Cover-Bild Wie Opas schwarze Seele mit einem blauen Opel gen Himmel fuhr
14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Brendow
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 25.07.2018
  • ISBN: 9783961400638
Albrecht Gralle

Wie Opas schwarze Seele mit einem blauen Opel gen Himmel fuhr

Roman
Der 11-jährige René führt ein ziemlich normales Leben. Er mag gerne komische Wörter, ist verliebt in seine Klassenkameradin Leili, besucht den Gottesdienst seiner kleinen Gemeidne und streitet und versöhnt sich mit seinen Geschwistern Anna und Sven. Eines Tages teilt die Mutter den drei Kindern mit, dass ihr verwitweter Opa zu ihnen zieht. Alle sind gespannt, haben sie doch eher ... ungewöhnliche Geschichten von dem Alten gehört. Dass er komische Zeitungsberichte sammelt, raucht (Sünde!), mit Gott und dem Glauben so gar nichts anfangen kann und auch sonst eher nicht dem Bild von einem lieben Großvater entspricht.
Und tatsächlich bringt Opa Elias das heimelige Familienleben kräftig durcheinander. Im Gottesdienst kommentiert er lautstark die Predigt und unternimmt ungeniert Annäherungsversuche an die Nachbarsfrau. Was hat sich die Familie da nur ins Haus geholt?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2018

Opa mischt die Familie auf

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„...Außerdem […] sollten wir alle etwas mehr Respekt vor den Hausschweinen haben. Sie bringen sich wenigstens nicht gegenseitig um. Also sind sie den Menschen in einer Hinsicht überlegen...“

Annika macht ...

„...Außerdem […] sollten wir alle etwas mehr Respekt vor den Hausschweinen haben. Sie bringen sich wenigstens nicht gegenseitig um. Also sind sie den Menschen in einer Hinsicht überlegen...“

Annika macht ihre Kinder damit vertraut, dass Opa bei ihnen einziehen wird. Das Haus ist groß genug und Zimmer dafür frei. Sie ahnt, dass das Zusammenleben nicht einfach wird.
Der Autor hat einen abwechslungsreichen Roman geschrieben. Der Großteil der Geschichte wird von dem 11jährigen Renè erzählt. Ab und an aber kommt auch die Mutter Annika, die Witwe ist, Renès großer Bruder Sven und die 6jährige Anna zu Wort. Das hat den Vorteil, dass das Geschehen aus unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachtet wird.
Das Buch lebt davon, dass unterschiedliche Lebens und Glaubensansichten aufeinander prallen. Annika Gehört zur Freikirche der Baptisten. Sie hält sich streng an die Bibel und nimmt viele Dinge wörtlich. Der Großvater gibt sich als Atheist. Sven, der Theologiestudent, hinterfragt beide Meinungen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Der Autor ist ein begnadeter Erzähler, der das Spiel mit den Worten, aber insbesondere den Aufbau spannender und informativer Gespräche ausgezeichnet beherrscht.
Schon der erste Schlagabtausch zwischen Opa und Sven hat es in sich. Daraus stammt das Eingangszitat. Es gibt eine Meinung des Großvaters wieder.
Für den humorvollen Part sorgt häufig Renè, denn er macht sich so seine eigenen Gedanken. Als sie ein Bild des Großvaters betrachten, der Elias heißt, denkt sich Renè:

„...Jedenfalls sah der biblische Elias in der Bibel viel wilder aus als mein Großvater. Er trug einen langen Mantel mit Gürtel und einen Bart und geraucht hat er auch nicht...“

Als sich der Großvater mit der Nachbarin trifft und die Mutter total dagegen ist, recherchiert Renè mit Hilfe einer Bibelkonkordanz, was dort zu Sex außerhalb der Ehe zu finden ist. Er kommt zu erstaunlichen Erkenntnissen.
Der Großvater ist 92 Jahre. Demzufolge wird in den Diskussionen häufig das Thema Tod bzw. Leben nach dem Tod berührt. Auch hier gehen die drei Meinungen völlig auseinander.
An vielen Stellen fand ich die Meinung der Mutter zu einseitig. Sie beharrt stur auf ihren Standpunkt. Der Großvater reagiert wesentlich flexibler und sieht bei anderen das Positive, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Annika, ich habe Hochachtung vor deinen Kindern. Sie fangen an, selbstständig zu denken, ohne die Bibel außen vor zu lassen. Du solltest stolz auf sie sein...“

Den Kindern gelingt es auch, hinter ein Geheimnis des Großvaters zu kommen. Es gibt viele kleine Szenen, die einer Erwähnung wert wären, so zum Beispiel der Religionsunterricht in der Schule, der mit einem Klischee aufräumt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es regt zum selbstständigen Denken und Hinterfragen an. Nicht jede Meinung des Autors muss man dabei teilen.

Veröffentlicht am 11.09.2018

Eine Familie überdenkt ihren Glauben

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Fünf Personen, drei Generationen, ein Haus. Als Annikas Vater Witwer wird, lädt sie ihn ein bei ihnen in einer Einliegerwohnung zu leben. Ihre Kinder haben zuerst Bedenken. Sie kennen ihren Opa kaum, haben ...

Fünf Personen, drei Generationen, ein Haus. Als Annikas Vater Witwer wird, lädt sie ihn ein bei ihnen in einer Einliegerwohnung zu leben. Ihre Kinder haben zuerst Bedenken. Sie kennen ihren Opa kaum, haben aber gehört, dass er einige merkwürdige Gewohnheiten hat.

Der Vater der drei Kinder ist vor zwei Jahren gestorben. Der älteste Sohn studiert Theologie, die Tochter ist Schulanfängerin. Die Geschichte wird hauptsächlich von Rene, dem mittleren Kind, erzählt, einem ganz normalen 11jährigen, der sich viele Gedanken über Gott und die Welt macht.

Für die kleine Familie ist der Glaube ein selbstverständlicher Teil des Lebens. Umso verstörender ist es, dass der Großvater ihre Gewohnheiten und Überzeugungen hinterfragt. Annika und die zwei Söhne reagieren darauf unterschiedlich. Während die Mutter die Fragen ihres Vaters vor allem als Bedrohung auffasst, ist der größere Sohn sich sicher die besseren Argumente zu haben. Rene ist es nicht gewohnt, dass jemand den Glauben seiner Familie in Frage stellt. Er passt gut auf, wenn sein großer Bruder und Opa streiten, und versucht seinen eigenen Standpunkt zu finden.

Opa bringt Aufruhr mit sich; ob es sein Besuch in der Gemeinde ist, oder sein Interesse an der hübschen Witwe nebenan. Dazu gibt es ein Rätsel, das die Kinder gerne lösen wollen. Warum sammelt Opa Zeitungsausschnitte mit skurrilen Geschichten? Und am Ende steht die Frage, was nach dem Tod kommt.

Die Geschichte ist gut erzählt, die sympathische Familie wechselt sich beim Erzählen der Erlebnisse mit Opa ab. Die Gedanken und Erfahrungen wirken sehr authentisch. Das Hinterfragen von übernommenen Denkmuster ist gut und wichtig. Die Lösungsansätze des Autors überzeugen allerdings nicht.

Im Laufe der Erzählung werden hin und wieder ethische und religiöse Fragen aufgeworfen. Ist für Christen Sex außerhalb der Ehe erlaubt? Wie vertragen sich Glaube und Wissenschaft? Stimmt der biblische Schöpfungsbericht? Kommen Menschen, die sich zu Lebzeiten gegen den Glauben entscheiden, in die Hölle? Die Antworten, die Rene und seine Familie finden, sind allerdings zweifelhaft. So wird die Vorstellung, dass Menschen nach dem Tod noch eine Möglichkeit der Läuterung haben, mit einer Vision des Inders Sundar Singh begründet. Das ist sicher eine angenehmere Vorstellung als ein endgültiges Gericht, aber ohne überzeugende biblische Begründung reicht diese Erklärung nicht aus.

Fazit: Eine gut erzählte, unterhaltsame Geschichte, die aber theologisch nicht überzeugen kann.