Cover-Bild Hochdeutschland
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Tropen
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 214
  • Ersterscheinung: 05.03.2018
  • ISBN: 9783608503807
Alexander Schimmelbusch

Hochdeutschland

Roman

Victor kann sein albernes Siegerdasein als erfolgreicher Investmentbanker schon lange nicht mehr ernst nehmen. Alle Versuche, sich zu verlieben, scheinen ebenso zum Scheitern verdammt zu sein, wie es seine Ehe war. Er ist ein Produkt der marktorientierten deutschen Gesellschaft und dieselben Fähigkeiten, auf denen sein Erfolg in diesem System basiert, weisen ihm jetzt den Ausweg – eine Revolution.

Er bewohnt eine gläserne Villa im Taunus, hat bei Bedarf Sex im Spa-Bereich des Hotel Adlon und schafft es, die Work-Life-Balance der Mitarbeiter seiner Bank in einem rentablen Ungleichgewicht zu halten. Doch all das führt zu nichts. Zum Glück lernt er den italophilen Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland kennen, dessen Lebenstraum es ist, nach seiner politischen Laufbahn als steinreicher Investmentbanker mit dem Ferrari durch Mailand zu gleiten. Dafür braucht er Victors Hilfe und unterstützt ihn im Gegenzug dabei, eine populistische Bewegung zu gründen, deren rohe Lebendigkeit Victor erlösen wird. In seinem Roman wirft Alexander Schimmelbusch ein grelles Licht auf die deutsche Volksseele und stellt die zentralen Fragen unserer Zeit: Ist unser System kaputt? Was ist Elite? Können wir überhaupt noch kommunizieren? Haben wir Prinzipien? Welchen Preis zahlt man dafür, nach seinen eigenen Regeln zu leben? Ist es Zeit für einen radikalen Neuanfang? Für eine Stunde null, wie nach einem Krieg?  

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2018

Komisch und erschreckend zugleich!

0

Alexander Schimmelbusch's Werk "Hochdeutschland" hat mich auf Anhieb angesprochen. Sowohl Cover als auch der Klappentext haben meine Aufmerksamkeit ziemlich schnell gewinnen können.

"Hochdeutschland" ...

Alexander Schimmelbusch's Werk "Hochdeutschland" hat mich auf Anhieb angesprochen. Sowohl Cover als auch der Klappentext haben meine Aufmerksamkeit ziemlich schnell gewinnen können.

"Hochdeutschland" einzuordnen fällt mir auf Anhieb nicht wirklich leicht. Dafür ist die Spanne an Empfindungen von Himmel hoch jauchzend bis zu Tode betrübt einfach zu umfangreich. Ist das Buch an manchen Stellen zum niederknien komisch, kommt es an anderen Stellen mit erschreckend einfachen Wahrheiten um die Ecke, die bedenklich realitisch sind.

Insgesamt gelingt dem Autor ein Werk, dass vieles vereint und dabei eine Menge richtig macht. Sowohl politisch und gesellschaftliche Wahrheiten, zum Teil spitze Satire samt bitter böser Momente, gepaart mit witzigen Spitzen, die das Buch nicht zu ernst oder ins melancholische abdriften lassen.

Sprachlich rasant und und auf hohem Niveau lässt "Hochdeutschland" den Leser nach der Lektüre nachdenklich aber vor allem zufrieden zurück.

Von mir daher starke und verdiente 4 von 5 Sterne...

Veröffentlicht am 07.06.2018

"Kann man deutsch reden in der Hölle?" (S.161)

0

Victor ist ein IT-Boy bzw. IT-Mann mit einem IT-Beruf, nämlich Investmentbanker. Er kennt alle Schlupflöcher und weiß, wie man sich durchschlägt. Und er hat einen kritischen Blick auf die deutsche Gesellschaft, ...

Victor ist ein IT-Boy bzw. IT-Mann mit einem IT-Beruf, nämlich Investmentbanker. Er kennt alle Schlupflöcher und weiß, wie man sich durchschlägt. Und er hat einen kritischen Blick auf die deutsche Gesellschaft, einen, in dessen Ansichten man sich durchaus auch mal wiederfinden kann - ich zumindest. Aber allzu zielorientiert ist er - trotz beruflichen Erfolgs und des damit verbundenen großen materiellen Reichtums - nicht. Er ist ein Typ, der sich nimmt, was er braucht, der andere auf Abstand hält. Von der Mutter seiner Tochter ist er seit langem getrennt, denn "eine Konstante in seinem Leben war schon immer das Gefühl gewesen, sich gerade in einer Übergangsphase zu befinden." (S. 15)

Inzwischen Mitinhaber einer kleinen, aber erfolgreichen Privatbank, erfährt er Überdruss, ja Langeweile, die sich durch Zynismus wie auch einen abschätzigen Blick auf seine Umgebung und nicht zuletzt auf sich selbst äußert. Und durch eine gewisse Kreativität: Er schreibt so ein bisschen vor sich hin und zwar einerseits an einem verwegenen Roman, der streckenweise auch aus der Werkstatt eines Konsalik oder auch von Hanni Münzer stammen könnte, so rund geht es da.

Seine Gedanken zu dem Leben in Deutschland jedoch bündelt er in einem Manifest, in dem er unter anderem - und das trotz seiner eigenen, stark untertrieben gesagt, ausgesprochen rosigen finanziellen Lage - eine Obergrenze für Vermögen fordert. Die Regulierung nicht nur dieser Maßnahme soll auf eine sehr eigene Art und Weise, nämlich durch die Gründung der weltgroßen staatlichen Fondsgesellschaft GINA (German Investment Authority), erfolgen.

Eigentlich einfach mal so verfasst, beinhaltet es jede Menge Gedanken zum Leben in Deutschland, zur Gesellschaft und Wirtschaft und zum Umgang damit. Diese macht sich Victors Studienfreund Ali Osman, seit Jahren erfolgreich als Grünen-Politiker tätig, für die Neugründung einer Partei zu eigen. Einer Partei mit einer populistischen Ausrichtung, wie sie gerade quasi aus dem Boden sprießen. Und schon findet sich ein neuer Weg für Victor - in Richtung der politischen Bühne.

Wird er dort reüssieren? Und wird er den Werte, die für ihn dann doch immer wieder mal eine Rolle spielen, allem voran die Verbindung zu seiner von ihm getrennt lebenden, ihm jedoch sehr nahestehenden Tochter Victoria, treu bleiben können. Einer Tochter, der er Gott und die Welt erklärt, die er darüber informiert, dass die Deutschen früher einmal richtig böse waren - was Grund ist für die titelgebende Fragestellung (siehe oben).

Wie sie jetzt oder in Zukunft sind oder sein könnten - davon können Sie sich mithilfe dieses Romans ein teilweise durchaus erschreckendes Bild machen. Mich hat vor allem die Erkenntnis bewegt, dass viele extreme Gedanken aus Langeweile oder Teilnahmslosigkeit entstehen. Keine leichte Kost, auch keine, die für mich durchgehend gut zu verdauen war - doch gelohnt hat es sich alle Male. Für alle, die erfahren möchten, was sich möglicherweise in ihrer Umgebung so tut.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Gesellschaftskritik

0

Schimmelbuschs Buch „Hochdeutschland“ spielt in Frankfurt und Umgebung und handelt von Victor, einem ennuyierten Investmentbanker der bereits auf der ersten Seite sehr treffend als „flexible Persönlichkeit“ ...

Schimmelbuschs Buch „Hochdeutschland“ spielt in Frankfurt und Umgebung und handelt von Victor, einem ennuyierten Investmentbanker der bereits auf der ersten Seite sehr treffend als „flexible Persönlichkeit“ [1] beschrieben wird. Es mangelt ihm an Herausforderungen. Er hat für sich alles erreicht, ist reich – da Teilhaber der Birken Bank. Seine Ehe ist gescheitert. Aber Glück und Zufriedenheit kann man mit all dem Geld nicht kaufen. Dies muss auch Victor feststellen.

Schimmelbusch zeigt sehr pointiert wie Victor seinen Platz in der Gesellschaft erreicht hat und was dem Erfolg geschuldet ist.

Sein eigenes Glück schmieden – was für ein verlogenes Bild… []

Der Blick auf das Deutschland dieser Zeit, der am Anfang bissig, lustig, böse aber durchaus treffend herüberkommt, weicht immer mehr dem Gesellschaftlichen und die politische Ansichtsweise kommt immer stärker zum Tragen.

„Es geht hier um Deutschland Habibi. Nicht um irgendein in sich ruhendes Chillout-Land. Deutschland funktioniert nur, wenn alle die ganze Zeit arbeiten, sonst kommt der Deutsche auf dumme Gedanken – haste den schonmal im Urlaub gesehen?“ [174]

Und so erarbeitet Victor ein Manifest und legt dieses Ali Osman, seinem Freund und Mitglied des Bundestages für die Grünen vor. Dies kommt dem Bundestagsabgeordneten sehr gelegen, da er Gedanken für eine „die Deutschland AG“ hat.

Dieser politische Entwurf soll nichts anderes machen, als Deutschland radikal umzubauen, wie es ja in der Wirtschaft oft vorgelebt und auch umgesetzt wird. Dabei bedient sich Victor bei seinen Formulierungen dem kompletten politischen Spektrum, sowohl rechts als auch links außen. Er versucht dabei das Leistungsprinzip auf die BRD bzw. der Gesellschaft zu übertragen und dem Großen und Ganzen zu unterstellen. In diesem Manifest, es liest sich wie ein Wahlprogramm einer populistischen Partei, wird auch die Einkommensverteilung - „25 Millionen (Eigenvermögen) sind genug.“ [ 115 ] - in Frage gestellt.

An vielen Stellen von Schimmelbuschs Buch fühlt man sich an "American Psycho" von Bret Easton Ellis erinnert.

"Sie trug einen schwarzen Jumpsuit von Jil Sander, signalrote Turnschuhe von Adidas by Yohji Yamamoto... [204]

Aber auch "Unterwerfung" von Michel Houellebecq kommt dem Leser in den Sinn. Nicht nur weil sich Houellebecq als Gesellschaftsdenker darstellt, sondern auch weil dort der Protagonist François sich auf eine Reise in sein Inneres begibt.

Der Roman von Schimmelbusch hat sehr wenig Handlung und die Interaktion zwischen den Charakteren leidet, da keinerlei kritische Hinterfragung stattfindet.

„Isch fick disch, Alter"
„Isch fick deine Mutter" [176]

Obwohl Schimmelbusch mit großen Worten nur um sich schmeißt, lässt sich sein Werk bestens lesen. Man ist auf jeden Fall gut unterhalten und wird mit einigen Gedankenspielereien bedacht, welche auch nach der Beendigung des Romans den Leser weiter beschäftigen.

Veröffentlicht am 16.06.2018

Sprachlich meisterlich

0

Victor ist Investmentbanker und Anteilseigner einer Bank. Er verdient eine Unmenge Geld, hat also das geschafft, was viele in unserer Gesellschaft anstreben. Aber er langweilt sich, seine Arbeit bietet ...

Victor ist Investmentbanker und Anteilseigner einer Bank. Er verdient eine Unmenge Geld, hat also das geschafft, was viele in unserer Gesellschaft anstreben. Aber er langweilt sich, seine Arbeit bietet ihm keine wirklichen Herausforderungen. Ihm ist auch die Ungleichverteilung des Reichtums in unserer Gesellschaft bewusst und er lehnt sie ab, obwohl er davon profitiert. Dennoch wird er auf den Reichtum und das, was er ihm ermöglicht nicht verzichten. Er beginnt ein Buch zu schreiben...
Und dann springt das Buch 15 Jahre weiter. Das ist schade, denn gerade diese Jahre dazwischen hätten mich interessiert.
Sprachlich ist das Buch meisterlich geschrieben, das Backgroundwissen des Autors (ehemals tatsächlich Investmentbanker) beeindruckend. Das, was fehlt lässt zum einen viel Spielraum für eigene Gedanken und regt zu Diskussionen an, zum anderen bleibe ich aber auch ein bisschen enttäuscht zurück, hätte dieses Buch doch das Zeug zum Bestseller gehabt.
Lesenswert ist es aber in jedem Fall. Ich gebe 3,5 Sterne

Veröffentlicht am 28.03.2018

Spannend und doch unverständlich

0

Aus der Perspektive des Investmentbankers Victor erleben wir in „Hochdeutschland“ einen zynischen Blick auf das Deutschland unserer Zeit. Seine Ehe ist gescheitert, sein Job scheint ihn nicht auszufüllen ...

Aus der Perspektive des Investmentbankers Victor erleben wir in „Hochdeutschland“ einen zynischen Blick auf das Deutschland unserer Zeit. Seine Ehe ist gescheitert, sein Job scheint ihn nicht auszufüllen und überhaupt scheint ein Leben, das kaum bis keine Herausforderungen mehr bietet, bei genauerer Betrachtung gar nicht so erstrebenswert zu sein.

Tja, aber was genau passiert dabei nun? Irgendwie nicht so richtig viel, aber das, was passiert, verbirgt sich hinter (teils gewollt wirkenden) komplizierten Phrasen und Fachbegriffen. Victor schreibt Pitches, er steigt ziemlich detailreich in die Funktionsweise eines Wasserkraftwerks ein, dessen Eigentumsverhältnisse anscheinend politisch betrachtet Signalwirkung entfalten, aber es passiert einfach nichts.

Dabei ist die Atmosphäre, die geschaffen wird, durchaus reizvoll. Der Blick hinter die Kulissen eines Lebens, in dem rein gar nichts fehlt – jedenfalls finanziell gesehen nicht –, ließ mich mit der Frage zurück, wie nah an der Realität das wohl schon heute sein mag. Ist das noch Dystopie oder ist es schon Lebenswirklichkeit? Das ist ein Spannungsfeld, das mir persönlich sehr zugesagt hat.
Und trotzdem: Mein Problem mit „Hochdeutschland“ war, dass ich das Buch einfach nicht verstanden habe. Ganz besonders trifft das aufs Ende zu: Was um alles in der Welt passiert da? Und warum bitte? Für mich hat dieses Ende ein Buch, das durch seine Atmosphäre vielleicht eigentlich ganz okay war, erheblich nach unten gezogen.