Cover-Bild NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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22,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller: Polit und Justiz
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 800
  • Ersterscheinung: 28.09.2018
  • ISBN: 9783785726259
  • Empfohlenes Alter: bis 99 Jahre
Andreas Eschbach

NSA - Nationales Sicherheits-Amt

Roman

Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...

Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung?


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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2019

Was wäre wenn.....ein erschendes Beispiel....

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Inhaltsangabe:
Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ...

Inhaltsangabe:
Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet.
Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung?

Das Cover ist gut gestaltet und passt auch sehr, sehr gut zum Inhalt des Buches. Es spiegelt leicht aber passend das Thema des Nationalsozialismus und fällt meiner Meinung nach auf.
Die Geschichte wir zwar von einem Allwissenden Erzähler wiedergegeben, dennoch erfährt man alles aus der Sicht zweier Hauptpersonen: Helene und Eugen. Man konnte sich trotz der Erzählweise sehr gut in die beiden hineinversetzen und erfährt vieles aus ihrem Leben.
Andreas Eschbach hat hier zwei Themen zusammengefügt, die erschreckend gut miteinander Harmoniert haben. Die Zeiten des Nationalsozialismus und die permanente Überwachung sind beides Themen die stark (negativ) aufstoßen. Dieses Buch hat mich weitestgehend erschrecken lassen und regt mich auch zum Nachdenken an. Nicht nur die Verfolgung der Juden auch der Krieg selber wird hier gut beschrieben und man kann sich nur schwer davon lösen. Man versinkt völlig in der Geschichte und es lässt einen auch nach Beendigung nicht los.
Auch wenn die beiden Hauptthemen nicht gerade einfache Stoffe sind, hat das Buch mich gepackt. Anfangs fiel es mir etwas schwer reinzukommen, aber nach den ersten Kapiteln war ich komplett gefangen. Ich konnte es nicht aus der Hand legen und das Buch hat mich auch an die Serie "The Man in the High Castle" erinnert. Also wer die Serie kennt und mag sollte dieses Buch aufjedenfall lesen!
Hier werden aber nicht nur 2 große Themen angesprochen sondern auch viele kleinere Schauplätze aufgezeigt. Machtspiele und ähnliches kommen hier sehr gut zur Geltung und man kann nicht anders als vor Entsetzen und Spannung weiter zu lesen. Unerwartete Wendungen und ein hoher Spannungsbogen animierten mich zum weiterlesen und es lohnt sich alle mal!
Und bevor ich kein Ende finde: Lest das Buch einfach! Es haut euch um!

Veröffentlicht am 10.12.2018

Wichtig und dazu noch genial geschrieben

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Das Buch beginnt mit einer schockierenden Szene. Mit Hilfe von Datenüberwachung wird die Familie Frank gefunden, viel früher als im , das Tagebuch von Anne Frank wird zerstört und die Familie direkt ins ...

Das Buch beginnt mit einer schockierenden Szene. Mit Hilfe von Datenüberwachung wird die Familie Frank gefunden, viel früher als im , das Tagebuch von Anne Frank wird zerstört und die Familie direkt ins KZ abgeschoben. Und das nur mir einigen wenigen Klicks und Computerdaten. Bereits da ist mir klar geworden, dass das ein ganz aussergewöhnliches Buch werden würde, welches mich noch lange begleiten würde.

Nach diesem Anfang gibt es einen Zeitsprung zurück und über mehrere Kapitel werden uns die beiden Protagonisten Helene Bodenkamp und Eugen Lettke vorgstellt. Beide sind Deutsche Bürger und beide erleben die politischen Veränderungen anders. Doch beide machen bereits früh Erfahrungen mit Daten und Computern. Eugen weiss genau, wie er Daten nutzen muss um andere Menschen zu erpressen, auszuspionieren oder finden kann. Beide beginnen im Nationalen Sicherheits-Amt in Weimar zu arbeiten. Zu Beginn von Hitlers Regierungszeit nimmt es keine grosse Rolle ein und das ändert sich auch lange nicht, bis der Wert von Daten erkannt wird. Helene dagegen ist zu Beginn sehr naiv und obwohl sie ein ausserordentliches Talent fürs Programmieren zu haben scheint, realisiert sie erst nach und nach, was sie eigentlich tut. Denn sie macht viel. Von Überwachung der Deutschen Bürger über Geheimdienstarbeiten in Amerika. Mit Computern und Daten lässt sich die ganze Welt kontrollieren.

Mit 800 Seiten ist das Buch ein Wälzer und ich bin immer seh skeptisch gegenüber dicken Büchern. Aber dieses Buch benötigt jede einzelne Seite, denn Andreas Eschbach will dem Leser die Welt in der Helene und Eugen leben zuerst vorstellen. Dafür benötigt er Zeit und während dieser Zeit stellt er uns auch gleich seine zwei komplett verschiedenen Protagonisten vor. Beide begleiten wir von ihrer Kindheit bis ins NSA. Von beiden bilden wir uns schnell eine Meinung. Eugen ist ein unsympathischer, rachsüchtiger, missbrauchender und unsympathsicher Charakter (Das soll nicht negativ klingen! Die Geschichte würde ohne ihn nicht funktionieren.) Helene ist die sympathische junge Frau, welche schon immer gerne alles hinterfragte und mit klaren Vorstellungen durchs Leben geht. Ich habe beide Sichten extrem gerne gelesen, denn der Autor erweckt diese Personen zum Leben und schafft es, dass ich mich mitten ins Geschehen versetzt fühle. Allgemein schreibt Eschbach grossartig. Ganz anders als alles, was ich sonst kenne. Aber genau das macht ihn so besonders!

Aber kommen wir zur Handlung & Idee dieses dystopischen Historikroman (Es gibt keine wirklich Genrebezeichnung). Denn das ist hier das wirklich grosse Thema. Andreas Eschbach hat sich ein geniales Konzept überlegt. Computer während des zweiten Weltkriegs. Er hat sich alles genaustens durchdacht, geschichtliche Folgen überlegt und einen schockierenden Roman geschrieben. Denn dieser Roman zeigt ganz deutlich auf, wie überwachbar wir eigentlich sind. Gleichzeitig zeigt er auch, wie unwissend wir sind und dass man mehr hinterfragen sollte. Denn Helene programmiert nicht selten ein Programm und denkt sich nichts schlechtes dabei und schlussendlich ist sie mitverantwortlich, dass tausende Juden entdeckt werden. Dieses Buch umfasst so viele Themen. Es ist erschreckend, wie man teilweise selbst vergisst, in welchem Verhältnissen Deutschland zu dieser Zeit steckt. Denn Helene wächst sehr privilegiert auf und Eugen macht sich nie Gedanken über den Krieg. Auch als Leser fokussiert man sich so auf das Geschehen des Romans, die privaten Schicksale der Protagonisten und erst gegen Ende wird einem selbst bewusst, was sie getan haben.

Fazit

Andreas Eschbach hat ein Meisterwerk geschrieben. Von der Idee über die Umsetzung zu den Charakteren hin stimmt alles. Er trifft einen Zeitgeist und schreibt über ein hochaktuelles Thema. Digitalisierung, rechte Parteien und Überwachung sind für uns auch heute noch ein Thema und auch wenn Eschbach das Gedankenexperiment in der Vergangenheit spielen lässt, ist Fiktion nahe an Realität und das ist beängstigend. Eine geniale Geschichte, bei der jedes Wort sitzt, jedes Detail durchdacht ist und ich nicht selten schockiert worden bin. «NSA» trifft einen wunden Punkt und rüttelt wach. Gleichzeitig bin ich bestens unterhalten worden und habe nicht nur die grosse Gesamtgeschichte interessiert mitverfolgt, auch die persönlichen Geschichten der Protagonisten haben mich fasziniert. Auf emotionaler Ebene hat dieser Roman ebenfalls überzeugt, denn ich habe regelrecht mitgefiebert und gehofft, dass alles gut kommt. Das stärkste und wichtigste Buch, welches ich 2018 gelesen habe. Ich kann es euch allen nur ans Herzen legen und vergebe 5 von 5 Sterne für diesen aussergewöhnlichen Roman, dem ich mit dieser Rezension nicht im geringsten gerecht geworden bin. Lest es!

Ist NSA von Andreas Eschbach empfehlenswert? JA! JA! JA! Ein wichtiges Thema verpackt in einer genialen Geschichte. Schreibstil top!

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Lübbe Verlag für mein Exemplar!

Veröffentlicht am 09.12.2018

Beängstigendes Gedankenspiel, packend erzählt

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Ich mag ja die Bücher von Andreas Eschbach immer sehr und mache können mich so richtig begeistern - und mit diesem hier ist ihm mal wieder ein absoluter Geniestreich gelungen!

Es beginnt in Weimar im ...

Ich mag ja die Bücher von Andreas Eschbach immer sehr und mache können mich so richtig begeistern - und mit diesem hier ist ihm mal wieder ein absoluter Geniestreich gelungen!

Es beginnt in Weimar im Jahr 1942. Die NSA ist an sich eine eher kleine, wenig beachtete Anlage im Deutschen Reich, die sich auf die Programmierung und Auswertung von Daten per Komputer spezialisiert hat. Ja, Komputer. Denn der Autor hat hier das Konstrukt gezeigt wie es hätte sein können, wenn es damals schon dieses Medium gegeben hätte. Und verbindet damit unsere aktuellen Bedenken der Datensammlung in Bezug auf die Auswirkungen, die das ganze in Kriegszeiten gegeben haben - und eben auch in Zukunft geben könnte!

Denn natürlich kann man mit den Daten der Menschen eine Menge herausfinden und welche schlimmen Folgen das hat zeigt er gleich zu Beginn mit einem ganz einfachen Experiment.

Danach geht es aber erstmal zurück in die Vergangenheit von Helene Bodenkamp. Sie wird später eine große Rolle spielen in der NSA als eigentlich "kleine" Programmstrickerin, denn die Programmierungen sind in dieser Zeit den Frauen vorbehalten - warum das so ist erklärt er übrigens sehr anschaulich und mit amüsanter Überzeugung.

"Die Frau, deren naturgegebene Aufgabe die Sorge für die Familie ist,
muss hierzu eine Vielzahl von sich immer wiederholenden Arbeiten verrichten,
und je besser es ihr gelingt, diese in zweckdienlicher Weise zu organisieren,
desto mehr erleichtert sie sich den Alltag.
Daher ist jede Hausfrau und Familienmutter von Natur aus eine Programmierin,
sie weiß es meist nur nicht, denn es ist nicht ein Komputer, den sie programmiert,
vielmehr programmiert sie sich selbst." S. 157

Ebenfalls zeigt er das Leben von Eugen Lettke, der auch eine wichtige Stellung im Nationalen Sicherheits-Amt haben wird und der Lebensweg von ihm sind machen sehr deutlich, wie sich in diesen Zeiten negative Auswirkungen entwickeln können.

"Stärke war sein eigener Beweis und seine Rechtfertigung, denn stark war er,
der sich nehmen konnte, was er begehrte, und es schaffte,
der Welt seinen Willen aufzuzwingen ..." S. 106

Diese beiden Gegensätze ergeben ein sehr gutes Bild von der mitfühlenden Helene, die sich immer wieder sträubt, den Judenhass zu unterstützen und dem machtbesessenen Eugen, der seinen Kontrolltrieb mit allen möglichen perfiden Mitteln auslebt. Sie stehen auch im Mittelpunkt der Geschichte, die natürlich auch den Aufstieg Hitlers und die vielen großen wie kleinen Konsequenzen aufzeigt, die damals den Lauf der Dinge beeinflusst haben.
Es gibt viele bekannte Details im Rahmen von Namen, prägnanten Ereignissen und Erfindungen die man kennt und einen Bezug dazu schaffen; eben mit der Besonderheit der fortschrittlichen Technik, die er perfekt mit eingebaut hat. Wie eben die Komputer, Elektrobriefe (Emails), bewegliche Telephonie (Handys), Parolen (Passwörter) oder das Weltnetz (Internet).

Die Sammlung von Daten und was damit gemacht wird und werden kann ist ja schon lange ein aktuelles Thema - und auf welche Ideen Eschbach hier kommt lassen einem wirklich die Haare zu Berge stehen vor allem wenn man daran denkt, dass diese Möglichkeiten mit Sicherheit schon irgendwo genutzt werden! Ich frage mich dann wirklich welche kranken Köpfe tatsächlich Gebrauch davon machen und den Menschen an sich auf diese Informationsquellen reduzieren, denn Helene hat hier eine ganz eigene, wichtige Einsicht dazu:

"Wahrscheinlich, dachte sie, liegt es daran, dass man einen Menschen, egal,
wie viele Daten man über ihn sammelt, doch niemals wirklich erfasst,
sodass immer Unklarheiten und Widersprüche bleiben, ja, womöglich sogar erst
durch den Umstand der Zergliederung in Daten entstehen." S. 364

Man trifft ja tagtäglich unzählige Entscheidungen, die meist nur kleine Auswirkungen haben, manche aber dann plötzlich ungeahnte Dimensionen annehmen. Auch ein Punkt der hier sehr klar hinterfragt wird und die beiden Charaktere, wie auch die Nebenfiguren, sind sehr klar strukturiert aber auch in ihren Feinheiten sehr gut gezeichnet. Ängste, Hoffnungen, Ohnmacht und Tatendrang, das alles im Wechselspiel der Gefühle macht sehr deutlich, wie schwierig es oft ist, sich für "das Richtige" zu entscheiden.

"Wenn es um wichtige Dinge geht, wählt man nicht , sondern man wählt die Option,
die man für die bessere hält - und das Problem ist, dass man das meistens nicht weiß." S. 552

Insgesamt war es immer flüssig zu lesen und es wechselte zwischen den Perspektiven von Helene und Eugen, so dass man beide Werdegänge und die Zusammenhänge sehr gut verfolgen konnte. Es entstand eine große Intensität zur Handlung und eine ununterbrochene Spannung ohne große Dramatik, aber mit einer fesselnden Anspannung, die mich von der ersten bis zur letzten Seite nicht losgelassen hat.

Veröffentlicht am 02.12.2018

Nicht das, was ich erwartet habe - sondern besser! Schockierend und zum Nachdenken anregend ...

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Wissen ist Macht - und so etwas wie unwichtige Daten gibt es nicht!

Das Cover:
Das Cover ist hauptsächlich in Rot gehalten, wie es zur NS-Zeit sehr gut passt. In der Mitte prangt das Logo des Nationalen ...

Wissen ist Macht - und so etwas wie unwichtige Daten gibt es nicht!

Das Cover:
Das Cover ist hauptsächlich in Rot gehalten, wie es zur NS-Zeit sehr gut passt. In der Mitte prangt das Logo des Nationalen Sicherheits-Amtes mit dem sehenden Auge, da drunter in altdeutscher Schrift der Titel NSA. Ich finde das Cover passend und vor allem hat es mich neugierig auf die Geschichte gemacht.

Die Geschichte:
Die Welt ab 1917 ist eine andere. Der I. Weltkrieg wurde beendet, Deutschland hat verloren, rüstet jedoch an technischen Errungenschaften auf. So gibt es kein Bargeld mehr, dafür aber tragbare Telephone und ein Weltnetz, über das sich die Menschen auf der ganzen Welt verbinden und miteinander kommunizieren können. Adolf Hitler gelangt 1933 an die Macht und beginnt am 1. September 1939 den II. Weltkrieg gegen Polen. Im Jahr 1942 besucht der Reichsführer SS Heinrich Himmler das Nationale Sicherheits-Amt in Weimar. Dort arbeiten u.a. der Sohn eines gefallenen Kriegshelden, Eugen Lettke, und die junge Programmstrickerin Helene Bodenkamp. Sie müssen Himmler davon überzeugen, dass das Nationale Sicherheits-Amt für das Reich wichtig ist, sodass es nicht vom Reichssicherheitshauptamt übernommen wird und die männlichen Mitarbeiter an die Front müssen. Dank verschiedenster Tabellen, die u.a. Helene gestrickt hat, werden in Amsterdam Juden entdeckt und festgenommen, so auch Familie Frank. Die Möglichkeiten sind schier überwältigend, doch Helene überkommen Zweifel, als sie sich in Arthur verliebt, der an der Front Fahnenflucht begannen hat und sich nun verstecken muss. Doch ist das mit der Technik, die Helene für das NSA benutzt, überhaupt noch möglich?

Meine Meinung:
Die fiktive Welt, die Andreas Eschbach mit 'NSA - Nationales Sicherheits-Amt' erschaffen hat, ist anders als wir es kennen, ist der I. Weltkrieg bereits 1917 beendet worden. Davor, bereits im Jahr 1851, wurde jedoch schon die erste 'Analytische Maschine' erfunden, der Vorläufer des Komputers. Und nein, ich habe mich nicht verschrieben: In diesem Buch gibt es nur Komputer mit K, ebenso Telephone, Elektrobriefe, Bureaus, Bürgernummern und Parolen. Ich finde diese Idee einfach echt total gut und einfallsreich, denn es wurde so nicht eingedeutscht, sondern gleich mit einem deutschen Wort benannt; für mich ist das absolut genial! Die Geschichte beginnt mit Himmlers Besuch im NSA, als Leser lernt man die Technik und die Möglichkeiten kennen, die das NSA hat, um verborgen Personen aufzuspüren. So gibt es Parallelen zu realen Personen, die ich sehr gut fand, z.B. wurde Familie Frank zwei Jahre früher, also 1942 und nicht 1944 entdeckt und verhaftet. Alles dank der Technik des Komputers. Es folgt die totale Überwachung.

Nun zu den beiden Hauptfiguren, um die sich die Geschichte dreht. Ladys first: Helene Bodenkamp möchte nach ihrem Schulabschluss arbeiten und wird Programmstrickerin, was sie sehr erfüllt und glücklich macht. Sie liebt das Programmstricken und möchte nicht schon früh verheiratet und Mutter werden. Schon in der Schule bekommt sie die schleichende Ausgrenzung der Juden, zu den auch eine Freundin von ihr gehört, und den Umschwung mit, den Hitler mit sich bringt. Helene erfährt mit Arthur die erste große Liebe, was sich schön liest, jedoch muss dieser sich verstecken, da er Fahnenflucht begangen hat, und nun gesucht wird. Das macht ihre Liebe und ihre Arbeit schwer, denn mit Helenes Programmstrickerei können Komputer genau solche Verstecke finden! Ihre Eltern, die mit Hitler sympathisieren, wissen nichts von ihrer Liebe und bemühen sich, einen Mann für ihre Tochter zu finden. Das führt zur Bekanntschaft eines Mannes, der mir Gänsehaut beschert hat, der aber im Verlauf der Geschichte noch nützlich sein wird. Helene ist sehr schlau, aber manchmal auch ziemlich naiv, doch sie ist eine sympathische Figur, deren Handlung ich meist nachvollziehen konnte.

Als weitere Hauptfigur geht es um Eugen Lettke, Sohn eines Kriegshelden mit der Arierstufe AAA, ein 'reiner Arier' also, der zusammen mit seiner Mutter lebt, die ihm häufig ziemlich auf die Nerven geht. Als Sohn eines Kriegshelden scheint das Volke (oder auch nur Eugens Mutter) hohe Ansprüche zu haben. Während der Schulzeit wurde er kriminell, und als er dann von Mitschülern ziemlich fies gelinkt wird, schmiedet er seinen Plan, sich an den Personen zu rächen. Dabei hilft ihm seine Anstellung im Nationales Sicherheits-Amt sehr, und so rächt er sich an den nunmehr erwachsenen Frauen auf eine echt miese Weise. Seine Entwicklung ist sehr von der nationalsozialistischen Regierung geprägt. Er will nicht in den Krieg ziehen, wie es sein Vater tat und dabei gestorben ist, weshalb er alles tut, um das zu verhindern. Wirklich alles. Seinen Charakter kann ich beim besten Willen nicht mögen, er ist einfach ein Ekelpaket, sehr von sich eingenommen, selbstsicher und arrogant.

Eugen und Helene arbeiten also zusammen im NSA an mehreren Projekten, wobei Eugen Helene aufgrund eines Vergehens in der Hand hat. Sie machen gute Arbeit, doch im Laufe der Zeit meldet sich ihr Gewissen auf unterschiedliche Weise. Beide nutzen das Nationale Sicherheits-Amt zu ihrem Vorteil. Und so entdeckt Eugen bald etwas, das ihn zum Führer persönlich schickt. Mehr möchte ich nicht verraten. Andreas Eschbachs Schreibstil ist gut zu lesen, immer aus der Erzählperspektive geschrieben. Am Anfang kam ich nicht ganz rein in die Geschichte, was aber eher an der noch nicht erklärten Technik lag. Später habe ich das Buch verschlungen, weil es mich so mitgerissen hat. Die Geschichte nimmt für mich einen sehr interessanten Verlauf, und das Ende ... das Ende ist irgendwie ziemlich crazy und abgedreht, anders kann ich es nicht beschreiben. Es gibt kein Happy End, was hoffentlich niemand erwartet, der das Buch zur Hand nimmt.

Ob und was genau Andreas Eschbach mit diesem Buch bezwecken/ausdrücken will, weiß ich nicht, aber es ist eine schockierende Vision, wie es hätte sein können, wenn vieles in der Geschichte anders gelaufen wäre. Es hat mich zum Nachdenken angeregt, denn wer weiß, was bestimmte Organisationen über uns wissen? Wir schleppen das Smartphone überall mit hin, zahlen häufig mit Bank- oder Kreditkarte, haben Treuekarten wie z.B. bei Payback, wo bestimmt irgendwo die Daten gespeichert und ausgewertet werden, was wir kaufen und was unsere Bedürfnisse sind. So kommt es dann zu personalisierter Werbung, wie es bei Facebook der Fall ist, und so weiter, und so fort. Wie kurz davor stehen wir vor einer totalen Überwachung? Zumal man auch sagen muss, dass Herr Eschbach nicht umsonst den Titel 'NSA' benutzt hat - gab es doch im Jahr 2013 die Enthüllung, dass die National Security Agency als größte Auslandsgeheimdienst der USA das Internet und sowie Telefone wichtiger Personen überwacht hat, und somit in eine globalen Überwachungs- und Spionageaffäre verwickelt ist ...

Meine Bewertung:
Für mich war 'NSA - Nationales Sicherheits-Amt' ein sehr gutes Buch, das mich begeistert, aber auch schockiert hat. Eine andere Welt, in der es Komputer bereits zur Zeit des Nationalsozialismus gibt. Alles geht schneller, besser, effektiver. Die totale Überwachung, in der es keine unwichtigen Daten gibt. Zwei Hauptfiguren, die ihre eigenen Erlebnisse mit der Technik machen, die ihre eigenen Ziele verfolgen und Opfer bringen müssen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn es manchmal ein paar kleinere Dinge gab, die etwas zu übertrieben/ausschweifend beschrieben wurden. Die Geschichte war für mich persönlich nicht das, was ich erwartet habe - sie war besser. Deshalb vergebe ich fünf Sterne.

Veröffentlicht am 14.11.2018

Erschreckend

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Ich habe in letzter Zeit einiges über die deutsche Geschichte angefangen in der Weimarer Republik bis zum Kriegsende gelesen. Es ist ein furchtbarer Teil der deutschen Geschichte. Aber als wäre das nicht ...

Ich habe in letzter Zeit einiges über die deutsche Geschichte angefangen in der Weimarer Republik bis zum Kriegsende gelesen. Es ist ein furchtbarer Teil der deutschen Geschichte. Aber als wäre das nicht schon schlimm genug, setzt der Autor Andreas Eschbach noch eins drauf. Er führt uns mit diesem Buch vor, wie es gewesen sein könnte, wenn das damalige Regime die technischen Möglichkeiten des Internets und Mobilfunks gehabt hätte. Konnte man damals vielleicht noch davonkommen, indem man sich abduckte, wäre mit diesen Techniken nicht mehr möglich gewesen.
Helene Bodenkamp ist Programmiererin beim Nationalen Sicherheits-Amt und schafft damit die Voraussetzungen, die eine flächendeckende Überwachung möglich macht. Es dauert lange, bis Helene merkt, was wirklich läuft. Erst als ihr Geliebter desertiert und sie ihn schützen will, gerät sie mit in die Machenschaften ihres Vorgesetzten Eugen Lettke, der das alles auch für persönliche Zwecke benutzt.
Der Schreibstil von Eschbach ist gut und flüssig zu lesen. Es gibt eine ganze Reihe von speziellen Ausdrücken, die an die Zeit angepasst wurden, aber eindeutig sind.
Es ist eine spannende, aber auch sehr erschreckende Geschichte, die uns Eschbach in diesem gewichtigen Werk von 800 Seiten erzählt. Die Charaktere sind alle gut gezeichnet. Helene Bodenkamp wirkt etwas verschüchtert, obwohl sie höchst intelligent ist. Lettke dagegen ist ein widerlicher und rücksichtsloser Psychopath.
Hat man sich beim Erscheinen von George Orwells Roman „1984“ noch über eine solche Überwachung Sorgen gemacht, so hat die Wirklichkeit dieses Szenario schon vor vielen Jahren überholt. Wir sind bereits gläsern, auch wenn es von vielen ignoriert wird, denn die Sammelwut unserer Daten durch die großen Firmen wie Facebook, Google usw. wächst und wächst. Man mag sich gar nicht vorstellen, was dieses Werkzeug in falschen Händen anrichten kann.
Es ist ein Buch, in dem vieles nur schwer zu ertragen ist. Aber gerade, weil es so erschreckend ist, macht es nachdenklich und hallt nach.