Cover-Bild Was von Dora blieb
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.Bertelsmann
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 15.03.2021
  • ISBN: 9783570103968
Anja Hirsch

Was von Dora blieb

Roman
Eine Dreiecksbeziehung in Künstlerkreisen der 20er Jahre, eine bürgerliche Ehe zur Nazizeit, eine moderne Beziehungsgeschichte – ein berührender Roman über das Leben und die Liebe in bewegten Zeiten

Isa steckt in einer Ehekrise. Tief verletzt flüchtet sie an den Bodensee. Im Gepäck alte Briefe und Tagebücher ihrer rätselhaften Großmutter Dora. Um den Schmerz zu verdrängen, befasst sie sich mit deren Geschichte: Dora studierte in den 1920er Jahren zusammen mit dem Bergarbeitersohn Frantek und der extravaganten Maritz am Bauhaus des Ruhrgebiets, der heutigen Folkwangschule. Aus einer intensiven Freundschaft entsteht ein Liebesdreieck. Später heiratet Dora einen Verwaltungsdirektor der I.G. Farben. Gesprochen wurde darüber in Isas Familie kaum. Welche Rolle spielte Isas Großvater im Zweiten Weltkrieg? Und warum besuchte ihr Vater eine der berüchtigten Napola-Schulen? Je tiefer Isa in ihre Familiengeschichte vordringt, umso klarer wird ihr Blick auf Dora — und auf sich selbst.

Ein ergreifender Roman über die Schwierigkeit der Kriegsenkelgeneration sich im eigenen Leben zu verankern und eine faszinierende Spurensuche, in der sich die Leserinnen und Leser immer wieder selbst begegnen.

Großmutter und Enkelin — und ein ganzes Jahrhundert in Deutschland

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.04.2021

Leider nicht ganz überzeugend

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Doras Geschichte … soll in dem Roman „Was von Dora blieb“ von der Autorin Anja Hirsch erzählt werden. Oder doch nicht? Jedenfalls erlebt der Leser in diesem Buch zwei verschiedene Erzählstränge, einmal ...

Doras Geschichte … soll in dem Roman „Was von Dora blieb“ von der Autorin Anja Hirsch erzählt werden. Oder doch nicht? Jedenfalls erlebt der Leser in diesem Buch zwei verschiedene Erzählstränge, einmal aus der Gegenwart, der von Isa erzählt wird und einmal die Vergangenheit.

Als Isa über den Betrug ihres Mannes kundig wird, haut sie kurzerhand ohne Erklärung ab. Auf Zwischenstation bei ihrer Mutter erhält sie allerlei Unterlagen, die ihre Familiengeschichte erzählen sollen und Isa empfindet es als notwendig, sich nun mit dieser ausführlich auseinander zu setzen. Es wird deutlich, dass die Beziehung zum Vater und auch der Grossmutter Dora, die Namensgeberin des Buches, nicht die beste war bzw. ist. Auch seien die Informationen, die Isa über ihre Familie hat, sehr lückenhaft und dies möchte sie nun ändern. Aus der Kriegsenkelperspektive taucht nun die Vergangenheit vor dem Leser auf.

Anfangs wird einiges aus Doras Leben erzählt. Ihre Kindheit, ihre Jugend in den aufstrebenden Roaring Twenties (deren Spirit hier leider untergeht), ihre Freundschaft zu Frantek und später zu Maritz und allerlei Verwicklungen, die Liebe zur Kunst … . Nach und nach baut sich beim Leser eine Erwartungshaltung auf, immer mehr Fragen entstehen im Kopf … wie wird es weitergehen? Wie überstehen sie den Zweiten Weltkrieg? Wo finden sie ihr Glück? Weshalb ist Isas Beziehung zu der „bösen“ Dora so? Warum wird Dora überhaupt als so verbittert dargestellt? Und und und … doch leider werden diese Fragen bis zum Ende des Buches nicht beantwortet. Dora gerät immer mehr in den Hintergrund, Fakten werden sachbuchartig präsentiert, Nebensächlichkeiten anschaulich beschrieben. Anja Hirsch hat einen sehr tollen Umgang mit Sprache, doch leider schafft die Art und Weise der Erzählung mehr Distanz als gut für die Geschichte ist und persönlich muss ich zugeben, dass mir zum Schluss kaum etwas von Dora blieb.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Eine Spurensuche

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Isa, die gerade dabei ist, Abstand von ihrem Mann zu finden, erhält eine Kiste – voll mit alten Schriften ihrer Großmutter Dora. Um dem eigenen Schmerz zu entkommen, taucht sie tief ein in deren Leben. ...

Isa, die gerade dabei ist, Abstand von ihrem Mann zu finden, erhält eine Kiste – voll mit alten Schriften ihrer Großmutter Dora. Um dem eigenen Schmerz zu entkommen, taucht sie tief ein in deren Leben. Bald findet sie heraus, dass diese mit ihrem Jugendfreund Frantek und ihrer besten Freundin Maritz die spätere Folkwangschule besuchte, alle drei waren künstlerisch sehr begabt. Und Isa, die sich in die Wohnung einer Bekannten einquartiert, findet in ihrem Nachbarn Gustav einen, der in Geschichten aus alten Zeiten nur zu gerne abtaucht.

Der doch recht holprige Start ins Buch ist Neugier auf Doras Geschichte gewichen. Sie war eine aufgeschlossene, lebensbejahende junge Frau. Ihr stand die Welt offen, sie musste nur noch zugreifen. Das Schicksal, die Nationalsozialisten, der Krieg – vieles kam dazwischen, das Leben verläuft nie geradlinig.

Eine Story - zwei Zeitebenen. Doras Part war nach dem schleppenden Anfang einer unterhaltsamen Geschichte gewichen, die sehr anschaulich ihre Freundschaften, ihre Leidenschaften beschreibt, um dann im Erwachsenenalter mehr und mehr unnahbar zu werden.

Sehr poetische Momente beeindrucken neben einem immer wieder durchschimmernden unterkühlten Stil, der viel Positives zunichte macht. Schade auch deshalb, weil lyrische Sequenzen dadurch nicht so recht hervortreten, nicht glänzen können. Es sind da Passagen, an denen ich nahe dran bin, ins Geschehen hineingezogen werde, es mich regelrecht aufsaugt, um dann wieder in diese bruchstückhafte Erzählweise abzugleiten. Ich bin mit einer Figur mittendrin, die dann im Nichts versandet. Es wird einfach nicht auserzählt. So hatte ich oft das Gefühl, dass ich die Charaktere aus weiter Ferne beobachte.
Der historische Part war in Großen und Ganzen gut erzählt, ich konnte mich Dora annähern, ihr Tun nachempfinden, wenn auch nicht immer akzeptieren.

Das Heute um Isa empfand ich hingegen in weiten Teilen überflüssig. Hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen, sie blieb für mich farblos.

Was bleibt von Dora? Ein historischer Roman mit Höhen und Tiefen, der mich trotz allem gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Von Dora blieb zu wenig

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In „Was von Dora blieb“ erzählt Anja Hirsch von Isa, die im Jahr 2014 die Geschichte ihres Vaters und ihrer Großmutter erforscht – inspiriert ist dies von der eigenen Familiengeschichte der Autorin. Dies ...

In „Was von Dora blieb“ erzählt Anja Hirsch von Isa, die im Jahr 2014 die Geschichte ihres Vaters und ihrer Großmutter erforscht – inspiriert ist dies von der eigenen Familiengeschichte der Autorin. Dies geschieht durch die bei diesen Romanen fast obligatorischen zwei Zeitebenen – die Gegenwartsebene mit Isa und die historische Ebene aus Sicht von Isas Großmutter Dora und später Isas Vater Gottfried.

Die Schreibstil ist ein wahres Vergnügen. Die Autorin weiß mit Sprache umzugehen, bildet kleine Satzkunstwerke und erfreut mit herrlichen Formulierungen. Ich habe das genossen, mich an so vielen Stellen erfreut und diese Sprachsouveränität mehrfach bewundert.

Erzähltempo und -weise entsprachen dagegen leider weniger meinem Geschmack. Einerseits schafft die Autorin wundervoll farbige Szenen, in denen gerade die 1920er lebendig werden und die durch gut recherchierte Details glaubwürdig und echt wirken. Andererseits finden sich aber auch viele ausführlich geschilderte Nebensächlichkeiten, die zur Geschichte nichts beitragen und das Lesen zäh gestalten. Auch nimmt die Lebendigkeit der Szenen nach dem ersten Drittel zunehmend ab und weicht ausgiebigen Introspektionen.

Die Gegenwartsebene hat mich fast gar nicht überzeugt. Isa reist aufgrund einer Ehekrise an den Bodensee, widmet sich dort einer Kiste mit Unterlagen zu ihrer Großmutter und lernt außerdem Gustav kennen. Isa verliert sich häufig in Erinnerungen und ebenfalls Introspektionen, hauptsächlich aber wirken die handlungsarmen Gegenwartsszenen wie Resonanzkörper für Isas Familienrecherchen. Das, was wir in den historischen Kapiteln lesen, wird hier häufig unnötig wiederholt, dazu gibt es ausführliche Überlegungen, wie dies und jenes zu verstehen sein könnte, und Hintergrundinformationen. Diese sind leider nicht gelungen eingebracht. Es gibt ständiges Infodumping, vorwiegend durch Unterhaltungen Isas mit Gustav, der ein wandelndes Lexikon ist und zu allen Themen sofort die entsprechenden Fakten detailliert herunter rattern kann. Dies fiel besonders beim Thema BASF auf, als er vier Seiten lang die Firmengeschichte herunter betet, inklusive zahlreicher Jahreszahlen – letztlich ist nichts davon für das Buch wirklich relevant. Auch sonst werden oft artikelartige, nicht relevante Diskurse zu allerlei Themen unternommen.

Dagegen bleibt vieles Entscheidende vage und unbeantwortet. Wir lernen die titelgebende Dora im ersten Drittel des Buches sehr gut kennen, sie wird dem Leser vertraut. Dann erfolgt plötzlich ein Zeitsprung von zehn Jahren, es ist 1937 und wir lesen zwar noch aus Doras Perspektive, erfahren aber kaum noch etwas über sie. Es folgt ein Sprung ins Jahr 1943 und Dora fängt an, dezent mit dem Hintergrund zu verschmelzen und behält wesentliche Aspekte ihrer Persönlichkeitsentwicklung für sich. „Was von Dora blieb“ – letztlich leider viel zu wenig. Mit keinem einzigen Wort erfahren wir, wie sie über das Naziregime denkt, überhaupt wird diese Zeit erstaunlich knapp abgehandelt. Isas Naturspaziergänge, Schwimmbadbesuche und Reminiszenzen nehmen mehr Raum ein als die gesamte Nazizeit. Nachdem der Klappentext genau auf diese Themen (Doras Mann arbeitet bei den I.G.-Farben, Doras Sohn war einige Zeit auf einer Napola) neugierig macht, verfliegen sie fast in Nichts.

Dies mag sicher auch daran liegen, dass die Autorin bei ihrer eigenen Familienrecherche auf viele Fragen keine Antwort bekam – Isas Recherche, sehr sachbuchartig geschildert, zeigt uns, dass sie diesen Fragen nachgeht –, aber ich halte es bei einem Roman nicht für gelungen, so viel unbeantwortet oder vage zu lassen. Natürlich muß nicht jeder lose Faden verknüpft werden, aber bei einem Roman erwartet man einfach mehr Antworten, als es hier geschah. Ich habe beim Lesen mehrfach überlegt, ob ein persönlich gefärbtes Sachbuch, in der Richtung von z.B. „Haltet euer Herz bereit“, nicht stimmiger gewesen wäre. Auch die eher distanzierte Erzählweise paßte für mich nicht ganz – die meisten Charaktere und Geschehnisse berührten mich nicht, viele Motivationen waren nicht erkennbar oder nachvollziehbar und auch die Entwicklung von Freundschaften/Beziehungen geschah oft aus dem Nichts. Die Autorin hat einen journalistischen Hintergrund, vielleicht führte dies zu der oft wenig romanhaften Erzählweise.

So läßt mich das Buch zwiespältig zurück. Es fehlt vieles, was ich relevant fand, dafür gibt es vieles, was ich irrelevant fand. Viele Abschweifungen, wenige Antworten. Sehr lebendige Szenen zu Beginn, dann häufig Langatmiges, zu viel Sachbuch für einen Roman. Dafür aber eine herrliche Schilderung der 20er Jahre, fundierte Recherche – leider oft nicht gelungen eingebracht – und ein herrlicher Umgang mit Sprache, zudem eine an sich durchaus interessante Geschichte, die für meinen Geschmack nur eben sehr anders hätte erzählt werden müssen.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Wer war Dora?

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Isa hat sich erstmal eine Auszeit von ihrer Ehe mit ihrem Mann Paul genommen, der eine Affäre mit einer Kollegin begonnen hatte. Sie möchte gerne mehr über die Vergangenheit ihrer Familie erfahren, speziell ...

Isa hat sich erstmal eine Auszeit von ihrer Ehe mit ihrem Mann Paul genommen, der eine Affäre mit einer Kollegin begonnen hatte. Sie möchte gerne mehr über die Vergangenheit ihrer Familie erfahren, speziell über ihre Grossmutter Dora die immer kühl, herrisch und bestimmend war. Aber auch ihr Vater hatte es sicherlich nicht leicht, musste er doch damals eine Napola Schule besuchen.... Isa versucht mehr über ihre Grossmutter und die Umstände ihrerseits zu erfahren.

"Auch ich brauchte unbedingt eine Pause von den toten Verwandten. "Berührungsscham", hatte mich Gustav einmal gewarnt. "Wenn die Verwandten Schlange stehen, sollte man die Flucht ergreifen". Vielleicht hatte er recht, und wir brauchten den Umweg über die Vorfahren gar nicht, um unsere eigenen Leben zu ordnen." (Seite 214)

Was von Dora blieb...leider kann ich sagen dass ich nach diesem Buch eigentlich nicht mehr von Dora weiss als zu Beginn. Im Ganzen hat mich das Buch eher enttäuscht und hingehalten, der Klappentext kommt nur ansatzweise in diesem Buch vor und erhält keinen grossen Raum.

Es gibt 3 Abschnitte und nur der letzte konnte mich zu Beginn etwas fesseln und mitreissen. Alle anderen haben einen sehr langatmigen und sehr ausschweifenden Schreibstil, man erhält eigentlich null Eindrücke, Nebensächlichkeiten werden aufgebauscht und erhalten viel mehr Raum als nötig. Zum Ende hin habe ich dann nur noch quer gelesen weil es mich null packen konnte.

Dora, die Grossmutter in diesem Buch, ist eine sehr bestimmende Frau gewesen. Warum Isa unbedingt nach ihrer Grossmutter forscht, keine Ahnung, so genau wurde das in dem Buch nicht beschrieben. Den ein oder anderen Ansatz für ein "Vielleicht" gibt es, aber dann war es das schon. Auch hat mich die Geschichte um Isa mehr gestört als weitergebracht. Sie nimmt eine Auszeit von ihrer Ehe, lernt Gustav kennen der auch irgendwie sich mit den Verwandten beschäftigt, sie kommen sich näher und ja, fertig. Dass es vielleicht Parallelen gibt zwischen Isa und Dora, dass hier einfach etwas Logik dahintersteckt - nicht erkennbar.

Dora hätte eine so interesante Person werden können denn sie hat den ersten und zweiten Weltkrieg miterlebt. Doch scheinbar ging vieles an Dora spurlos vorbei, nicht der Krieg setze ihr zu sondern die 3er Freundschaft zwischen Frantek, Maritz und ihr. Doch ihre Wege trennen sich, führen wieder zusammen, gehen neue Wege. Auch Dora blieb blass, ohne Gestalt, nichtsaussagend und unsympathisch. Was noch okay wäre wenn man mehr von Dora erfahren hätte.

Doch die Autorin bedient sich grossen Zeitsprüngen. Wir sind am Beginn des ersten Weltkrieges, dann ist er zu Ende, Dora hat scheinbar alles sehr gut und ohne Probleme verarbeitet. Dann ist 1937 und der zweite Weltkrieg zeichnet sich ab, plötzlich ist 1943 und wieder fehlen Jahre die man nicht nachvollziehen kann. Was hat Dora gedacht oder gefühlt? Wie erging es ihr? Was machte ihr Angst oder Sorgen? Darüber erfährt der Leser nichts.

Der Vater von Isa muste ein Jahr auf die Napola Schule, hier wurde es dann interessant, bewegend und schockierend wie es damals auf diesen Schulen zuging. Das war aber auch die einzige Stelle die ich super umgesetzt empfand. Der Mann von Dora war damals Direktor bei BASF, später IG Farben, jeder der sich mit dem zweiten Weltkrieg beschäfitgt weiss was sie bedeutet. Es wird zwar auch hier, angedeutet, aber gänzlich mal was aufgeklärt wird nichts.

Es ist grosses Potenzial verschenkt worden und was im Klappentext aufgeführt wurde wird hier und da "angerissen" aber mehr auch nicht. Ich weiss auch nicht was die Autorin mit ihrem Buch erreichen wollte. Ich war von diesem Schreibstil und dem ganzen Aufbau und Ablauf des Buches sehr enttäuscht und ja. Nichts für mich.

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Veröffentlicht am 08.05.2021

Das war leider gar nicht meins - schade!

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Dieser Roman, der sich unter anderen mit der Geschichte der Kriegsenkel beschäftigt, war mir bereits in der Vorschau aufgefallen und ist sofort auf meine Wunschliste gewandert. Bei Lovelybooks hatte ich ...

Dieser Roman, der sich unter anderen mit der Geschichte der Kriegsenkel beschäftigt, war mir bereits in der Vorschau aufgefallen und ist sofort auf meine Wunschliste gewandert. Bei Lovelybooks hatte ich Glück und durfte den Roman in einer Leserunde lesen.
Leider fand ich schon zu Beginn kaum in die Geschichte, was ich sehr bedaure, weil das Buch eigentlich genau in mein Genre passt.

Überhaupt nicht identifizieren konnte ich mich mit Isa, der Enkelin, die sich auf Spurensuche macht. Isa erzählt aus ihrer Sicht in der Ich-Form. Sie hat sich vor kurzem von ihrem Mann getrennt und steckt in einer Sinnkrise. Bei einem Besuch bei ihrer Mutter am Bodensee händigt ihr diese einen Koffer mit alten Briefen und Tagebüchern ihrer Großmutter aus. Dabei ist ihr Gustav, ein etwas dubioser Mann, den sie kennenlernt, eine Hilfe. Warum diese Figur in die Geschichte eingeführt wurde und was er bezweckte, ist mir noch immer nicht klar, außer dass er Isa einige Tipps betreffend der Nachforschungen gab.
Der Gegenwartsstrang konnte mich so überhaupt nicht überzeugen. Isa blieb mir völlig fremd und die Erzählung ihrer Suche war unglaublich langweilig.

Der Vergangenheitsstrang, der in der dritten Person erzählt wird, gefiel mir wesentlich besser, konnte mich aber auch nicht überzeugen. Besonders hervorgehoben wurde die Kinder- und Jugendzeit von Dora, als sie die extravagante Maritz kennenlernt. Gemeinsm mit Frantek, Doras Freund aus Kindertagen, beginnen die drei ein Kunststudium am Bauhaus des Ruhrgebietes in den 1920iger Jahren. Die Zeitsprünge sind groß, denn die nächsten Szenen aus Doras Leben befassen sich mit dem Kennenlernen mit dem wesentlich älteren Max, den sie nach einer unglüchlichen Liebe heiratet. Er ist Verwaltungsdirektor der I.G. Farben. In den folgenden Szenen erfahren wir mehr über Doras Sohne Rudolf und Gottfried, Isas Vater, der später an einer der berüchtigten Napola Schulen unterrichtet wird. Aus Gottfrieds Zeit bei der Napola und danach erzählt der dritte Abschnitt des Romans, den ich am spannendsten fand.
Während man diese Fragmente aus Doras Leben erfährt, bleibt der Bezug zum Naziregime komplett unklar. Als Leser erhält man nur Bruchteile. Dabei verliert sich die Autorin oftmals in Kleinigkeiten, erzählt bis ins Detail von Nichtigkeiten, lässt jedoch das Wichtigste außen vor. Man erhält keinerlei Einblicke in Doras Denken und Fühlen während des Kriegens. Dabei schickten Max und Dora ihren Sohn in eine Napola Schule und die I.G. Farben hatte ebenfalls einiges mit den Nazis zu tun. Gerade der Bezug zum Zweiten Weltkrieg und die Folgen für die Kinder und Enkelkinder wären für mich das Interessanteste am Roman gewesen. Oder wollte die Autorin damit die Sprachlosigkeit dieser Generation aufzeigen? Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht.

Beide Frauen entwickeln sich im Laufe der Geschichte kaum weiter und verharren in ihrem konventionellen Rollenbild, auch wenn Dora kurz versucht aus dieser Rolle zu schlüpfen.
Meine Gedanken schweiften beim Lesen immer wieder ab und ich begann teilweise Seiten zu überfliegen und hatte trotzdem nicht das Gefühl etwas zu verpassen. Die Sprache der Autorin ist sehr detailverliebt, die Formulieren sind oftmals sehr poetisch. Das hat mir gut gefallen - allerdings beschreibt sie Szenen, die total unwichtig sind, wie einen Waldspaziergang bis ins kleinste Detail, aber über die Gedanken und Gefühle von Dora während des Zweiten Weltkrieges erfährt man kaum etwas. Dora erschien mir als eine kalte Frau, die ihre Söhne ziemlich lieblos erzog. Genaueres kann ich aber zur Geschichte nicht wirklich sagen, denn die bleibt derartig an der Oberfläche, dass ich mich am Ende selbst frage, was eigentlich von Dora blieb? Mir fällt dazu nicht wirklich etwas ein...

Fazit:
Das war leider gar nicht meins! Sprachlich zwar teilweise sehr anspruchsvoll, aber inhaltlich bewegt sich dieser Roman nur an der Oberfläche. Man weiß am Ende nicht sehr viel mehr, als zu Beginn. Die Bilder von Dora ergeben kein Ganzes und bleiben Blitzlichter in einer doch so ereignisreichen Zeit. Die Story hätte so viel mehr Potenzial gehabt. Schade!

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