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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT E-Book
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Ersterscheinung: 15.06.2021
  • ISBN: 9783644003101
Andreas Winkelmann

Die Karte

Hamburg-Thriller
Der neue Thriller des Bestsellerautors.
Er gehört zu deinem Training wie die Schuhe und der Soundtrack: Dein Fitness-Tracker, der deine Laufstrecke online teilt. Jeder weiß, wo du warst - und wieder sein wirst. Doch damit inspirierst du jemanden zu einem ganz besonderen Kunstwerk, den du besser nicht auf dich aufmerksam gemacht hättest.
Er trackt deine Initialen in eine digitale Karte. Sein Zeichen, dass du die Nächste sein wirst ...
Lauf, so schnell du kannst - es wird dir nichts nützen. Er erwartet dich.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

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Ich mochte Thriller immer. Aber in letzter Zeit stören mich die klischeehaften Charaktere und der oft eher simple Schreibstil doch sehr. Und so richtig überraschen kann mich auch selten was. Bei diesem ...

Ich mochte Thriller immer. Aber in letzter Zeit stören mich die klischeehaften Charaktere und der oft eher simple Schreibstil doch sehr. Und so richtig überraschen kann mich auch selten was. Bei diesem Buch war das leider auch wieder der Fall, es kommen aber noch andere Sachen hinzu, über die ich mich geärgert habe.

Die Geschichte beginnt mit einem Mann, der eine Gestalt am Haus der Nachbarinnen beobachtet, diese zur Rede stellen möchte und dafür ein Messer ins Auge gerammt bekommt. Kurze Zeit später wird eine dieser Nachbarinnen beim Joggen brutal ermordet. Jens Kerner ermittelt.

Eins meiner größten Probleme waren die beiden Frauen, Laura und Eva, die ein Paar sind. Da hat man schon mal queere Charaktere und dann werden sie natürlich gnadenlos sexualisiert. Den ersten Blick auf die zwei wirft man durch die Gedanken des Nachbarn, der sich grade überlegt, seine Frau zu schlagen und dann dazu übergeht das Paar beobachten zu wollen, um hoffentlich zu sehen, wie die beiden "es sich besorgen". Ich kotze.

In der einzigen Szene, in der die zwei Frauen miteinander interagieren, geht es natürlich auch darum, dass sie später noch Sex haben werden.
Jens Kerner bemerkt ebenfalls immer wieder die Körper der Frauen, sei es die enge Shorts von Eva (dass sie eng sind, wird mehrfach betont) oder wie trainiert sie sind.

Da eine von ihnen stirbt (kein Spoiler, das passiert relativ am Anfang und man sieht es eine Meile weit kommen), haben wir hier wieder den Bury Your Gays Trope, aber naja, bei einem Thriller verzeih ich es mal.

Merkwürdig finde ich auch, dass die beiden in einem "gläsernen" Haus wohnen, keine Gardinen oder Vorhänge haben und man von überall rein gucken kann. Hat sich mir nicht erschlossen, zumal es sie ja stört, dass zum Beispiel der Nachbar gafft.

Das ist auch gleich das nächste Ding. Laura erzählt Kerner zweimal, dass sie häufig angegafft wurden oder mit dummen Sprüchen zu kämpfen hatten, vor allem auch beim Joggen. Statt das zu akzeptieren, die Realität dieser Frauen ernst zu nehmen und sich vielleicht mal zu überlegen, wie belastend und nervig solche alltäglichen (!) Erfahrungen sein können, denkt er nur (sinngemäß): "Oh Mann, schon der zweite Hieb gegen Männer, nicht alle Männer sind so."

Den Reflex hat er dann später nochmal, als ihn eine Anwältin über die wahnsinnige Gewalt an Frauen und die Incel-Szene aufklärt. Dass es hier ein sehr auffälliges und vor allem strukturelles Problem gibt, das sich nicht mit „not all men“ lösen lässt, ignoriert er.

Was mir in letzter Zeit auch häufiger in Thrillern begegnet, sind die Seitenhiebe gegen Social Media, Selfies etc. Da werden Leute verurteilt, weil sie ihre Fitnessergebnisse teilen und es gewagt haben, knappe Laufklamotten zu tragen, die wahrscheinlich auch einfach funktional sind. Das sowas auch Motivation sein kann ist ja wurscht. Kerners Haltung: Internet böse!
Ich frage mich übrigens sowieso, wieso der Gute noch im Dienst ist, weil er offensichtlich generell die letzten zwanzig Jahre der technischen Entwicklung verpennt hat, aber gut.

Irgendwie ist es auch immer merkwürdig, wenn weibliche Charaktere explizit als "starke Frauen" beschrieben werden, so als müsste man das dazu sagen, weil Frauen halt normalerweise eher schwach sind. Hab noch nie Sachen wie "er war offensichtlich ein starker Mann" gelesen.

Komplett kurios auch die Frage von Kerner, ob das Opfer "ausschließlich lesbisch" war, statt zu fragen, ob sie vielleicht bi gewesen sein könnte.

Oh und es gibt Becca, Kerners Geliebte im Rollstuhl, die an ihm so toll findet, dass er nicht so "krampfhaft politisch korrekt" mit ihr ist und die ihn so richtig schön über den Klee lobt. Allgemein wird er von Außenstehenden als der absolut zuverlässige Held mit riesen Gerechtigkeitssinn dargestellt, auch wenn ich ihn nicht so empfunden habe.

Das Ende war dann aber richtig an den Haaren herbeigezogen.

Ich will nichts spoilern aber im Prinzip trieft diese Geschichte nur so vor Misogynie (und alle Hauptopfer sind mal wieder weiblich – die Obsession mit toten Frauen in Thrillern ist schon echt bezeichnend) während es dem Autor super wichtig war, irrationale Männerhasserinnen zu beschreiben (die in ihrem "Hass" übrigens ziemlich zahm und meistens sogar im Recht sind). Fast schon wie eine veränderte Form der Hufeisentheorie. Ich war echt baff.

Wie immer ist das aber nur meine ganz subjektive Meinung und wenn andere das Buch genießen konnten, dann freue ich mich. Nichts ist schlimmer als verschwendete Lesezeit.

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