bereits der Einstieg lässt einen fühlen und miterleben, wie es in Adas Kopf aussieht. Auf wenigen Seiten erfahren wir mehr aus ihrem Leben, aber vor allem mehr über ihre Gedanken und der Leere tief in ihr drin. Katharina Seck schafft es, mit einem eindringlichen und überzeugenden Erzählstil bereits auf der ersten Seite den Leser zu fesseln. Ich selbst konnte mich gut mit Ada identifizieren, gerade als ich selbst ungefähr 18 war. Es wird schnell klar, dass Ada das Social Media-Leben einerseits liebt, andererseits auch hasst. Es wird das Problem beschrieben, das heute so gut wie jeder Jugendliche und Erwachsene kennt: das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn man kurz nicht nicht online ist. Der Druck, der daraufhin entsteht, weil man sieht, wie andere ihr vermeintlich makelloses Leben komplett im Griff haben. Man selbst fühlt sich klein, unbedeutend und nicht dazugehörig.
Auch die kapitelweise wechselnde Sicht von Ada und ihrer Mutter Jenny gefällt mir sehr gut. Es zeigt ein Mal mehr, wie unterschiedlich die gleiche Situation auf Menschen wirken kann und wie sie damit umgehen. Sofort kam mir beim Lesen der Gedanke, wie wichtig Kommunikation und Vertrauen in Beziehungen ist.
Jenny und Dominik sind für die typisch durchschnittlichen Erwachsenen und Eltern: beide fest im Job eingespannt, man hat den Alltag meist gut im Griff, es gibt ein paar Rituale, an die man sich hält und es passiert nichts wirklich Aufregendes. Zugleich wird auch Jennys Zerrissenheit deutlich, ist sie sich doch bewusst, wie "langweilig" und vorhersehbar ihr Leben und ihre Ehe doch sind. Sehr gut wird auch die unterschwellige Ahnung des bevorstehenden Ereignisses dargestellt, die Jenny hat und die sie begleitet. Das Aufzählen scheinbar unwichtiger Dinge wie die Heidelbeermarmelade, die sie eigentlich nicht mag, unterstreichen den meist automatisch ablaufenden Alltag. Ebenso die Nachricht, die die Polizisten überbringen und die anschließende Leere wird mehr als toll und eindrücklich beschrieben. Man kann beim Lesen die Trauer, die Fragen und letztlich die Schuldfrage förmlich selbst spüren.
Bereits nach knapp dreißig Seiten habe ich einen Kloß im Hals beim und nach dem Lesen und bin gespannt, wie das Thema weiter aufgearbeitet wird. Katharina Seck hat eine tolle Erzählweise, die eindrücklich und gewaltig ist. Gerade bei dem sensiblen Thema finde ich eine Autorinnen-Begleitung toll und sinnvoll. Ich würde mich gerne mehr mit dem Buch und dem doch schwierigen Thema beschäftigen und mich wahnsinnig freuen, bei der Leserunde dabei zu sein!