XXL-Leserunde zur Reihe "Die Quellen von Malun" von Daniela Winterfeld

Eine faszinierende Fantasy-Trilogie
Cover-Bild Die Quellen von Malun - Blutgöttin
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Daniela Winterfeld (Autor)

Die Quellen von Malun - Blutgöttin

Roman

Das Wasser auf Ruann versiegt, und die Dürre verurteilt die Völker zu Hunger und Durst. Um sich die letzten Ressourcen zu sichern, führt das Großreich Sapion erbitterte Kriege gegen seine Nachbarreiche. Die Politikertochter Feyla, der Offizier Dorgen, die Sklavin Alia und der Soldat Tailin sind alle auf verschiedene Weise von dem Krieg betroffen. Jeder versucht für sich einen Ausweg aus der hoffnungslosen Situation zu finden. Aber noch wissen die Vier nicht, dass ihre Schicksale miteinander verbunden sind und die Gründe für das Verschwinden des Wassers in einer Verschwörung von ungeahnten Ausmaßen liegen ...

Cover-Bild Die Quellen von Malun - Blutsohn
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Daniela Winterfeld (Autor)

Die Quellen von Malun - Blutsohn

Roman

Auf Ruann herrscht immer noch Krieg um die letzten Wasservorräte. Der Offizier Dorgen ist inzwischen zum Heerführer aufgestiegen. Er ist entsetzt, als ihm sein mächtiger Schwiegervater Walerius aufträgt, den letzten großen Wald abzubrennen, um die Feinde in die Knie zu zwingen. Aber kann Dorgen sich ihm widersetzen?
Währenddessen versuchen die geflohene Sklavin Alia und der desertierte Soldat Tailin, den Lauf der Dinge aufzuhalten. Beide begeben sich in Lebensgefahr, um ihre Welt vor dem Untergang zu bewahren. Doch der Herrscher Sapions verfügt über zerstörerische Magie - und ihre grausame Macht wurzelt längst schon tief in den Seelen der Menschen.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 18.02.2021 - 14.03.2021
  2. Lesen 29.03.2021 - 09.05.2021
  3. Rezensieren 10.05.2021 - 23.05.2021

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Der dritte Band "Blutschicksal", vierter Abschnitt, Seite 552 - Ende

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Steliyana

Mitglied seit 07.01.2017

Lesen geht immer! :)

Veröffentlicht am 08.05.2021 um 11:07 Uhr

Nun habe ich mich angestrengt und gestern/heute alles gelesen. Ich bin vom dritten Band leider enttäuscht. Ich fand ihn einfach sehr verwirrend. Besonders die letzten 300 Seiten waren für mich schwer zu lesen. Quellen, Steine, Folter. Ich habe oft nicht durchblicken können, was mit wen gerade passiert. Es war mir irgendwann einfach zu viel.
Das Ende fand ich irgendwie unpassend. Ja, es ist klar, dass die Blutära nun vorbei ist für nächsten 15000 Jahre, aaaaaaaaaber sie wird wieder kommen. Ein bisschen mehr Dramatik und kein Happy End hätten meiner Meinung nach besser gepasst. Es ist eine besondere Welt. Es haben uns so viel Qual und Schmerz begleitet und am Ende sind alle glücklich. Mhmmm schade. Auch wenn sie wirklich sehr viel erlebt haben und endlich etwas Gutes verdient haben, macht es mich trotzdem nicht so glücklich.
Der erste Band war für mich der stärkste. Band 2 war auch sehr gut. Band 3 hat geschwächelt.

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Steliyana

Mitglied seit 07.01.2017

Lesen geht immer! :)

Veröffentlicht am 08.05.2021 um 11:10 Uhr

Cubey schrieb am 06.05.2021 um 00:08 Uhr

So, da konnte ich dann doch nicht an mir halten und wollte den letzten Leseabschnitt einfach nur noch hinter mich bringen und was soll ich sagen?
Ich bin ehrlich gesagt von dem Ende enttäuscht.
Ich versuche meine Gedanken mal ein bisschen zu ordnen, weil gerade sehr, sehr viel in mir vorgeht.
Ich glaube wovon ich mitunter am meisten Enttäuscht war, war der Epilog. Nichts für ungut. Ich gönne Protagonisten für gewöhnlich alles Glück der Welt, solange es zur GEschichte passt. Und das war in diesem Fall nicht gegeben. Der ganze Epilog wirkte auf mich einfach zu rosarot. Alle Kriege beendet, kein Leid mehr, kein Hass, keine Kämpfe. Alle laufen Händchenhaltend in den Sonnenuntergang und sitzen in Blumenfeldern. Ja, die Charaktere haben es verdient eine schöne Zukunft zu haben, aber das war für mich aber von allem too much. Gerade in dieser Masse.

Kommen wir zu dem Finalen “Showdown” in der Höhle mit den ganzen Seen, oder davor… oder in der Schlucht oder den Bergen - ich bin irgendwann nicht mehr durchgestiegen. Und das war das eine Problem: ich kam irgendwann nicht mehr mit was wo mit wem wie wann passiert ist. Es ist zu viel auf einmal passiert und war mir zu wirren.
Und gegen Ende hin wurde ich dann x-fach enttäuscht.
Zum einen hätten wir das plötzliche Auftauchen eines Drachens. Von dem vorher in dieser Art und Weise bisher nicht die Rede war. Der Kommentar von Minh an sich reicht mir da nicht aus. Er war einfach… da. So- plopp. Tada.
Dann hätten wir da einmal den Umgang mit den Toden der Charaktere. Dazu muss ich ein bisschen weiter ausholen:
Wir haben diesen Krieg nun drei Bände mitgemacht und so wie ich es bisher immer gelesen habe ist kein Krieg ohne Verluste. Dieses Buch ist da eine Ausnahme. Eine für mich sehr enttäuschende Ausnahme. Da am Ende der Geschichte so ziemlich alle Charaktere auf irgendeine Art und Weise überleben. (Nureen und Nugia nehme ich an dieser Stelle raus. Sie kannte ich beide viel zu wenig und meine Bindung zu ihnen ist auch nicht stark genug gewesen. Zu mal ich auch gestehen muss, dass ich mich absolut nicht mehr daran erinnere ob Nureen nun gestorben ist oder nicht… Wäre lieb wenn mich da jemand auf die Sprünge helfen könnte :D) Der Tod war zum Greifen nah für vier bis fünf Charaktere wenn ich mich nicht täusche. Und sie alle haben überlebt. Alle. Dieser Krieg hat sich nicht nach einem Verlust angefühlt, sondern für mich eher nach einer Enttäuschung. Hätte ich mir einen Charakter aussuchen können, wäre es glaube ich sogar Tailin gewesen von dem ich mich hätte verabschiedet. Nicht etwa weil ich ihn von allen Charakteren am meisten Hasse, sondern weil ich das Gefühl gehabt habe, dass er, trotz meiner Abneigung ihm gegenüber, den meisten Einfluss auf alle hatte. Jeder hatte irgendeine Verbindung zu Tailin, er war das Bindeglied zwischen so vielen Personen, Instanzen, der Magie und den Menschen das sein Tod mit großer Wahrscheinlichkeit ein Verlust gewesen wäre, wie aber auch ein Grund der “Freude”. Er wäre für Ruann gestorben, für die Menschen und ihre Zukunft. In meinen Augen wäre das eine “göttliche Geeste” gewesen über die man im Epilog gut hätte schreiben können. Über Tailin und seine Taten. Dass nun am Ende alle überleben… gut… kann man sich drüber streiten.
Kommen wir zu meiner letzten Enttäuschung dahingehend:
Was war das bitte am Ende mit dem Fluch? Wirklich jetzt. Was… was sollte das? Ich verstehe es wirklich nicht. Und so langsam bringt es auch mein Verständnis für die Gottgeborenen ins Wanken! Wer ist nun wie mächtig, wer hat welche Macht wer ist nun mächtiger als wer? Und warum wurde, musste, konnte dieser Fluch gebrochen werden. Diese Enttäuschung geht übrigends einher mit der Enttäuschung über die Tode und es kam genauso plötzlich wie die Drachen und so vieles anderes in diesen Büchern. Es… war einfach da und war in meinen Augen nur dem Plott dienlich.

Abschließend, bevor ich mich in die Rezension stürze, noch etwas was mir sehr gut gefallen hat:
Der Tod von Walerius. Nicht zuletzt weil er ein absolutes Scheusal war, sondern weil die Empfindungen von Siberi so gut zu dem ganzen Umstand gepasst haben.
Der Tod von Walerius war eine einzige Enttäuschung und Siberi hat nicht das genugtuuende Gefühl der Rache verspürt. Weil Rache nie eine Genugtuung ist. Diese Taubheit und Verzweiflung die er am Ende verspürt hat war mit großem Abstand das realistischste soweit. Hat mir sehr sehr gut gefallen.

Wenn ich erst mal eine Nacht drüber geschlafen habe kann ich meine Gedanken hoffentlich besser ordnen, aber so… so kann ich nur sagen, dass ich das Ende selber als höchst unbefriedigend empfinde und ich mit gemischten Gefühlen zurück bleibe. In meinen Augen würden die Bücher als Filme bestimmt wesentlich besser funktionieren als sie es jetzt als Bücher für mich tun. Sehr schade, dennoch habe ich mich gefreut teil der Leserunde gewesen zu sein :) Danke, dass ihr meine Meckereien so lange ausgehalten habt ♥

Von Tailin hätte ich mich auch sehr gut verabschieden können. Ich habe ihn einfach nicht gemocht. Seine Kapitel waren irgendwann einfach eine Qual für mich.
Aber ich weiß, was du meinst und so empfinde ich es auch. Ich habe erwartet, dass wir viele bekannte Namen verlieren werden und das Ende eher in eine andere Richtung gehen würde.

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Steliyana

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Lesen geht immer! :)

Veröffentlicht am 08.05.2021 um 11:11 Uhr

VerenaS schrieb am 06.05.2021 um 20:21 Uhr

Zitat von Cubey

Zum einen hätten wir das plötzliche Auftauchen eines Drachens. Von dem vorher in dieser Art und Weise bisher nicht die Rede war. Der Kommentar von Minh an sich reicht mir da nicht aus.



Wenn ich das richtig verstanden habe dann war Minh der Drache aber ja, das kam dann doch sehr plötzlich. Zumal der Drache dann anscheinend auch nochmal stärker war als alle anderen (welch Überraschung, irgendwie sind alle die neu auftauchen wieder stärker als die zuvor).

Mit dem Drachen hatte ich auch nicht gerechnet.

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laura_liest_zuviel

Mitglied seit 28.05.2020

Je kleiner der Sub, desto geringer die Auswahl.

Veröffentlicht am 08.05.2021 um 14:11 Uhr

Ich habe es gestern tatsächlich in einem Rutsch durchgezogen und das Buch beendet.
Dadurch stürmte natürlich ziemlich viel auf mich ein, aber im Großen und Ganzen bin ich doch sehr zufrieden mit dem Ende und der Auflösung der Geschichte.

Sehr passend fand ich, dass Siberi Walerius und Rabanus getötet hat. Die Szene an sich war mir aber etwas zu undramatisch, muss ich gestehen. Irgendwie habe ich mir insbesondere Walerius Untergang epischer vorgestellt, so war es ein kleiner Nebenschauplatz, der ziemlich wenig beachtet wurde.

Die ganze Kampfhandlung hat mir eigentlich auch sehr gut gefallen, aber nachdem die Monster aufgetaucht sind, wurde alles etwas wirr. Andererseits war es vermutlich die einzige Möglichkeit, wie alle unsere Lieblingscharaktere überleben konnten.

Apropos Überleben, Heerführer Dorgen wurde ja nochmal ordentlich drangsaliert. Dass er auch einen vergessenen Hintergrund hat und das Walerius auch bei ihm eine Rolle gespielt hat, war allerdings irgendwie ein bisschen too much muss ich sagen. Wurde mir dann etwas sehr dramatisch und der Hintergund von Burk und dessen Herumgeheule hat mich einfach nur genervt. Diese ganze Szene hätte für meinen Geschmack also gerne fehlen dürfen.

Ganz lustig fand ich, dass Minh aufgetaucht ist und quasi alles gerettet hat. Ohne ihn hätte ja am Ende nichts funktioniert. Das hat nochmal einen interessanten Wendepunkt in die eigentlich ausweglose Situation gebracht.

Das ganze Geschehen in Taluns Höhlen habe ich gar nicht erst versucht mir näher vorzustellen, seine Magie habe ich bis heute nicht verstanden. Das Ergebnis, dass alle weiterleben dürfe, hat mir aber sehr gut gefallen und ich fand es irgendwie niedlich, dass Maluna und Talun dann als Babys wiedergeboren wurden.

Ein kleines Schmankerl war dann nochmal Siberis Schicksal, er und Minh... gefällt mir muss ich sagen! Ich habe mir ja immer ein Happy End für ihn erhofft und bin deshalb sehr zufrieden.

Nach den vielen Erklärungen über Taluns und MAlunas Vergangenheit hat sich nochmal so einiges anders dargestellt und ich finde die gesamte Geschichte etwas einleuchtender. Das selbst Walerius nur eine Marionette einer gebrochenen Maluna war, hat mich mal wieder von den Socken gehauen.

Also alles in allem mochte ich die Bücher echt gerne, obwohl natürlich einige Schwachpunkte vorhanden waren. Die magischen Aspekte waren einen Großteil der Geschichte viel zu abstrakt und wenig verständlich. Die Hintergründe zu allen möglichen Sachen wurden etwas spät und dann zu gehäuft erläutert, sodass man manchmal aus der Geschichte raus war, weil man nichts verstanden hat und an anderen Stellen überfordert, weil es zu plötzlich kam und zu viel.

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laura_liest_zuviel

Mitglied seit 28.05.2020

Je kleiner der Sub, desto geringer die Auswahl.

Veröffentlicht am 08.05.2021 um 14:24 Uhr

Zitat von Maddison

Was ich noch etwas schade fand, war Siberis Ende. Er wird von Minh weggetragen und das wars. Da er ja schon ein sehr essentieller Charakter und der Antagonist schlechthin war, ist meine Neugier wie es mit ihm weitergeht noch nicht ganz gestillt.

Das klassische offene Ende würde ich sagen, aber es klang so, als würden die beiden ein Pärchen werden!

Zitat von ivas-buecherwahnsinn

Allerdings würde ich mir eine weitere Reihe wünschen, in der es um Siberi und Minh geht 😂 noch jemand vllt? 😂

Yesss, bitte! Die beiden habe ich auch irgendwie sofort geshipt, nachdem Nelja meinte, dass Minh auf diese Art Mann steht.

Zitat von Steliyana

Quellen, Steine, Folter. Ich habe oft nicht durchblicken können, was mit wen gerade passiert. Es war mir irgendwann einfach zu viel.

Das habe ich gar nicht erst versucht, mir näher vorzustellen, sondern nur das Ergebnis zu betrachten. Damit bin ich eigentlich ganz gut gefahren🙆‍♀️

Zitat von Steliyana

Das Ende fand ich irgendwie unpassend. Ja, es ist klar, dass die Blutära nun vorbei ist für nächsten 15000 Jahre, aaaaaaaaaber sie wird wieder kommen.

Diesen Aspekt finde ich auch etwas wirr. Am Ende meinten sie ja eigentlich, dass es nun keine Blutära mehr geben wird, weil Maluna jetzt nicht mehr gebrochen wird oder so. Aber davor wurde die Blutära durch das Naturphänomen der roten kleinen Sonne erklärt. Das war dann für mich etwas wiedersprüchlich...

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Daniela Winterfeld

Mitglied seit 25.07.2019

Veröffentlicht am 08.05.2021 um 15:06 Uhr

Hey ihr Lieben,

so langsam geht die Leserunde dem Ende entgegen. Also, erstmal vorab: Ich finde, ihr wart eine tolle Leserundetruppe und ich finde es gut, dass hier die ganze Zeit eine konstruktive Atmosphäre geherrscht hat, dass unterschiedliche Meinungen zugelassen und kontrovers diskutiert wurden, ohne dass sich irgendwelche Lager bilden oder auf irgendjemandem herumgehackt worden wäre

Ich selbst habe die ganze Zeit mitgelesen, habe mich aber mit dem Kommentieren gegen Ende etwas zurückgehalten. Zum einen wollte ich nicht versehentlich etwas vorwegnehmen, was eigentlich erst später kommt - aber ich wollte auch, dass ihr den Raum habt, erstmal eure Eindrücke zu schildern, bevor ich zu allem meinen Senf abgebe.

Ich für meinen Teil muss auch sagen, dass ich es vollkommen okay findet, wenn ihr Kritik äußert. Tatsächlich ist es bei der Malun-Reihe so, dass ich bei manchen Kritikpunkten sehr doll schmunzeln oder nicken muss, weil ihr tatsächlich recht habt. Größtenteils waren das aber Sachen, die mir bereits bewusst waren und manchmal habe ich auch schon geahnt, dass Kritik kommen wird. Bei vielen Dingen habe ich mich trotzdem bewusst so entschieden - bei anderen war es einfach schwer, eine bessere Lösung zu finden.
Ich versuche jetzt mal, die wichtigsten Punkte rauszupicken und dazu noch was zu schreiben.

Ein Punkt, der ja häufiger kam, war der Zeitverlauf der Geschichte - die einen machen eine lange Reise, während in der nächsten Szene nur ein Tag vergeht.
Ich verstehe, dass die Zeitbögen in der Geschichte nicht immer leicht zu durchschauen sind. Aber tatsächlich ist es nicht so wahllos, wie einem das vorkommen kann. Ich hatte während des Schreibens eine laaaaange Zeitleiste neben mir. Das war ein ziemliches Gewurschtel aus zusammengeklebten Blättern und dicht beschriebenen Pfeilen. Wenn es etwas ansehnlicher wäre, würde ich es euch zeigen. Aber es ist kaum möglich, das Gekritzel lesbar zu fotografieren. :D
Also, kurzum: Insgesamt vergehen in der ganzen Geschichte 2 Jahre (mit jeweils 15 Monaten). Band 1 ist das erste Jahr, Band 2 und 3 zusammen das zweite Jahr. Und mit dem Blick auf meine Zeitleiste bilde ich mir ein, dass das bei genauer Betrachtung tatsächlich alles hinkommt. Nun kommen aber zwei Umstände hinzu, die das beim Lesen kompliziert machen. Zum einen sind das die Reisezeiten. Ihr könnt euch vorstellen: Wer zu Fuß oder mit Pferd reist, hat einfach waaaahnsinnig lange Reisezeiten. In meiner Vorstellung hat die Welt aber eine ungefähre Süd-Nord-Ausdehnung wie Europa. Wobei man Pamal dann etwa in der Größenordnung anlegen kann wie z.B. Norwegen, was ja in sich schon riiiiesig ist. Und eine Reise von Sapion zum Waldgürtel von Farua wäre ungefähr so, als würde man von Süditalien in den Harz pilgern. Wenn ich diese Reisen alle im Detail beschrieben hätte, hätte ich fünf Bücher schreiben müssen, und sie wären alle gähnend langweilig geworden :D Also irgendwie ein Dilemma, aus dem ich schwer rauskam.
Das ganze paart sich jetzt aber mit meinem Schreibstil, der in der Regel ja sehr szenisch angelegt ist. Das heißt, dass ein Kapitel ja doch eher in Echtzeit abläuft, also in der Regel nur einen Tag oder ein paar Stunden umreißt. Im Grunde spielt sich also der größte Zeitraum der Geschichte zwischen den Szenen ab. Außer in solchen Momenten, wo ich schreibe, dass sie soundsoviele Tage reiten oder bereits geritten sind.
Letztendlich läuft erzählerisch alles auf einen Kompromiss hinaus: Die Reisezeiten habe ich dann doch kürzer beschrieben, als sie bei einer europäischen Nord-Süd-Ausdehnung sein müssten - und den einzelnen roten Fäden der Charaktere merkt man im Detail nicht so sehr an, dass dazwischen theoretisch Wochen und Monate vergangen sind.
Aber unter dem Strich denke ich, dass eine "realistischere" Umsetzung einfach weniger Spaß gemacht hätte. Also habe ich mich so entschieden, obwohl mir das Problem bewusst ist.

Ab hier jetzt eine Spoilerwarnung für alle, die mit dem Buch noch nicht durch sind

An dieses Thema knüpft gewissermaßen auch der Drache an. Minh war eine spontane Erfindung am Ende von Teil 2. Dort brauchte ich eine Figur, die für exakt ein Kapitel Neljas Begleitung wird, weil es einfach wichtig ist, dass Figuren einen Gesprächspartner hatten. An dieser Stelle bekam Minh seine Drachenschuppen, ohne dass ich wusste, wie gut ich das später noch gebrauchen kann.
Eigentlich hatte ich nicht geplant, dass wir ihn nochmal wiedersehen. Aber er war ein guter Charakter, weshalb ich das auch schade fand.
In Teil 3 stand ich dann plötzlich vor einem Problem: Nelja und die Blutgöttin noch irgendwo in Ceylem (also vielleicht so auf der Höhe von Norditalien). Die heilenden Quellen oben in Malun (also, lass sagen in Mittelschweden). Dazwischen ein paar Monate Reisezeit, aber gleichzeitig schon der tobende Kampf an der Front, der nur ein paar Tage dauert. Also partout keine Chance, die Blutgöttin noch irgendwie nach Malun zu bekommen - außer sie wird geflogen.
In dem Moment fiel mir Minh mit seinen Drachenschuppen ein und er war meine Rettung :D


Haha, ja, und dann noch ein Kritikpunkt, den jetzt einige von euch hatten: Die viele Magie am Ende. Oh Gott, ja. Es ist schrecklich viel Magie. Das hat mich beim Schreiben irgendwann selbst genervt und ich hab schon über mich selbst gelästert. Eigentlich stehe ich selbst gar nicht auf so viel Magie. Allerdings hatte ich auch hier ein Problem: Ich habe diese Welt einfach so dermaßen in die Scheiße geritten. Mit weniger Magie wäre sie nicht mehr zu retten gewesen.
Ein realistisches Ende für die Geschichte wäre die totale Vernichtung von allem gewesen. Das Böse siegt. Alle Guten sterben. Ende. Aus. Vorbei.
Letztendlich sehe ich diese viele Magie am Ende als Botschaft: In unserer eigenen Welt gibt es keine Magie, also nichts, womit wir uns auf wundersame Weise retten können. Also müssen wir, verdammt noch mal, früh genug aufpassen, uns nicht sooo sehr in die Scheiße zu reiten, dass wir da nicht mehr mit realistischen Mitteln rauskommen.
Ich gebe zu. Die Botschaft ist etwas abstrakt. Man muss sie wohl deutlich dazu schreiben, um das rauszuhören. rofl
Außerdem muss ich natürlich zugeben, dass das Ende mit mehr physischem Kampf und weniger Magie deutlich epischer geworden wäre.
Aber physischer Kampf gegen Siberis Monster? Wer hätte das überleben sollen? Höchstens ein paar Pamuschkatzen, aber z.B. die Wüstenfrauen wären doch einfach dahingemetzelt worden.

Und dass meine Protagonisten alle am Ende überleben. Weia, ja, ich weiß. Irgendwie ist das nicht angemessen. Und eigentlich. Also, EIGENTLICH, also wenn wir uns mal mein Konzept angucken: Ursprünglich war geplant, dass Tailin und Leymon am Ende sterben. So einen richtig schönen Märtyrertod. Aber dann ... als ich es schreiben sollte ... seht es mir nach oder legt es mir als Schwäche aus: Ich konnte es nicht. Ich konnte die beiden nicht sterben lassen. Vielleicht bin ich nach all der Grausamkeit am Ende zu weich geworden. Oder ich war einfach zu verliebt in die beiden - jedenfalls hab ich es einfach nicht über mich gebracht. :D
Meine Rechtfertigung im Kontext der Geschichte: Wer soll die Welt heilen, wenn Tailin nicht mehr lebt? Diese Welt braucht doch ein vollständiges Team von Seelenheilern, um Chance auf eine Zukunft zu haben. Und Tailin war der einzige mit Ausbildung. Wenn er jetzt gestorben wäre, hätte es ja wieder eine ganze Generation gedauert, ehe ein neuer Seelenheiler da ist.

Ich habe die beiden also leben lassen. Asche auf mein Haupt. :D
Ist natürlich ein gewisses Problem, dass ich die meisten Leser, die auf extrem kitschige Happy Ends stehen, bis hierhin gründlich vergrault habe.

Spoilerwarnung Ende. Ab hier könnt ihr wieder weiterlesen, wenn ihr den Schluss des Buches noch nicht erreicht habt

Apropos vergrault: Ich kann absolut JEDEN verstehen, dem diese Trilogie zu grausam ist. Es ist einfach viel, für den gesunden Menschenverstand auch deutlich zu viel.
Aber dies ist wieder so ein Punkt, den ich bewusst entschieden habe: Eine Welt, die so derart aus dem Gleichgewicht gebracht ist wie Ruann, ist leider voller Gewalt. Letztendlich sind das ja auch alles Dinge, die es in unserer echten Welt ebenfalls gibt, und zwar mindestens in so schrecklicher Ausprägung wie auf Ruann. Hier ist es uns allerdings zur Gewohnheit geworden, all diese Dinge weitgehend auszublenden, solange sie uns nicht betreffen. Man liest zwar in den Nachrichten davon und manchmal gibt es Gegenbewegungen, die zu einer gewissen Popularität gelangen, wie z.B. BlackLivesMatter. Aber die allerallermeisten Strukturen von Unterdrückung und Missbrauch jeglicher Art finden einfach so statt und die Betroffenen sind dem über Jahrzehnte und Generationen vollkommen ausgeliefert.
Ich habe all das in meinem Buch beschrieben, weil ich einen Fokus darauf richten wollte, damit man dazu gebracht wird ausnahmsweise einmal "hinzusehen". Im Gewand einer Fantasygeschichte liegt zwar wieder eine Tarnung darüber, die es vielleicht etwas erträglicher macht als eine Geschichte aus dem "wahren Leben" - aber mir war es wichtig, darzustellen wie sich so etwas aus Opferperspektive anfühlt.
Manche von euch sagen, dass irgendwann angesichts der Gewalt ein Ermüdungseffekt einsetzt. Ja, das stimmt. Dazu kann ich auch sagen, dass das bewusst gewählt ist. Denn das ist die Realtität von Gewalt: Sie lässt Menschen abstumpfen. Wer täglich Gewalt erlebt, lässt es immer weniger an sich heran, bis es einfach nur noch abprallt. Selbst dann, wenn man selbst das Opfer ist.
Ich sehe also auch das gewissermaßen als Botschaft

Ein bisschen was anderes ist die Tatsache, dass es in vielen Fällen das immer gleiche Muster aus Missbrauch und Folter ist, das die Figuren erleben. Das liegt einfach daran, dass es in allen Fällen ein und derselbe Täter ist, der sich genau dieses Muster angeeignet hat. Alle diese Fälle gehen auf Walerius zurück.
Auch damit wollte ich zeigen, wie schrecklich die Grausamkeit eines einzelnen Menschen wirken kann, wenn er einen großen Wirkungskreis hat. Solche Machtstrukturen gibt es ja leider sehr häufig, und die Wirkung dürfte ähnlich fatal sein für die Betroffenen.
Aber wirklich zerstörerisch wird es, wenn derartige Menschen Regierungsmacht bekommen und dann über ganze Länder und Völker herrschen können.
Das Ganze soll also auch wieder eine Mahnung sein, keine Menschen an die Macht zu wählen, die von Machtgier und Egozentrik geleitet werden. Solche Leute werden nämlich immer versuchen, ihre wie auch immer gearteten Gewaltstrukturen in der Gesellschaft zu verankern, um sie dauerhaft kontrollieren zu können.

Natürlich sind echte Strukturen in unserer Welt nochmal wesentlich komplexer. Verglichen damit habe ich in einem Buch immer nur die Möglichkeit einen in sich geschlossenen Mikrokosmos darzustellen, der die Dinge exemplarisch zeigt.

Ein ähnliches Mikrokosmosproblem ist das mit den "vielen Gottgeborenen", die plötzlich in der Geschichte auftauchen, obwohl es am Anfang heißt, dass sie so selten sind.
Ich verstehe, dass dadurch der Eindruck entsteht, dass sie plötzlich überall sind. Aber die Figuren der Geschichte waren einfach so gewählt, dass es diejenigen sind, in denen sich das Göttliche versteckt. Nur diese Personen können mittels ihrer Magie am Ende genug Macht entwickeln, um sich dem Bösen entgegenzustellen. Aber letztendlich sind es ja nur wenige einzelne. Die große Mehrheit der Menschen ist einfach nur menschlich

Joa, jetzt bin ich hier so von Höckschen zu Stöckschen gestolpert. Bestimmt gibt es auch noch viel mehr, wozu ich etwas sagen könnte. Aber ich schicke das hier jetzt erstmal ab.
Wenn ihr noch Punkte vermisst, zu denen ihr euch etwas fragt oder gerne meine Meinung wissen möchtet, schießt los. Dann schreibe ich gerne noch eine Textwand







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Cubey

Mitglied seit 04.04.2019

Stell dir nur vor, ich wäre Drogensüchtig! Da sind Bücher die bessere Alternative, oder?"

Veröffentlicht am 08.05.2021 um 20:30 Uhr

Daniela Winterfeld schrieb am 08.05.2021 um 15:06 Uhr

Hey ihr Lieben,

so langsam geht die Leserunde dem Ende entgegen. Also, erstmal vorab: Ich finde, ihr wart eine tolle Leserundetruppe und ich finde es gut, dass hier die ganze Zeit eine konstruktive Atmosphäre geherrscht hat, dass unterschiedliche Meinungen zugelassen und kontrovers diskutiert wurden, ohne dass sich irgendwelche Lager bilden oder auf irgendjemandem herumgehackt worden wäre

Ich selbst habe die ganze Zeit mitgelesen, habe mich aber mit dem Kommentieren gegen Ende etwas zurückgehalten. Zum einen wollte ich nicht versehentlich etwas vorwegnehmen, was eigentlich erst später kommt - aber ich wollte auch, dass ihr den Raum habt, erstmal eure Eindrücke zu schildern, bevor ich zu allem meinen Senf abgebe.

Ich für meinen Teil muss auch sagen, dass ich es vollkommen okay findet, wenn ihr Kritik äußert. Tatsächlich ist es bei der Malun-Reihe so, dass ich bei manchen Kritikpunkten sehr doll schmunzeln oder nicken muss, weil ihr tatsächlich recht habt. Größtenteils waren das aber Sachen, die mir bereits bewusst waren und manchmal habe ich auch schon geahnt, dass Kritik kommen wird. Bei vielen Dingen habe ich mich trotzdem bewusst so entschieden - bei anderen war es einfach schwer, eine bessere Lösung zu finden.
Ich versuche jetzt mal, die wichtigsten Punkte rauszupicken und dazu noch was zu schreiben.

Ein Punkt, der ja häufiger kam, war der Zeitverlauf der Geschichte - die einen machen eine lange Reise, während in der nächsten Szene nur ein Tag vergeht.
Ich verstehe, dass die Zeitbögen in der Geschichte nicht immer leicht zu durchschauen sind. Aber tatsächlich ist es nicht so wahllos, wie einem das vorkommen kann. Ich hatte während des Schreibens eine laaaaange Zeitleiste neben mir. Das war ein ziemliches Gewurschtel aus zusammengeklebten Blättern und dicht beschriebenen Pfeilen. Wenn es etwas ansehnlicher wäre, würde ich es euch zeigen. Aber es ist kaum möglich, das Gekritzel lesbar zu fotografieren. :D
Also, kurzum: Insgesamt vergehen in der ganzen Geschichte 2 Jahre (mit jeweils 15 Monaten). Band 1 ist das erste Jahr, Band 2 und 3 zusammen das zweite Jahr. Und mit dem Blick auf meine Zeitleiste bilde ich mir ein, dass das bei genauer Betrachtung tatsächlich alles hinkommt. Nun kommen aber zwei Umstände hinzu, die das beim Lesen kompliziert machen. Zum einen sind das die Reisezeiten. Ihr könnt euch vorstellen: Wer zu Fuß oder mit Pferd reist, hat einfach waaaahnsinnig lange Reisezeiten. In meiner Vorstellung hat die Welt aber eine ungefähre Süd-Nord-Ausdehnung wie Europa. Wobei man Pamal dann etwa in der Größenordnung anlegen kann wie z.B. Norwegen, was ja in sich schon riiiiesig ist. Und eine Reise von Sapion zum Waldgürtel von Farua wäre ungefähr so, als würde man von Süditalien in den Harz pilgern. Wenn ich diese Reisen alle im Detail beschrieben hätte, hätte ich fünf Bücher schreiben müssen, und sie wären alle gähnend langweilig geworden :D Also irgendwie ein Dilemma, aus dem ich schwer rauskam.
Das ganze paart sich jetzt aber mit meinem Schreibstil, der in der Regel ja sehr szenisch angelegt ist. Das heißt, dass ein Kapitel ja doch eher in Echtzeit abläuft, also in der Regel nur einen Tag oder ein paar Stunden umreißt. Im Grunde spielt sich also der größte Zeitraum der Geschichte zwischen den Szenen ab. Außer in solchen Momenten, wo ich schreibe, dass sie soundsoviele Tage reiten oder bereits geritten sind.
Letztendlich läuft erzählerisch alles auf einen Kompromiss hinaus: Die Reisezeiten habe ich dann doch kürzer beschrieben, als sie bei einer europäischen Nord-Süd-Ausdehnung sein müssten - und den einzelnen roten Fäden der Charaktere merkt man im Detail nicht so sehr an, dass dazwischen theoretisch Wochen und Monate vergangen sind.
Aber unter dem Strich denke ich, dass eine "realistischere" Umsetzung einfach weniger Spaß gemacht hätte. Also habe ich mich so entschieden, obwohl mir das Problem bewusst ist.

Ab hier jetzt eine Spoilerwarnung für alle, die mit dem Buch noch nicht durch sind

An dieses Thema knüpft gewissermaßen auch der Drache an. Minh war eine spontane Erfindung am Ende von Teil 2. Dort brauchte ich eine Figur, die für exakt ein Kapitel Neljas Begleitung wird, weil es einfach wichtig ist, dass Figuren einen Gesprächspartner hatten. An dieser Stelle bekam Minh seine Drachenschuppen, ohne dass ich wusste, wie gut ich das später noch gebrauchen kann.
Eigentlich hatte ich nicht geplant, dass wir ihn nochmal wiedersehen. Aber er war ein guter Charakter, weshalb ich das auch schade fand.
In Teil 3 stand ich dann plötzlich vor einem Problem: Nelja und die Blutgöttin noch irgendwo in Ceylem (also vielleicht so auf der Höhe von Norditalien). Die heilenden Quellen oben in Malun (also, lass sagen in Mittelschweden). Dazwischen ein paar Monate Reisezeit, aber gleichzeitig schon der tobende Kampf an der Front, der nur ein paar Tage dauert. Also partout keine Chance, die Blutgöttin noch irgendwie nach Malun zu bekommen - außer sie wird geflogen.
In dem Moment fiel mir Minh mit seinen Drachenschuppen ein und er war meine Rettung :D


Haha, ja, und dann noch ein Kritikpunkt, den jetzt einige von euch hatten: Die viele Magie am Ende. Oh Gott, ja. Es ist schrecklich viel Magie. Das hat mich beim Schreiben irgendwann selbst genervt und ich hab schon über mich selbst gelästert. Eigentlich stehe ich selbst gar nicht auf so viel Magie. Allerdings hatte ich auch hier ein Problem: Ich habe diese Welt einfach so dermaßen in die Scheiße geritten. Mit weniger Magie wäre sie nicht mehr zu retten gewesen.
Ein realistisches Ende für die Geschichte wäre die totale Vernichtung von allem gewesen. Das Böse siegt. Alle Guten sterben. Ende. Aus. Vorbei.
Letztendlich sehe ich diese viele Magie am Ende als Botschaft: In unserer eigenen Welt gibt es keine Magie, also nichts, womit wir uns auf wundersame Weise retten können. Also müssen wir, verdammt noch mal, früh genug aufpassen, uns nicht sooo sehr in die Scheiße zu reiten, dass wir da nicht mehr mit realistischen Mitteln rauskommen.
Ich gebe zu. Die Botschaft ist etwas abstrakt. Man muss sie wohl deutlich dazu schreiben, um das rauszuhören. rofl
Außerdem muss ich natürlich zugeben, dass das Ende mit mehr physischem Kampf und weniger Magie deutlich epischer geworden wäre.
Aber physischer Kampf gegen Siberis Monster? Wer hätte das überleben sollen? Höchstens ein paar Pamuschkatzen, aber z.B. die Wüstenfrauen wären doch einfach dahingemetzelt worden.

Und dass meine Protagonisten alle am Ende überleben. Weia, ja, ich weiß. Irgendwie ist das nicht angemessen. Und eigentlich. Also, EIGENTLICH, also wenn wir uns mal mein Konzept angucken: Ursprünglich war geplant, dass Tailin und Leymon am Ende sterben. So einen richtig schönen Märtyrertod. Aber dann ... als ich es schreiben sollte ... seht es mir nach oder legt es mir als Schwäche aus: Ich konnte es nicht. Ich konnte die beiden nicht sterben lassen. Vielleicht bin ich nach all der Grausamkeit am Ende zu weich geworden. Oder ich war einfach zu verliebt in die beiden - jedenfalls hab ich es einfach nicht über mich gebracht. :D
Meine Rechtfertigung im Kontext der Geschichte: Wer soll die Welt heilen, wenn Tailin nicht mehr lebt? Diese Welt braucht doch ein vollständiges Team von Seelenheilern, um Chance auf eine Zukunft zu haben. Und Tailin war der einzige mit Ausbildung. Wenn er jetzt gestorben wäre, hätte es ja wieder eine ganze Generation gedauert, ehe ein neuer Seelenheiler da ist.

Ich habe die beiden also leben lassen. Asche auf mein Haupt. :D
Ist natürlich ein gewisses Problem, dass ich die meisten Leser, die auf extrem kitschige Happy Ends stehen, bis hierhin gründlich vergrault habe.

Spoilerwarnung Ende. Ab hier könnt ihr wieder weiterlesen, wenn ihr den Schluss des Buches noch nicht erreicht habt

Apropos vergrault: Ich kann absolut JEDEN verstehen, dem diese Trilogie zu grausam ist. Es ist einfach viel, für den gesunden Menschenverstand auch deutlich zu viel.
Aber dies ist wieder so ein Punkt, den ich bewusst entschieden habe: Eine Welt, die so derart aus dem Gleichgewicht gebracht ist wie Ruann, ist leider voller Gewalt. Letztendlich sind das ja auch alles Dinge, die es in unserer echten Welt ebenfalls gibt, und zwar mindestens in so schrecklicher Ausprägung wie auf Ruann. Hier ist es uns allerdings zur Gewohnheit geworden, all diese Dinge weitgehend auszublenden, solange sie uns nicht betreffen. Man liest zwar in den Nachrichten davon und manchmal gibt es Gegenbewegungen, die zu einer gewissen Popularität gelangen, wie z.B. BlackLivesMatter. Aber die allerallermeisten Strukturen von Unterdrückung und Missbrauch jeglicher Art finden einfach so statt und die Betroffenen sind dem über Jahrzehnte und Generationen vollkommen ausgeliefert.
Ich habe all das in meinem Buch beschrieben, weil ich einen Fokus darauf richten wollte, damit man dazu gebracht wird ausnahmsweise einmal "hinzusehen". Im Gewand einer Fantasygeschichte liegt zwar wieder eine Tarnung darüber, die es vielleicht etwas erträglicher macht als eine Geschichte aus dem "wahren Leben" - aber mir war es wichtig, darzustellen wie sich so etwas aus Opferperspektive anfühlt.
Manche von euch sagen, dass irgendwann angesichts der Gewalt ein Ermüdungseffekt einsetzt. Ja, das stimmt. Dazu kann ich auch sagen, dass das bewusst gewählt ist. Denn das ist die Realtität von Gewalt: Sie lässt Menschen abstumpfen. Wer täglich Gewalt erlebt, lässt es immer weniger an sich heran, bis es einfach nur noch abprallt. Selbst dann, wenn man selbst das Opfer ist.
Ich sehe also auch das gewissermaßen als Botschaft

Ein bisschen was anderes ist die Tatsache, dass es in vielen Fällen das immer gleiche Muster aus Missbrauch und Folter ist, das die Figuren erleben. Das liegt einfach daran, dass es in allen Fällen ein und derselbe Täter ist, der sich genau dieses Muster angeeignet hat. Alle diese Fälle gehen auf Walerius zurück.
Auch damit wollte ich zeigen, wie schrecklich die Grausamkeit eines einzelnen Menschen wirken kann, wenn er einen großen Wirkungskreis hat. Solche Machtstrukturen gibt es ja leider sehr häufig, und die Wirkung dürfte ähnlich fatal sein für die Betroffenen.
Aber wirklich zerstörerisch wird es, wenn derartige Menschen Regierungsmacht bekommen und dann über ganze Länder und Völker herrschen können.
Das Ganze soll also auch wieder eine Mahnung sein, keine Menschen an die Macht zu wählen, die von Machtgier und Egozentrik geleitet werden. Solche Leute werden nämlich immer versuchen, ihre wie auch immer gearteten Gewaltstrukturen in der Gesellschaft zu verankern, um sie dauerhaft kontrollieren zu können.

Natürlich sind echte Strukturen in unserer Welt nochmal wesentlich komplexer. Verglichen damit habe ich in einem Buch immer nur die Möglichkeit einen in sich geschlossenen Mikrokosmos darzustellen, der die Dinge exemplarisch zeigt.

Ein ähnliches Mikrokosmosproblem ist das mit den "vielen Gottgeborenen", die plötzlich in der Geschichte auftauchen, obwohl es am Anfang heißt, dass sie so selten sind.
Ich verstehe, dass dadurch der Eindruck entsteht, dass sie plötzlich überall sind. Aber die Figuren der Geschichte waren einfach so gewählt, dass es diejenigen sind, in denen sich das Göttliche versteckt. Nur diese Personen können mittels ihrer Magie am Ende genug Macht entwickeln, um sich dem Bösen entgegenzustellen. Aber letztendlich sind es ja nur wenige einzelne. Die große Mehrheit der Menschen ist einfach nur menschlich

Joa, jetzt bin ich hier so von Höckschen zu Stöckschen gestolpert. Bestimmt gibt es auch noch viel mehr, wozu ich etwas sagen könnte. Aber ich schicke das hier jetzt erstmal ab.
Wenn ihr noch Punkte vermisst, zu denen ihr euch etwas fragt oder gerne meine Meinung wissen möchtet, schießt los. Dann schreibe ich gerne noch eine Textwand







Man, ist das spannend zu lesen, wie das alles gedacht ist und was sich so hinter den Kulissen abspielt - Stichwort: Zeitleiste :)
Und auch das Sie/du so freundlich und ausführlich auf unsere Kritiken eingehen/eingehst.
Viele Kritikpunkte, gerade von mir, werden jetzt auch in ein anderes Licht gerückt! Ich finde auch die Selbstreflektion ala "Ich hab die Welt in die Scheiße geritten" und "Ich konnte sie nicht sterben lassen" sehr schön! :D Ich glaube gerade bei letzterem können einige von uns nur leidig nicken! :)

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Steliyana

Mitglied seit 07.01.2017

Lesen geht immer! :)

Veröffentlicht am 09.05.2021 um 08:07 Uhr

Daniela Winterfeld schrieb am 08.05.2021 um 15:06 Uhr

Hey ihr Lieben,

so langsam geht die Leserunde dem Ende entgegen. Also, erstmal vorab: Ich finde, ihr wart eine tolle Leserundetruppe und ich finde es gut, dass hier die ganze Zeit eine konstruktive Atmosphäre geherrscht hat, dass unterschiedliche Meinungen zugelassen und kontrovers diskutiert wurden, ohne dass sich irgendwelche Lager bilden oder auf irgendjemandem herumgehackt worden wäre

Ich selbst habe die ganze Zeit mitgelesen, habe mich aber mit dem Kommentieren gegen Ende etwas zurückgehalten. Zum einen wollte ich nicht versehentlich etwas vorwegnehmen, was eigentlich erst später kommt - aber ich wollte auch, dass ihr den Raum habt, erstmal eure Eindrücke zu schildern, bevor ich zu allem meinen Senf abgebe.

Ich für meinen Teil muss auch sagen, dass ich es vollkommen okay findet, wenn ihr Kritik äußert. Tatsächlich ist es bei der Malun-Reihe so, dass ich bei manchen Kritikpunkten sehr doll schmunzeln oder nicken muss, weil ihr tatsächlich recht habt. Größtenteils waren das aber Sachen, die mir bereits bewusst waren und manchmal habe ich auch schon geahnt, dass Kritik kommen wird. Bei vielen Dingen habe ich mich trotzdem bewusst so entschieden - bei anderen war es einfach schwer, eine bessere Lösung zu finden.
Ich versuche jetzt mal, die wichtigsten Punkte rauszupicken und dazu noch was zu schreiben.

Ein Punkt, der ja häufiger kam, war der Zeitverlauf der Geschichte - die einen machen eine lange Reise, während in der nächsten Szene nur ein Tag vergeht.
Ich verstehe, dass die Zeitbögen in der Geschichte nicht immer leicht zu durchschauen sind. Aber tatsächlich ist es nicht so wahllos, wie einem das vorkommen kann. Ich hatte während des Schreibens eine laaaaange Zeitleiste neben mir. Das war ein ziemliches Gewurschtel aus zusammengeklebten Blättern und dicht beschriebenen Pfeilen. Wenn es etwas ansehnlicher wäre, würde ich es euch zeigen. Aber es ist kaum möglich, das Gekritzel lesbar zu fotografieren. :D
Also, kurzum: Insgesamt vergehen in der ganzen Geschichte 2 Jahre (mit jeweils 15 Monaten). Band 1 ist das erste Jahr, Band 2 und 3 zusammen das zweite Jahr. Und mit dem Blick auf meine Zeitleiste bilde ich mir ein, dass das bei genauer Betrachtung tatsächlich alles hinkommt. Nun kommen aber zwei Umstände hinzu, die das beim Lesen kompliziert machen. Zum einen sind das die Reisezeiten. Ihr könnt euch vorstellen: Wer zu Fuß oder mit Pferd reist, hat einfach waaaahnsinnig lange Reisezeiten. In meiner Vorstellung hat die Welt aber eine ungefähre Süd-Nord-Ausdehnung wie Europa. Wobei man Pamal dann etwa in der Größenordnung anlegen kann wie z.B. Norwegen, was ja in sich schon riiiiesig ist. Und eine Reise von Sapion zum Waldgürtel von Farua wäre ungefähr so, als würde man von Süditalien in den Harz pilgern. Wenn ich diese Reisen alle im Detail beschrieben hätte, hätte ich fünf Bücher schreiben müssen, und sie wären alle gähnend langweilig geworden :D Also irgendwie ein Dilemma, aus dem ich schwer rauskam.
Das ganze paart sich jetzt aber mit meinem Schreibstil, der in der Regel ja sehr szenisch angelegt ist. Das heißt, dass ein Kapitel ja doch eher in Echtzeit abläuft, also in der Regel nur einen Tag oder ein paar Stunden umreißt. Im Grunde spielt sich also der größte Zeitraum der Geschichte zwischen den Szenen ab. Außer in solchen Momenten, wo ich schreibe, dass sie soundsoviele Tage reiten oder bereits geritten sind.
Letztendlich läuft erzählerisch alles auf einen Kompromiss hinaus: Die Reisezeiten habe ich dann doch kürzer beschrieben, als sie bei einer europäischen Nord-Süd-Ausdehnung sein müssten - und den einzelnen roten Fäden der Charaktere merkt man im Detail nicht so sehr an, dass dazwischen theoretisch Wochen und Monate vergangen sind.
Aber unter dem Strich denke ich, dass eine "realistischere" Umsetzung einfach weniger Spaß gemacht hätte. Also habe ich mich so entschieden, obwohl mir das Problem bewusst ist.

Ab hier jetzt eine Spoilerwarnung für alle, die mit dem Buch noch nicht durch sind

An dieses Thema knüpft gewissermaßen auch der Drache an. Minh war eine spontane Erfindung am Ende von Teil 2. Dort brauchte ich eine Figur, die für exakt ein Kapitel Neljas Begleitung wird, weil es einfach wichtig ist, dass Figuren einen Gesprächspartner hatten. An dieser Stelle bekam Minh seine Drachenschuppen, ohne dass ich wusste, wie gut ich das später noch gebrauchen kann.
Eigentlich hatte ich nicht geplant, dass wir ihn nochmal wiedersehen. Aber er war ein guter Charakter, weshalb ich das auch schade fand.
In Teil 3 stand ich dann plötzlich vor einem Problem: Nelja und die Blutgöttin noch irgendwo in Ceylem (also vielleicht so auf der Höhe von Norditalien). Die heilenden Quellen oben in Malun (also, lass sagen in Mittelschweden). Dazwischen ein paar Monate Reisezeit, aber gleichzeitig schon der tobende Kampf an der Front, der nur ein paar Tage dauert. Also partout keine Chance, die Blutgöttin noch irgendwie nach Malun zu bekommen - außer sie wird geflogen.
In dem Moment fiel mir Minh mit seinen Drachenschuppen ein und er war meine Rettung :D


Haha, ja, und dann noch ein Kritikpunkt, den jetzt einige von euch hatten: Die viele Magie am Ende. Oh Gott, ja. Es ist schrecklich viel Magie. Das hat mich beim Schreiben irgendwann selbst genervt und ich hab schon über mich selbst gelästert. Eigentlich stehe ich selbst gar nicht auf so viel Magie. Allerdings hatte ich auch hier ein Problem: Ich habe diese Welt einfach so dermaßen in die Scheiße geritten. Mit weniger Magie wäre sie nicht mehr zu retten gewesen.
Ein realistisches Ende für die Geschichte wäre die totale Vernichtung von allem gewesen. Das Böse siegt. Alle Guten sterben. Ende. Aus. Vorbei.
Letztendlich sehe ich diese viele Magie am Ende als Botschaft: In unserer eigenen Welt gibt es keine Magie, also nichts, womit wir uns auf wundersame Weise retten können. Also müssen wir, verdammt noch mal, früh genug aufpassen, uns nicht sooo sehr in die Scheiße zu reiten, dass wir da nicht mehr mit realistischen Mitteln rauskommen.
Ich gebe zu. Die Botschaft ist etwas abstrakt. Man muss sie wohl deutlich dazu schreiben, um das rauszuhören. rofl
Außerdem muss ich natürlich zugeben, dass das Ende mit mehr physischem Kampf und weniger Magie deutlich epischer geworden wäre.
Aber physischer Kampf gegen Siberis Monster? Wer hätte das überleben sollen? Höchstens ein paar Pamuschkatzen, aber z.B. die Wüstenfrauen wären doch einfach dahingemetzelt worden.

Und dass meine Protagonisten alle am Ende überleben. Weia, ja, ich weiß. Irgendwie ist das nicht angemessen. Und eigentlich. Also, EIGENTLICH, also wenn wir uns mal mein Konzept angucken: Ursprünglich war geplant, dass Tailin und Leymon am Ende sterben. So einen richtig schönen Märtyrertod. Aber dann ... als ich es schreiben sollte ... seht es mir nach oder legt es mir als Schwäche aus: Ich konnte es nicht. Ich konnte die beiden nicht sterben lassen. Vielleicht bin ich nach all der Grausamkeit am Ende zu weich geworden. Oder ich war einfach zu verliebt in die beiden - jedenfalls hab ich es einfach nicht über mich gebracht. :D
Meine Rechtfertigung im Kontext der Geschichte: Wer soll die Welt heilen, wenn Tailin nicht mehr lebt? Diese Welt braucht doch ein vollständiges Team von Seelenheilern, um Chance auf eine Zukunft zu haben. Und Tailin war der einzige mit Ausbildung. Wenn er jetzt gestorben wäre, hätte es ja wieder eine ganze Generation gedauert, ehe ein neuer Seelenheiler da ist.

Ich habe die beiden also leben lassen. Asche auf mein Haupt. :D
Ist natürlich ein gewisses Problem, dass ich die meisten Leser, die auf extrem kitschige Happy Ends stehen, bis hierhin gründlich vergrault habe.

Spoilerwarnung Ende. Ab hier könnt ihr wieder weiterlesen, wenn ihr den Schluss des Buches noch nicht erreicht habt

Apropos vergrault: Ich kann absolut JEDEN verstehen, dem diese Trilogie zu grausam ist. Es ist einfach viel, für den gesunden Menschenverstand auch deutlich zu viel.
Aber dies ist wieder so ein Punkt, den ich bewusst entschieden habe: Eine Welt, die so derart aus dem Gleichgewicht gebracht ist wie Ruann, ist leider voller Gewalt. Letztendlich sind das ja auch alles Dinge, die es in unserer echten Welt ebenfalls gibt, und zwar mindestens in so schrecklicher Ausprägung wie auf Ruann. Hier ist es uns allerdings zur Gewohnheit geworden, all diese Dinge weitgehend auszublenden, solange sie uns nicht betreffen. Man liest zwar in den Nachrichten davon und manchmal gibt es Gegenbewegungen, die zu einer gewissen Popularität gelangen, wie z.B. BlackLivesMatter. Aber die allerallermeisten Strukturen von Unterdrückung und Missbrauch jeglicher Art finden einfach so statt und die Betroffenen sind dem über Jahrzehnte und Generationen vollkommen ausgeliefert.
Ich habe all das in meinem Buch beschrieben, weil ich einen Fokus darauf richten wollte, damit man dazu gebracht wird ausnahmsweise einmal "hinzusehen". Im Gewand einer Fantasygeschichte liegt zwar wieder eine Tarnung darüber, die es vielleicht etwas erträglicher macht als eine Geschichte aus dem "wahren Leben" - aber mir war es wichtig, darzustellen wie sich so etwas aus Opferperspektive anfühlt.
Manche von euch sagen, dass irgendwann angesichts der Gewalt ein Ermüdungseffekt einsetzt. Ja, das stimmt. Dazu kann ich auch sagen, dass das bewusst gewählt ist. Denn das ist die Realtität von Gewalt: Sie lässt Menschen abstumpfen. Wer täglich Gewalt erlebt, lässt es immer weniger an sich heran, bis es einfach nur noch abprallt. Selbst dann, wenn man selbst das Opfer ist.
Ich sehe also auch das gewissermaßen als Botschaft

Ein bisschen was anderes ist die Tatsache, dass es in vielen Fällen das immer gleiche Muster aus Missbrauch und Folter ist, das die Figuren erleben. Das liegt einfach daran, dass es in allen Fällen ein und derselbe Täter ist, der sich genau dieses Muster angeeignet hat. Alle diese Fälle gehen auf Walerius zurück.
Auch damit wollte ich zeigen, wie schrecklich die Grausamkeit eines einzelnen Menschen wirken kann, wenn er einen großen Wirkungskreis hat. Solche Machtstrukturen gibt es ja leider sehr häufig, und die Wirkung dürfte ähnlich fatal sein für die Betroffenen.
Aber wirklich zerstörerisch wird es, wenn derartige Menschen Regierungsmacht bekommen und dann über ganze Länder und Völker herrschen können.
Das Ganze soll also auch wieder eine Mahnung sein, keine Menschen an die Macht zu wählen, die von Machtgier und Egozentrik geleitet werden. Solche Leute werden nämlich immer versuchen, ihre wie auch immer gearteten Gewaltstrukturen in der Gesellschaft zu verankern, um sie dauerhaft kontrollieren zu können.

Natürlich sind echte Strukturen in unserer Welt nochmal wesentlich komplexer. Verglichen damit habe ich in einem Buch immer nur die Möglichkeit einen in sich geschlossenen Mikrokosmos darzustellen, der die Dinge exemplarisch zeigt.

Ein ähnliches Mikrokosmosproblem ist das mit den "vielen Gottgeborenen", die plötzlich in der Geschichte auftauchen, obwohl es am Anfang heißt, dass sie so selten sind.
Ich verstehe, dass dadurch der Eindruck entsteht, dass sie plötzlich überall sind. Aber die Figuren der Geschichte waren einfach so gewählt, dass es diejenigen sind, in denen sich das Göttliche versteckt. Nur diese Personen können mittels ihrer Magie am Ende genug Macht entwickeln, um sich dem Bösen entgegenzustellen. Aber letztendlich sind es ja nur wenige einzelne. Die große Mehrheit der Menschen ist einfach nur menschlich

Joa, jetzt bin ich hier so von Höckschen zu Stöckschen gestolpert. Bestimmt gibt es auch noch viel mehr, wozu ich etwas sagen könnte. Aber ich schicke das hier jetzt erstmal ab.
Wenn ihr noch Punkte vermisst, zu denen ihr euch etwas fragt oder gerne meine Meinung wissen möchtet, schießt los. Dann schreibe ich gerne noch eine Textwand







Vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag! Deswegen liebe ich Leserunden mit Autorenbegleitung, da man immer einiges erfährt, was man nicht wissen kann. :)

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ivas-buecherwahnsinn

Mitglied seit 04.10.2020

If my book is open, your mouth should be closed.

Veröffentlicht am 09.05.2021 um 17:06 Uhr

Daniela Winterfeld schrieb am 08.05.2021 um 15:06 Uhr

Hey ihr Lieben,

so langsam geht die Leserunde dem Ende entgegen. Also, erstmal vorab: Ich finde, ihr wart eine tolle Leserundetruppe und ich finde es gut, dass hier die ganze Zeit eine konstruktive Atmosphäre geherrscht hat, dass unterschiedliche Meinungen zugelassen und kontrovers diskutiert wurden, ohne dass sich irgendwelche Lager bilden oder auf irgendjemandem herumgehackt worden wäre

Ich selbst habe die ganze Zeit mitgelesen, habe mich aber mit dem Kommentieren gegen Ende etwas zurückgehalten. Zum einen wollte ich nicht versehentlich etwas vorwegnehmen, was eigentlich erst später kommt - aber ich wollte auch, dass ihr den Raum habt, erstmal eure Eindrücke zu schildern, bevor ich zu allem meinen Senf abgebe.

Ich für meinen Teil muss auch sagen, dass ich es vollkommen okay findet, wenn ihr Kritik äußert. Tatsächlich ist es bei der Malun-Reihe so, dass ich bei manchen Kritikpunkten sehr doll schmunzeln oder nicken muss, weil ihr tatsächlich recht habt. Größtenteils waren das aber Sachen, die mir bereits bewusst waren und manchmal habe ich auch schon geahnt, dass Kritik kommen wird. Bei vielen Dingen habe ich mich trotzdem bewusst so entschieden - bei anderen war es einfach schwer, eine bessere Lösung zu finden.
Ich versuche jetzt mal, die wichtigsten Punkte rauszupicken und dazu noch was zu schreiben.

Ein Punkt, der ja häufiger kam, war der Zeitverlauf der Geschichte - die einen machen eine lange Reise, während in der nächsten Szene nur ein Tag vergeht.
Ich verstehe, dass die Zeitbögen in der Geschichte nicht immer leicht zu durchschauen sind. Aber tatsächlich ist es nicht so wahllos, wie einem das vorkommen kann. Ich hatte während des Schreibens eine laaaaange Zeitleiste neben mir. Das war ein ziemliches Gewurschtel aus zusammengeklebten Blättern und dicht beschriebenen Pfeilen. Wenn es etwas ansehnlicher wäre, würde ich es euch zeigen. Aber es ist kaum möglich, das Gekritzel lesbar zu fotografieren. :D
Also, kurzum: Insgesamt vergehen in der ganzen Geschichte 2 Jahre (mit jeweils 15 Monaten). Band 1 ist das erste Jahr, Band 2 und 3 zusammen das zweite Jahr. Und mit dem Blick auf meine Zeitleiste bilde ich mir ein, dass das bei genauer Betrachtung tatsächlich alles hinkommt. Nun kommen aber zwei Umstände hinzu, die das beim Lesen kompliziert machen. Zum einen sind das die Reisezeiten. Ihr könnt euch vorstellen: Wer zu Fuß oder mit Pferd reist, hat einfach waaaahnsinnig lange Reisezeiten. In meiner Vorstellung hat die Welt aber eine ungefähre Süd-Nord-Ausdehnung wie Europa. Wobei man Pamal dann etwa in der Größenordnung anlegen kann wie z.B. Norwegen, was ja in sich schon riiiiesig ist. Und eine Reise von Sapion zum Waldgürtel von Farua wäre ungefähr so, als würde man von Süditalien in den Harz pilgern. Wenn ich diese Reisen alle im Detail beschrieben hätte, hätte ich fünf Bücher schreiben müssen, und sie wären alle gähnend langweilig geworden :D Also irgendwie ein Dilemma, aus dem ich schwer rauskam.
Das ganze paart sich jetzt aber mit meinem Schreibstil, der in der Regel ja sehr szenisch angelegt ist. Das heißt, dass ein Kapitel ja doch eher in Echtzeit abläuft, also in der Regel nur einen Tag oder ein paar Stunden umreißt. Im Grunde spielt sich also der größte Zeitraum der Geschichte zwischen den Szenen ab. Außer in solchen Momenten, wo ich schreibe, dass sie soundsoviele Tage reiten oder bereits geritten sind.
Letztendlich läuft erzählerisch alles auf einen Kompromiss hinaus: Die Reisezeiten habe ich dann doch kürzer beschrieben, als sie bei einer europäischen Nord-Süd-Ausdehnung sein müssten - und den einzelnen roten Fäden der Charaktere merkt man im Detail nicht so sehr an, dass dazwischen theoretisch Wochen und Monate vergangen sind.
Aber unter dem Strich denke ich, dass eine "realistischere" Umsetzung einfach weniger Spaß gemacht hätte. Also habe ich mich so entschieden, obwohl mir das Problem bewusst ist.

Ab hier jetzt eine Spoilerwarnung für alle, die mit dem Buch noch nicht durch sind

An dieses Thema knüpft gewissermaßen auch der Drache an. Minh war eine spontane Erfindung am Ende von Teil 2. Dort brauchte ich eine Figur, die für exakt ein Kapitel Neljas Begleitung wird, weil es einfach wichtig ist, dass Figuren einen Gesprächspartner hatten. An dieser Stelle bekam Minh seine Drachenschuppen, ohne dass ich wusste, wie gut ich das später noch gebrauchen kann.
Eigentlich hatte ich nicht geplant, dass wir ihn nochmal wiedersehen. Aber er war ein guter Charakter, weshalb ich das auch schade fand.
In Teil 3 stand ich dann plötzlich vor einem Problem: Nelja und die Blutgöttin noch irgendwo in Ceylem (also vielleicht so auf der Höhe von Norditalien). Die heilenden Quellen oben in Malun (also, lass sagen in Mittelschweden). Dazwischen ein paar Monate Reisezeit, aber gleichzeitig schon der tobende Kampf an der Front, der nur ein paar Tage dauert. Also partout keine Chance, die Blutgöttin noch irgendwie nach Malun zu bekommen - außer sie wird geflogen.
In dem Moment fiel mir Minh mit seinen Drachenschuppen ein und er war meine Rettung :D


Haha, ja, und dann noch ein Kritikpunkt, den jetzt einige von euch hatten: Die viele Magie am Ende. Oh Gott, ja. Es ist schrecklich viel Magie. Das hat mich beim Schreiben irgendwann selbst genervt und ich hab schon über mich selbst gelästert. Eigentlich stehe ich selbst gar nicht auf so viel Magie. Allerdings hatte ich auch hier ein Problem: Ich habe diese Welt einfach so dermaßen in die Scheiße geritten. Mit weniger Magie wäre sie nicht mehr zu retten gewesen.
Ein realistisches Ende für die Geschichte wäre die totale Vernichtung von allem gewesen. Das Böse siegt. Alle Guten sterben. Ende. Aus. Vorbei.
Letztendlich sehe ich diese viele Magie am Ende als Botschaft: In unserer eigenen Welt gibt es keine Magie, also nichts, womit wir uns auf wundersame Weise retten können. Also müssen wir, verdammt noch mal, früh genug aufpassen, uns nicht sooo sehr in die Scheiße zu reiten, dass wir da nicht mehr mit realistischen Mitteln rauskommen.
Ich gebe zu. Die Botschaft ist etwas abstrakt. Man muss sie wohl deutlich dazu schreiben, um das rauszuhören. rofl
Außerdem muss ich natürlich zugeben, dass das Ende mit mehr physischem Kampf und weniger Magie deutlich epischer geworden wäre.
Aber physischer Kampf gegen Siberis Monster? Wer hätte das überleben sollen? Höchstens ein paar Pamuschkatzen, aber z.B. die Wüstenfrauen wären doch einfach dahingemetzelt worden.

Und dass meine Protagonisten alle am Ende überleben. Weia, ja, ich weiß. Irgendwie ist das nicht angemessen. Und eigentlich. Also, EIGENTLICH, also wenn wir uns mal mein Konzept angucken: Ursprünglich war geplant, dass Tailin und Leymon am Ende sterben. So einen richtig schönen Märtyrertod. Aber dann ... als ich es schreiben sollte ... seht es mir nach oder legt es mir als Schwäche aus: Ich konnte es nicht. Ich konnte die beiden nicht sterben lassen. Vielleicht bin ich nach all der Grausamkeit am Ende zu weich geworden. Oder ich war einfach zu verliebt in die beiden - jedenfalls hab ich es einfach nicht über mich gebracht. :D
Meine Rechtfertigung im Kontext der Geschichte: Wer soll die Welt heilen, wenn Tailin nicht mehr lebt? Diese Welt braucht doch ein vollständiges Team von Seelenheilern, um Chance auf eine Zukunft zu haben. Und Tailin war der einzige mit Ausbildung. Wenn er jetzt gestorben wäre, hätte es ja wieder eine ganze Generation gedauert, ehe ein neuer Seelenheiler da ist.

Ich habe die beiden also leben lassen. Asche auf mein Haupt. :D
Ist natürlich ein gewisses Problem, dass ich die meisten Leser, die auf extrem kitschige Happy Ends stehen, bis hierhin gründlich vergrault habe.

Spoilerwarnung Ende. Ab hier könnt ihr wieder weiterlesen, wenn ihr den Schluss des Buches noch nicht erreicht habt

Apropos vergrault: Ich kann absolut JEDEN verstehen, dem diese Trilogie zu grausam ist. Es ist einfach viel, für den gesunden Menschenverstand auch deutlich zu viel.
Aber dies ist wieder so ein Punkt, den ich bewusst entschieden habe: Eine Welt, die so derart aus dem Gleichgewicht gebracht ist wie Ruann, ist leider voller Gewalt. Letztendlich sind das ja auch alles Dinge, die es in unserer echten Welt ebenfalls gibt, und zwar mindestens in so schrecklicher Ausprägung wie auf Ruann. Hier ist es uns allerdings zur Gewohnheit geworden, all diese Dinge weitgehend auszublenden, solange sie uns nicht betreffen. Man liest zwar in den Nachrichten davon und manchmal gibt es Gegenbewegungen, die zu einer gewissen Popularität gelangen, wie z.B. BlackLivesMatter. Aber die allerallermeisten Strukturen von Unterdrückung und Missbrauch jeglicher Art finden einfach so statt und die Betroffenen sind dem über Jahrzehnte und Generationen vollkommen ausgeliefert.
Ich habe all das in meinem Buch beschrieben, weil ich einen Fokus darauf richten wollte, damit man dazu gebracht wird ausnahmsweise einmal "hinzusehen". Im Gewand einer Fantasygeschichte liegt zwar wieder eine Tarnung darüber, die es vielleicht etwas erträglicher macht als eine Geschichte aus dem "wahren Leben" - aber mir war es wichtig, darzustellen wie sich so etwas aus Opferperspektive anfühlt.
Manche von euch sagen, dass irgendwann angesichts der Gewalt ein Ermüdungseffekt einsetzt. Ja, das stimmt. Dazu kann ich auch sagen, dass das bewusst gewählt ist. Denn das ist die Realtität von Gewalt: Sie lässt Menschen abstumpfen. Wer täglich Gewalt erlebt, lässt es immer weniger an sich heran, bis es einfach nur noch abprallt. Selbst dann, wenn man selbst das Opfer ist.
Ich sehe also auch das gewissermaßen als Botschaft

Ein bisschen was anderes ist die Tatsache, dass es in vielen Fällen das immer gleiche Muster aus Missbrauch und Folter ist, das die Figuren erleben. Das liegt einfach daran, dass es in allen Fällen ein und derselbe Täter ist, der sich genau dieses Muster angeeignet hat. Alle diese Fälle gehen auf Walerius zurück.
Auch damit wollte ich zeigen, wie schrecklich die Grausamkeit eines einzelnen Menschen wirken kann, wenn er einen großen Wirkungskreis hat. Solche Machtstrukturen gibt es ja leider sehr häufig, und die Wirkung dürfte ähnlich fatal sein für die Betroffenen.
Aber wirklich zerstörerisch wird es, wenn derartige Menschen Regierungsmacht bekommen und dann über ganze Länder und Völker herrschen können.
Das Ganze soll also auch wieder eine Mahnung sein, keine Menschen an die Macht zu wählen, die von Machtgier und Egozentrik geleitet werden. Solche Leute werden nämlich immer versuchen, ihre wie auch immer gearteten Gewaltstrukturen in der Gesellschaft zu verankern, um sie dauerhaft kontrollieren zu können.

Natürlich sind echte Strukturen in unserer Welt nochmal wesentlich komplexer. Verglichen damit habe ich in einem Buch immer nur die Möglichkeit einen in sich geschlossenen Mikrokosmos darzustellen, der die Dinge exemplarisch zeigt.

Ein ähnliches Mikrokosmosproblem ist das mit den "vielen Gottgeborenen", die plötzlich in der Geschichte auftauchen, obwohl es am Anfang heißt, dass sie so selten sind.
Ich verstehe, dass dadurch der Eindruck entsteht, dass sie plötzlich überall sind. Aber die Figuren der Geschichte waren einfach so gewählt, dass es diejenigen sind, in denen sich das Göttliche versteckt. Nur diese Personen können mittels ihrer Magie am Ende genug Macht entwickeln, um sich dem Bösen entgegenzustellen. Aber letztendlich sind es ja nur wenige einzelne. Die große Mehrheit der Menschen ist einfach nur menschlich

Joa, jetzt bin ich hier so von Höckschen zu Stöckschen gestolpert. Bestimmt gibt es auch noch viel mehr, wozu ich etwas sagen könnte. Aber ich schicke das hier jetzt erstmal ab.
Wenn ihr noch Punkte vermisst, zu denen ihr euch etwas fragt oder gerne meine Meinung wissen möchtet, schießt los. Dann schreibe ich gerne noch eine Textwand







Ich hatte es glaub ich schon in einer meiner Rezis erwähnt aber ich möchte auch nochmal kurz zu der Erklärung sagen: Hut ab!

Für diese Welt, die Zeitleiste, die Botschaften, die dahinter stecken...

Ich finde die Reihe ist unglaublich, wenn sie auch ihre Schwächen teilweise hat.

Vielen Dank für deine Erklärung 😊 das macht alles noch verständlicher.

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Aaliyah_sln

Mitglied seit 23.10.2020

Lesen ist wie träumen, nur mit offenen Augen

Veröffentlicht am 09.05.2021 um 19:03 Uhr

Also ich hab das Buch gerade beendet.
Und ich kann euch in den meisten Punkten zustimmen. Das Ende war mir auch ein bisschen zu unspektakuläre, aber trotzdem fand ich die Geschehnisse super geschildert und spannend.
Ich hatte leider gegen Ende, auch so meine Probleme mit Taillins Kapitel. Aber hab mich dann umso mehr über die anderen Perspektiven gefreut. :)

Ich hatte mit der Trilogie tolle Lesestunden