Unerwartet emotional
"Beeren pflücken" war für mich in mehrfacher Hinsicht etwas ganz Besonderes - es war das erste Buch, das ich von Amanda Peters gelesen habe, das erste Buch, das sich mit dem Raub an einem Kind beschäftigt, ...
"Beeren pflücken" war für mich in mehrfacher Hinsicht etwas ganz Besonderes - es war das erste Buch, das ich von Amanda Peters gelesen habe, das erste Buch, das sich mit dem Raub an einem Kind beschäftigt, das der kanadischen indigenen Bevölkerung angehört und tatsächlich musste ich feststellen, dass ich so gut wie keine Bücher von kanadischen Autorinnen und Autoren generell kenne - und das Cover in Verbindung mit dem Titel hatten schnell meine Aufmerksamkeit erregt.
Es ist aus der Sicht verschiedener Charaktere geschrieben, in erster Linie jedoch erzählt Norma, die als Ruthie bei ihrer Familie aufwächst. Sie ist zum Beeren pflücken in Maine und von einem Moment zum nächsten löst sie sich in Luft auf. Das Ehepaar, bei dem Norma aufwächst, liebt sie offensichtlich, auch wenn ich stellenweise meine Zähne in die Tischkante hätte schlagen können, gerade wenn es um die "Mutter" geht.
Ihre leibliche Familie hat nicht aufgehört, an sie zu denken, hat sie nicht als tot erklären lassen und so erleben wir, wie sie, vor allem Normas leiblicher Bruder Joe, mit ihrem Verlust umgeht.
Es fällt mir sehr schwer, den Inhalt so in Worte zu fassen, ohne zu spoilern und ohne es zu kühl wirken zu lassen - für mich war das Buch wirklich etwas ganz Besonderes und besonders die letzten fünfzig Seiten haben mir einiges abverlangt, denn trotz der Thematik hätte ich nicht erwartet, dass mich das Buch emotional so fordert.
Amanda Peters hat eine herrlich leichte und flüssige Art, die Geschichte und vor allem die Charaktere zum Leben zu erwecken. Gerade Norma/Ruthie hat mir wahnsinnig gut gefallen. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Klischees ihre Charaktere übermannen, ganz im Gegenteil habe ich immer wirkliche und authentische Menschen vor mir gesehen.